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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 16.06.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189306165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18930616
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18930616
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1893
-
Monat
1893-06
- Tag 1893-06-16
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Monat
1893-06
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Jahr
1893
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Der Nationalrath der Schweiz hat, bewogen durch die bei der fürchterlichen Eisenbahn-Katastrophe bei Mönchenstein gemachten Erfahrungen, den Bundesrath aufgefordert, die Haft pflicht der Eisenbahn- und Dampfschiffs-Unternehmungen für Unfälle zu verschärfen. Der Richter soll dem Verletzten oder dessen Angehörigen, auch wenn weder Arglist noch grobe Fahr lässigkeit vorliegt, nach freiem Ermessen Entschädigungen zu- sprcchen können, die höher gehen, als die nachweislichen Ver mögens-Nachtheile. Aus den russischen Ostseeprovinzen, 10. Juni. Eine neuerliche Verordnung des Kurators des Rigaer Lehrbezirks be stimmt, wie schon drahtlich gemeldet wurde, daß Hinfort in sämmtlichen Lehranstalten des Bezirks auch in den Zwischen stunden von Lehrern und Schülern nur russisch gesprochen werden darf. Mit dieser Verfügung nähern wir uns bereits stark den Schulzuständen Polens, ja es scheint, daß diejenigen Recht be halten sollen, die meinen, die Ostseeprsvinzen würden dereinst noch unter die Stufe Polens auf diejenige Litauens herab ge drückt werden. Wie in Polen die polnische Sprache, so würde hier die deutsche als eine feindliche und gefährliche aus dem öffentlichen Verkehr vollständig ausgerottet werden, es würde verboten werden, deutsche Vorträge und Theateraufführungen zu veranstalten, in Restaurants und Kaufläden, auf der Straße sich einer anderen Sprache als der russischen zu bedienen. Der ehemalige deutsche Charakter des Landes spiegelt sich eigentlich nur noch im deutschen Theater und in den deutschen Zeitungen wieder und beide öffentlichen Einrichtungen führen ein recht kümmerliches und sieches Dasein. Das Rigaer Theater ist durch viel Opferwilligkeit der Rigaer Kaufmannsgilde, der liv ländischen und der kurländischen Ritterschaft, sowie zahlreicher Privatpersonen durch eine Garantiezeichnung von 50 000 Rubel jährlich für den Zeitraum von drei Jahren einstweilen allen Sorgen und Fährlichkeiten enthoben worden. Wenn nicht der bekannte „Wetterstrahl von oben" niederfährt, ist also der deutschen Schauspielkunst eine weitere kleine Galgenfrist gesichert. — Die Auswanderungsbewegung aus'unseren Häfen, besonders aus Libau, dauert fort. Auf zwei Züge deutscher Kolonisten folgten beständig sich erneuernde Massenschübe jüdischer Aus wanderer. Auch Polen und Litauer suchen vielfach ihr Heil in der neuen Welt. Die polnische Kolonie in Chicago zählt bereits nach Zehntausendcn. Die Flucht thatkräftiger und arbeits tüchtiger Elemente aus einem der menschenärmsten und produktions bedürftigsten Staatswesen der Welt, eine Bewegung, die einzig in ihrer Art dasteht, spricht wohl beredter, als ganze Bände kulturhistorischer Schilderungen es vermögen, von der Unge sundheit unserer öffentlichen Zustände. Die häufigen Brandschäden in Rußland haben bereits wiederholt die Aufmerksamkeit der Regierung und nicht minder der Landschaften und städtischen Kommunalverwaltungen auf sich gezogen. Im vergangenen Jahre