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02-Abendausgabe Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 21.04.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-18930421024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-1893042102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-1893042102
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1893
-
Monat
1893-04
- Tag 1893-04-21
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Monat
1893-04
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Jahr
1893
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aufs Ziel los, was die junge Dame indeß zu ihrem Verdruß in die äußerste Heiterkeit versetzte. „Es ist mein heiliger Ernst, Kind!" rief sie entrüstet, „der Graf wünscht Dich zu seiner Gemahlin, bedenke dieses Glück, Herrin auf dem alten Schloß Deiner Ahnen zu werden!" Nun wurde auch Blanka ernst und sah die Tante fest an. „Wenn ich mich dem Mammon hätte verkaufen wollen, wäre ich drüben geblieben, Tante", sprach sie ruhig, „aber so gewiß, wie ich dem amerikanischen Golde widerstand, wirds auch hier dem Rang und Reichthum gegenüber der Fall sein. Graf Braunitz kann mich durch keine verlockende Aussicht gewinnen. Als Gesellschafter und väterlicher Freund ist es mir ganz an nehmbar, doch nicht als Gemahl. — Nein, Tantchen", setzte sie lachend hinzu, „es wäre Nichts weiter als ein verächtlicher Schacher um Geld und Gut, und dazu ist mir Graf Braunitz zu ehrwürdig." Die Geschichte war für Blanka hiermit abgethan, doch leider nicht für die alte Dame, welche diese harte Enttäuschung nicht verschmerzen konnte und darüber einen Rückfall ihrer kaum überwundenen Krankheit bekam, während Graf Braunitz den Korb nicht ernsthaft nahm, und gelassen auf die Wunder der Zeit hoffte. 20. Kapitel. Miß Drummond. Der Freiherr v. Gräfenreuth befand sich seit acht Tagen in Wien. Er hatte es doch vorgezogen, seinen Sohn schriftlich zu benachrichtigen und ihn eingeladen, nach der österreichischen Kaiserstadt zu kommen, um wichtige Mittheilungen entgegen zu nehmen, da er Ruffus am meisten auf der Welt zu fürchten schien. Miß Kathe Drummond hatte ihn mit großer Freundschaft und Zuvorkommenheit empfangen und ihn sofort als alten Freund behandelt, was ihn mit besonderer Genugthuung erfüllte, da eine Rückkehr in die Heimath für ihn, wie er sich mit stillem Schauder sagen mußte, zur Unmöglichkeit geworden war. Mit Miß Drummonds Hand sich ihre Million zu sichern, erschien ihm jetzt als einzige Rettung, er mochte vielleicht im Stillen sogar hoffen, daß Ruffus seine Einladung verschmähen und nicht nach Wien kommen werde. Mit scheinbarem Eifer und rastloser Ausdauer suchte er den verlorenen Bruder mit dem Entschlusse, ihn nicht zu finden, da ihn dieser Doppelgänger mit geheimer Furcht erfüllt. Und eine Tages erschien Ruffus im Hotel, uw den Vater, wie er sagte, ins Gebet zu nehmen. Er erfuhr den Grund seiner Anwesenheit und lachte boshaft. Die Geschichte von dem aufgefundenen Testament, wobei der Freiherr die Art und Weise, wie er zu der Abschrift desselben gekommen, hartnäckig verschwieg und jede Auskunft verweigerte, erfüllte ihn jedoch mit Unruhe. Er blickte eine Zeit lang finster grübelnd vor sich hin. „Ich kanns nicht glauben," sagte er endlich, verächlich lachend. „Und weßhalb nicht? —" „Weil Deine Geschichte zu romantisch klingt, Papa! Ich war ein Thor, hierher zu kommen." „Bah, ich ersetze Dir die Kosten, mein Sohn!" r>ef der Freiherr spöttisch. „Wirklich? Reisest und existirst Du denn nicht überhaupt auf meine Kosten? Das wird jetzt ein Ende haben. Ich bin in wenigen Tagen mündig." „Ach, mein lieber RuffuS, das warst Du schon mit zehn Jahren," warf der Freiherr spöttisch hin. Ruffus blickte ihn finster an. „Nehmt Euch in Acht, Du und Dein Dr. Rehfeldt," sagte er drohend, „ich weiß, daß ihr mein Erbe verschwendet und geraubt habt und