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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 17.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189301171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18930117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18930117
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1893
-
Monat
1893-01
- Tag 1893-01-17
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Monat
1893-01
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Jahr
1893
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Donnerstag, den IS. dss. Mts., 10 Uhr Vormittags ^langen an hiesiger Gerichtsstelle folgende Gegenstände, als: l Uniform, 2 Hobelbänke, 2 Raubänke, 3 Doppel- und 1 Schlichthobel, 6 Stemmeisen, 3 Sägen und verschiedene andere Gegen- tände zur Versteigerung. Wilsdruff, den 12. Januar 1893. Rend. »«»el», Ger.-Vollz. be ¬ kommenden Personenzug wurde kurz nach dem Verlassen der zu- >st. der Kommunikanten betrug 1168, hierunter befanden sich Konfirmanden. Die Sammlungen für kirchliche Zwecke trugen insgesammt 517 Mk. 35 Pf. — Anzeigen, welche man einer Zeitung zur Aufnahme sendet, müssen deutlich geschrieben sein. Wer gewöhnt bereits vor einigen Jahren die auf die Morgenstcrn'sche Hinter lassenschaft gesetzten Hoffnungen als durchaus aussichtslos be- zeichner, da amtliche Nachforschungen nie eine Spur der Erb schaftsmasse ergeben hätten und übrigens nach niederländischem Rechte selbst bei Vorhandensein der Hinterlassenschaft und Nach weis der Erbberechtigung derartige Ansprüche regelmäßig in 30 Jahren verjähren, die Ansprüche der Morgensternschen Erben hiernach also bereits seit 1780 verjährt wären. — In Lotzdorf bei Radeberg stellte am Sonnabend Vormittag eine Frau, im Bergriff die Stube zu scheuern, einen Topf mit siedend heißem Wasser auf die Stubendielen, gab aber nicht Obacht darauf, daß sich ihr zweijähriges Kind dem Topfe näherte. Dasselbe riß den Topf um und verbrühte sich dadurch furchtbar am ganzen Körper. Leider ist es dem sofort zu Rathe gezogenen Arzte nicht möglich gewesen, das Kind am Leben zu erhalten, denn am Sonntag Nachmittag ist dasselbe seinen schrecklichen Wunden erlegen. — Schon seit einiger Zeit ging in Wurzen das Gerücht, daß in einem dortigen Restaurant das Hazardspiel eifrig ge trieben werde. Es soll wiederholt vorgekommen sein, daß Arbeiter nicht nur ihren ganzen Wochcnlohn verloren, sondern auch Uhren, Ketten und andere Werthsachen versetzten, um weiter spielen zu können. Manche Familie soll dadurch in bittere Noth gekommen sein, denn der Mann brachte anstatt des Wochen- oder vierzehn tägigen Lohnes ein leeres Portemonnaie mit nach Hause. In der Nacht zum Sonntag gelang es, wie das dortige „Tage blatt" mittheilt, endlich der Polizei, das Spielnest auszunehmen. Die Spieler, etwa 12 an der Zahl, hatten sich eingeschlossen, flüchteten aber eiligst, als die Polizei eintrat, doch konnte der Name des Bankhalters festgestellt und eine kleinere Summe Geldes beschlagnahmt werben. — Im Vogtlande hat sich eine Bande eingenistet, deren Mitglieder daraus ausgehen, Schwindel mit falschem Gelbe zu treiben, in der Absicht, gutes Geld dafür zu erhalten. Schon sitzen bekanntlich einige solcher Leute hinter Schloß und Riegel, neue stehen aber wieder auf. So wird aus Lengenfeld berichtet, daß am vorigen Sonnabend zu