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Wochenblatt für WNmff Imlsblnll für die Agl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu N)ilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. 18N3. No. 12. Freitag, den 10. Februar Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionspreis 10 Pf. pro dreigespaltme Corpuszeile. Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne Nummern 10 Pf. Tharandt, Men, Meulch» md die UmmMen. —r— Donnerstag, den 23. Februar dss. Fs., von . Reisstangen 182,10 Hdt. ficht. Spechtshausener Revier, vom meistbietend versteigert werden. 55,11 9,17 ee e, // e/ Derbstangen gekürzte Stangen zu Schleifholz Nutzknüppel von Stangen König!. Oberforstmeisterei Grillenburg und Königl. Forstrentamt Tharandt, am 8. Februar 1893. Stangen vom Naundorfer Revier und dergl. „ Grillenburger Revier Stangenversteigerung. Im Hotel zum deutschen Hause in Tharandt sollen Donnerstag, den 23. Februar -ss. Fs., von Bormittag 1v Uhr an 178'/, Rm. 144,00 Hdt. 188,91 „ Tagesgeschichte. Im Reichstage wird, wie verlautet, nach Beendigung der nun schon fast eine Woche dauernden Debatte über den Zukunftsstaat der Sozialdemokratie eine Aussprache über die bisherigen Wirkungen der reichsgesetzlichen Vorschrift'» über die Sonntagsruhe, im Handelsgewerbe erfolgen. Jedenfalls wird eine solche Erörterung recht sehr am Platze sein. Weiter dürfte erörtert werden, ob die allzugenaue Publikation der vereinzelten Cholerafälle in der gegenwärtigen Zeit nicht mehr schadet, als nützt. Deutschland gilt jetzt nach Außen hin allgemein als choleraverdächtig, und der Waarenabsah wird recht erschwert. In Frankreich, wo doch auch noch genug vereinzelte Cholera- fällc vorkommen, verliert man darüber keine Silbe. Es brauchen ja bei uns deshalb noch lange nicht die Maßnahmen zur Be kämpfung der Cholera eingestellt zu werden. Die angeregte internationale Konferenz zur Bekämpfung der Cholera soll übrigens, wie bestätigt wird, demnächst in Dresden abge- balten werden. Die durch die Reichskommission für Arbciterstatistik ver anlaßte Erhebung über die Arbeitsdauer der in Bäckereien und Konditoreien beschäftigten Arbeiter liegt, durch das statistische Amt zusammengestellt, im Druck vor und läßt erkennen, daß in zahlreichen dieser Betriebe eine Beschäftigungsdauer statt findet , die als ungesund und übermäßig zu bezeichnen ist, namentlich für die unerwachsenen Arbeiter. Bemerkenswert!) erscheint, daß die Beschäftigungszeit der bei dem Ladengeschäft thätigen Arbeiter die der in den Betriebsstätten thätigen noch wesentlich übersteigt. In einem großen Theile der Betriebe wird während des ganzen Jahres kein voller Ruhetag von 24 Stunden gewährt. Die Erhebung hat sich auf große, kleine und mittlere Städte bezogen, kleine Dörfer und große Land gemeinden wurden dabei mit in Betracht gezogen und die ge troffene Auswahl kann als eine von typischer Bedeutung gelten, Demgemäß wird allerdings an den Bundesrath die Frage heran treten, ob Anlaß vorhanden ist, auf Grund der durch § 120c, Absatz 3 der neuen Gewerbeordnung ihm übertragenen Befug- niß eine höchste Arbeitszeit in diesem Berufe festzusetzen. Di- Wünsche der in den Bäckereien und Konditoreien thätigen Arbeiter gehen auf einen zwölfstündigen Arbeitstag. Die Ein führung würde nur allmählich