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MmM für WIsdmff Beilage zu No. 43. Dienstag, den 30. Mai 1893. Vaterländisches. Wilsdruff. Am gestrigen Sonntag hielt der konservative Verein im Amtsbezirk Wilsdruff zwei Wählerversammlungen ab und zwar die erste im Hotel Adler hier und die zweite in Groitzsch, in welchen sich der seitens des konservativen Vereins im 6. sächs. Reichstagswahlkreise, ferner vom Bund der Land- wirthe, des nattonalliberalen Wahlvereins im 6. Neichstagswahl- kreise und vom Verein reichstreuer Wähler für Laubegast und Umgegend aufgestellte Kandidat Herr Geh. Bergrath Förster, Direktor des Könliglichen Steinkohlenwerkes in Zauckerode, seinen Wählern vorstellte, um sein Programm zu entwickeln. Es hatten sich im Hotel Adler gegen 500 Wähler von hier und Umgegend eingefunden. Nach kurzer Ansprache seitens des Herrn Pastor Dr. Schönberg an die Versammlung, ertheilte derselbe dem Herrn Reichstagskandidaten Geh. Bergrath Förster das Wort. Derselbe entwickelte in fast einstündiger Rede sein Programm, welches wir in vorvoriger Nr. unseres Blattes schon ausführlicher mitgetheilt haben und deshalb heute nicht zu wieder holen brauchen. Wenn der Herr Kandidat in seinem Vortrage die Hörer auch nicht geradezu begeistern vermochte, so mußte Jedermann doch wahrnehmen, daß derselbe mit Ueberzeugungs- treue sprach und aus seinem ernst-männlichen Wesen erkennen, daß er auch mit derselben Ueberzeugungstreue und mit dem selben Ernste für das Gesprochene eintreten werde, wenn er in den Reichstag gewählt werden. sollte. Am Schlüsse seiner Ausführungen brachte der Kandidat noch ein Hoch auf König Albert und Kaiser Wilhelm aus, in welches die Versammlung begeistert einstimmte. Hinauf ergriffen 'ntzch die Herren Pastor Dr. Schönberg, Rittergutsbesitzer Andrä und Fabrikbesitzer Dittel aus Coßmannödorf das Wort, um in wohlmeinender und herzlicher Weise die Wähler zu bitten, bei dieser^bevorstehenden Wahl alle Sonderinteressen und gegentheilige Meinungen zu Gunsten der guten Sache hintenanzusetzen und am Wahltage Schulter an Schulter, Mann an Mann einzutreten für den Kandidaten, damit unser Wahlkreis wie bisher den Ordnungs parteien erhalten bleibe. Am Schluffe der Versammlung brachte Herr Pastor Dr. Schönberg auf das geliebte deutsche Vater land noch ein Hoch aus, an welches sich der Gesang: „Deutschland, Deutschland über Alles" anschloß. Mögen alle Wähler unseres Bezirks die aus Liebe zu unserm großen deutschen Vaterlande gestern gesprochenen Worte beherzigen und am Wahltage dann eintreten für König und Vaterland, für Kaiser und Reich! — In dem Referat über das Künstlerkonzert in voriger Nr. d. Bl. ist ein recht sinnenlstellender Fehler stehen geblieben, es muß anstatt zweistimmiger Vortrag heißen: „zartsinniger" Vortrag rc. — In einer Wähler-Versammlung, die vom Deutschen Reformverein zu Löbtau nach Saupe's Saal daselbst einbe rufen worden war, erhielten die in die Debatte eingreifenden sozialdemokratischen Reichstagskandidaten Dr. Gradnauer und Landtagsabgeordneter Horn eine Niederlage, wie sie diesen meist nur vor beifallstrunkenen Genossen auftretenden sozialistischen Stabsoffizieren noch nicht widerfahren sein dürfte. Der Abg. Horn erklärte, daß der Niedergang des Mittelstandes und der Landwirthschaft ein Werk des Fürsten Bismark sei — die An wesenden antworteten durch ein stürmisches