fand zu dem Behufe ein großer Feuerwehrkongreß in Petersburg statt, welcher von Ver tretern aus allen Theilen des Reiches beschickt wurde, und der sich mit allen möglichen Reformplänen beschäftigte. Bald nach dem Schluß des Kongresses war von der Angelegenheit nicht mehr viel die Rede, sodaß es eine Zeitlang fast den Anschein hatte, als gerade sie, wie so manche Anregung in Rußland, in Vergessenheit. Indessen hat man doch im Stillen weiter ge arbeitet. Ganz kürzlich ist nun eine neue russische Feuerwehr- gcsellschaft gegründet worden, deren Zweck darin besteht, sämmt- liche freiwillige Feuerwehren Rußlands in sich aufzunehmen, um durch diese gemeinschaftliche Organisation eine größere Ein heitlichkeit in die Verwaltung und Leitung, sowie in die Thä- tigkeit der Feuerwehren im allgemeinen hineinzubringen. Es giebt freiwillige Feuerwehren in manchen Theilen des Reiches, welche ihre Aufgabe musterhaft erfüllen; in anderen Gegenden wiederum hat man es noch nicht zum kleinsten Verbände ge bracht. Die gutfunktionirenden freiwilligen Feuerwehren in den nordwestlichen Theilen des Reiches könnten bei der neuen Or ganisation als Muster dienen. Vor ganz kurzer Zeit übrigens ging die Negierung noch mit dem Gedanken um, die freiwilligen Feuerwehren überhaupt aufzuheben und durch staatliche Feuer- löschkorps zu ersetzen. Die im westlichen Frankreich wie auch im Süden dieses Landes grassirende Choleraepidemie nimmt anscheinend einen ernsteren Charakter an. Die offenbaren Vertuschungsversuche der französischen Behörden in den betreffenden Landestheilen machen das Uebel nur noch ärger, und die Grenznachbarn Frankreichs haben daher alle Ursache, gegen die ihnen von französischem Boden aus drohende Choleragefahr auf der Hut zu sein. Sollte sich die Cholera in der That von dem Innern Frankreichs aus nach den Grenzen zu ausbreiten, so würde als dann gleich Gelegenheit gegeben sein, die Wirksamkeit der Dresdener internationalen Sanitätsconvention praktisch zu er proben. Paris, 12. Juni. In Montpellier sind zwei Cholera todesfälle vorgekommen. Der Pariser Gemeinderath hat offiziell alle Beziehungen zur Polizeipräfektur abgebrochen und erklärt, daß er das Budget für die hauptstädtische Polizei nicht berathen werde. Obgleich ein solcher Beschluß im Einklänge mit der jüngst gemeldeten Organisation eines Kongresses der sozialistischen Gemeinderäthe von Frankreich zu stehen scheint, darf doch nicht angenommen werden, daß etwa nunmehr in Paris die Wirksamkeit der Polizei eine Unterbrechung erfahren werde. Selbst republikanische Blätter spotten über den Beschluß des Pariser Munizipalrathes, wie denn z. B. die „Republique Franchise" hervorhebt, daß die Beziehungen jedenfalls in der Form fortdauern werden, daß selbst die entschiedensten Gegner des Polizeipräfekten Loze nach wie vor an diesen ihre „Empfehlungen" im eigenen In teresse richten werden. Hauptsächliche Ursache des Verhaltens des Pariser Gemeinderathes ist das rücksichtslose Vorgehen, das der Polizei vorgeworfen wird. Insbesondere wird auf die aus Anlaß der Verurtheilung des Abgeordneten Baudin festgc- stellten Vorgänge hingewiesen. Auch der gegenwärtige Conseil präsident Dupuy wird in diesem Zusammenhänge angegriffen, weil er in den Kammern das Verhalten der hauptstädtischen Polizei am 1. Mai gebilligt habe. Jedenfalls darf man ge spannt sein, wie dieser Konflikt der Staatsbehörde mit dem so zialistischen Gemeinderath gelöst werden wird. Alais, 12 Juni. Gestern sind hier 9 Personen an der Cholera