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Zweites Blatt Wochenblatt für MÄmss Tharandt. Men, äikbrnlehn md die KmMndtn ImtsölM Ro. 4» Freitag, de« 1S. Mai 18W mcinderathes zu Rhäsa, weiter bezüglich der Anlagenaufbringung in Noßlitz und der Wahl eines zweiten Vertreters der Unan sässigen in Klosterhäuser vorliegenden betreffenden Gemeindebe schlüsse wurden genehmigt, während die Beschwerde Mohns und Genossen in Weistropp bezüglich der Aufbringung der Wegebaukosten mit Rücksicht auf diebestehenden ortsstatutarischen Bestimmungen als unbegründet verworfen wurde. 8. Die wegen der ortsstatutarischen Festsetzung des Ge meindevorstands-Gehaltes in den Gemeinden Althirschstein, Bahra, Barmenitz, Beicha, Gleina, Görtitz, Gohlis, Gotthelf- Friedrichsgrund, Gruben, Kaisitz, Kottewitz, Leschen, Mehren, Naundorf, Nelkanitz, Neudörfchen, Niedereula, Noßlitz, Ober stößwitz, Ockrilla, Pinkowitz, Planitz, Reichenbach, Rottewitz, Schieritz, Seilitz, Sönitz, Soppen, Steinbach bei Meißen und Weistropp vorliegenden Beschlüsse der genannten Gemeinden wurden ebenfalls genehmigt, bezüglich der Gemeinde Barmenitz jedoch mit dem Vorbehalte, daß der gesammte Portoaufwand aus der Gemeindekasse zu bestreiten sei. Dagegen wurde der bezügliche Beschluß der Gemeinde Poititz beanstandet, weil man den bewilligten Gehalt als zu gering bemessen und mit den auch in den kleinen Gemeinden dem Gemeindevorstande ob liegenden Geschäften außer Verhältniß stehend befand. 9. Die wegen der das gesetzliche Maß überschreitenden Zergliederung von Grundstücken vorliegenden Dispensationsge suche anlangend, so wurden diejenigen der verw. Limbach in Questenberg, Hantuschs in Coswig, Berndts in Weinböhla, Noitzschs in Fischergasse, Hamanns in Coswig und der verw. Meintzschel m Arntitz bedingungslos genehmigt, dagegen die Genehmigung der Gesuche der verw. Wegner in Questenberg, Schmidts in Karcha, des Dr. Hänel in Coswig, des Rühleschen Konkursvertreters rücksichtlich eines Pinnewitzer Grundstückes, Rößners in Nelkanitz, Beyrichs in Ziegenhain, sowie Schulzes und Schmicdchens rücksichtlich eines Soppener Grundstückes von gewissen die Consolidation der Trennstücke mit den Hauptgrund stücken der Erwerber u. s. w. betreffenden Bedingungen ab hängig gemacht. 10. Die auf den Bier- und Branntweinschank bez. auf den Ausschank von Wein, Thee, Kaffee und Choeolade gerichteten Koncessionögesuche Karl Heinrich Richters in Obergruna, der verehel. Schurig in Bockwen, des Expedienten Heinrich Gustav Ihle in Wilsdruff, des Conditors Schönfeld in Cölln und Sebastians in Constappel fanden, da es sich allenthalben nur um die Fortführung bereits bestehender Schankstätten handelte und Seiten der betreffenden Gemeindevertretungen beifällige Gutachten Vorlagen, beziehentlich unter gewissen auf die gehörige Instandsetzung der in Frage kommenden Lokalitäten bezüglichen Bedingungen und, was das Gesuch Schönfelds in Cölln be trifft/in der bisher rücksichtlich der Zeit u. s. w. beschränkten Weise Genehmigung. Weiter wurde dem Bauunternehmer Johann Ernst Seifert in Cölln zur Gastwirthschaft, ferner dem Grundstücksbesitzer Schilbach in Weinböhla zum vollen Schank betriebe, Beherbergen von Fremden und Ausspannen unter der Voraussetzung, daß die dazu erforderlichen baulichen Herstellungen ausgeführt werden, sodann dem Badebesitzer Päßler in Wein böhla bedingungsweise zum Ausschanke von Bier und Wein an die Badegäste, den Produktenhändlerinnen Käppler in Cölln und Tröschel in