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WentN für WMF Thmndt, Dojstn. Siebtnlehn md die Umgegenden. —— Imlsblutt für die Agl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne ! Nummern 10 Pf. Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionspreis 10 Pf. pro dreigespaltene CorpuSzeile. Ro. 23. Dienstag, de« 21. März 18»3. Konkursverfahren. Ueber das Vermögen des Brauereibesitzers Hermann j)aul Gelbrich in Herzsgswalbe wird heute am 20. März 1893, Vormittags '/4II Uhr das Konkursver fahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Gustav Müller in Dresden wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 2H. April Sei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in 8 120 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände — auf den 12. April 1893, Bormittags S Uhr, und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 19. Mai §893, Bormittags 9 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung aufcrlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem. Konkursverwalter bis zum 22. April H8YS Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Wilsdruff. Veröffentlicht: Biels;, G.-S. Freitag, den 24. dieses Monats, 10 Uhr Vormittags gelangt in hiesiger Stadt eine Kuh zur öffentlichen Versteigerung. Bieterversammlung im Hotel Löwe hierselbst. Wilsdruff, den 18. März 1893. Rend. Busch, Ger.-Vollz. welche Gemeinsamkeit der Anschauungen darüber ergaben, daß kein einziger der von den Parteien eingebrachten Abänderungs vorschläge als genügend und ausreichend für die Sicherheit des Vaterlandes angesehen werden könnte. Im Uebrigen geben sich zweifellos die verbündeten Regierungen wohl am wenigsten einer P a s s i o n s) e i t. Die Passionsblume, die Passiflora, trägt den Namen nach der Zeit, in der wir jetzt stehen. In ihrer Tiefe liegen das Kreuz und die Dornenkrone, die Geißel und die Nägel und die blutigen Wundenmale und blicken zu uns auf, redend von der Passion, dem Leiden Christi. Alte schöne Sitte war es, daß in dieser Zeit lärmender Jubel verstummte und rauschende Feste schwiegen, damit die Gedanken ungestört in die Betrachtung des Leidens unseres Heilandes sich versenken möchten. Unser deutsches Volk mit seinem tiefen Gemuth hat die Passionszelt stets besonders hoch gehalten. Es Ist eine Trauerzeit, in der die Kirchen, Altäre und Kanzeln schwarzen Schmuck tragen, denn wir denken daran, daß der He.ligste und N-,nst- von Allen, die je auf dieser Erde gewandelh zum Leiden und Sterben am Kreuz geführt wurde. Wessen Herz kann kalt ble.ben bei dem Kreuzesleiden Christi? Das Kreuz ist das Zeichen des Christenthums geworden, das Kreuz war das Panier, unter dem einst die christlichen Krieger siegten m,t dem Kreuz schmückten sich die Kreuzfahrer, als sie die Passionöstatte den Ungläubigen entreißen wollten. Jedes Kreuz redet von Christi Passion. Passionszeit, Leidenszeit haben wir alle durchzumachen, mancher recht schwere. Von Christo können wir lernen, wie wir alles Leiden tragen und überwinden sollen, uns zum Heil und zu dauernder Freude. Der Passion folgt Ostern mit dem Jubelmfe: „der Herr ist auferstanden!" Als Christus noch unter der Last der Leiden auf Erden wandelte, hat er ein wunderbares, in der Fülle seines GehaltcS nicht auszuschöpfendes Wort gesprochen: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben." Wer dieses Wort durchdenken will, dem wird die Ahnung aufgehen, daß Leid und Leiden der Weg zum Leben und die Todesnacht für uns die Mutter eines Sonnenaufgangs werden soll. Tagesgerichte. Prof. v. Gneist hat seine Ansichten zur Militärvor lage in einer vor wenigen Tagen erschienenen Schrift nieder gelegt. Bemerkenswerth erscheinen uns besonders nachstehende Ausführungen: Der Friede Europas ist nur gesichert, so lange unsere Nachbarn wissen, daß Deutschland entschlossen ist, seine militärische Ueberlegenheit auch mit neuen Opfern aufrecht zu erhalten. Sollte wirklich im Laufe unserer Verhandlungen das deutsche Volksgewissen über diese Wahrheit nicht so schnell ins Klare kommen, so ist es, glaube ich, der Beruf der verbündeten Regierungen, auf ihrem Posten zu