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Schloß und Riegel, da man mit dem verkommenen Winkel advokaten wenig Federlesens machte. Das war eine schlimme Geschichte für den Armen, der selbst mit dem Nachweis seines Alibis, wie er mit Recht fürchtete, Schiffbruch leiden mußte. Wie in aller Welt aber war man auf ihn als den muthmaßlichen Thater gekommen! Ueber diesen Gedanken konnte Krause nicht hinaus, es mußte ihn jedenfalls irgend ein scharfes Auge von einem Fenster aus, als er den Keller verlassen, gesehen und erkannt haben. Eine andere Lösung dieses Räthsels war nicht denkbar. Gewiß von einem der vielen Bewohner des Hauses, unter welchem der Kittsche Keller lag. Der arme Theobald lachte bitter vor sich hin, als er an seine Frau dachte, welche ihm bezeugen sollte, daß er sich um zehn Uhr Abends schon daheim befunden habe. Was konnte er von der fast selten zurechnungsfähigen Trunk süchtigen erwarten? Vielleicht nur eine gefährliche Verwirrung seiner Sache, die andernfalls ihm durchaus nicht gefährlich er schien. Er wußte, daß Lene Kitt um zehn Uhr von ihrer Freundin heimgekehrt und diese letztere somit eine vollgültige Entlastungs zeugin für ihn war, falls seine Frau nur ein Fünkchen Ver stand und Ueberlegung besaß. Aber — aber —. Krause seufzte verzweifelt bei diesen Gedanken und griff dann plötzlich mit dem Ausdruck des Ent setzens in seine Tasche, wo er in einem unsauberen Portemonnaie einen Fünfzigthalerschein und mehrere Goldstücke bewahrte. Wenn er sich über den Erwerb dieses Gelves ausweisen sollte? Der kalte Schweiß trat ihm bei dieser Idee auf die Stirn. Konnte das Geld nicht als furchtbarer Ankläger gegen ihn auftreten? Bah, so weit ging denn doch seine Freundschaft für den Ver walter ASmus nicht, mochte die vornehme Sippschaft von Falken hagen und Schloß Reuth sich in die Haare fahren, er wollte seine Haut nicht für sie zu Markte tragen. Noch war er nicht visitirt worden, man hatte ihn in Ermangelung eines anderen Thaters nur vorläufig in Verwahrung genommen. Krause überlegte alle diese Dinge rasch und mit juristischer Schärfe. Es hieß jetzt, sich die eigene Lage klar zu machen uno einen Entschluß zu fassen. Der Wahrheit die Ehre zu geben, daß sein Verderben besiegeln, da man ihm die Geschichte mit dem Testament, soweit die Erzählung seiner passiven Haltung, seines Versteckspielens angesichts des schauerlichen Mordes nicht glauben, sondern ihn darauf hin ohne weiteres verurtheilen würde. Konnte er den Namen nennen? — Er überlegte weiter — der arme kleine Kitt hatte ihm den Namen des bei dem so geheimnißvoll aufgefundenen Testamente Hauplinteresfirten nicht genannt, doch hatte er ihn errathen und durch einen Blick in das Dokument auch bestätigt gefunden. Wenn er diesen Namen jetzt nennen, seine Erzählung durch Herbeischaffung des wichtigen Testaments unterstützen würde, da die Diener dec vornehmen Herren unbedingt den Besuch des kleinen Kitt bezeugen mußten! Und dann? — Krause zog die dicken Brauen zusammen und lachte dann ingrimmig in sich hinein. „Freilich, wenn man ihm überhaupt Glauben schenken, das Ganze nicht vielmehr für ein schlaues Manöver halten und ihn schließlich auch noch als falschen Denunzianten bestrafen würde. Er, und nur er allein blieb als Mörder übrig, weil sich aus dem Diebstahl des Testaments das Motiv des Mordes haar scharf entwickeln ließ, während es dem vornehmen Herrn, welcher mit Kitt ohne Zeugen verhandelt, kinderlöicht fallen mußte, den Verdacht der grauenhaften That von sich abzuwenden. Krause sagte sich, daß er es in diesem Falle dem Gericht sehr mund gerecht machen würde. Als er zum Verhör geholt wurde, war er vollständig mit sich im Reinen und entschlossen, von dem Testament