einer Frau in Abwesenheit ihres Mannes ein Unbekannter gekommen sei, der ihr falsches Geld zum Kaufe angeboten habe. Leider ist es nicht geglückt, den Betrüger festzunehmen. So viel bekannt ist, führen diese Gauner Musterbücher mit anscheinend echtem Papiergelde. — Durch den am 12. d. M. Abend« von Chemnitz züglich der königl. sächsischen Truppentheile folgendes zu entnehmen: Das 105. Infanterie-Regiment soll per Bataillon auf 660 Mann, die übrigen Bataillone einschließlich Jäger, auf 632 Mann gebracht werden. Die Kavallerie-Regimenter werden um je 5 Unteroffiziere, 10 Gemeine und 15 Pferde! auf den mittleren Stand von 700 Mann gebracht. Für Sachsen Haltestelle Limmritzder zur Bahnmeisterei Waldheim ge- ist die Errichtung eines Kavallerie-Ersatz-Stamm-Cadres mit hörige, in Limmritz stationirte Streckenarbeiter Pönisch so un- wutsche Volk zugejubelt und das auch unsern Kaiser zu edler Begeisterung entflammt hat, ist in neuerer Zeit vielfach miß- waucht worden. In einem nationalliberalen Blatte wurde vor einigen Tagen der berühmt gewordene Ausspruch des Alt reichskanzlers dem Grafen Caprivi entgegengerufen, dessen be kannte Ausführungen in der Militärkommisston des Reichs kanzlers als ein „Appel an die Furcht" bezeichnet wurden. Eine solche Auslegung der von echt patriotischen Geiste durch wehten Rede des jetzigen Reichskanzlers ist unwürdig und thörichr zugleich und kann nur aufs allerlebhafteste bedauert werden. Seit wann nennt man es Furcht, wenn man sich wappnet, drohenden Gefahren zu begegnen? Weit entfernt von wildem Pessimismus, hat Graf Caprivi mit Klarheit und wür digem Ernst auf die Gefahren hingewiesen, auf welche wir uns gefaßt machen müssen, wenn wir unser Vaterland vor Feinden icherstellen wollen, mit denen wir zwar für den ersten Augen- ilick nicht zu rechnen haben, die aber in nicht allzu ferner Zeit zur Macht gelangen können. Sollen wir vor solchen Gefahren, >ie durch nicht vorherzusehende Umstände und Vorgänge schon ehr bald aktuell werden können, die Augen verschließen? Das wäre nicht Muth, sondern Verblendung, ja mehr als das: es wäre sträfliche Leichtfertigkeit. Sorgen wir dafür, daß wir uns nicht einstens fürchten müssen — das ist der Kern der Aus- ührungen des Reichskanzlers. Das Bild, welches er vor den Augen der Mitglieder der Kommission entrollte, war nicht das Bild der gegenwärtigen Konstellation, es war vielmehr das Bild, welches der vorsorgende Staatsmann, wenn auch nur als mög liche Konsequenz der heutigen Verhältnisse, als Zukunftsbild vor Augen haben muß, um durch rechtzeitige Vorkehrungen >en Ereignissen der Zukunft mit dem Bewußtsein erfüllter Pflicht begegnen zu können. Es war das Bild des Zukunfts krieges, den zu vermeiden sich die Dreibundspolitik zur Aufgabe gemacht hat, dem wir aber gerüstet entgezenstehen müssen. Für den Großfürsten-Thronfolger von Rußland werden der „A. R. K." zufolge Gemächer im Kgl. Schloß zu Berlin bereit gehalten. Der Großfürst-Thronfolger steigt auf besonderen Wunsch des Kaisers Wilhelms nicht in der russischen Botschaft ab. Seit Kaiser Nikolaus'Zeiten hat kein russischer Besucher im Hohenzollernschloß an der Spree gewohnt. In Oesterreich ist das endlose Schneegestöber nachge rade zur Kalamität geworden, der Verkehr erleidet mannigfache Störungen; der ungewöhnliche Frost hat zwei Bahnunfälle ver anlaßt, wobei mehrere Personen