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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 07.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189302071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18930207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18930207
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1893
-
Monat
1893-02
- Tag 1893-02-07
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Monat
1893-02
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Jahr
1893
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Don gut unterrichteter Seite wird bestätigt, daß der Kaiser kürzlich bei der Vorstellung der demnächst in das Heer eintretenden Kadetten in scharfen Ausdrücken die noch immer vorkommenden Soldatenmißhandlungen gegeißelt hat. Der Monarch betonte auch, daß solche Ausschreitungen von allen unseren Gegnern im Auslande und von den Feinden der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung im Jnlande mit Eifer aufgegriffen und für ihre Zwecke verwerthet würden. Die kaiserliche Ansprache machte auf alle Hörer einen tiefen Eindruck und wird hoffentlich auch in weiteren Kreisen ihre Wirkung nicht verfehlen. Langenweddingen. Der Personenzug 268 Magdeburg- Halberstadt, welcherden Personenzug 426 Magdeburg-Staßfurt in Langenweddingen überholen sollte, ist auf dieser Station aus noch nicht aufgeklärter Ursache auf den Zug 426 aufgc- fahren. Beide Geleise gesperrt; 3 Reisende und 1 Bahnbe amter haben Arm- und Beinbrüche nicht komplizirter Natur er litten, 7 andere Personen leicht verletzt. Aerztliche Hilfe zur Stelle. Schwerverletzt sind 4 Chausseewärter. Der Personen verkehr wurde theils durch Umsteiqen, theils durch Umleitung aufrecht erhalten. Cuxhaven, 1. Februar. Die hier gelandeten Schiff brüchigen des norwegischen Dampfers „Thekla" erzählten, daß sie 16 Tage hilflos und fast nahrungslos auf dem At lantischen Ocean getrieben seien. Sie haben zuletzt das Fleisch eines durch das Loos bestimmten und getödteten Holländers verspeist. Von 9 Mann der Besatzung seien 5 Mann bereits vorher im Wahnsinn über Bord gesprungen. Essen a. d. Ruhr, 1. Februar. (W. T. B.) Wie die „Westfälische Zeitung" meloet, fand heute früh auf der Zeche „General Blumenthal" bei Recklinghausen eine Explosion schlagender Wetter statt, durch welche 17 Personen sofort ge- tödtet, 18 verwundet wurden; einer der Letzteren ist bereits im Krankenhause gestorben. Köln, 2. Februar. Der Rhein und alle Nebenflüsse sind stark im Steigen begriffen. Am hiesigen Pegel steigt das Wasser stündlich um 15 Centimeter. Das Hafencommissariat ordnete die Räumung der Werft und der Keller an. Aus mehreren Ortschaften des MittelrheinS werden Verheerungen durch Hochwasser berichret. In Bingen wurde der neue Hafen damm theilweise fortgerissen. In Caub, wo die unteren Stock werke der Häuser unter Wasser stehen, wurde die Rheinallee stark beschädigt, ebenso in Bacharach. Vom Oberrhein wird ferneres Steigen des Wassers und anhaltender Regen gemeldet. Vaterländisches. Wilsdruff. Das zweite diesjährige Winterabonnement konzert, welches letzten Donnerstag im Hotel zum Löwen statt fand, war gut besucht. Das 10 Nummern umfassende Pro gramm wurde sehr gut zum Vortrag gebracht und waren alle Besucher gewiß befriedigt. Diesem Konzerte brachte man be sonderes Interesse entgegen, da es unserm verehrten Herrn Mu