Hoch auf den Alt reichskanzler. Die Aufreibung des Mittelstandes sei eine Natur nothwendigkeit, die aufzuhalten bereits die konservative Partei vergebens versucht habe. Die Großindustrie arbeite hier ebenso fördernd, wie das Großkapital den Untergang der kleinen Land wirthschaft betreibe. Der Militarismus verschlinge in seiner Gier Gut und Blut der Untcrthanen, jeder Groschen, jeder Mann, der noch mehr bewilligt werde, sei ein Vergehen an der Kultur. Ihm trat in schneidiger Rede ein Herr Junker entgegen, der erklärte, bis vor kurzer Zeit selbst Arbeiter gewesen und der Partei des Herrn Horn angehört zu haben, ihm aber seien die Augen geöffnet und er habe erkannt, daß di- Führer dieser Partei es verstehen, Unzufriedenheit in die Reihen der Arbeiter zu tragen und die Leidenschaften zu entfesseln; ihr Ziel sei eö, durch Gewalt und Revolution die Staatsgewalt in ihre Hand zu erlangen. Sie predigten das Recht zur Zerstörung der jetzigen Staatsordnung, sie arbeiten hin auf die Zerstörung jeglicher menschlicher Ideale, damit menschlicher Stumpfsinn die Arbcitermassen nicht merken lasse, wie die Diktaturherrschaft der Führer das Ziel ihres Strebens sei. — Dr. Gradnauer machte für alle sich jetzt zeigenden traurigen Verhältnisse in Deutschland den französischen Krieg verantwortlich, in cynischer Weise sprach er von diesem „glorreichen Kriege", von dem die deutsche All gemeinheit keinen Nutzen gehabt und nichts in die Taschen er halten habe. Die Art und Weise, wie Redner von diesem Kriege sprach, verletzte auf das Tiefste das deutsche Nationalbewußtsein und gab der zahlreichen Versammlung Veranlassung, des Redners weitere Auslassungen zu vereiteln. — Bekanntlich wird jedes Jahr nach Beendigung der Manöver eine Anzahl Soldaten aus dem stehenden Heere auf sogenannten „Königsurlaub" entlassen, und zwar sind dies Mannschaften, die sich in einer zweijährigen Dienstzeit gut ge führt haben. Solche Beurlaubungen können von den Ange hörigen beantragt werden, insofern der betreffende Soldat zur Unterstützung der Familie im Hause düngend nothwendig ist. Derartige Anträge müssen bald bei der Heimathsbehörde ange bracht werden. Alle später als am 20. Juni eines jeden Jahres eingehenden Anträge werden nicht mehr berücksichtigt — Sonderzüge nach München. Wie wir unseren Lesern bereits mittheilten, werden zur Erleichterung des Besuchs der landwirthschaftlichen Wanderausstellung in Müchen von den Sächsischen und Bayrischen Staatsbahnen am Mittwoch den 7. und Donnerstag, den 8 Juni d. I. Sonderzüge nach München abgelassen. Dieselben werden an den genannten beiden Tagen von Leipzig, Bayer.-Bhf., Nachm. 2 Uhr 55 Min., von Chemnitz 3 Uhr 40 Min. und von Dresden-A. 1 Uhr 25 Min. ab gehen, um am nächsten Tage in München gegen 5 bez. 6 Uhr Vorm, einzutreffen. Die Fahrkarten erhalten eine Giltigkeits dauer von 45 Tagen. Ueber die bedeutend ermäßigten Fahr kartenpreise und die sonstigen Beförderungöbestimmungen ist eine Uebersicht erschienen, welche von allen größeren Stationen der sächsischen Staatsbahnen, ferner von den Ausgabestellen für zusammenstellbare Fahrscheinhefte in Leipzig, Dresd. Bhf. und in Dresden-A., Wienerstr. 