verharren. Es ist unrichtig, wenn man sagt, bei einer Ablehnung der Militärvorlage bleibe dem Reichskanzler nur die Wahl, entweder zurückzutreten oder zur Parlamentsauflösung zu schreiten. Es gehört das zu den Legenden, die sich aus der Anschauung fremder Zustände bilden. In unserem Parlamentswesen ist keine gesellschaftliche Klasse und keine Partei imstande, eine verantwortliche Regierung zu übernehmen, und so lange dieser Zustand dauert, muß eben die Majorität der Monarchie diese Verantwortlichkeit tragen. Die jetzige Reichsregierung hat sie übernommen nach bestem Wissen und Gewissen, sie vertritt die für die heutige Situation noth wendigen Vorlagen mit der Ausdauer und Geduld, welche die schwere Lage des Reiches erfordert. Sie wird auch diesem Standpunkt nicht untreu werden in dem unerwarteten Fall, daß ihre Vorlage in der dritten Lesung sich ungenügend gestalten Ec. Sie wird auch dann die Haltung zu bewahren imstande stm die gcignet ist, dem Ausland nicht' das Bild eines Bruchs Zwischen Staatsregierung und Reichsvertretung darzubieten, welches nach menschlicher Wahrscheinlichkeitsrechnung eben nur das Signal zum Ausbruch eines Krieges sein würde. Bei dieser Sachlage erscheint es gerade wünschenswerth, daß die Verhandlungen über die Militärvorlage sich einigermaßen in die Länge ziehen, und den Abgeordneten womöglich auch die Ge legenheit gegeben wird, sich in ihren Wahlkreisen über ihre Ver antwortlichkeit zu orientiren. Die öffentliche Meinung in einer bedächtigen Nation bewegt sich immer etwas langsam, namentlich in einer sozial gespalteten Gesellschaft. Aber sie bewegt sich, und wer den Glauben an unsere Nation sich bewahrt hat, wird dieser Bewegung vertrauen. Sollte daher wider alles Erwarten die dritte Lesung noch ungenügende Beschlusse ergeben, so werden die verbündeten Regierungen es nicht verschmähen, die Vorlage all Lmsinlanclunr zurückzugeben und weiter zu verhandeln, insbesondere aber durch kaiserliche Botschaft den Reichstag und das Reich an ihre Verantwortlichkeit ernstlich zu mahnen. Das Vertrauen auf das durchdringende Bewußtsein der heutigen Lage beruht schließlich auf einem Credo, das sich derjenige bewahrt, der sich den Glauben an den Reichssinn und die Vaterlands liebe unserer Nation im Laufe von zwei Menschenaltern er halten hat. Von wohlunterrichteter Seite erhalten die „Dr. N." zur politischen Lage folgende Mittheilung: „Die Auflösung des Reichstages ist sicher zu erwarten und zwar wird dieselbe Ende April bez. spätestens Anfang Mai erfolgen. Am 17. April wird die Militärkommisfion zur Feststellung des Berichts des Abg. Gröber zusammentreten. Dieser Bericht wird in einer Sitzung kaum bewältigt werden können, so daß voraussichtlich eine weitere Sitzung am 18. oder 19. April stattfindet. Der Bericht wird hierauf gegen den 22. April an das Plenum des Reichstages kommen, so daß in der Woche vom 24. bis 29. April die zweite Lesung der Militärvorlage im Plenum zu er warten steht. Die zweite Lesung wird ein positives Resultat, wie mit Sicherheit zu erwarten, nicht ergeben. Infolgedessen wird die Auflösung des Reichstages ausgesprochen werden. Die verbündeten Regierungen haben auf die dreijährige Dienst zeit verzichtet, weil sie der Ueberzeugung waren, daß die noth wendige numerische Verstärkung der Armee auf Grund der dreijährigen Dienstzeit zu hohe finanzielle Opfer erfordern müßte. Die numerische Verstärkung stellt sich als unbedingt nothwendig dar gegenüber der wesentlich gesteigerten Anzahl der Deutschland wie dem Dreibund feindlichen Streitkräfte. Das Zurückgehen auf die zweijährige Dienstzeit erforderte aber eine Anzahl Com- pensationen, deren Bewilligung die Voraussetzung für die Ein führung der zweijährigen Dienstzeit überhaupt ist. Das Prinzip der Vorlage beruht auf der Einstellung aller wehrfähigen jungen Männer Deutschlands. An diesem Prinzip konnten die ver bündeten Regierungen sich nicht abhandeln lassen; eher wären die Regierungen bereit gewesen, bezüglich der Einführung der Vorlage durch Verminderung und Hinausschiebung der einzelnen Staffeln der neuen Formation ein langsames Tempo einzu schlagen; aber