sikdirektor Jahn gelungen war, einen Contrabaßsolisten in der Person des Königl. Sächs. Kammermusikers Herrn Hugo Lang aus Dresden zu gewinnen. Bürgt uns schon der Name Mit glied der Kgl. Hofthealerkapelle für die Gediegenheit des be treffenden Herrn, so können wir doch gern anerkennen, daß unsere Erwartungen weit übertroffen wurden. Bei der Unhand lichkeit des Soloinstrumentes mußte es wahrlich erstaunlich ge nannt werden, was Herr Lang für Töne demselben zu entlocken wußte. Schon durch die 1. Nummer: „An Alexis send ich dich", Introduktion und Variationen für Contrabaß von Kegl, mußte jeder Besucher die Künstlerschaft Herrn Langes aner kennen. Die klare, technisch reine, künstlerische Art des Spieles macht unserer Dresdner Musikhochschule alle Ehre und mußte wohl gar der, welcher für den Contrabaß als Soloinstrument keine Sympathie hatte, die zu erreichende Meisterschaft in den Flageolettönen bei der Fantasie über „Webers letzten Gedanken" von Kohl bewundern. Daß nach dieser Nummer das Publi kum gern eine Zugabe hören wollte, war nicht wunderlich. Als solche spielte Herr Lang das Lied: „Ich kenn ein Aug" von Reichardt. Unsere Stadtkapelle, welche zu den Solonum mern die Begleitung übernommen hatte, entledigte sich ihrer Aufgabe ausgezeichnet und bezüglich des allgemeinen Feblers, daß die Begleitung bei Solovorträgen gewöhnlich zu stark ge spielt wird, möchten wir hier eher das Gegentheil behaupten. Der Vortrag der übrigen Orchesternummern war auch so, daß über die Leistungen unserer Kapelle nur allgemeines Lob an diesem Abende den Ausführenden zu zollen war, da Exaktheit und Reinheit des Spieles nur Anerkennung und alles Lob ver dienen. Wie wir hören, ist auch der Muse Terpsichore an diesem Abende ihr Tribut gezahlt worden, so daß Herr Direktor Jahn mit Freuden auf sein zweites wohlgelungenes Abonne mentkonzert zurückblicken dürfte. — Röhrsdorf. Vorigen Donnerstag feierte der hiesige landw. Verein seinen Familienabend, welcher sehr zahlreich besucht war. Bei der Tafel brachte der Vorsitzende, Herr Kirchschullehrer Hientzsch, den ersten Toast aus auf unsern allverehrten König Albert. Begeistert stimmten die Anwesenden ein und sangen darauf „Den König segne Gott!" Im weitern Verlaufe des fröhlichen Festes toastierte Herr k. Or. Siedel auf den Verein und feinen Vorsitzenden und überreichte dem letzteren im Namen des Vereins einen prachtvollen Ehren humpen mit den Bildnissen der Kaiser Wilhelm I., Friedrich III. und Wilhelms II. Als Widmung hatte man eingravieren lassen: „Zur Erinnerung an den landw. Verein zu Röhrsdorf 1893." Diese Ehrengabe wurde völlig unerwartet überreicht und somit wurde auch große Freude angerichtet, welche sich wieder kund gab in einem Hoch auf die werthen Vereinsmitglieder. Hochs wurden noch ausgebracht auf das Festkomitee, bestehend aus den Herren Maune in Röhrsdorf, Döhnert in Pinkowitz und Mertig und Beyrich in Naustadt und auf viele Frauen der Vereinsmitglieder, welche den Saal so herrlich dekoriert hatten, auf Herm k. Or. Siedel, auf die frühem Vorsitzenden Herrn Gießmann und Herrn Simon, auf die Redner und Schweiger im Vereine pp. Nach aufgehobener Tafel folgte ein Tänzchen, welches die AnwesRden bis zu später oder besser bis zu früher Stunde fröhlich veisammen hielt. Volles Lob ernteten Herr und Frau Hentschel für die gute Bewirthung, welche sie ihren Gästen angedeihen