13, unentgeltlich zu beziehen ist. Von auswärts kommenden brieflichen Bestellungen ist 3 Pfg. P,rto in Marke beizufügen. Es wird besonders darauf auf merksam gemacht, daß der Fahrkartenverkauf für jeden der Züge Tags vorher Abends 6 Uhr geschlossen wird. — Denunziationen von Angestellten gegen ihre Chefs hat das Gesetz über die Sonntagsruhe gezeitigt. Viele Handlungs gehilfen, welche glauben, daß ihre Chefs die Gesetze über die Sonntagsruhe verletzen, denunziren dieselben, natürlich stets anonym, bei den Behörden. Ist schonjede anonyme Denunziarion an und für sich verwerflich, so ist es in diesem Falle umsomehr, als dieselben in den meisten Fällen stets unbegründet sind. In einer solchen anonymen und unbegründeten Denunziation er kannte aber ein Prinzipal, wie der „Conf." berichtet die Hand schrift seines Gehilfen. Er hielt demselben seine unpassende Handlungsweise vor und entließ ihn deshalb auf der Stelle, mit Gehalt bis zum Tage der Entlassung. Der Handlungs gehilfe verlangte aber Gehalt bis zum Ablauf des Vierteljahres, was verweigert wurde. Es kam zur Klage. DaS Amtsgericht billigte aber die sofortige Entlassung, weil diese Denunziation eine unverantwortliche Verletzung der durch die dienstliche Stell- gebotenen Treue wäre. Nicht also offen und in Wahrung be rechtigter Interessen, um ein ihm vermeintlich zustehendes Recht zu erlangen, sondern in feiger und heimtückischer Weise hat der Handlungsgehilfe die Hilfe der Polizei angerufen, um seinen Prinzipal zu schädigen und zur Bestrafung zu bringen. Daß er eS schließlich nicht verschmäht, im Falle des Nichteinschreitens die Beschwerde beim Regierungspräsidenten anzudrohen, zeigt neben Ler Niedrigkeit der Gesinnung auch die Energie des auf die Schädigung seines Prinzipals gerichteten Strebens. Die Sache wurde in zweiter Instanz weiter verfolgt und das Land gericht hatte sich auch mit dieser Angelegenheit zu befassen. Dasselbe entschied ebenfalls zu Ungunsten des Handlungsge hilfen. Die Prinzipale wissen jetzt wenigstens, wie sie sich zu dergleichen verwerflichen ungerechtfertigten Denunziationen zu verhalten haben. — Die beiden Mühlführer der Mittelmühle in Nossen wurden am Sonnabend wegen bedeutender Mehlunterschleife verhaftet. Schon längere Zeit hatte man in der Mittelmühle das Abhandenkommen voller Mehlsäcke bemerkt, bis man endlich am vorvergangenen Sonnabend frühzeitig die Thäter beobachtete, wie sie auf einen bereits am Abend geladenen Wagen noch einen einen Sack aufluden. Die angestellten Nachforschungen haben ergeben, daß die Unterschleife in großem Maßstabe betrieben worden sein wüssen, denn am Dienstag wurde eine ganze Wagen ladung, ca. 40 Sack Mehl, welche man den beteffenden Ab nehmern wieder abverlangt hatte, in die Mittelmühlc zu Nossen zurückgebracht. — Aus der Lößnitz. Seit dem 23. Mai steht auf einem Felde an der Grenzstraße in Kötzschcnbroda-Niederlößnitz d-r Roggen in Blüthe. Vor etwa 8 Tagen hätte das Niemand vorauszusagen gewagt, daß Getreide stand damals niedrig und die Halme zeigten sich erst; in den letzten 8 Tagen sind die Halme begünstigt von einem für das Getreide außerordentlich vortheilhaften Wetter mit aller Macht in die Höhe geschossen, und heute steht überall ein prächtiges Getreide, dem jetzt jedoch ein recht ergiebiger Regen zu wünschen ist, und zwar je eher desto besser, damit die Feuchtigkeit noch vor der vollen Blüthe dem Getreide zu Gute kommt. In den Bergabhängen am Fuße der Weinberge sind die frühen Kartoffeln so weit ent wickelt, daß man bald auf eine Ernte rechnen kann, sodaß wir in diesem Jahre, was wohl