Coswig zum Kleinhandel mit Brennspiritus und dem Gastwirthe Kirsten in Obersteinbach zum Krippen setzen neben der Ausübung der auf seinem Grundstücke haften den Realberechtigungen, in Uebereinstimmung mit den bezüglichen Erklärungen der betreffenden Gemeindevertretungen, Erlaubniß ertheilt. Endlich verwendete sich der Ausschuß auch für die Ertheilung der Erlaubniß zur gewerbsmäßigen Veranstaltung von Singspielen, theatralischen Vorstellungen u. s. w. an die Gasthofsbesitzer Kürth in Augustusberg und Rost in Nieder muschütz. Dagegen lehnte er die Gesuche der Gebrüder Lahl in Coswig, des Bäckermeisters Förster in Weinböhla und des Hausbesitzers Gustav Adolph Seifert in Cölln, ebenso wie das wiederholte Gesuch des Hausbes. Schumann ebendaselbst — welche theils auf den Weinschank, theils auch auf den Bier-, Wein- und Kaffeeschank und bez. auf den vollen Schank ge richtet waren — in Ermangelung eines dicsfallsigen öffent lichen und bez. örtlichen Bedürfnisses, und was das zuletzt er wähnte Schuhmannsche Gesuch betrifft, als unzulässig ab. 11. Hiernächst genehmigte der Ausschuß die von den Grund stücksbesitzern Reiche und Genossen in Cölln beantragte Ein ziehung des in dasiger Flur in der Richtung des von der Cölln- Zaschendorfer Straße nach den sogenannten Fürstenbergen führenden Wirthschaftswegcs gelegenen Fußweges, da keinerlei Widersprüche vorlagen. 12. Der Beschluß der Gemeinde Oberlommatzsch aufBildung eines Gemeinderathes fand mit der Maßgabe Genehmigung, daß nur eine Ausschußperson in jeder Klasse zu wählen sei, dagegen gleichzeitig die Wahl je eines Ersatzmannes für jede Klaffe stattzufinden habe. 13. Genehmigt wurde sodann die als Uebernahme einer für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionsvreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis > vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne j Nummern 10 Pf. bleibenden Verbindlichkeit anzusehende Erklärung der Gemeinde Fischergasse bezüglich der Eingehung gewisser Verpflichtungen aus Anlaß des Umbaues der Meißncr-Leipziger fiskalischen Straße. 14. Endlich erklärte sich der Außschuß hinsichtlich der Ab änderung der sonntäglichen Geschäftszeit im Handelsgewerbe mit dem Vorschläge der Amtshauptmannschaft, diese Geschäftszeit auf Vormittags von 10—12 und Nachmittags von 2—5 Uhr festzusetzen, einverstanden. Damit war die Tagesordnung erschöpft. Pfingsten. Kein Wort, daß vieldeutiger wäre als das Wort „Geist". Eine unsichtbare Macht will man mit ihm bezeichnen, die zu herrschen ein Recht hat. Vom Volksgeist redet man, vom Zeit geist, vom Gemeingeist, vom Weltgeist, vom Geist der Freiheit, der Kunst, der Wissenschaft. Aber wenn alle vor uns auf- marschirten, die das Wort „Geist" im Munde führen, und sollten von seinem Sinn Rechenschaft geben, so würde ein Wirrwarr von Antworten sich kreuzen, daß uns der Kopf brauste, und Niemand könnte dafür einstehen, daß sich die „Ritter des Geistes" nicht vor lauter Geist in die Haare geriethen. „Es ist" — so sagt in Göthe's Faust der kleingeistige, lernbegierige Wagner zu seinem Meister — „es ist ein groß Ergötzen, sich in den Geist der Zeiten zu versetzen". Und Faust bedeutet ihn: „Was ihr den Geist der Zeiten heißt, das ist im Grund der Herren eigner Geist". Man meint sich selbst: die eigene Neigung, die eigene Denkart, die eigene Einseitigkeit, die eigenen Leidenschaften, und giebt nur zu oft diesem Gebräu den hoch tönenden Titel „Geist". Selbst der Haß und die teuflische Zerstörungswuth, die