gestorben. Vaterländisches. Wi,ls druff. Wohl ist in dieser Stunde, in welcher wir diese Nummer unseres Blattes ausgeben, die Wahlschlacht ge schlagen, aber alle Wahrscheinlichkeit nach entbrennt auch in unserem Wahlkreis durch eine Stichwahl ein neuer Kampf und deshalb können wir es uns nicht versagen, folgenden beher- Der Verein gegen Armennoth und Bettelei in Dresden für die Militärvorlaze stimmen zu wollen. Herr Häniche" seinerseits erklärte jedoch als Kandidat einer wahren Mittel standspartei nie und nimmermehr für die Militärvorlage stimmen zu können, wenn man ihm vom Regierungstische nicht Gewähr dafür biete, daß die Steuern nicht den Mittelstand immer wieder treffen sollten, selbst auf die Gefahr hin, von den Herren Conservativen im Fall einer Stichwahl mit Herrn Horn, nicht unterstützt zu werden. Herr Hänichen sieht aber voll und ganz ein, daß der Mittelstand weitere Steuern nicht mehr ertragen kann, wenn er nicht elend zu Grunde gehen soll. Zugleich erklärte er aber im Falle einer Stichwahl zwischen Herrn Förster und Herrn Horn mit Freuden seine Stimme für Herrn Förster abgeben zu wollen und ganz besonders auch wiederum mit aller Kraft für die Wahl des Herrn Förster agitiren zu wollen. Wenn solch ehrenwerthes Verhalten dieses Mannes dem Mittelstände nicht durchweg die Augen öffnet, wer es gut mit ihm meint, so ist dies wohlnahezuunerklärlich. Hierauf geißelte Redner, ganz besonders in Hintergersdorf die Sozialdemottatie in so gewaltiger Weise, daß all« Nicht-Demo kraten den Mann, welcher, trotzdem eine Menge Sozialdemo kraten aus Löbtau und andcrweither anwesend waren, noch den Muth hatte, diese in solch einer Weise auseinander zu nehmen, nicht genug 'bewundern konnten. Den Sozialdemokraten aber verging, bis auf einen, welcher sich einen Zwischenruf erlaubte und darauf vom Redner als „rother Hahn und Radaubruder" gewaltig zu Boden geschmettert wurde, allen der Muth, daß sich sogar in der Debatte nicht ein einziger zum Worte meldete. Die Herren Sozialdemokraten bekommen es angesichts des wuchtigen, ihnen weit überlegenen Gegners mit der Angst zu thun und ziehen es nunmehr schon lieber vor, nicht mehr in antisemitischen Versammlungen ihr Licht leuchten zu lassen, in dem sie, wenn sie sich bei solchen Gelegenheiten weise dünkten, regelmäßig zu Narren wurden. Beide Versammlungen haben hoffentlich viel Gutes für unsere Sache gestiftet und unser Wahlkreis sollte durchweg mit Stolz auf seinen, wenn auch jugendlichen, aber dafür um so begabteren und tapferen Kandidaten und so Gott will nachmaligen Abgeordneten Herrn Oskar Hänichen aufblicken. Wir können uns ihm voll und ganz an vertrauen und verehren in ihm den tapferen Kämpfer für Deutschthum, Thron und Altar. — Schmiedewalde, 12. Juni. Am gestrigen Abend wurde der etwa 54 Jabre alte, aus Hirschfeld gebürtige Gott lob Schneider, hinter einem Gehöfte liegend, todt aufgefunden. Der Mann war arbeitslos und hatte kurz vorher in dem Gute um ein Stück Brod gebettelt. Beim Verzehren des erhaltenen Brodes ereilte ihn der Tod. — In Taubenheim bei Meißen ist in jüngster Zeit die Diphtheritis in so starkem Maße aufgetreten, daß die dortige Schule geschlossen werden mußte; mehrere Familien sind durch Todesfälle hart betroffen worden. Auch aus die nächstgelegenen Orte hat sich diese tückische Krankheit ausgedehnt. — Die Frage, ob bei Reichstagswahlen absolute oder relative Stimmenmehrheit entscheidet, wird anläßlich der heute stattgefundenen Wahl vielfach erörtert und begegnet man dabei oftmals irrigen Ansichten. Wir