allgemein begrüßt werden wird, recht zeitig hiesige neue Kartoffeln haben werden und die nicht sehr schönen ausländischen neuen Kartoffeln gern entbehren können. — Kötzschenbroda. Hier und in Zitzschewig wurde am zweiten Pfingstfeiertage die bekannte sogenannte Erdbeer börse eröffnet. Die Händler bezw. Aufkäufer für die Städte Berlin, Leipzig, Magdeburg, Chemnitz, Görlitz u. s. w. stellen sich nach und nach ein und das Geschäft, welches der ganzen Lößnitz einen schönen Ertrag abwirft, beginnt. Die Ernte ver spricht in diesem Jahre eine gute zu werden, wenn jetzt noch Regen eintritt, sogar eine außerordentlich gute. — Lommatzsch. Das 140jährige Fahnenjubiläum der hiesigen Schützengesellschaft fand am 23. Mai unter Betheiligung der Schützengesellschaften von Döbeln, Oschatz, Riesa, Mügeln, Siebenlehn, Großenhain, Roßwein, Wilsdruff, Meißen und Strehla statt. Die Festrede hielt Pastor Gündel. Der Königs schuß wurde vom Baumeister Arnholdt gethan. — Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich am 24. d. M. auf dem Rittergute Naundorf bei Großenhain. Kurz vor Beendigung der Arbeit stürzte ein Theil des neuzubauenden Kuhstall-Gewölbes plötzlich herab, wodurch drei in diesem Raum beschäftigte Arbeiter schwere Verletzungen erlitten. Am meisten getroffen wurde der Maurer Knos aus Raden; ihm waren beide Arme fast vollständig zerschmettert und außerdem trug er eine klaffende Wunde über den ganzen Kopf davon. Die beiden anderen Verunglückten, die Maurerlehrlinge Förster aus Skassa und Starke, erlitten nicht unbedenkliche Verletzungen am Kopfe. — Am Mittwoch Nachmittag zog ein schweres Gewitter über Leipzig, daß großen Schaden anrichtete. In Gohlis und Umgegend fielen Schloßen von der Größe eines Tauben - eies, die Bäumen und Sträuchern hart zugesetzt haben. Im Rosenthal wurde ein Dienstmann vom Blitze getroffen. In der Langenstraße schmolz ein Telegraphendraht und in der Magdeburger Straße zündete der Blitzstrahl ein Haus an, dessen Dachstuhl trotz schnellen Eingreifens der städtischen Feuer wehr völlig abbrannte. — In Wurzen stürzte sich am Freitag früh ein Jäger des dortliegenden 3. Jägerbataillons Nr. 15 von der Brücke herab in den Mühlgraben und fand den Tod, den er gesucht. Früh nach 7 Uhr ist dieser Jäger in Begleitung eines Ober jägers und noch 2 anderen Kameraden mit Tornister, Brodsack rc. zum Schießen nach den im Wald gelegenen Schießständen ausgerückt und als sie bis zur Brücke gekommen waren, hat er sich plötzlich von seinen Kameraden getrennt, blitzschnell über das Brückengeländer geschwungen und in voller Ausrüstung und Gewehr kopfüber in den hier sehr tiefen Mühlgraben gestürzt und ist nichr wieder aufgetaucht. Die Kameraden haben alle möglichen Versuche zur Rettung gemacht, leider vergeblich. Nach vielleicht einer Stunde langem Suchen ist der Jäger von einem Fischer gefunden und an's Land gebracht worden. -- Zittau. Durch rechtzeitige Entdeckung eines Buben streiches ist am Morgen des 23. Mai ein größeres Unglück ver hütet worden. Als gegen 4 Uhr ein Weichenwärter die Bahn strecke revidirte, fand er in der Nähe der Station Scheibe eine Schwelle und etwas entfernt davon einen großen Stein auf den Schienen liegend. Außerdem war eine Weiche umgestellt. Die Untersuchung ist im Gange. — Zittau. Auf einem Spaziergange im Walde be griffen, bemerkte ein hiesiger junger Mann auf dem Wege