werde Euch Beide zur Rechenschaft fordern." „Gemach, mein Sohn!" erwiederte der Vater kalt, „für Dich ist gut gesorgt, wir haben von dem Odensteinschen Erbe Schloß Reuth ganz frei gemacht und es Dir als unbestrittenes Eigenthum übergeben. Bist uns bei dew'jetzigen Stand der Dinge sogar Dank schuldig, ich gebe Dir den dringenden Rach, Dich um die Erbin von Falkenhagen, Fräulein v. Erminger zu bewerben." „Ist sie nicht die Enkelin eines Generals und sehr arm?" „So ist es, kennst Du sie?" „Von langer Hand her, aus der Kinderzeit, wo wir in Ischl zusammentrafen. Er war damals ein häßlicher unaus stehlicher Balg. Doch gleichviel, — ist das Originaltestament wirklich zum Vorschein gekommen?" „Dann wäre es doch zu spät für diese Werbung, weil die Absicht zu deutlich gemerkt würde. Nein, das Original wird noch zurückgehalten, die Abschrift aber habe ich gelesen. Ueber die Erbin bin ich bereits orientirt. Ein Bekannter des verstorbenen Generals fuhr einige Stationen mit mir zusammen. Blanka v. Erminger wohnt hier in Wien bei der albernen Schachtel, die als Gesellschafterin der Gräfin in Falkenhagcn fungirte. Ich werde sie mit Liebenswürdigkeiten traktiren, womit alle Weiber, zumal solche, einzusangen sind. Das Mädchen soll sehr schön sein —" Ruffus machte eine ungläubige, verächtliche Miene, er war dagegen gewappnet. „Deine mystischen Andeutungen hätten mich durchaus nicht zu der Reise veranlaßt", sagte er mit einer harten, kalten Stimme, „wenn Du nicht auch des Doppelgängers erwähnt hättest, Papa! Der allein war entscheidend für mich, nichts Anderes. O nein, zu einer Heirath gehört für mich ein größerer Zwang als ein fabelhaftes Stück Papier. Wenn es ein Spuk nur wäre, wie ich fest glaube, dann säße ich mit einer schönen Kette am Fuß, — ich danke dafür. Das könnte dieser Bettel prinzessin dienen, Herrin von Schloß Reuth zu werden. Nein, nein, kluger Papa, damit hättest Du mich nicht gefangen. Nur die Geschichte eines Wiederauftauchens jenes Doppelgängers von Nervi hat mich nach Wien gezogen, ich bin in der That begierig darauf ihm zu begegnen." Er blickte seinen Vater fest an, doch dieser hüllte sich achselzuckend in eine Rauchwolke und meinte, raß die Geschichte nur Interesse für Miß Drummond habe, wie er ihm bereits hinreichend demonstrirt habe. „Die Engländerin wohnt mit Dir unter einem Dach", fragte Ruffus nach einer Pause. »Ja, sie hatte ihre Karte beigefügt mit der Adresse des Hotels. Ich werde ihr jetzt meine Visite machen." „Nimm Dich in Acht, Papa!" bemerkte Ruffus kalt lächelnd, „sie ist sehr reich und jedenfall nicht abgeneigt, eine Freiherrnkrone zu erobern." „Es würde Dir hoffentlich keinen Kummer machen, mein Sohn!" „Nein, vorausgesetzt, daß Falkenhagen sie nicht mit dieser Krone sähe", erwiderte Ruffus schneidend. Gräfenreuth erblaßte, ein heftiges Wort schwebte ihm auf der Zunge, doch bemeisterte er rasch seinen Zorn und erhob sich. Die Zigarre bei Seite legend, ergriff er Hut und Hand schuhe, nickte seinem Sohne zu und verließ das Zimmer, um sich zu Miß Drummond zu begeben, während Ruffus mit gerunzelten Brauen ans Fenster trat, und auf die Straße hinausschaute. Plötzlich setzte er seinen Klemmer auf, um aufmerksam nach der entgegengesetzen Seite der Straße zu spähen, wo ein Herr stand, sich das Hotel anschaute und dann rasch den Fahr damm überschritt. Ruffus ergriff nun ebenfalls seinen Hut und verließ in auffälliger Erregung das Zimmer. Mittlerweile hatte sich der Freiherr zu Miß Kathe Drum mond begeben und sie in einer hohen Aufregung gefunden. „Denken Sie nur, theurer Freund," rief sie, ihn neben sich aufs Sopha niederziehend, „ich habe meinen Bruder ge sehen —" „Wie schade", fiel Gräfenreuth mit betrübtem Gesicht ein, um seinen Aerger zu verbergen, „nun habe ich gar kein Ver dienst dabei." „O, ich verlange jetzt erst recht viel von Ihnen, Sir! Sie müssen ihn aufsuchen, ihn