geschehen können, eine Ueber- gangszeit wäre unabweislich. Für die kleineren Betriebe dürfte der zwölfstündige Arbeitstag weit erheblichere Schwierigkeiten verursachen, als für die größeren, da sie nicht schichtweise ar beiten lassen können. Gewisse eigenartige Verhältnisse des Bäckerei- und Konditoreigewerbes erheischen Rücksicht. Daher hat auch schon die Gewerbeordnung die Sonn- und Feiertags ruhe hier anders behandelt, als in den übrigen Gewerben. Daß der größte Theil der Bäckereien d>e Arbeitszeit in die Nachtstunden verlegt, läßt sich nicht ändern, wenn nicht die ^ebenSgcwohnheiten und Bedürfnisse des verzehrenden Publikums Nch zugleich ändern, was vorerst nicht anzunehmen ist. Der Bundesrath wird daher wohl überlegen müssen, wie die zu lässige Arbeitszeit auf Tage- und Nachtstunden zu vertheilen i st. Hierüber werden noch sachverständige Meinungsäußerungen zu beachten sein. Auf Grund der vom Reichsversicherungsamte zur Abfassung des Berichts an den Reichskanzler eingeforderten Rechnungs darlegungen der Berufsgenossenschaften ist von amtlicher Seite die Berechnung aufgestellt worden, daß auf das Jahr 1892 die Ausgaben für die Unfallversicherung 54 Millionen Mark betragen haben. Die zur Ausführung der Unfallversicherung eingesetzten Organe, Berufsgenossenschaften und Ausführungs- bchörden, find nun 7 Bolljahre in Thätigkeit gewesen. Im ersten dieser Jahre beliefen sich ihre Ausgaben auf 10,5 Mill.; diese haben sich demnach mehr als verfünffacht. Man wird dabei allerdings nicht außer Acht lassen dürfen, daß in der Zwischenzeit weite Kreise in die Unfallversicherung neueinbezogen worden sind, wie die land- und forstwirthschaftlichen Arbeiter die Seeleute, die Tiefbauarbeiter. Jnsgcsammt sind in den sieben Jahren für diesen einzigen Zweig der staatlichen Arbeiter versicherung rund 230 Millionen Mark verausgabt. Die Aus gaben für die Unfallversicherung werden bekanntlich von den Arbeitgebern allein bestritten. Die vorläufigen Anfragen bei den europäischen Regier ungen wegen internationaler Maßregeln gegen die Cholera haben seitens Oesterreich stattgefunden. Es kann nur einen günstigen Eindruck machen, daß übertriebene Vorkehrungen, die im vorigen Herbst den Verkehr mehr als nöthig behindert und die öffent liche Meinung beunruhigt hatten, möglichst vermieden werden sollen, ohne daß wohlverstanden die energische Abwehr der Seuche dadurch beeinträchtigt werden dürfe. Oesterreich wollte auch die förmlichen Einladungen erlassen. Es ist Deutschlands Wunsch, daß die Konferenz bald zusammentrete, wenn möglich noch in diesem Monat. Bei den vorläufigen Anfragen wurde der Ort noch offengehalten, aber Dresden war in's Auge ge faßt. Man hatte früher einmal von Wien gesprochen. Es wurde jedoch wohl ein so zu sagen mehr neutraler und für mehrere Staaten näher gelegene Ort aus mancherlei Gründen vorgezogen. Die Zustimmung aller betheiligten Regierungen gilt für gesichert. In der Reichstagssitzung vom Dienstage lieferte der Abg. Bebel ein sehr beweiskräftiges Argument dafür, wie, entgegen den sozialdemokratischen Behauptungen, die Kosten der Mili tärvorlage sehr wohl und zwar verhältnißmäßig reicht er schwingbar sind. Um die Verderblichkeit, resp. Gefährlichkeit des Sparens zu illustriren, sagte Herr Bebel: „Nehmen wir an, der Arbeiter rauchte jede