ließen. Möge der landw. Verein zu Röhrsdorf auch fernerhin gedeihen! — Der Reformverein zu Kesselsdorf wird seine nächste Versammlung Sonntag, den 19. d. M. im Fehrmann'schen Gasthose daselbst abhalten, in welcher die Satzungen des Vereins zur Berathung gelangen sollen. Die Zahl der Mitglieder ist bereits auf 60 gestiegen. — Die Bewegung in frischer Luft ist die Grundbe dingung zur Erhaltung der Gesundheit und besonders in der! jetzigen rauhen Jahreszeit keineswegs zu vernachlässigen. Am empfehlenswerthesten für die Reinigung des Blutes und zur An regung und Stärkung aller Funktionen im Körper sogar von unberechenbarem Werthe ist sie des Morgens. Die Bewegung beschleunigt das Athmen und durch die tieferen und öfteren Athemzüge wird viel des so sehr nöthigen Sauerstoffs in der Lunge vom Blute ausgenommen, welcher dasselbe Hellroth färbt und in der erforderlichen Weise verdünnt, es überhaupt auf den normalen Stand bringt. Die erschreckend große Zahl der bleich süchtigen Mädchen leidet an verdicktem und falsch zusammen gesetztem Blute, die bleiche Hautfarbe zeigt nicht wenig Blut an, sondern daß dasselbe wegen seiner Verdickung nicht in die Adern, die sich an der äußersten Haut befinden, zu dringen vermag. Eine Morgenbewegung ist hier von viel besserer Wirkung, als Eisentropfen; das zeigen die sich röthendcn Wangen. Das einzige dabei zu Vermeidende ist jetzt im Winter Er kältung und Durchnässung der Füße und bei Kranken An strengung. Wie weit bei diesen die Bewegung ausgedehnt werde, zeigt die Beobachtung des körperlichen Wohlbefindens. Dem Gesunden dagegen ist eine kleine Anstrengung gleich des Morgens im Schnee nur dienlich, der genaue Beobachter seines Körpers wird eine Stärkung des Appetites und Beförderung der Leichtigkeit in der Ausscheidung deutlich wahrnehmen. Die vermeintliche Unannehmlichkeit, am frühen Morgen sofort in Wind und Wetter hinaus zu müssen, wird nicht nur belohnt durch erhöhten Genuß beim Nehmen der Speise, sondern wird bei einiger Gewöhnung selbst eine Freude, wie man an den Kindern wahrnehmen kann, denen es meistens eine Lust ist, in Schnee und Schneewetter, bei Kälte und Eis hinausstürmen zu dürfen, weil sie oft noch abgehärteter sind, wie die ver weichlichten Eltern. Die Mutter, welche ihr Kind des Wetters wegen in der Schule krank melden läßt, nimmt sie ihrem Kinde ein Hauptbeförderungsmittel der Gesundheit. Im Uebrigen ist alle Bewegung das beste Mittel gegen Kälte. — Die „Kreuz-Zeitung" bringt in ihrer letzten Nummer Folgendes: „Von Dresden sowohl wie aus anderen Gegenden Sachsens sind Petitionen gegen die Wiederzulassung der Jesuiten an den Reichstag theils abgegangen, theils zur Absendung nahezu fertig gestellt. Einzelne der Petitionen sind mit vielen tausend Unterschriften bedeckt, die Dresdner soll mehr als 23000, die Chemnitzer mehr als 40000 Namen tragen. Das Merk würdigste aber ist, daß sich thatsächlich so manche Katholiken unter den Unterzeichnern befinden — eine neue Bestätigung der alten Erfahrung, daß der Ultramontanismus unter der katholischen Bevölkerung Sachsens keinen Boden gewinnen kann. Ebenso wenig mag es einem Zweifel unterliegen, daß das be kannte Auftreten des Bischofs Dr. Wahl in einer der letzten Sitzungen des vorjährigen Landtages, so maßvoll dasselbe der Form nach war, in der gesammten Bevölkerung (mit Ausnahme der ungläubigen Sozialdemokraten) einen