machen deshalb dar auf aufmerksam, daß die Wahl eines Reichstagsabgeordneten durch absolute Stimmenmehrheit aller in einem Wahlkreise ab gegebenen gütigen Stimmen erfolgt. Es ist daher derjenige Kandidat als gewählt zu betrachten, auf welchen sich mindestens eine Stimme mehr als die Hälfte aller im Wahlkreise abgegebenen gütigen Stimmen vereinigt hat. Hat sich auf einen Kandidaten die absolute Mehrheit der abgegebenen gütigen Stimmen nicht vereinigt, so ist eine engere Wahl anzunehmen. Auf die engere Wohl kommen nur diejenigen beiden Kandidaten, welche die meisten Stimmen erhalten haben. Sind auf mehrere Kandidaten gleich viele Stimmen gefallen, so entscheidet daS Los, welches durch die Hand des Wahlkommissars gezogen wird, darüber, welche beiden Kandidaten auf die engere Wahl zu bringen sind. Tritt bei einer engeren Wahl Stimmengleichheit ein, so ent scheidet das Los darüber, welcher von beiden Kandidatenals ge wählt zu betrachten ist. — Die anhaltende Trockenheit ist für die Gärtner inLöb - tau verhängnißvoll. Viele Brunnen geben kein Wasser mehr, so daß die Brunnenbauer zur Zeit sehr viel zu thun haben, um die Brunnen tiefer zu machen uns den Wasserreichthum zu erhöhen. — Ein bedauerlicher Unfall mit tödtlichem Ausgang hat nach dem „Annaberger Wochenblatt" am 7. d. M. Herrn Unter offizier Kohl vom 133. Jnfantrie-Regiment aus Annaberg betroffen. Das genannte Blatt schreibt darüber: Herr Kohl war mit einer Anzahl von Unteroffizieren anderer sächsischer Regi menter seit etwa 8 Tagen zu einer Pionierübung nach Dresden eingezogen. Am genannten Tage manövrirten nun drei Offiziere und sieben Unteroffiziere auf einem sogenannten Tonnenfloß bei Uebigau auf der Elbe. Nachdem bereits ein Unteroffizier in das Wasser gestürzt, aber glücklich wieder herausgezogen worden war, neigte sich im Fortgehen der Uebung durch seitliche Be lastung das Floß auf eine Seite. Die meisten der darauf be findlichen Mannschaft sprangen nun auf die andere Seite, so daß das Fahrzeug sich soweit neigte, daß sämmtlicl'e Offiziere und Unteroffiziere in die Elbe stürzten. Hilfe war schnell zur Hand, so daß Alle gerettet wurden, bis auf den Uuteroffizier Kohl, der auf den Grund gezogen war und dessen Auffindung erst nach 20 Minuten gelang. Die sofort angestellten Wieder belebungsversuche waren umsonst. Die Leiche des jungen Sol daten wurde am anderen Tage unter ehrenhafter militärischer Begleitung — etwa 15 Offiziere und 150 Unteroffiziere aller zigenswerthen Artikel zum Abdruck zu bringen. Zahlreiche Mitkämpfer im Feldzuge von 1870/71 in Dresden halten es für ihre vaterländische Pflicht, zur Reichstagswahl Folgendes öffentlich zu erklären: 1. Zur Größe unserer Erfolge im Deutsch- Französischen Kriege hat es wesentlich mit beigetragen, daß wir in einer Reihe der entscheidensten Schlachten die überlegene Zahl von Kämpfern ins Feuer bringen konnten; so vor Allem in den ersten großen Schlachten des Feldzuges bis zum Tage von Sedan, durch die das Schicksal Frankreichs schon so gut wie besiegelt war. 2. Da, wo wir das Feld gegen eine über mächtige Zahl zu behaupten hatten, hat es uns oft außer ordentlich große, bei Mars la Tour wirklich furchtbare Opfer gekostet. 3. Wer also, wie die Mehrheit des aufgelösten Reichstages, unser Heer nicht einmal dem einen uns drohenden Gegner, Frankreich, an Zahl gleich stark machen will, muthet diesem unseren Heere zu, daß es durch Opfer an Gut und Leben ausgleichen soll, was ihm an Zahl abgeht. 