heute in einer fanatischen Partei der Menschlichkeit und der Kultur den Krieg erklärt, regieren mit einer Peitsche, welche sie „Geist" nennt. „Wie nennst du dich?" so fragt Faust, von seinem Ostergange zurückgekehrt, den Pudel, der unter seinem Bannspruche sich als Mephisto entpuppt und dieser spricht: „Ich bin der Geist, der stets verneint. Und das mit Recht; denn alles waö entsteht, Ist werth, daß eö zu Gmnde geht. Drum bester wär's, daß nichts entstünde. So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz das Böse nennt, Mein eigentliches Element." O welch ein tödtlicher Fluch lastet auf den, sündigen Menschengeschlechte! Trotz allem Reden von Geist steht es, wenn kein Erretter kommt, unter der Macht des Fleisches und zerfleischt sich in Hader und Haß. Der Erretter ist gekommen. Die Welt hat ihn gekreuzigt, aber er ist auferstanden und lebt „Ich lebe, und ihr sollt auch leben." Er sendet vom Himmel seinen Geist, den Geist der GotteSliebe und Gotteskraft, der Diejenigen, die ihn annehmen, zu neuen Menjchen, zu Kindern Gottes und zu Gliedern seiner Gemeinde macht. Das g/chay am ersten Pfingsttage und geschieht, ob auch nicht unter sicht baren Wunderzcichen, bis zum heutigen Tage. Bericht über die Sitzung des Bezirksaus schusses der Königlichen Amtshauptmann- schast Meißen am 12. Mal 18YS. In dieser Sitzung, an welcher unter dem Vorsitze des Herrn Geheimen Regierungsraths Amtshauptmanns von Kirch bach die Bezirksausschußmitglieder mit Ausnahme der ent schuldigten Herren Kommerzienrath Kurtz, Rittergutsbesitzer Schröder und Gemeindevorstand Donath, sowie Herr Regierungs assessor von Schroeter Theil nahmen, fanden zunächst 1. die für die Darstellung von sogenannten Schmelzfarben bestimmte Gewerbsanlage von Friedlich Otto Kunz in Cölln, bezüglich welcher der Anfangs von einem angrenzenden Grund stücksbesitzer erhobene Widerspruch inzwischen wieder zurückge zogen worden war, ferner 2. die Ziegelofenanlage Eduard Fimmermanns in Breiten bach und 3. die von dem Caviller Ferdinand Saß in Altlommatzsch geplante Knochendarre nebst Knochenstampfwerk — gegen welche unter 2 und 3 gedachten Anlagen Einwendungen nicht erhoben worden waren — unter den von den betreffenden Sachver ständigen vorgeschlagenen Bedingungen Genehmiauna Sodann sprach sich der Ausschuß 4. für die aus Anlaß der Grundstückenzusammenlegung in der Flur Weitzschenhain beantragte Einziehung des Weitzschen hain-Mözener Fußweges, und 5. für die von der Gemeinde Brockwitz angeregte Ein ziehung, bez. Verlegung, der Wege Nr. 179, bez. 180, des Flurbuchs für Brockwitz aus, da gegen diese Vorhaben auf er lassene bezügliche Bekanntmachung keinerlei Widerspruch ein- aeaanaen war. 6 Auf Vortrag der die Tanzbelustigungen betreffende Ministerial- rc. Verordnung sprach sich der Ausschuß gutachtlich dahin aus daß es zunächst bei dem m den jetzt für hiesigen Verwaltungsbezirk geltenden Tanzregulative aufgenommenen Grundsane' wonach öffentliche Tanzmusik nur am ersten Sonntage jeden Monates stattfinden dürfe, bewenden und rücksichtlich der den Städten unmittelbar benachbarten Ortschaften thunlichste Ucbereinitimmunq mit diesen Städten rücksichtlich der weiteren regulativmäßigen Tanztag- hergestellt werden möchte. 7. Die betreffs der künftigen Zusammensetzung des Ge- Der letzte Odenstem. Originalroman von Henrik Westerström. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Den Teufel auch, mein Lieber, dazu hätten Sie wohl Lust," rief der Rechtsanwalt spöttisch lachend. „Wo sind denn Ihre Renten, he? - Ich habe mich ein wenig unter der Hand nach Ihnen erkundigt und Ihre Komödie entdeckt. Sieht Ihnen ähnlich, die Rolle Ihres Vetters zu spielen." „Ja, das finde ich auch," erwiede-te Bittner gelassen, „sie ist mir so zu sagen auf den Leib geschrieben. Unter Vettern ist das ganz eg-ü!" „Meinen Sie? — Nun, ich will Ihnen etwas sagen, Freund Büttner! Ich bin prinzipieller Feind der Bühnen künstler —" „Gut, ich werde sofort die Bühne quittiren," fiel Büttner ernsthaft ein. „Unterbrechen Sie mich nicht. Mein- Schwester, welcher ich Ihren Betrug mitgetheilt —" „Das war höchst unvorsichtig von Ihnen, Doktor!" warf Büttner wiederum ein. „War entsetzt darüber und sagte, daß Sie lieber einen Handwerker heirathen würde, als einen umher vagabondirendeu Schauspieler, da sie den ganzen Stand nur wegen der einzelnen Größen halber respektire." „Sehr großmüthig von ihr," sagte Büttner, „und darnach?" „Hat sie auch Sie zu den Todten geworfen." „Bitte, noch athme ich die himmlische Luft und denke noch lange nicht an den Tod. — Meine Empfehlung an Frau Krause!" Büttner legte die Abschrift in seine Brieftasche, steckte diese zu sich, nahm seinen Hut und verbeugte sich mit tadellosem Anstand. Selbst Rehfeld mußte zugebcn, daß der Schauspieler noch einen recht ansehnlichen Kavalier spielen könne. Wo der Mensch nur das Geld zu dieser Rolle hergenommen? Viel leicht Hal er einen Lotteriegewinn gemacht! „Noch eins, lieber Büttner," begann er rasch, als jener schon bei der Thür war, „ich will Ihnen einen Vorschlag machen." Büttner kehrte langsam zurück. „Gehen sie selber zu meiner Schwester, weist sie Ihre Werbung nicht zurück, gut, dann acceptire ich Sie als Schwager, indem ich zwei Bedingungen daran knüpfe." „Und die wären?" „Zuerst das Papier —" „Selbstverständlich — " „Zum Andern eine bündige Verschreibung, das Vermögen meiner Schwester dereinst nur meiner Familie zu hinterlassen." „Also -in Testament", sagte Büttner mit seinem humoristi schen Lächeln, das auf der Bühne eine unwiderstehliche Komik ausübte. „Dieser Rechtsanwalt ist ein vorsichtige. Mann", dachte er belustigt. „Nennen wir es so, lieber Freund!" „Aber, wenn wir selber Familie bekommen", bemerkte Bütt ner zögernd. /Nun, für diesen Fall würde ein Paragraph genügen, denke ich." Er lachte vergnügt, der schlaue Doktor, und der Schau spieler lachte ebenfalls, worauf sich letzterer zu Frau Krause begab. Das Resultat der geheimen Audienz bei der reichen Wittwe war ein Triumph der Bühnenkunst. Alois Büttner erschien vor dem Rechtsanwalt mit der Erklärung, daß sie ihr Jawort von der Begutachtung des Bruders abhängig mache. „Na, dann gratulire ich", sprach Rehfeld mit einer gewissen Bewunderung, „auf diesen raschen Erfolg können Sie in der That stolz sein. Um aber als Familienvater ganz sicher zu gehen, will ich die Heirath auch bei meiner Schwester von der Testamentsbedingung abhängig machen. Bitte also einen Augen blick hier zu warten." Selbstverständlich wußte der Rechtsanwalt seiner Schwester die gestellte Bedingun; so eindringlich als in ihrem eigenen Interessen darzulegen, daß er ihre Einwilligung sofort erhielt und der Verlobung somit nichts im Wege stand. Als sich Reh feldt mit der Odensteinschen Testamentsabschrift jetzt allein befand, las er sie noch einmal genau durch, verglich sie mit der Hand schrift in seinem Aktenschrank und versank in ein tieferes Grübeln. „Abwarten!" murmelte er, „jedenfalls wird er sich in Sicherheit