Stachel hinterlassen und auf die außerordentliche Betheiligung an den Petitionen eingewirkt hat." — Am Sonntag Abend, als der 6 Uhr 15 Min. auf dem Böhm. Bahnhofe in Dresden eintreffende Zug von der Station Deuben abfuhr, fiel der Bremser Paul aus Dresden vom Zuge, wurde überfahren und auf der Stelle getödtet. Es ist dies innerhalb acht Tagen der zweite Unglücksfall auf dieser Strecke. — In Potschappel spielten am Mittwoch Vormittag mehrere Kinder an dem durch das Thauwetter bereits stark an- geschwollenen Weißeritzflusse. Als der 10jährige Knabe des Nachtwächters Klemm ein Stück Holz aus dem Wasser ziehen wollte, glitt er hinein und konnte erst in der Nähe der Friedrich- August-Hütte den Wellen entrissen werden; leider hatte er be reits sein junges Leben aulgehaucht. — Viele Familien, die zur Auswanderung aus Sachsen nach Amerika veranlaßt wurden, kehren gegenwärtig nach ihrer alten Heimath wieder zurück, um manche trübe Erfahrung reicher und nachdem sie bitterstes Elend gekostet haben. Auch diejenigen Arbeiter, die zur Einführung von gewissen Industrie zweigen in den letzten Jahren nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika gelockt worden sind, kommen jetzt mit Klagen zurück; ihr Verdienst wurde schlechter, die Preise für alle Le bensbedürfnisse waren allzuhohe, und das „vielgepriesene Land der Freiheit" hat ihnen nur Unheil gebracht. Viele, so äußern sie, kämen Hern zurück, wenn ihnen dies nur möglich wäre. — Die Thatsache, daß nach den Bestimmungender neuen Militärvorlage für die Oekonomie-Handwerker nach wie vor eine dreijährige Dienstzeit beibehalten werden soll, hat dem Verbände sächsischer Schuhmacher-Innungen Veranlassung ge geben, einen Protest auszuarbeiten, der dem Reichstage über mittelt worden ist. Es wird dagegen Stellung genommen, daß sortan diese Handwerker mit den Bestraften auf gleiche Stufe gestellt werden; ferner wird bedauert, daß die Regierung sich nicht entschließen kann, die Anfertigung der Kleidungsstücke dem freien Gewerbe zu übertragen oder sie wenigstens in den Zuchthäusern Herstellen zu lassen. Die jungen Leute, die bald nach beendigter Lehrzeit beim Militär einzutretcn haben, hätten nach sechswöchiger Ausbildung mit der Waffe in den Oekonomie- Werkstätten eine rein schablonenmäßige Maschinenarbeit zu ver richten, würoen so für eine weitere Verwendung im Handwerk meist untauglich und suchten dann Unterkunft in den Fabriken. Das Schuhmacher- und ebenso das Schneidergewerbe würden davon schwer betroffen, und die Erregung und Verstimmung, die in Handwerkerkrcisen Platz gegriffen habe, seideshalb wohl begreiflich. Junge Leute würden sich in der Folge von diesen Zweigen des Handwerks fernhalten, weil es Ihnen größere Lasten aufbürde. Der Reichstag wird daher dringend ersucht, dieser das Schuhmacher- und Schneider-Handwerk sehr schwer schädigenden Gesetzesbestimmung die Zustimmung zu versagen. — Neber den Stand des Schulwesens im Königreiche Sachsen liegen folgende statistische Mittheilungen vor, die all gemeinerer Beachtung werth sind: Es bestanden im Jahre 1891 im Königreich Sachsen: 5 Hochschulen mit zusammen 294 Dozenten und 4027 Studirenden; 17 Gymnasien mit 439 Lehrern und 5537 Schülern; 10 Realgymnasien mit 241 Lehrern und 3381 Schülern; 28 Realschulen mit 356 Lehrern und 6134 Schülern; 19 Seminare (einschließlich 1 katholischen und 2 Lehrerinnen - Seminaren) mit 267 Lehrern und Lehrerinnen und 2650 Schülern; 1 Turnlehrbildungs - Anstalt mit 5 Lehrern, 30 kursirenden Lehrern und Lehrerinnen und 1400 Schülern verschiedener Anstalten; die Zahl der vorhandenen Volksschulen betrug 2171 öffentliche evangelische, 39 öffentliche römisch- katholische, 17 Vereins- und Stiftsschulen, 60 Priyatschulen, insgesammt 2287 Volksschulen. An Lehrkräften waren an diesen Schulen thätig 8797, die Schülerzahl war 591084. Fortbildungsschulen gab eS 1943. Außerdem 208 Schulen für verschiedene militärische, gewerbliche, industrielle, landwirth- schaftliche und Kunst-Zwecke. — Die kleinsten Schulen in Sachsen sind Bärenburg b. Altenberg i. Erzgeb. mit 13 Kindern, Kottenhaide b. Auerbach i. V. mit 5 Kindern und Gürth b. Brambach mit 13 Kindern. — Die diesjährige Ost ermesse in Leipzig beginnt am 17. April und endet am 6. Mai. — Freitag, den 10. Februar, Nachm. 4 Uhr wird die Oekonomische Gesellschaft im Königreiche Sachsen ihre 4. ,or-f dentliche Vortragsversammlung im Winterhalbjahre 1892/93 in der Deutschen Schänke zu den „Drei Raben", Dresden-A., Marienstr. 20 abhalten. Herr Prof. Dr. Schreiber, Direktor des Königl. sächs. metereologischen Instituts zu Chemnitz wird sprechen: „Ueber die in Nordamerika angcstellten Versuche zur künstlichen Erzeugung von Regen" nach dem amtlichen Bericht des vom landwirthschaftlichen Amt der Regierung der Vereinigten Staaten hierzu bestellten Specialagenten. Im Jahre 1891 kamen wiederholt Nachrichten au« Amerika zu uns herüber, wonach es gelungen sein sollte, durch Abbrennen von Explo- sionsstoffen in den rcgenarmen Gebieten der Vereinigten Staaten Nordamerikas künstlich ergiebige Regenfällc zu erzeugen. Die Sache erregte um so mehr Aufsehen, als cs sich hierbei um Arbeiten handelte, zu denen der Senat einen nicht unerheblichen Geldbetrag bewilligt und zu deren Ausführung der Landwirth- schaftsminister der Vereinigten Staaten einen Kommissar, aus gerüstet mit den weitgehendsten Vollmachten, ernannt hatte. Nachdem nun der amtliche Bericht dieses Kommissars im Druck erschienen ist, wird der Herr Vortragende an der Hand dieses Berichts ein ausführliches Referat über die Angelegenheit in vorgenannter Versammlung der Oekonomischen Gesellschaft i. K. S. geben. Eintrittskarten für Nichtmitgliedcr sind in der Kanzlei der Oekon. Gesellschaft i. K. S. — Wiencrstr. 1311. — während der Vormittagsstunden kostenlos zu entnehmen. Durch Mitglieder eingeführte Gäste sind jederzeit willkommen. — Wie leichtsinnig und frivol mit der Heiligkeit des Eides umgegangen wird, dafür lieferte eine SchwurgerichtSver- haudlung zu Chemnitz einen sprechenden Beweis. Weil sie von ihrem Dienstherrn, dem 58jährigen Gutsbesitzer Lippmann aus Schweikershain, eine neue Schürze versprochen erhielt, ließ sich die 22jährige Dienstmagd Uhlmann aus Ringethal ver leiten, in einer Privatklagesache L.'s einen Meineid zu schwören. Sie wurde zu 2 Jahren Zuchthaus, Lippmann zu 3 Jahren Zuchthaus verurtheilt. — In Opitz bei Bautzen fand man am verflossenen Montag den Häußler Pech in seiner Behausung todt auf; er ist wahrscheinlich erfroren. Pech war ein eigenthümlicher Mann. Sein Häuschen, das er allein bewohnte, war fast zerfallen, zum Dach regnete und schneite es herein und durch die Fenster pfiff der Wind. Möbel gab es nicht im Hause, nicht einmal ein Bett. Auf einem Gerölle, das