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— Ptstna. Ein Jahrhundert vollendete sich am 13. April seit dem Tage an welchem der Kauf- und Handelsherr Joh. Gottl. Hafftmann, dessen allbekannte Spezialität sich einem so weitgreifenden Ruf zu erringen und seitdem auch ungeschmälert zu erhalten wußte, in unserer Elbstadt Pirna seine geschäftliche Thätigkeit begann. Gar wechselvoll sind meist die Geschicke der Menschenkinder und der von denselben unternommenen Werke, und doppelt berechtigt erscheint es daher auch, einen solchen Jubiläums-Abschnitt als bedeutungsvollen Merkstein aufzufassen und von ihm aus den Blick zurückzulenken auf die verschiedenen Entwickelungs-Stadien, welche in ihrem Verlaufe zugleich ein gut Stück Pirnaer Lokalgeschichte in sich schließen. Vor 100 Jahren, am 13. April 1793, etablirte sich nun Joh. Gottl. Hafftmann allhier als Kaufmann, nachdem derselbe 1783 in Grimma in der Lehre gewesen war und erwarb am 23. April desselben Jahres das Bürgerrecht der Stadt Pirna. Bereits am 21. August 1793 wird hierauf im Rathsprotokoll das Hafftmann'sche „Bitter Elixir" erwähnt. Während der späteren Feldzüge im Anfang dieses Jahrhunderts war dabei oft große Sorge, da bedeutende Waarenzüge sich fortwährend unterwegs befanden. In Pastor Hoffbauer's „Erinnerungen an das Lützow'sche Freikorps" befindet sich u. A. folgende Stelle: „Wir, das Lützow'sche Corps, waren mit den russischen Kosaken ver eint und nahmen den Franzosen vom Davoust'schen Corps eine große Ladung Proviant ab (26. August 1813). Unter ver schiedenen Lebensmitteln fanden wir viele große Kisten mit Flaschen sogenannter „Pienitz'scher Magentropfen" (Hafft- mann'scher Magenbitterer), welche namentlich den vielen Ver wundeten sehr zu statten kamen." Außer dem ganz bedeuien- den Colonialwaaren- und Spirituosengeschäft — 1835 mußten sogar noch Niederlagen im Schirmer'schen Haus, Schloßstraße 44, eingerichtet werden, — betrieb Joh. Gottl. Hafftmann, den mannigfache Schicksalsschläge heimsuchten, der sich aber immer wieder aufzuraffen wutzte, noch eine Tabakspinnerei, Cigarren- und Schnupftabakfabrik, sowie große Spiritusbrennerei und Landwirthschaft. Letztere mußte aber später, infolge immer weiterer Ausdehnung der Geschäftsverbindungen aufgegeben werden. Die vorhandenen Spiritusabziehblasen genügten nicht mehr den Bedarf zu decken und so wurden dieselben seit 2. Februar 1841 nur noch zum Rectificiren des Rohspiritus ver wendet. Am 23. November 1845 starb der Kauf- und Handels herr Joh. Gottl. Hafftmann und das Geschäft ging, nachdem die Wittwe Hafftmann bis zu ihrem Tode und dann "die Tochter Amalie verw. Stadtschreiber Thamerus geb. Hafftmann, dasselbe interimistisch geleitet hatten, auf den Sohn der Letzteren, Otto Ferdinand Thamerus, über. Derselbe hatte Michaelis 1845 seine kaufmännische Lehre bei Herrn Louis Kirsch in Gera be gonnen, wurde aber nach dem Tode seines Großvaters nach Pirna berufen und trat am 24. Februar 1836 als Lehrling in das Geschäft ein, dessen Inhaber er nach seinem Mündig werden am 18. April 1847 wurde. Bald erkennend, welchen Werth die damals bereits seit 50 Jahren weit und breit be kannte Spezialität „Hafftmann's Magenbitter" habe, richtete derselbe besondere Aufmerksamkeit auf dieses Haupterzeugniß. Aus dieser^Zeit stammen auchffnachkForm und Wortlaut der bis jetzt geführten Etiquetten und Plakate. Gleichzeitig wurde in Teplitz eine Filiale errichtet, 'als deren Leiter der Schwager des Geschäftsinhabers, Herr Kaufmann Emil Kirsch, eingesetzt worden war. In derBlüthe seiner Jahre starb am 9. Januar 1872 Herr Otto Ferdinand Thamerus, das Geschäft seiner Ehefrau und seinen vier unmündigen Kindern hinterlassend. Unermüdlich leitete hierauf Frau Elise verw. Thamerus das Geschäftshaus, Anfangs von ihrem Vater, Herrn Louis Kirsch, unterstützt, bis dann 'am 17. April 1882 die Firma an den damaligen Mitinhaber7Horst(Thamerus und den bereits seit 1872 in derselben thätigen damaligen Prokuristen Emil Wimmer überging. Auf den Ausstellungen in Teplitz, Görlitz und Leipzig in den Jahren 1884, 1885 und 1887 wurde die Spezialität „Hafftmann's Magenbitter" theils mit silbernen Medaillen, theils. mit ersten Anerkennungen prämiirt, gewiß ein Zeichen, daß die Vorzüglichkeit dieser Spezialität eine anerkannte ist und in der Destillation einen hervorragenden Platz einnimmt. Vermischtes. * Ueber einen großen Grenzschmuggel wird aus Oberschlesien unterm 29. März geschrieben: Das an der Grenze hinüber und herüber geschmuggelt wird, ist eine bekannte Thatsache, daß es aber möglich