4. Hält unser Volk wirklich solche Opfer seiner besten Söhne — denn der Schlachtentod hält seine Ernte zumeist unter den besten — für wohlfeiler, als Geldopfer im Frieden, die, wenn auch drückend, so doch nicht unerschwinglich sein werden? 5. Will unser Volk wirklich unser Heer in der Minderzahl lassen und so den Feind zu einem Angriff ermuthigen, obwohl Deutsch land an Bevölkerung Frankreich um 11 Millionen Seelen übertrifft und in diesem Ueberschusse an Volkskraft das einzige schließlich entscheidende Mittel hat, um im Wetteifer de>- Rüstungen die Oberhand zu gewinnen und dadurch den Frieden nach menschlicher Berechnung zu sichern? 6. Unser Volk, Preußen voran, ist einst, durch schwere Niederlagen gewitzigt, in der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht ganz Europa oorangegangen und verdankt dem seine Einheit und Macht stellung. Will es nun in der vollständigen Durchführung dieses Ideals der Wehrverfassung seinem unversöhnlichen Gegner den bereits gewonnenen Vorsprung lassen oder will es erst, wie zu Anfang dieses Jahrhunderts, durch neue schwere Er fahrungen, lernen, daß ein Volk nicht ungestraft an seiner Wehrkraft spart? 7. Ist es eine gerechte Vertheilung der Lasten, wenn, wie bis jetzt bei uns, etwa 60000 wehrfähige Leute sich frei losen oder mit einer kurzen Uebung durchkommen, während andere zwei bis drei Jahre ihres Lebens ihrer Wehr pflicht widmen müssen? 8. Wir wissen es aus Erfahrung, daß eine Mobilmachung um so schwieriger wird, je mehr die Stämme des Friedensheeres mit neu eingezogenen Mannschaften belastet werden, und halten deshalb die in der Armeevorlage geforderte Verstärkung der Friedensstämme für dringend nöthig, um den Verzicht auf das dritte Dienstjahr bei den Fußtruppen auszugleichen. 9. Wir, die wir monatelang in Feindesland gestanden haben, wissen es, was es für ein Land heißt, der Schauplatz eines Krieges zu werden, selbst wenn eine Armee so schonend in Feindesland verfährt, wie die unsere sich dessen trotz der gehässigen Verleumdungen der Franzosen rühmen kann, und wie weder Franzosen noch Russen jemals verfahren haben, noch verfahren würden. Sollten wir unser Vaterland diesem Schicksale aussetzen, um einige Millionen zu sparen, die durch einen unglücklichen Krieg in wenigen Wochen hundertfach ver loren sein würden? 10. Wir, die wir die Stimmung des französischen Volkes während des Krieges genugsam kennen ge lernt haben, wissen es auch, daß es eine Lüge ist, wenn die Franzosen behaupten, es sei nur die Zurückforderung von Elsaß-Lothringen, die sie uns nicht verzeihen könnten. Wir wissen, daß dieses Volk in seiner Eitelkeit es nicht überwinden kann, überhaupt besiegt zu sein, und daß es uns eine baldige Revanche hierfür in Aussicht stellte, noch ehe von der Ab tretung von Elsaß-Lothringen die Rede war. Es wäre wohl auch schon lange zu dem Versuche dieser Revanche gekommen, wenn wir nicht durch den Besitz von Metz und Straßburg und die Gewinnung der Vogesengrenze unsere Grenzstellung so außerordentlich verstärkt hätten. Frankreich hat nun deshalb seine Armee unausgesetzt und in bisher nicht geahnter Weise vermehrt und ausgebildet. Nur noch kurze Zeit und es würde sich uns mit Recht überlegen fühlen, wenn wir uns nicht jetzt an seinem Patriotismus ein Beispiel nehmen. Darum, ihr deutschen Männer aller Stände und politischen Richtungen, glaubt uns, daß wir die furchtbare Geißel des Krieges kennen und sie unserem geliebten Vaterlande ersparen möchten. Gebt bei der Reichstagswahl nur solchen eure Stimme, die für die von den deutschen Fürsten und