ganz zu schweigen. Der Untersuchungsrichter, ein im gewöhnlichen Leben sehr jovialer Mann, der mit Krause seiner Zeit zwei Semester an derselben Universität studirt, aber keinen weiteren Umgang mit ihm gehabt hatte, fragte ihn nach den gewohnten Formalitäten, wo er am Abend des 30. April sich aufgehalten habe. „Im Freien", erwiderte Krause ruhig. „Ich war bis acht Uhr in der „Goldenen Rose", und ging dann hinaus vors Thor, weil ich Kopfschmerzen hatte und mein Haus mir wenig Be haglichkeit bietet. Als es zehn vom St. Annen schlug, war ich in meiner Wohnung." „Können Sie dies durch einen glaubwürdigen Zeugen achselzuckend. „Vielleicht dürfte auch ich mir jetzt eine Frage erlauben, Herr Gerichtsrath?" fuhr Krause rasch fort. „Weshalb bin ich verhaftet worden?" „Das werden Sie sehr bald erfahren", erwiderte der Richter, „es thut mir leid, Ihre Frau nicht als genügende Zeugin anerkennen zu können. Sie haben jedenfalls von dem Mord in der Steinstraße gehört?" „Gewiß, unser Milchmann brachte uns die Neuigkeit zum Morgenkaffee. Ich wollte mich just selbst davon überzeugen, als die Haltefeste erschienen. Zum Henker noch einmal, meine Verhaftung steht doch nicht mit jener Mordgeschichte in Verbindung?" „Allerdings", gab der Richter zu, „es ist ein durchaus glaubwürdiger Zeuge gegen sie aufgetreten. Ein Zeuge, dessen Aussage in keiner Weise angezweifelt werden kann." Krause blickte mehr erstaunt als erschreckt auf, ein un gläubiges Lächeln überzog sein Gesicht und kopfschüttelnd meinte er, einigermaßen neugierig auf den Namen dieses Burschen zu sein. Ich darf voraussetzen, daß man ihn ebenfalls festgenommen hat," fügte er mit innerlichem Unbehagen hinzu." „Er kann nicht entfliehen", sprach der Richter sehr ernst, ja beinahe sehr feierlich. „Der Zeuge, welcher Sie als den Mörder bezeichnet hat, ist der Ermordete selber." Krause zuckte zusammen, wie von einer Kugel getroffen. Sein rotheö Gesicht wurde aschfarben, seine Augen stier und entsetzt, und seine Erregung stieg noch bei der furchtbaren Ueber- zeugung, daß er in diesem Augenblick das Bild wirklicher Schuld darbieten müsse. „Darin mögen Sie recht haben", erwiderte der Unter suchungsrichter, ihn streng anblickend, weil vor diesem Tische der Scherz überhaupt nicht geduldet wird. Wenn ich Ihnen jetzt einen Spiegel vorhielte, dann müßten Sie den überführten Verbrecher darin erblicken." Krause hatte sich wieder vollständig gefaßt. Die uner wartete Erklärung des Richters, welche ihn an den letzten Anblick des todten Kitt unheimlich genug erinnerte war wohl geeignet gewesen, ihn aus der Fassung zu bringen. Er war sich des schlimmen Eindrucks, den dieser unselige Augenblick hervor bracht, voll bewußt, und auch überzeugt, das verlorene Terr.lr> nicht wiedergewinnen zu können. Zum ersten Male kam >b n der Gedanke, sich selbst die Schlinge gedreht zu haben und jetzt durch eine offene Darlegung seiner Mitschuld und durch die Herbeischaffung des Testaments auf keine Entlastung der furcht baren Anklage mehr rechnen zu können, sondern sich im Gegen- theil durch solche Aussagen noch erdrückendere Beweise selber zu schaffen. — Blitzschnell kreisten diese Gedanken in seinem Gehirn, und mit juristischen Spitzfindigkeiten ihn gleichsam vor sich selber vernichtend, bis sich ebenso rasch der Weg, den er zu verfolgen hatte, seinem praktischen Blicke darbot. „Also Ls ist kein Gespensterscherz, sondern Wahrheit?" fragte er, des Richters Blick ruhig erwidernd, „der Todte, oder vielmehr die Todten haben wirklich gesprochen und mich als Mörder bezeichnet?" „Der kleine Kitt lebte heute Morgen noch, als man ihn auffand", versetzte der Richter mit derselben Feierlichkeit, „lebte lange genug, um seinen