Woche zwei Cigarren ü 4 Pf. weniger, so würde das bei 6 Millionen Arbeitern 24 960 000 Mk. im Jahre ausmachen . . . Tränke jeder Arbeiter in der Woche zwei Glas Bier weniger, so würden im Jahre 62 400 000 Mk. weniger ausgegeben." Aehnlich, meinte Herr Bebel, liege es beim Schnaps. — Es ist höchst charakteristisch, bemerkt hierzu treffend die „N. A. Z.", daß, wenn ein Mann von der geistigen Richtung Bebels von der Möglichkeit einer Einschränkung materieller und zur Noth entbehrlicher Genüsse spricht, er zwar selbst zuerst an Tabak, Bier und Branntwein denkt, dessenungeachtet aber sofort.Lärm schlägt, falls aus diesen Artikeln durch Besteuerung die Deckung nothwendiger Ausgaben gesucht werden soll. Da indessen nicht die Arbeiter allein die von Herrn Bebel als mögliche Spar samkeitsobjekte in den Vordergrund gestellten Genußmittel kon- sumiren, so zeigt seine Rechnung, wie klein die Opfer sind, welche die Nation sich aufzuerlegen hat, um die Kosten der Militärvorlage nicht nur als erschwinglich, sondern als leicht tragbar erscheinen zu lassen! Die bevorstehende Feier des 50jährigen Bischofsjubiläums Papst Leos XIII. wird zahlreiche Abgesandte von Regierungen und Staatsoberhäuptern als Ueberbringer von Glückwünschen und Jubiläumsgaben für den Papst im Vatikan versammeln. So entsenden zu diesem Zweck Spezialbevollmächtigte u. a. der deutsche Kaiser, Präsident Carnot, der König von Sachsen, der Prinz-Regent von Baiern, der Sultan, die Königspaare von Rumänien und Belgien u. s. w. Die Botschafter Oestreich- Ungarns, Frankreichs, Portugals, Spaniens und der Gesandte Baierns beim Vatikan sind bereits ermächtigt worden, dem Papste die Glückwünsche ihrer Negierungen zu übermitteln. Rußland. In einer Versammlung von Generalstabs offizieren hielt im Beisein des Großfürsten Wladimir der Oberst v. Wenndrich einen Vortrag über die Vorbereitung der Eisen- bahnverwaltung für den Kriegsfall. Redner erklärte, daß das Eisenbahnnetz Preußens 14 Mal, das Oesterreichs 8 Mal so dicht sei, als dasjenige Rußlands bei Zusammenlegung von 100 Quadratkilometer. Aehnlich sei auch das Verhältniß des rollenden Materials und des Personals. Der Oberst meinte, es müsse eine bessere Organisation ausgearbeitet werden, welche sowohl die Handels- wie die militärischen Interessen berück sichtige, ohne den Staat unnütz zu belasten. Aus Petersburg wird bestätigt, daß die diesjährigen großen russischen Manöver in Russisch-Polen und zwar unter den Augen des Zaren an der preußischen Grenze stattfinden werden. Der Kaiser Alexander soll sich während der Truppen übungen in Warschau und Spala aufhalten. Zum Diebstahl im Flandern'schen Palais in Brüssel. Der „Jndependance" nach nimmt der Diebstahl im gräflich Flandern'schen Palaste eine sensationelle Wendung. Mehrere Diener bezeichneten eine hochgestellte Persönlichkeit als vermuth- lichen Hauptthäter. Der Angeschuldigte wurde vom Unter suchungsrichter Willemers vernommen. Er leugnet hartnäckig, obwohl schwere Beweisgründe vorliegen. Nach Ansicht der Polizei wurde der Diebstahl derart vollführt, daß der Haupt dieb die Juwelenkassettc mittelst einer Schnur in die rückwärts gelegene Seitengasse herabließ, wo ein Mitschuldiger dieselbe in Empfang nahm. In Sibirien tritt eine gegen das ganze Verbannungs system gerichtete Bewegung immer