Regierungen geforderte unab weisbare Verstärkung unseres Heeres auf Grund der zweijährigen Dienstzeit eintreten wollen. Sie ist nöthig für die Sicherheit des Vaterlandes und die Erhaltung des Friedens, unter dem allein Handwerk und Industrie, Handel und Landwirthschaft gedeihen können, Männer aller Parteien, seid einig in vater ländischer Gesinnung! — Wenn uns im Laufe dieser Nacht das Resultat der Neichstagswahl in unserem, dem 6. Wahlkreise, bekannt wird, so werden wir dies den Lesern unseres Blattes morgen früh durch eine Extrabeilage zur heutigen Nr. bekannt geben. — Wie wir nun bestimmt hören, geht unser geschätzter Herr Stadtmusikdirektor Jahn von hier weg und zwar nach Dippoldiswalde, woselbst er unter 3 Bewerbern um die dortige Stadtmusikdirektorstelle den Sieg davontrug. Herr Jahn soll mit seinem Chore den Dippoldiswaldoer Bürgern so imponirt haben, so daß man für ihn ganz begeistert ist. Möge Herr Musikdirektor Jahn dort finden, was er hier zuweilen ver- , diktatur eines Rothschild bereits beugen müssen. Nachdem zusammengefochten hat. Redner auch sonst noch seine Stellung zu den wichtigsten - 7 1 ! Tagesfragen ausgesprochen hatte, kam er auf die Erklärung des CUS Wilsdruff. Freiherrn von Burg zu sprechen, welche besagt, daß die Kon- Am 3. Sonntage nach Trinitatis servativen im Falle einer Stichwahl zwischen Herrn Hänichen Vorm. 8 Uhr Beichte. Vorm. 8 Uhr Gottesdienst, Predigt und Herrn Horm nur dann geschlossen für Herrn Hänichen über Ev< Luc. 15, 1—10. Nach der Predigt Feier des h. eintreten würden, wenn derselbe öffentlich erklärt: rückhaltlos Abendmahls. Nachm. 1 Uhr Kindergotteödienst. mißte, nämlich die allseitige Unterstützung des Publikums. — Helbigsdorf, den 14. Juni. Gestern sprach der allerwärts gewünschte und je mehr er bekannt und als ein Waffengattungen — nach dem Bahnhofe gebracht und nach felsenfester, ehrenwerther Charakter erkannt wird, um so mehr Annaberg überführt. gefeierte und allgemein beliebte Kandidat unsers 6. Wahl- Der Verein gegen Armennoth und Bettelei in Dresden kreises, Herr Oskar Hänichen, nachmittags 2 Uhr, in ist durch eine hochherzige Dame, die zu diesem Zwecke Neukirchen und abends 8 Uhr in Hintergersdorf. Nach-!l00000 M. schenkte, ebenfalls in den Stand gesetzt worden, dem Redner zunächst den Standpunkt der Deutschen Reform-!etwa 26 Wohnungen für Arbeiterfamilien und alleinstehende Partei zur Militärvorlage den Anwesenden klar vor Augen unbemittelte Personen, und zwar mitten in der Stadt am Elb- gelegt und damit die m den meisten Blättern betreffs dieser Fäßchen, herzustellen. Diese Wohnungen können vom 1. Oktober Angelegenheit gegen die Reformer ausgesprengtcn Verdächtigungen , ab bezogen werden. Die Preise für dieselben schwanken zwischen entschieden zurückgewiesen hatte, kam er auf die Gefahr zu' 100 und 260 M. Wohnungen für den letzeren Preis sind sprechen, welche unserm deutschen Volke droht, wenn es nicht für größere Arbeiterfamilien bestimmt, die drei Räume brauchen, ganz entschieden Front macht gegen die gewaltig zunehmende' — Ein armer „Reisender", wie er wohl selten zubc- Macht deS Judenthums. Er führte in klaren Bildern an, wie treffen ist, wurde am Freitag beim Betteln in Leipzig-Tho n- fast alle Großstaaten Europas, in erster Linie Oesterreich-Un- berg erwischt und festgenommen. In seinem Besitze fand nian garn, sowie auch das stolze Großbritannien, sich unter die Finanz- ca. 500 M., die er sich, wie er selbst zugiebt, nach und nach
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