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mich so zu nennen! versetzte er. Sie haben ihn dazu wohl aufgefordert? Er hat ganz recht daran gethan, erwiderte ich, denn haben Sie mich nicht gestern erst schrecklich beleidigt und als ein ein gefleischter Barbar sich bewiesen? Haben Sie nicht alle Ge nüsse in meiner einfältigen Nähe ihm großmüthig zuerkannt und sich höhnisch davor für alle Zeiten bewahrt? Ich sah, wie zufrieden Sie damit waren, unterbrach er mich, wie sie — o! verdammt sei dieser geleckte Kerl, der uns an den Hals geschleudert wird. Aber das ist so ein Leckerbissen für junge Frauenzimmer, welche sich gern schmeicheln und be wundern lassen, solch luftiger Patron im Sammetröckchen, ge pudert und frisirt, nach Pomaden duftend wie eine Zibetkatze, dabei wie ein Schoßhund geschmeidig und mit allen Hunden gehetzt. Wer wird doch so neidisch sein, versetzte ich lachend. Ich habe die Pflicht, diesem schönen Herrn zu gefallen, und er ver diente cs auch, denn er ist kein Barbar, sondern hat mir er laubt, ihm vorzusingen und zu spielen, Bücher mit ihm zu lesen und Französisch von ihm zu lernen. Nichts weiter? fragte er mit seiner gewöhnlichen Spötterei. Liebste Jungfer Charlotte, thun Sie es nicht, Sie könnten gar zu viel lernen. Von mir allerdings nichts weiter als fluchen und schwören, dennoch ist dies zuweilen besser als Anderes, das schöner aussieht; und wenn ich auch ein ganz abscheulicher un verbesserlicher Sünder bin, so sind meine Schwüre doch nie mals falsch, und darunter ist einer — einer, liebwertheste Charlotte — Er hielt inne und preßte meine Hand fester, denn im Nebenzimmer wurde es plötzlich laut. Des Königs durch dringende Stimme rief mit größter Heftigkeit: Ist das Alles wahr, was Er vorbringt? Kann er es bei seiner Ehre und Seligkeit beschwören? Beschwören und beweisen, Majestät, antwortete der Chevalier. So beweise Er es, aber Gott gnade Ihm, wenn Er das nicht vermag! fuhr der König fort. Ich werde Ew. Majestät schon in wenigen Tagen, sobald meine Koffer hier sind, Beweise vorlegen können, welche meine Mittheilungen bewahrheiten werden, erwiderte Herr von Clement. Der Himmel ist mein Zeuge, daß sich Alles so verhält, wie ich eS berichte. Ich glaube Ihm, erwiderte der König. Er sieht aus wie ein ehrlicher Mann. Schweige Er gegen jeden Menschen, auch hier im Hause. Keiner soll sich unterstehen — Oho! ich will gleich dafür sorgen. Wir hörten seine harten hastigen Schritte, und Dumoulin flüsterte mir zu: Geschwind fort! Ein ander Mal von meinen Schwüren! Allein ich würde die Thüre nicht erreicht haben, der König hätte mich sicherlich erwischt, deshalb schlüpfte ich schnell hinter den großen Schrank; der am Ofen stand, und binter diesen selbst, welcher eine sogenannte Hölle frei ließ. Kaum war ich geborgen, so trat der König herein. Er war in Uniform mit Schärpe und Degen, und wie ich durch den Spalt sein Gesicht sah, zitterte ich davor, denn es sah ent setzlich roth aus. Seine Augen funkelten, und sein Gang und seine Haltung drückten aus, in welcher heftigen Aufregung er sich befand. Wenn er mich hier fände! fiel mir ein, denn mit größerer Angst zagte ich um meinen Freund. Der König ging dicht auf den Major zu und sah ihm nach seiner Weise starr ins Gesicht. Dumoulin stand aufgerichtet, ohne mit den Augen zu zucken. Habt Ihr Niemand hereingelassen? fragte der König. Nein, Majestät, antwortete er, was er auch mit gutem Gewissen thun konnte, denn ich war von selbst gekommen. Habt Ihr selbst gehört, was