Mörder nennen zu können. Er starb kurz darauf." „Das ist etwas Anderes, wenn auch für mich ja gerade zu ein erdrückender Beweis der Schuld", sprach Krause mit ruhiger Stimme. „Und dennoch bin ich unschuldig an diesem Doppelmorde, so unschuldig, daß ich die Hand auf die Wunde meiner armen Freunde legen und cs beschwören will. Es ist ja immerhin möglich, daß der Verbrecher, auf meine intime Bekanntschaft mit den Geschwistern Kitt, deren juristischer Rath geber ich seit vielen Jahren gewesen bin, bauend, mein Aeußeres kopirtc und das unglückliche Opfer, dessen Blick keinesfalls ganz klar gewesen, mich darauf hin erkannt zu haben glaubte." „Allerdings kann man sich eine solche Möglichkeit zurecht legen," gab der Richter ironisch zu, „und es mag ja auch in ihren Kram passen, doch können wir leider darauf nicht ein gehen, da Sie zweifellos als alter Bekannter dort Einlaß ge funden haben, weil man die Kellerthür offen fand. Da Ihre Nerven vorhin schon bedenklich erregt waren, so wollen wir auf jene mittelalterliche Prozedur hinsichtlich der Todtenprobe doch lieber verzichten und uns an Thatsachen halten. Es möchte deßhalb gerathener für Sie sein, ein offenes Geständniß abzu legen, da Leugnen solchen Beweisen gegenüber völlig nutzlos ist. Sie als Jurist müßten sich sofort darüber im Klaren sein." „Freilich bin ich das", erwiderte Krause achselzuckend, „kann aber doch trotz alledem nicht selbst mich zum Mörder stempeln und Verbrechen eingestehen, die ich nicht begangen habe. Die Zeit der Folter ist vorüber, - Justizmorde aber gibts noch immer, und wenn meine Erregung bei Ihrer Ge- spensterz'tirung als Beweis meiner Schuld gelten soll, dann könnte mein Anerbieten, das Sie als mittelalterliche Prozedur verächtlich verwerfen, just als Gegenbeweis für mich sprechen." „Sie leugnen also, gestern überhaupt in dem Kittschen Keller gewesen zu sein?" fragte plötzlich der Richter nach einer Weile. „Ja, das leugne ich allerdings", versetzte Krause, dem ein neuer, und vielleicht, wie er hoffte, rettender Gedanke durch das fiebernde Gehirn fuhr, „vorgestern hatte Kitt mich zu sich zitirt, um ihm, wie das häufig geschehen ist, einen juristischen Rath zu ertheilen. Es handelte sich um ein Testament, nicht um sein eigenes", setzte er erklärend hinzu, als der Richter ihn fragend ansah, „sondern um ein fremdes, welches ihm zum Kaus angeboten worden war." (Fortsetzung folgt.) Der verwandelte Ehemann. „Ja," sagte die Frau von Kammerer zur Frau von Stallinger, die eben bei ihr zu Besuch weilte, „ich hab meinen Mann recht gern, aber ich glaub', ich hält' ihn noch viel lieber, wenn er nicht gar so aufmerksam wäre. Er thut Alles, was er mir an den Augen absieht, findet nie etwas zu tadeln und ist das reine Süßholz. Da ist der Ihrige ganz ein anderer Kampel. Er schaut mit seinem schwarzen Vollbart schon aus wie ein Teufel und dann macht er immer so ein finsteres Gesicht, daß man sich völlig vor ihm fürchten muß. Ich glaub', es muß doch etwas Wunderbares sein, wenn man vor seinem Mann ein Bisserl Angst hat." „Na, wissen Sie," entgegnete die Frau Stallinger, „Alles hat sein Gutes und Schlechtes, mein Mann is auch gar nicht so fürchterlich, als er ausschaut, aber manchmal wärs mir schon lieber, wenn er ein Bisserl freundlichere Seiten aufziehen thät, !denn er ist oft widerspenstig und mit seiner tiefen Stimme klingt Alles, was er sagt, so grob, wenns auch gar nicht so gemeint is. „O, das muß schön sein," fiel wieder Frau Kammerer ein, „ich hab' von meinem Mann noch kein grobes Wort ge hört und von lauter Süßigkeiten kriegt man ein' öden Magen, das wissens ja eh!" „Dem Weibe kann geholfen werden," murmelte Herr Kammerer im Nebenzimmer, der Dank der vorzüglich