verwundet wurden. Durch die Kälte und die riesigen Schneemassen sind im Wildstand sowie in der Vogelwelt arge Verheerungen angerichtet. Der „Figaro" läßt sich aus Wien über ein auffallendes Hofereigniß berichten. Decrais, oer französische Botschafter, der zeit Senior des Diplomatenkorps, habe beim letzten Hoffeste dem Kaiser Angesicht zu Angesicht gegenüber gestanden, Fran; Joseph habe ihn übersehen und, statt ihn anzusprechen, das Wort an den Obersthofmeister Hohenlohe gerichtet. Um sich völlig zu versichern, daß eine Absicht vorliege, habeDecrais sich ein zweites Mal dem Kaiser gerade in den Weg gestellt, Fran; Joseph sei aber wieder vorbeigegangen, ohne ihn zu bemerken und anzureden. vernünftigen Grund begonnen, aber Vertragsbruch, Widerstand gegen die Staatsgewalt und Untreue würden im deutschen Reiche nie zum Siege führen. (Beifall) Abg. Frhr. v. Stumm (freik.) macht die Socialdemokratie für den Ausstand verant wortlich und für die Entmuthigungen in den Kreisen der Ar beitgeber. Der Ausstand im Saarrevier sei äußerst frivol be gonnen, da die Bergleute eine sehr gute Stellung gebabt hätten. Redner wünscht, daß die Bergbehörde alle Arbeiter entlassen hätte, welche binnen 3 Tagen die Arbeit nicht wieder ausge nommen hätten. Handelsminister v. Berlepsch schildert die Ent stehung des Streiks, die auf Verhetzung zurückzuführen sei. Die Arbeiter hätten hohen Lohn und hätten keine zu lange Ar beitszeit, auch seien sie nicht schlecht behandelt worden. In die Koalitionsfreiheit der Arbeiter wolle die Bergbehörde nicht ein greifen, doch werde sie unbedingt auf Ordnung halten. Alle aufhetzenden Elemente würden dauernd entlassen. Am Freitag wurde die Berathung fortgesetzt. Abg. Barth (freis.) schließt aus dem Ausstand im Saarrevier, daß dort doch etwas nicht stimmen müsse und ersucht um Klarstellung. Mit dem Ver halten der Bergbehörde während des Ausstandes ist Redner einverstanden. Eine Abhilfe gegen Nothstandsfälle erblickt der Redner nur in der völligen Aufgabe der Wirthschaftspolitik des Fürsten Bismarck. Abg. Graf Kanitz (kons.) ist der Ansicht, daß der Nothstand nur durch die Uebervölkerung in den Groß städten herbeigeführt werde, während auf dem platten Lande Arbeitermangel herrsche, und das alles geschehe, während die Getreidepreise, die man früher als Grund des Elends be zeichnete, äußerst niedrig seien. Man möge doch die brodlosen Arbeiter aus den Großstädten auf das platte Land zurückschicken. Im Saargebiet sei vor allem strenge Disziplin nöthig. Abg. Auer (Soz.) hält die Behauptung seiner Partei vom Nothstand im deutschen Reiche aufrecht, wenn derselbe vielleicht auch nicht bis in die Ministerhotels gedrungen sein möge. Redner be streitet, daß die Socialdemokratie den Streik im Saarrevier veranlaßt habe, sie könne also auch nichts thun, um denselben zu beendigen. Der Ausstand sei durch den Unwillen der Ar beiter über die neue Arbeitsordnung hervorgerufen. Nachdem die Minister v. Bötticher und von Berlepsch mehrere Aeußerungen des Abgeordneten Auer richtig gestellt, wird die Weiterberathung auf Sonnabend vertagt. „Wir Deutsche fürchten Gott und sonst nichts in der Welt!" Dieses stolze Bismarck-Wort, dem einst das gesammte Vaterländisches. — Wie nicht anders zu erwarten war, hat der vorigen Freitag in den Abendstunden ausgebrochene Schneesturm dem Eisenbahnverkehr bedeutende