einst ein Tisch gewesen sein mag, schlief er auf Stroh und da ist er auch gestorben. — Döbeln. Ein bedauerliches, allgemeine Theilnahmc erweckendes Unglück ereignete sich am Donnerstag gegen Abend auf der Bahnstation Gadewitz an der Döbeln-Mügelner Schmal spurbahn. Der hiesige praktische Arzt, Herr vr. Gaudlitz, welcher von einem Krankenbesuche zuruckkchrte, wollte daselbst bei Abgang eines Zuges noch denselben besteigen, versah aber bei der auf der dortigen Station herrschenden Dunkelheit das Trittbrett und gerieth unter die Räder des kommenden Wagens. Es wurden ihm hierbei beide Beine am Unterschenkel vollständig zertrümmert, sodaß noch am Abend, nachdem der Schwerver letzte mittels Bahnsiechkorbes nach seiner Wohnung gebracht war, eine Amputation nöthig wurde. — Der „Pirn. An;." schreibt: „Im Konkurs des Mühlen besitzers Richter in Dittersbach a. E. gehen über 800000 Mark verloren. Der ländliche Schwindler giebt also den ge riebensten Berliner verkrachten Bankiers wenig nach. Die Schulden betragen 890000 Mark und der ganze Besitz nur 72 000 Mark. — Der Stadtgemeinderath in Plauen i. V. hat in seiner Dienstag-Sitzung beschlossen, daß die bei der Stadtkasse in Höhe von 100000 Mark angesammelten Steuerstrafgelder (dieselben rühren aus der Staatssteuer her) sammt Zinsen zur Errichtung eines Theaters verwendet werden. Die Stadt hat schon 1890 einen Platz für das Theater bestimmt und der seit drei Jahren bestehende Theaterverein etwa 48000 Mark aufgebracht, so daß an der Erfüllung der Summe von 200 000 M., auf welche das Theater zu 1000 Sitzplätzen veranschlagt ist, noch reichlich 50000 Mk. fehlen. Der letzte Odenstein. Originalroman von Henrik Westerström. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Aufrichtig gestanden, fühle ich mich seit wenigen Tagen schon recht matt", bemerkte der alte Mann zögernd, „es mag wohl von dem vielen ungewohnten Wandern kommen. Aber das soll mich doch nicht zurückhalten die Wege meines jungen Herrn zu überwachen." „Sie muthen sich zu viel zu, mein Freund," sagte Fräulein von Erminger bekümmert, „bedenken Sie eine Gcbirgstour, von der ich ihn sicherlich nicht abzubringen vermag, wenn er sich dergleichen einmal vorgenommen bat. Finden Sie nicht auch, daß er in letzter Zeit einen starken Eigenwillen, ja, so gar häufig kindischen Trotz gezeigt hat, wo es sich darum handelte, irgend etwas, ich will nicht gerade sagen Unschickliches, dazu ist er'ganz unfähig, aber doch Ungehöriges zu begehen?" „Freilich, freilich, — erst kürzlich, als er mit der jungen Engländerin nach Monako fahren wollte, was doch höchst un passend war, und Sie ihm auch geziemend verwiesen. Diese Miß Drummond, die mindestens ihre sieben Jahre älter ist als Herr Magnus, sollte sich schämen, so ungenirt mit dem jungen Herrn umzugehen, ich begreife nicht, daß ihre Frau Tante —" „Ah, das hat seine eigene Bewandtniß mit dieser Tante," unterbrach ihn Fräulein von Erminger unruhig, „Missis Reed ist eine sehr respektable Dame, doch leider, was ihre Existenz anbetrifft, gänzlich auf ihre exzentrische Nichte angewiesen, welche von Haus aus sehr reich ist, während die Tante gar kein Ver mögen besitzt. Sie kann mit der eigenwilligen und launen haften Person Nichts anfangen und fühlt sich sehr unglücklich." „Das begreife ich", sagte Winkel nachdrücklich.
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