akustischen Bauart der modernen Häuser das Gespräch als unfreiwilliger Lauscher mit angehört hatte. Dann trat er ins Zimmer seiner Fran, empfahl sich mit gewöhnlicher Herzlichkeit, ohne eine Miene zu verziehen, und ging in sein Bureau. Als er Mittags zur bestimmten Speisestunde nach Hause kam, war das Essen noch nicht fertig, Frau Kammerer hatte sich mit Frau Stallinger verplaudert, dann noch einigen Nach barinnen einen Besuch abgestattet und gemeint, mit dem Kochen sei es nicht so eilig, ihr Mann sei ja ein „guter Patsch", der könne nöthigenfalls warten. Als sie das Speisezimmer betrat, fand sie ihren Mann daselbst, der mit einem Gesichte wie ein hungriger Löwe auf und ab promenirte und sie nicht ansah. Etwas eingeschüchtert ergriff sie das Wort: „Es ist heute etwas später mit dem Essen geworden, doch das hat doch nichts zu sagen." „Was, das hat nichts zu sagen?" donnerte Herr Kammerer mit der größten Entrüstung, deren er fähig war. „Himmel kreuzbombenelement ! Du meinst wohl, daß ich meine Zeit ge stohlen habe, um auf den Pantsch, den Du zusammenbraust, auch noch warten zu können?" „Aber Heinrich!" „Heinrich hin, Heinrich her, ich habe jetzt einmal die Ge schichte satt und vas muß anders werden und wenn es bis zum Aeußersten kommt. Ich leide keine Schlamperei in meinem Hause mehr." In diesem Moment betrat die Dienstmagd das Zimmer, um zu servilen. Herr Kammerer ließ sich aber nicht im Geringsten stören und schalt und schimpfte weiter. Als das Mädchen hinausgegangen war, sagte die Frau in fast demüthigem Tone: „Heinrich, wenn Du etwas zu sagen hast, so will ich es gerne anhören, doch thue es wenigstens nicht vor den Dienst boten, damit sic nicht den Respekt verlieren. „Wenn ein: Frau ihre Pflicht nicht erfüllt," grollte der unversöhnliche Gatte weiter, „muß man sie erinnern Und dann hört eben alle Rücksicht auf." Die arme Frau war erstaunt, überwältigt, niedergeschmettert. So etwas war ihr in ihrer ganzen, allerdings noch nicht lange währenden Ehezeit nicht vorgekommen. Sie dachte eben nach, was sie thun sollte, um den Wütherich zu versöhnen — als die Glocke schellte. „Wer ist denn das schon wieder?" rief der Gatte. „Es wird meine theure Mama mit Tante Johanna sein," sagte die Frau, „sie kommen, um den Abend bei uns zu zubringen." „Zum Teufel," brummte Herr Kammerer, „kann ich denn nicht eine Viertelstunde in meiner Wohnung Ruhe haben." „Aber ich habe meinen Verwandten ja versprochen, Du würdest uns Abends Alle ins Theater führen." „Ah, wirklich! Darf ich fragen, wer Dich dazu er mächtigt hat? Bin ich denn schon der Niemand hier, daß ich gar nicht mehr gefragt werde, was ich noch thun und lassen will?" „Aber Du wirst doch mit uns gehen? Bitte schön, thu mirS zu Liebe?" flehte Frau Kammerer. „Fällt mir gar nicht ein," entgegnete der Gatte, während die Besucher schon das Zimmer betraten," ich gehe jetzt in das Kaffeehaus und dann zu meinen Freunden ins Gasthaus, da habe ich wenigstens Ruhe. Adieu." Und draußen war er. Als er über die Stiege lief, sagte er zu sich selbst: „Teufel, das har eine Ueberwindung gekostet. Wenn ich noch eine Minute länger mich aufgehalten hätte, wärs vorbei gewesen mit der Standhaftigkeit. Mich dauert mein armes Weibchen, aber sie hat es haben wollen." Zwölf Uhr war schon lang vorbei, als Herr Kammerer polternd sein Heim betrat. Nie, seitdem er verheirathet ist, war er so spät nach Hause gekommen., „Hölle und Teufel, Du bist noch wach," rief er seiner Gattin zu. „Du wartest etwa gar auf mich, um zu wissen, wann ich nach Hause komme? Das muß ein für allemal ein Ende nehmen." „Ich war so besorgt um Dich, Heinrich!" „Ah, besorgt also? Glaubst Du vielleicht, daß Herr Stallinger seiner Frau erlauben würde, zu