auch hierfür ist eine Mehrheit im gegenwärtigen Reichstag nicht zu erlangen. Im Uebrigen war die Reichsre gierung bereit, dem Vorgehen der konservativen im Reichstag entsprechend, für die Kosten der Heeresvorlage eine wesentliche Erhöhung der Börsensteuer anzunehmen und hierdurch die be absichtigte Erhöhung der Brau- und Spiritussteuer zu modi- fiziren. Ueber die finanzielle Deckung ist es nunmehr aber, da die Heeresvorlage als solche in der Commission mit überwiegender Mehrheit abgelehnt wurde, gar nicht erst zu einer Aussprache gekommen. Es haben noch im Laufe vergangener Woche, nachdem das Resultat der Commission bekannt geworden war, vertrauliche Verhandlungen zwischen den verbündeten Staaten stattgefundeu, Täuschung darüber hm, daß ein neu zu wählender Reichstag kein wesentlich anderes Gepräge als der jetzige tragen werde. Erfolgt durch diesen wiederum Ablehnung der Vorlage, die in vollem Umfange von Neuem eingebracht wird, so spricht man jetzt schon von Konsequenzen, die bereits im Jahre 1887 vor der Neuwahl des Kartellreichstages wohl erwogen worden sind." Die „Berl. Pol. Nachr." schreiben: Von der Gewerbe ordnungsnovelle vom 1. Juni 1891 sind bekanntlich die Be stimmungen über die Sonntagsruhe in Industrie und Hand werk noch nicht zur Durchführung gebracht. An den Aus führungsbestimmungen auf diesem Gebiete wird schon nun seit längerer Zeit gearbeitet. Die Fertigstellung derselben verzögert sich deshalb, weil bei vielen Berufszweigen, die dieser Sonn tagsruhe unterworfen werden sollen, die verschiedenartigsten Ver richtungen nach der einen oder anderen Seite Berücksichtigung erheischen. Die einschlägigen Verhältnisse werden mit größter Gründlichkeit untersucht, worüber man wohl nach den Er fahrungen, die man mit der Sonntagsruhe im Handelsgewerbe gemacht hat, nirgends klagen wird. Gegenwärtig ist nun der Stand der Arbeiten folgender: Nachdem von der zuständigen Reichsbehörde eine Zusammenstellung derjenigen Arbeiten der einzelnen Berufszweige, welche von den Sonntagsruhebestimm ungen gänzlich oder unter gewissen Bedingungen ausgenommen werden sollen, angefertigt war, war dieselbe den Einzelregierungen zur Begutachtung unterbreitet worden. Sobald diese Gutachten sämmtlich eingelaufen werden sein wird zur Vernehmung von Sachverständigen geschritten werden. Und zwar dürfte sich die letztere so gestalten, daß immer nur von denjenigen Berufs zweigen, bei welchen sich bezüglich der Ausnahmebewilligungen Bedenken erhoben haben, Vertreter zu Konferenzen im Reichs amt des Innern nach Berlin berufen werden, in denen zur Aufklärung über diese Bedenken geschritten werden soll. Die Konferenzen dürften auf verschiedene Termine verlegt werden und zwar soll die Absicht bestehen, sie in der Reihenfolge der Gruppen der Berufsstatistik abzuhalten. Mit der Abhaltung der ersten Konferenz dürfte schon in ganz naher Zeit vorge gangen werden. Zu dem Antrag Mehnert-v. Friesen betreffs der Zulassung ausländischer Juden bemerkt die „Leipziger Zeitung": „Der Wortlaut des Mehnertschen Antrags ist uns nicht be kannt. Den Antrag v. Friesen dagegen würden auch wir be kämpft haben. Nicht, weil wir mit seinem Sinne nicht ein verstanden wären. Im Gegentheil, wir sind von jeher weiter gegangen und haben absolute Grenzsperre gegen ausländische Juden verlangt. Mit den 500,000 Juden, die wir bereits haben, müssen wir auch ohne staatliche Mithilfe fertig werden; es wäre ein Armuthszeugniß für die fünfzig Millionen Deutscher, wenn sie das nicht könnten. Um so nothwcndiger aber ist cS, vaß das jüdische Element durch Zuzug von Außen nicht von Neuem gestärkt wird, daß der jüdische Einfluß, den wir im Innern entgegentreten, nicht von Außen neue Nahrung erhält. Den jüdischen Geist im Jnnem bekämpfen, den ausländischen Juden aber ein Recht auf Zulassung geben, hieße die Quellen im Innern verstopfen und die Schleusten an der Grenze zu öffnen. Nichts Anderes aber würde der Antrag von Friesen erreichen, indem er den Bundesrath in den Stand setzt, die Zu lassung eines ausländischen Juden gegen den Willen des Ein zelstaates durchzudrängen, der sie abgelehnt hat. Es liegt auf