eine Schlange, und in der Meinung, eine Blindschleiche vor sich zu haben, haschte er dieselbe und wollte sie seinen Begleitern zeigen. Hierbei biß ihn die Schlange in die Hand und bemerkte erst jetzt zu seinem nicht geringen Schrecken, daß er eine Kreuzotter gefangen hatte. Schnell entschlossen, saugte er sofort die Wunde aus, beachtete dabei aber nicht, daß er an der Lippe ebenfalls eine Wunde hatte. Kurze Zeit nach dem Unfall schwollen Arm und Gesicht furchtbar an. Glücklicher Weise war ein Geschirr in der Nähe und fuhr der junge Mann schleunigst zu einem Arzte, der sofort Gegenmittel verordnete. Der Zustand des Verunglückten ist nicht unbedenklich, doch befindet er sich bereits auf dem Wege der Besserung. — Bischofswerda. Im Alter von fast 60 Jahren starb Bürgermeister Sinz hier, nachdem denselben im Laufe des späteren Nachmittag ein schwerer Schlaganfall getroffen hatte. Fast 28 Jahre lang hat er an der Spitze der Stadt gestanden und während dieser Zeit viel rum Wohle der Stadt beigetragen. Die bürgermeisterlichen Geschäfte liegen zur Zeit in den Händen des ersten Stadtraths Kind. — Bärenstein. Von den hiesigen Sozialdemokraten war die Abhaltung einer öffentlichen Volksversammlung am zweiten Pfingstfeiertage Nachmittags '^4 Uhr auf der Wiese Ernst Richter's in Bärenstein in Aussicht genommen worden. Ein Redner aus Chemnitz war ausersehen worden, über die neue Mil'tärvorlage und die bevorstehende Reichstagswahl zu referiren. Die König!. Amtshauptmannschaft Annaberg hat jedoch die Abhaltung dieser Volksversammlung verboten. — In Naitschau bei Greiz ist am 24. d. M. Mittags ein Wolkenbruch niedergegangen. Das Wasser stand im sogen. Grunde nach Langenwetzendorf in manchem Hause bis in den 1. Stock. Ein in einem Hause daselbst stehender Sarg, welcher die Leiche einer Frau barg, die Nachmittags beerdigt werden sollte, wurde vom Wasser auf den Hof geschwemmt und mußte die Beerdigung unterbleiben. Das Wasser hat in Naitschau und Göttendorf viel Schaden an Gebäuden und Fluren ange richtet, am härtesten ist jedoch Langenwetzendorf betroffen worden. Hier kamen im sogenannten Laubathal die großen Waffermassen zusammen und verheerten furchtbar. Fünf Wohnhäuser und viele Wirthschaftsgebäude sind ganz oder theilweise eingestürzt und fortgeschwemmt. Ebenso sind sehr viel Haus- undWirth- schaftsgeräthe, Baumaterial u. s. w. vernichtet. Viele Haus- thiere fanden in den Fluthen ihren Tod. Menschenleben sind nicht zu beklagen. Der letzte Odenstein. Originalroman von Henrik Westerström. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Sie hatte Magnus, der es beim Grafen sowohl wie bei Dr. Vogel und dem alten Fräulein durchgesetzt hatte, sie in vollständiger Unkenntniß der letzten Ereignisse zu lassen, nicht wiedergesehen, ihn aber nur zu gut erkannt, als er sie zufällig bei seiner Flucht vor Miß Drummond erblickte. Seit jener Stunde hatte sie den scheinbaren Frieden ihres Innern, den sie sich so mühsam errungen, wieder eingebüßt, und wie sie sich auch mit dem ganzen Stolze ihrer vornehmen Geburt zu wappnen suchte, wie sie sich mit grausamer Deutlichkeit jenen verhängniß vollen Abend im Cirkus zu Neuyork zurückricf und sich mit Abscheu das Bild des Kunstreiters aus dem Herzen zu reißen strebte, es war doch Alles vergebens. Seine Augen blickten sie überall so traurig vorwurfsvoll an, diese Augen, welche Magnus