warten, bis er heimkommt?" „Ach, Heinrich, ich möchte nicht um die Welt, daß Du so wärst, wie Herr Stallinger," rief Frau Kammerer, in Thränen ausbrechend. „Du möchtest es nicht?" entgegnete ihr Gatte, indem sich ein leises Lächeln unter seinen Schnurrbartspitzen hervorstahl. „Nun, ich dachte, es wäre so hübsch, wenn man sich auch etwas vor dem Gatten fürchtet und er nicht so ist, wie das reine Süßholz." Frau Kammerer sprang auf. „Du hast gehört, was ich heute früh gesagt." „Jawohl, meine Liebe, und da ich stets ein aufmerksamer Gatte war, habe ich mein Benehmen nur nach Deinem Ge schmack einrichten wollen." „Thu es nicht mehr!" rief sie stürmisch aus, „ich kann es nicht leiden. Es ist ganz abscheulich, wenn man sich vor seinem Manne fürchten muß." „Wie Du meinst," entgegnete er lachend. „Ich habe nur gethan, was Du gewünschest hast." „Wie dumm war ich doch!" rief sie aus. „Theurer Heinrich, ich habe mir die Augen ausgeweint heute Nacht und mir den Kopf zerbrochen, was denn eine solche Aenderung in Dir hervorgebracht haben könnte. Und Du hast Dich eigentlich nur verstellt." „Nur verstellt," entgegnete der Mann. Und nun umarmten und küßten sic sich und ihr Honig monat begann aufö Neue. Niemals aber hat seither Frau Kammerer darüber Klage geführt, daß sie einen zu aufmerksamen Gatten habe. Vermischtes. * Ueber den Nachlaß eines Millionärs wird aus Halle gemeldet. Der Millionär Eduard H. M. Just, welcher das noch nicht eröffnete „Grand Hotel" in Halle und den seit etwa einem Vierteljahr eröffneten Wintergarten in der Magdeburger Straße dortselbst gebaut hat, hat sich in New-Jork, wohin er übergesicdelt war, in einem Anfalle von Schwermulh, die sich seit dem Tode seiner Frau und Kinder (auf der Ueberfahrt von New-Jork nach Deutschland infolge Scheiterns des Dampfers ertrunken) bei dem unglücklichen Manne eingestellt hatte, erschossen. Der Verstorbene gedachte in seinem Testamente unter anderen Personen auch seiner in Deutschland wohnenden Verwandten, so vermachte er seiner Schwägerin Anna Kühne in Dresden und seinen Brüdern Fritz und Hermann Just in Berlin, sowie seinem Neffen Karl Just je eines der ihm ge hörenden eleganten Häuser an der Weststraße in New-Jork. Den ganzen Rest des Nachlasses, welcher über 2 Millionen Dollars beträgt, erben die Schwestern des Verstorbenen, Elise Baumann in Halle, und seine Brüder Karl Just in Eisleben und Johannes Just in Halle zu gleichen Theilen. * Ein Niesenprozeß, in welchem gegen 4000 Verklagte zu verhandeln ist, spielt sich gegenwärtig vor dem Königl. Amts gerichte I. in Berlin ab. Der Prozeß bildet ein Nachspiel zu den Zwistigkeiten zwischen Vorstand und Mitgliedern des Vereins „Zukunft". Ein großer Theil der letzteren war aus dieser Krankenkasse ausgeschieden, ohne die Vereinsbeiträge für den Monat des Austritts zu zahlen. Gegen diese Personen, 4000 an der Zahl, hat der Vorstand die Klage erhoben und seit etwa drei Wochen wird vor dem Amtsgericht l. in Sachen „Zukunft" contra Mitglieder, und zwar jedes Mal summarisch gegen 25—100 Personen, verhandelt. Die Kosten des Riesen- prozesseö hat zum größten Theil der Verein „Zukunft" zu tragen, da die von demselben gestellten Forderungen meist zu hoch sind und die Verklagten sich ohne Weiteres zur Zahlung der ursprünglich normirten Beiträge bereit erklären. * Präriebrände. In der Grafschaft Russel, im Staate Kansas, wüthen Präriebrände; sieben Landwirthe haben bei dem Versuch, der Ausbreitung des Feuers Einhalt zu thun, ihr Leben eingebüßt. * Im Restaurant. Im „Goldnen Raben" fragt ein Lord: „Kann ich ein Beefsteak kriegen?" — Gastwirth: „Jes Mylord, mit Vergnügen." - Englishmann: „O no, Vcr- gniegen no, ich will ein Bees mit Kartoffeln haben."