Schwierigkeiten bereitet, die na mentlich im Gebirge und im westlichen Theile unseres Vater landes bis zur gänzlichen Einstellung des Betriebes geführt haben. Der Nachts 2 Ubr von Reichenbach nach Dresden ab gelassene Personenzug blieb bei Neumark in den Schneewehen sitzen und alle Anstrengungen, den Zug freizubekommen, blieben erfolglos. Der Vormittags-Schnellzug und der Früh-Personen- zug konnten infolgedessen nicht von Reichenbach abgelassen wer den. Von Chemnitz aus wurden deshalb Sonderzüge in Ver kehr gesetzt, um wenigstens den Reisenden auf der Strecke Chemnitz-Dresden Fortkommen zu bieten. Vollständig unfahr bar waren Sonnabend früh die Bahnlinien Burgstädt-Witt- gensdorf, Meuselwitz-Ronneburg, Meuselwitz-Zeitz, Zwickau- Stenn, Falkenstein-Grünberg, Oschatz-Döbeln, Zittau-Reichenau, Zittau-Oybin und Jonsdorf-Bertsdorf. Auch der Frühzug von Wilsdruff blieb bei Keffelsdorf im Schnee stecken, nach einer Stunde harter Arbeit gelang es aber, den Zug nach Potschappel durchzubringen. Vielfach trafen die direkten Schnell züge ohne den Anschluß von der Nachbarbahn in Dresden ein, ein Beweis, daß auch in anderen Theilen Deutschlands und in Oesterreich ein gleich starker Schneesturm die Eisenbahnlinien unfahrbar gemacht hat. — Grumbach. Kirchliche Nachrichten der hiesigen Pa- rvchie vom Jahre 1892: Kommunikanten waren 1250, darunter 42 neu konfirmirte; geboren wurden 53 Kinder, darunter 5 uneheliche; Trauungen fanden 12 statt; gestorben sind 32 Per sonen. Vergleicht man das Jahr 1892 mit189l, so wurden 2 Kinder mehr geboren, 2 Paare weniger getraut und 8 Per sonen weniger begraben und gingen 36 Personen mehr zum heil. Abendmahl. Die Seelenzahl der Parochie beträgt 1670. 3 Offizieren, 11 Unteroffizieren, 35 Gemeinen und 50 Dienst pferden geplant. Die 3 auf Sachsen entfallenden neuen Feld batterien erhalten den mitleren Stand, hierzu kommt noch ein neuer Abtheilungsstab für fahrende Feld-Artillerie. Die vor handenen Batterien werden um je 10 Mann erhöht. Die Ver mehrung des sächsischen Armeekorps würde also umfassen 12 Infanterie-Bataillone, 1 Kavallerie-Eskadron, 1 Abtheilungsstab und 3 Feldbatterien, 1 Kompagnie Fuß-Artillerie, 2 Pionier- Kompagnien, 1 Eisenbahn-Kompagnie und 1 Train-Be- spannungs-Abtheilung. — Die Beschälstation Kesselsdorf wird dieses Jahr 14 Tage früher als bisher üblich, nämlich schon am 16. Januar mit den bisherigen Hengsten besetzt. — Unter den vielen Seifen, welche jetzt in den Handel gebracht sind, ist es die von der Dresdner Molkerei Gebrüder Pfund in Dresden fabricirte „Pfund's Milch-Seife", welche besondere Erwähnung in unserem Blatte verdient. Aus reiner Kuhmilch hauptsächlich hergestellt, ist sie von brauner Natur farbe, schäumt sehr leicht und übt einen außerordentlich wohl- thuenden Einfluß auf die Haut aus, welche sie weich und zart macht. Pfund's Milch-Seife ist aber nicht blos eine herrliche Toiletteseife, sondern hat auch einen medicinischen Werth, denn sie macht selbst die sprödeste Haut geschmeidig. Besonders ist dies in jetziger Jahreszeit sehr von Vortheil/ Alsdann ist sie ein vortreffliches Mittel gegen Unreinheiten der Haut, als Finnen, Mitesser, Flechten rc. Der Preis ist ein sehr mäßiger. Die Landwirthschaftliche Feuerversicherungs- Genossenschaft im K. S. zu Dresden hat auf dieses Jahr 1892 wiederum einen günstigen Abschluß zu verzeichnen. Die