stärker hervor. In Tomsk, der Hauptstadt Westsibiriens, und in Irkutsk, der ostsibirischen Hauptstadt, macht sich dieselbe am stärksten bemerklich. Diese Städte leiden sehr unter dem dort zusammenströmenden Ver- brecherthum, und zwar materiell wie moralisch. Es sind meistens Hochstapler und geschäftliche Schwindler, welche dort ihren Auf enthalt angewiesen bekommen, und diese Elemente organisiren sich dort, indem es ihnen nur zu häufig gelingt, die Polizei in ihr.Interesse zu ziehen, als förmliche Verbrechergesellschaften. Für das Emporkommen von Tomsk als Universitätsstadt ist dies sehr hinderlich. Die Zeitung „Sibirskij Westnik" tritt entschieden dafür ein, daß wenigstens die großen Städte nicht mehr zur Ansiedelung von Verbrechern benutzt werden sollen, und was Ostsibirien anbelangt, so hat der Gouverneur desselben, Gorcudyki, dem Senate eine Denkschrift eingereicht, in welcher Vorstellungen gegen die weitere Verschickung von Sträflingen dorthin erhoben werden; insbesondere sollte die Verschickung solcher nach der subpolarischen und theilweise polarischen Provinz Jakutsk, wo dieselben der Willkür der barbarischen Jakuten überlassen bleiben, fortan aufhören. Mit der Kultivimng Sibiriens, welche ja, der Erklärung des Zaren zufolge, mit dem Weiterbau der großen sibirischen Eisenbahn unter dem Protektorate des Zarewitsch systematisch in Angriff genommen werden soll, wird sich in der That die Verwendung des Landes als großes Gefängniß und Strafsklavenzwinger dauernd nicht mehr ver einigen lasten. Ein furchtbares Erdbeben hat die kleine und schöne Insel Zante, das alte Zakynthos, verheert. In den letzten 6 Monaten waren dort wiederholt kleine Erderschütterungcn verspürt worden und die Einwohner glaubten, daß sich die vulkanische Kraft auf diese Weise erschöpfen werde. Dies war ein Jrrthum, denn am 31. Januar um 5 Uhr 34 Minuten Morgens er folgte ein he'tiges Erdbeben, welches die ganze Insel in Be wegung versetzte. Wände, Dächer, Bögen stürzten zusammen und die erschreckten Einwohner stürzten schreiend nach offenen Plätzen. Biele Flüchtige waren, wie man dem „New-Aorkcr Herold" aus Zante telegraphirt, trotz der scharfen Kälte halb nackt. Als es tagte, sah man, daß nicht ein Haus unversehrt geblieben war. Während des ganzen Tages, welcher schön und sonnig war, dauerten die Erdstöße fort. Der untere Theil der Stadt Zante, der aus lauter kleinen Häusern bestand, liegt in Trümmern und die Bewohner kampieren in den Olivenhainen. Die Nacht vom 31. Januar auf den 1. Februar war schön und der Mond schien hell. Da erfolgte um 2 Uhr Morgens wieder ein sehr heftiger Stoß, welcher Alles, was noch stand, zerstörte, insbesondere in den Dörfern, von denen zwei dem Erdboden gleichgemacht sind. Am 2. Februar ist ein dritter Stoß erfolgt. Eine aufregende Szene hat sich am Schloßge- fängniß abgespielt, wo eine massive Mauer einstürzte. Viele Sträflinge liesen hinaus, allein es gelang dem wachthabenden Offizier mit einigen Soldaten, die Flüchtlinge wieder einzu fangen. Das Hospital wurde stark beschädigt und die Kranken wurden nach der römisch-katholischen Kirche, dem Hause de« Bischofs und der Wohnung der katholischen Schulschwester übergeführt. Alle Geschäfte stocken. Die chriechische Regierung hat sofort mit einem Kriegsschiff Geld, Nahrungsmittel und