gewaltsam zu mir bringen. Hören Sie nur, wie es mir ergangen ist. Flanirte also wieder durch die Straßen, jeden Passanten scharf ins Auge fassend —" „Ich glaube", unterbrach der Freiherr sie, „wir hätten auch von vornherein einen Detektiv engagiren müssen." „Um meinen Bruder zu kompromittiren? — Was denken Sie nur mein Freund? — Es ging ein Herr bei mir vorbei, dessen Gestalt und Gang mich an meinen Richard erinnerte, wie ich ihn mir jetzt vorstellte. Zufällig sah er sich um, blickte mich starr an und sprang dann, bevor ich mich von meiner Ueberraschung erholte, in einen just vorüberfahrenden Fiaker. Es war Richard, keine Täuschung mehr möglich. Wollte er mir entfliehen? Weßhalb aber? Außer mir vor Schmerz und Aufregung, nahm ich ebenfalls einen Wagen, dem Kutscher eine gute Belohnung versprechend mit dem Befehl, jenem anderen Wagen so rasch wie möglich nachzujagen, was auch, doch ganz vergebens geschah, da von dem anderen Fiaker nichts mehr zu sehen noch zu hören war. Was sagen Sie dazu, Sir?" Der Freiherr zuckte die Achsel. „Was ich dazu sage, meine theuerste Miß? — Nichts weiter, als daß Ihre Liebes müh' wieder vergebens sein wird, weil dieser Undankbare sich nicht von Ihnen finden lassen will. Ich würde ihn an Ihrer Stelle zu den Todten werfen und mir mein Lebensglück nicht muthwillig verkümmern. Nein, nein, sprechen Sie nichts da gegen", setzte er, ihre beide Hände ergreifend, im zärtlichsten Tone hinzu, „Sie opfern einem Phantom Ihre schönsten Tage. O, Kathe, wie oft hab ich in all' der Zeit Ihrer gedacht, wie oft schmerzlich bereut, Sie damals als Nervi nicht mit mir genommen, wenigstens Ihr Herz mir erobert zu haben. Aber Sie wissen ja, welch' furchtbares Geschick uns alle traf. Daß ich jetzt die Wahrheit rede, beweist mein sofortiges Kommen auf Ihren Brief —" „Ja, ja, ich glaube Ihnen, lieber Freund," fiel Miß Kathe fast verwirrt ein, „ich bin von Herzen dankbar dafür. Aber meinen Bruder muß ich trotz alledem wiedersehen, da ich ihn in der That bereits zu den Todten geworfen und sein Erbe angetreten hatte, als jene Nachricht mir zukam. Sie begreifen, Sir, daß ich jetzt Gewißheit haben muß, ob er es wirklich ist, oder ob wirklich ein zweiter Doppelgänger neue Verwirrung schafft." Gräfenreuth war sehr nachdenklich geworden, da dies aller dings ein kritischer Fall war. Er mußte allerdings ein spleeniger Kauz sein, dieser geheimnißvolle Mr. Drummond, der daheim wie ein Graf leben konnte, und es vorgezogen hatte, aben teuerlich, ohne Geld in der weiten Welt Herumzuschweifen. Er sprach diese Absicht ihr gegenüber aus, zugleich seinen starken Zweifel an der Persönlichkeit des vermeintlichen Bruders betonend. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. " In England nimmt die Frauenbewegung immer mehr zu und gewinnt an Einfluß. So wurden kürzlich eine von der Gräfin Aberdeen geführte Deputation der Vereine und Gewerk schaften von Arbeitern vom englischen Minister des Innern empfangen, welcher die Anstellung weiblicher Fabrikinspektoren versprach und eine bessere Ueberwachung der Fabriken nnd Werk stätten zusagte. Vom 1. April ab wurden zwei weibliche In spektoren mit einem Anfangsgehalte von 200 bis 300 Pfd. Sterling (4000—6000) Mk. angestellt. * Eine energische Stadtverwaltung. Aus Waverly, Jhwa, wird geschrieben: Ein Radikalmittel gegen die Diphtheritis hat der Stadtrath von Vinton in Jova in Anwendung gebracht. Er faßte nämlich den Beschluß, daß alle Häuser, in denen Personen an der Diphtheritis gestorben sind, mit sammt dem Inhalt verbrannt werden müssen; in mehreren Fällen ist auch bereits dementsprechend vorgegangen worden. * Ein gefährlicher Nebenbuhler. „Sie schauen ja heute so verstört aus, Herr Nachbar!" — „O, ich bin der unglück seligste Mann auf der Welt. Mein Weib, dem ich Hab und Gut aufopfere, betrügt mich in der schändlichsten Weise, sie hat in Karlsbad mit einem Ausländer