ist, trotz des wachsamen Auges der Grenz beamten einen so schwungvollen Waarenschmuggel zu treiben, wie er jetzt aufgedeckt worden ist, hätte man kaum für möglich gehalten. In dem preußischen Grenzorte Neu-Berun waren die Bücher eines dortigen Spediteurs der Vorsicht wegen kontro- lirt worden, und bei dieser Gelegenheit nahm der betreffende Beamte, der durch frühere Wahrnehmungen Verdacht geschöpft haben mochte, Abschrift von den Waarenposten, die der dies seitige Spediteur gemäß dem ihm von den betreffenden Händler ertheilten Auftrage nach Galizien spedirt hatte, ohne sich um das Weitere zu kümmern. Da der galizischen Behörde von der diesseitigen das Verzeichniß der Waaren und ihrer Empfänger, die sämmtlich in der nahe der schlesischen Grenze gelegenen öster reichischen Grenzorten wohnen, mitgetheilt worden war, so er schien aus Krakau ein Oberinspektor mit nicht weniger als 13 Kommissären, 80 Finanzbeamten und 40 Gendarmen auf der Grenzstation Oswiecim. Eine hier abgehaltene Revision hatte ein ganz überraschendes Ergebniß. Bei den Buchhändlern Gold berg und Bünstein, bei den Schnittwaarenhändlern Bitterfeld, Schönberg, Kluger, Reifer und Gruber, bei den Schirmwaaren- händlern Barber, Tobias, Singer, Gottselig und Katz, sowie in einer Reihe von Privathäusern wurden Waaren im Werthe von 400 000 Gulden beschlagnahmt und zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. Mehrere Händler, die von dem ihrer harrenden Schicksale Wind bekommen haben mochten, haben die Flucht ergriffen. Ihre Läden wurden geschlossen und versiegelt. Die Revision in dem Grenzorte Chrzanow hat gleichfalls Verhaft ungen und Schließung von Geschäften zur Folge gehabt. * Vorfälle, die für die Zustände im rheinisch-westfälischen Industriegebiet bezeichnend sind, haben sich am Charfreitag in Barmen abgespielt. Mehrere Burschen im Alter von 18—20 Jahren hatten sich mit einem Säbel und mit einem Stück Eisen bewaffnet und zogen singend und lärmend durch die Straßen Einen ihnen begegnenden Knaben ergriffen sie und zerschnitten, ihm die Hosen. Dann kehrte die Rotte in einer Wirthschaft in der Leibach ein. Dort saß an einem Tische der auf Urlaub weilende Soldat Walter Vesper vom 57. Jnfantrie-Regiment, auf den die Burschen ihr Augenmerk richteten. Als Vesper die Wirthschaft verließ, folgten sie und suchten mit ihm anzubinden. Vesper ging jedoch ihren Hänseleien aus dem Wege und betrat, an der elterlichen Wohnung angekommen, den neben dieser gelegenen Abort. Er wurde aber von den Burschen herausge zogen und durch zwei Stiche in den Rücken, von denen einer die Lunge traf, derart verletzt, daß er sofort besinnungslos zu sammenbrach. Hierdurch noch nicht befriedigt, klopften die rohen Burschen, die zu ebener Erde wohnenden Familien, damnter den Schwager des Vesper, Bleichereibesitzer Christian Müller, mit dem Bemerken heraus, daß draußen Jemand todtgestochen werde. Sie schlugen nun den ahnungslos aus der Thür tretenden Müller mit dem scharf geschliffenen Säbel nieder. Blutüberströmt konnte sich Müller noch in seine Wohnung schleppen, dann brach er zusammen und hauchte bald darauf seinen Geist aus. Die Mordbuben zogen unterdessen weiter, zertrümmerten dem Bandwirker Wilkesmann die Fensterscheiben, erschlugen dem darob vor die Thüre tretenden Wilkesmann den Kopf und prügelten auch noch den seinem Vater zu Hilfe eilenden jungen Wilkesmann durch. Nunmehr begaben sich die Burschen nach Hause. Sie wurden noch in der Nacht von der Polizei aus den Betten geholt. Der ermordete Müller war 33 Jahre alt, verheirathct und Vater eines Kindes im Alter von 6 Jahren. Der Infanterist Vesper war am nächsten Tage noch bewußtlos, für die Erhaltung seines Lebens ist wenig Hoffnung Vorhand en. ^rkelmarkt). Wilsdruff am 14. Äpril 1893. Ferkel wurden eingebracht 309 Stück und verkauft: starke Waare 6 bis 8 Wochen alt, das Paar 30 Mk. — Pf. bis 36 Mk. — Pf. Schwächere Waare das Paar 18 Mk. — Pfg. bis 27 Mk. — Pf. Eine Kanne Butter kostete 2 Mk. 20 Pf bis 2 Mk. 30 Pf. Meißen, 15. April. Ferkel 1 Stück 10 M. — Pf. bis 22 Mk. — Pf. Butter 1 Kilogramm 2 M. 40 Pf. bis 2 Mk. 80 Pf. Dresden, 14. April. (Getreidepreise.) An der Börse per 1000 Kilogramm: Weizen, weiß 159—164 Mk., Weizen, braun neu 155—159 Mk., Korn 131—134 Mk., Gerste, 145—150 Mk. Hafer 149 -151 Mk. Auf dem Markte: Hafer per Hektoliter 7 Mk. 50 Pfg. bis 8 Mk. — Pf. — Kartoffeln pro Centner 2 Mk. 20 Pf. bis 2 Mk. 80 Pf- Butter 1 Kilo 2 Mk. 20 Pf. bis 2 Mk. 80 Pf. Heu per ! Centner 4 Mk. 20 Pf. bis 4 Mk. 60 Pf. Stroh per Schock 128 Mk. — Pf. bis 30 Mk. — Pf.