Versicherungssumme für neuausgestellte Policen betrug Mark 77,369,742 u der Gesammtversicherungsbestand M. 370,680,902 Die Prämien- und Gebühren-Einnahme belief sich auf Mark 629,184,29, dagegen die Ausgabe für Schädenver- gütungen nach Abzug des wieder vereinnahmten Antheils der Rückversicherungsgesellschaften aus Mk. 24l,283,11. Die Geschäftsgewinn, Coursgewinn und die Fondszinsen beziffern sich auf Mk. 83,267.85, während die Prämienreserve und die Reservefonds das respektable Vermögen von M. 246,539,70 ergeben. Die an die bezugsberechtigten Versicherten zu ver theilende Dividende soll wieder 15"/„ betragen, wobei zu be rücksichtigen ist, daß die Genossenschaft an und für sich sehr billige Prämien berechnet und anerkannt höchst vwtheilhafte Versicherungsbedingungen bietet. — In Siebenlehn treten unter der Kinderwelt die Masern mit solcher Heftigkeit auf, daß auf Veranlassung des Bezirksarztes zwei Schulklassen geschlossen werden mußten. — Schon seit Jahrzehnten macht alljährlich in Mittel sachsen die „Mvrgensternsche Millionenerbschafts-Angelegenheit" erneut von sich reden und läßt unter den vielen erbberechtigten Trägern des namentlich im Niedererzgebirge sehr verbreiteten Namens Morgenstern von Neuem die Hoffnung aufleben, daß es doch endlich zu erreichen sein könne, die schon sagenhaft ge wordene, angeblich 20 Millionen betragende Hinterlassenschaft des vor circa 145 Jahren (1748) in Batavia als holländischer Schiffskapitän verstorbenen aus Sachsen stammenden Johann Christoph Morgenstern zu erheben. So hielten am Hohenneu- jahrstag im Böhme'schen Gasthof in Flöha die Morgcn- stern'schen Erben wieder eine Versammlung ab. In derselben wurde mitgetheilt, daß der bisherige Berliner Rechtsanwalt die Vertretung der Erben niedergelegt und ein anderer dortiger Rechts anwalt dieses Amt übernommen Labe. Letzterer fordert einen Kostenvorschuß von 1000 Mark, der aber von den Erben erst theilweise aufgebracht worden ist. Wie in den früheren Ver sammlungen, so wurde auch diesmal wieder viel gestritten, zu mal sich zwei Parteien (Pirna und Eppendorfer Linie) um die Erbschaft bewerben. Von sächsischer amtlicher Seite wurden seinen Namen und Wohnort undeutlich zu schreiben, thut daher gut, sich einen Gummistempel anzuschaffen und denselben bei zudrücken. Wenn in Folge unleserlich oder undeutlich ge schriebenen Manuskripts Fehler in einer Anzeige entstehen, so braucht nach einer Entscheidung des Reichsgerichts kein Ersatz geleistet zu werden. — Aus den Ansätzen der Militär-Vorlage ist be- — In der Parochie Röhrsdorf wurden im vergange nen Jahre 32 Kinder geboren, wovon 4 Kinder uneheliche wa ren; Trauungen fanden 9 statt nnd Begräbnisse 24; die Zahl Tagesgeschichte. Kaiser Wilhelm hat während seines jüngsten Aufent haltes in Süddeutschland der Stadt Straßburg einen über raschenden Besuch abgestattet. Der hohe Herr traf, von den Hochzeitsfeierlichkeiten am Sigmaringer Hofe kommend, am Mittwoch in der ersten Nachmittagsstunde in der Hauptstadt des Elsaß ein, begab sich vom Bahnhofe zu Pferde nach der Hauptwache, ließ die Garnison allarmiren und ritt dann, um geben von freudig erregten Menschenmassen nach dem Exerzier platz beim Polygen. Gegen 4'/2 Uhr kehrte Se. Majestät an der Spitze des 138. Infanterie-Regiments in die inzwischen mit reichstem Flaggenschmuck versehene Stadt zurück, woselbst