ein intimes Verhältniß angeknüpft." — „Haben Sie dafür auch Beweise?" — „Ja! Hören Sie folgende Stelle aus einem Briefe an ihre Schwester, der mir zufällig in die Hände gefallen ist: „„Mein Verhängnis bleibt es, daß ich ohne einen gewissen Komfort nicht mehr leben kann."" Ich schieße den Kerl nieder, wie einen Hund." * 120,000 Gulden für — einen Hund werden auf der gegenwärtig in Rotterdam stattfindenden Internationalen Hunde ausstellung gefordert. Das Thier, ein Fox-terrier, heißt „Coombe Baroneß" und gehört einem Herrn Norman Higgs. Auch sonst noch befinden sich auf der Ausstellung, welche mehr als 700 Exemplare, damnter eine große Anzahl deutscher Thiere und sehr viele „Prachtstücke" aufweist, verschiedene Raritäten, die ganz enorm bewerthet sind. * Ein „fideles Gefängniß" scheint das Zuchthaus in Zürich zu sein. Man ist dort, wie die „Züricher Post" berichtet, durch die freiwillige Aussage eines Jnhaftirten dahinter gekommen, daß zwischen Männer- und Weiber-Abtheilung ein nächtlich^ Verkehr bestand; als Hauptdurchgang wurde ein Kellergewölbe benutzt. Man fand etwa zwanzig Schlüssel, mit deren Hilfe die Gefangenen sich nach Belieben aus ihren Zellen entfernen konnten. In vielen Fällen aber waren gar nicht einmal Schüssel nöthig; denn die Schlösser und Riegel waren zum Theil so alt und klapprig, daß sie je nach Bedarf ausgehoben und wieder eingesetzt werden konnten. Ferner war in dem Zuchthause eine Art Postdienst organisirt, durch welchen die Correspondenz zwischen den Sträflingen vermittelt wurde. Von diesem Treiben, das bis in das Jahr'1885 zurückreichen soll, hat die Verwaltung bisher keine Ahnung gehabt! Jedoch bemerkt das citirte Blatt, daß den jetzigen Gefängnißdirector Or. Curti, der seit zwei Jahren im Amt ist, keinerlei Verantwortung trifft; dieser hat wiederholt auf die Noth Wendigkeit durchgreifender Reformen hingewiesen, ohne bei den Centralbehörden Gehör zu finden. * Ein betrübender Unglücksfall ereignete sich jüngst Vor mittag in der Nähe von Eutin. Der Inhaber der Lübecker Weingroßhandlung Schultz und Lahnstein, Lahnstein, hatte mit seiner Frau auf dem Wagen des Gasthofsbesitzers Braasch, der von diesem selbst geführt wurden, einen Ausflug unternommen. Aus unbekannten Gründen scheute das Pferd und ging in rasendem Galopp mit dem Wagen durch. Alle drei Insassen wurden auf der Fahrt vom Wagen geschleudert. Leider erlitt hierbei der Gasthofbesitzer Braasch sofort den Tod, während die Frau des Weinhändlers Lahnstein so schwer verletzt wurde, daß sie bald nach dem Sturz den Geist aufgab. Lahnstein ward gerettet, er hat nur einige Hautschürfungen erlitten. * Aha! A.: „Ihre Gattin sieht ja heute so mißgestimmt und blaß aus — was mag ihr nur fehlen?" — B.: „Unter uns: Schminke!" * Das „Postenstehen" in Deutsch-Ostafrika scheint eine ziemlich bedenkliche Sache zu sein. Der Sergeant Wilhelm, welcher früher in Wittenberg diente und jetzt der ostafrikanischen Schutztruppe angehört, schreibt einem ihm befreundeten Wild- prethändler unter dem 7. Februar d. I. aus Mpuapua: „Hier gesund eingetroffen; Alles geht gut, auch mit der Gesundheit. Nur in der Nacht zum 6. d. M. wurde uns durch einen Löwen ein Soldat vom Posten weggeschleppt. Wir haben dem Thier zwar den Mann wieder abgejagt, doch war dieser so arg zuge richtet, daß er alsbald seinen Verletzungen erlag; heute fand die Leichenparade statt." * Die Todtenhand in der Suppenschüssel. Unter dieser fürchterlichen Ueberschrift, die den Titel eines „sensationellen" Col- portageromans bilden könnte, berichtet das Wiener „Fremden blatt" über folgenden Wiener Gerichtsfall: Die im ersten Bezirke wohnhafte Beamtenwittwe Therese Eglauer hatte an ihrer Nach barin Minna Windisch, mit der sie lange Zeit in Feindschaft lebte, einen Racheact grauenhafter Art verübt. Als Frau Windisch eines Tages, nichts Böses ahnend, die Mittagsfuppe auf den Tisch stellte, fand sie, nach Vertheilung der Suppe an die Kinder, am Grunde der Schüssel — eine Todtenhand, die abgehackte Hand eines Menschen. Die Frau fiel bei diesem Anblicke mir einem gellenden Aufschrei ohnmächtig zu Boden. Es wurde erhoben, daß Therese Eglauer in einem Augenblicke, da Niemand in der Küche der Frau Windisch war, die Todten hand in den auf dem Herde stehenden Suppentopf geworfen hatte und dann rasch wieder in ihre Wohnung geeilt war. Sie ! gestand dies auch später zu und gab als Motiv der That ihre Eifersucht gegen Frau Windisch an, die ihr ihren Verehrer habe ! abwendig machen wollen. Die Todtenhand war ein medicinisches Präparat, das sie aus dem Zimmer eines bei ihr wohnenden i Studenten entnommen hatte. Da gegen Therese Eglauer schon früher eine Untersuchung wegen öffentlicher Gewaltthätigkeit beim Kreisgerichte in Chrudim anhängig war, wurde auch die Anzeige wegen des Racheactes mit der Todtenhand an das dortige KreiS- gericht geleitet, wo die Frau zu einer strengen Freiheitsstrafe verurtheilt wurde. Die Affaire hatte aber noch ein Nachspiel . vor dem Bezirksgerichte Innere Stadt. Der Mediziner, von i dem die Eglauer die Todtenhand genommen hatte, strengte gegen die Frau eine Bagatellklage auf Zahlung von 30 fl. an — so ! hoch schätzte er nämlich das Präparat. Zur Verhandlung war jedoch die Geklagte nicht erschienen; allein sie hatte einen : 20 fl. enthaltenden Brief dem Gerichte übermittelt und in dem- ! selben erklärt, die Todtenhand sei nicht einmal soviel werth, ! und sie schicke die 20 fl., nur damit man sehe, daß sie eine ! anständige Frau sei. Sie selbst befinde sich auf der Reise nach ; Chicago, wo sie bei der Ausstellung ein Engagement gefunden habe. Der Brief war aus Berlin datirt. Der Mediciner gab sich mit den 20 fl. zufrieden, womit das letzte Stadium dieser abscheulichen Angelegenheit erledigt war. * Der Staatsstreich in Serbien hat heute folgendes Zwie gespräch an der Börse verschuldet: A.: „Wissen Sie schon von der neusten Depesche aus Madrid?" — B: „Nein." — A.: ! „Der König von Spanien hat seine Amme verhaften lassen und sich für entwöhnt erklärt. * Verwendung von alten Zeitungspapieren. Altes Zei tungspapier hält bekanntlich den Geruch der Druckerschwärze an sich und macht dessen Anwendung daher nicht immer möglich. Der in New-Jork erscheinende „Fortschritt der Zeit" giebt die Thatsache als ganz sicher an, daß Zeitungspapier von Motten niemals aufgefressen würde, denn die Druckerschwärze wirkt so gut wie Kampfer, und es ist deshalb auch vortheilbaft, alle Journale unter die Stubenteppiche zu legen, um Mottenfraß zu verhindern; ebenso hat es sich bewährt, Pelzwerk, Tuch und dergleichen in Zeitungen einzuschlagcn, damit genannte Insekten sie nicht zerstören. Zeitungspapier wirkt, indem es keine Luft durchläßt, erhaltend auf Artikel, die luftdicht verschlossen sein müssen. Ein Krug Wasser mit einem Stück Eis darin läßt dasselbe im heißen Sommer über Nacht nicht schmelzen, wenn das Gefäß ganz in Zeitungspapier eingehüllt ist. Verfälschte schwarze Seide. Man verbrenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem man kaufen will, und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort zusammen, verlöscht bald und hinter läßt wenig Asche von ganz hellbräunlicher Farbe. Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen dis,.Schußfäden" weiter (wenn sehr mit Farbstoff erschwert), und hinterläßt eine dunkelbraune Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht kräuselt, sondern krümmt. Zerdrückt man die Asche der ächten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschten nicht. Die Seidenfabrik 6. LleuueksrA (K. u. K. Loflief.) Lüriok ! versendet gern Muster von seinen ächten Seidenstoffen an Jeder mann, und liefert einzelne Roben und ganze Stücke Porto-und zoll frei ins Haus.
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