eine dichtgedrängte Volksmenge den Monarchen enthusiastisch be grüßte. Später nahm der Kaiser im Palais des Statthalters das Diner ein, wobei die Frau Fürstin Hohenlohe die Honeurs machte. Der Kaiser sprach hierbei dem Staatssekretär v. Putt kammer seine Anerkennung und Befriedigung über den herzlichen und glänzenden Empfang aus, den er bei seiner völlig uner warteten Ankunft in Straßburg gefunden, und beauftragte der Kaiser den Staatssekretär, dies der Straßburger Bevölkerung amtlich mitzutheilen. Von Straßburg aus reiste der Kaiser über Ettlingen nach Karlsruhe weiter. Die Commissionsberathungen des Reichstages haben be gonnen, die Militärkommission wie die Budgetkommission traten am Dienstag zusammen. In jener erörterte der Reichskanzler Graf Caprivi in zweistündiger Rede die politische Lage und er klärte er mit anerkennungswerther Offenheit, daß Feindselig keiten zur Zeit in Europa weder zwischen den Monarchen noch zwischen den Regierungen bestünden. Dann warf der Kanzler einen vergleichenden Blick auf die militärische Macht Deutsch lands, Frankreichs und Rußlands, welcher Vergleich natürlich zu Ungunsten Deutschlands ausfiel. Weiter betonte Graf Caprivi, daß für Deutschland in einem Kriege erfahrungsmäßig die Offensive gegeben sei, diese erfordere aber eine stärkere Aktion des deutschen Reiches, da dasselbe den Hauptstoß der Gegner des Dreibundes auszuhalten haben würde. Die vor handenen Mittel seien hierzu nicht ausreichend, weshalb die gegenwärtige Militärvorlage eingebracht worden sei. Gras Caprivi schloß seine bemerkenswerthe Kundgebung mit der Erklärung, die verbündeten Regierungen könnten eine Verantwortung mit den bisherigen Rüstungen nicht übernehmen. Graf Caprivi hat in seiner Rede zu Gunsten der Mili tärvorlage anscheinend den Fall in Rechnung gezogen, daß der Dreibund nicht erneuert werde. Es erscheint daher die Frage gerechtfertigt, wann die gegenwärtigen Verträge ihr Ende erreichen. Der Vertrag mit Oesterreich-Ungarn ist unbefristet; der frühere Vertrag mit Italien lief, so viel man in der Öffentlichkeit erfahren hatte, etwa Ende 1891 ab. Am 28. Juni 1891 zeigte der italienische Ministerpräsident Rudini der Kammer die Verlängerung des Vertrages an, und am folgenden Tage, am 29. Juni, theilte Kaiser Wilhelm II. auf der Fahrt nach Hel goland Herrn Nissen mit, daß der Dreibund auf weitere sechs Jahre verlängert worden sei. Der Bestand des Bundes ist also nur bis Ende 1897 gesichert. In seiner Donnerstagsitzung bcrieth der Reichstag die so cialdemokratische Interpellation, was die Reichsregierunz gegen über dem herrschenden Nothstande zu thun gedenke. Abg. Lieb knecht (Soc.) behauptete, daß im Reiche ein weit verbreiteter Nothstand herrsche, unter dem Tausende leiden und gegen den die Reichsregierung Maßnabmen treffen müsse. Der Redner vertheidigt den Ausstand der Bergleute im Saarrevier und sagt, dieselben seien durch Noth und schlechte Behandlung dazu veranlaßt. Staatssekretär von Bötticher bestreitet, daß ein all gemeiner Nothstand im deutschen Reiche herrsche; es kämen wohl einzelne Fälle von Nothstand, wie stets in Zeiten wirth- schaftlichen Niederganges vor, aber gegen dieselben würden be reits von den zuständigen Behörden Maßnahmen getroffen. Der Ausstand im Saarrevier sei überaus frivol und obne jeden
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