dort drinnen gesprochen wurde? fuhr er fort. Weniges nur, was Ew. Majestät zuletzt sprachen. Bei Todesstrafe befehle ich Euch, daß nichts davon über Eure Lippen kommt! Und hört —- geht hinunter und sagt es meinen Leuten: der Erste, der ein Wort davon spricht, wo ich gewesen bin, soll ohne Erbarmen aufgehängt werden, wie ein Hund! Geht und erwartet mich. Dumoulin ging hinaus, der König wandte sich um, Herr von Clement stand an der offenen Thür. Kommt her, be gann der König, und sagt mir aufrichtig, warum Ihr zu mir gekommen seid und mir diese Schandthaten anvertraut habt. Weil cs Schandthaten sind, Majestät, gegen welche mein Gewissen sich empört, antwortete Herr von Clement; weil ich die schrecklichen Folgen bedachte, welche die Ausführung des abscheulichen Anschlages haben müßten; endlich auch — daß ich es sagen muß, Sire, weil ich den heftigsten Widerwillen gegen die katholische Religion, gegen die Ränke der Jesuiten und gegen die Verschwörungen der katholischen Höfe hege. Dies Alles bewog mich zu dem Entschlusse, Ew. Majestät meine Beobach tungen zu entdecken. Aber Ihr seid selbst Katholik, versetzte der König miß trauisch, fast in derselben Weise wie Dumoulin. Mein innigster höchster Wunsch ist es, antwortete Clement in fast schwärmerischem Tone und seine Hände zusammenfaltend, zum protestantischen Glauben überzutreten. Ich bitte Ew. Majestät in Unterthänigkeit, mir deshalb einen zeitweiligen Aufenthalt in Berlin zu gestatten. Bleibe er hier, sagte der König wohlwollend, es freut mich wenn Er den gereinigten Glauben annehmcn will. Rede Er mit Jablonski, der wird Ihm dazu verhelfen. — Er hat mir einen Dienst erzeigt, den ich Ihm gerne vergelten will. Er soll es nicht umsonst gethan haben. » Ich danke Ew. Majestät von ganzem Herzen, antwortete Herr von Clemen:, allein ich verdiene weder Dank noch Lohn, denn ich habe nichts gethan, was solchen beanspruchen könnte. Dem Könige schien diele Bescheidenheit besonders zu gefallen. Er meint es gut mit mir, sagte er, aber ich will Ihm nichts schuldig bleiben. Jetzt schaffe er mir die Briefe sobald er kann, das ist nothwendig. Bei Jablonski kann Er wohnen bleiben, wenn Er will und wenn es Ihm gefällt. Ich könnte nirgends mich glücklicher fühlen, als in der Nähe dieses gelehrten und frommen Geistlichen, erwiderte Herr von Clement, von dem ich hoffe, daß er meine Bitte, mich in den Schoß der reformirten Kirche aufzunehmen, nicht zurückweisen wird. Dafür laß Er mich sorgen, sagte der König, und jetzt lebe Er wohl. Wir sehen uns bald wieder. So endete diese Zusammenkunft, der König entfernte sich. Clement stand einige Augenblicke nachdenklich, dann zog er sein Taschentuch heraus, wischte sich über das Gesicht, und ich hörte ihn leise lachen. Er soll mehr haben, als nöthig ist, sagte er, ich will ihm die untrüglichsten Beweise liefern. (Forts, folgt). Eisenbahn - Fahrplan giltig vom 1. Mai 1893 ab. Wilsdruff - z-otschappel. Wilsdruff (Abfahrt) . . 6.25 10.12 3.20 8.20 Grumbach 6.32 10.19 3.27 8.27 Kesselsdorf 6.42 10.29 3.37 8.37 Niederhermsdorf .... 6.58 10.45 3.53 8.53 Zauckerode 7.04 10.51 3.59 8.59 Potschappel (Ankunft) . . 7.10 10.57 4.05 9.05 Pstschappel-Wilsdrnff. Potschappel (Abfahrt) . . 7.30 12.35 4.45 9.50 Zauckerode 7.38 12.43 4.53 9.58 Niederhermsdorf .... 7.44 12.49 4.59 10.04 Kesselsdorf 8.04 1.09 5.19 10.24 Grumbach 8.13 1.18 5.28 10.33 Wilsdruff (Ankunft) . . 8.18 1.23 5.33 10.38 Abgang -er Inge von Dresden nach wilr-rnff Dresden (Abfahrt) . . . 7.02 11.55 I 4.25 j 9.2» KöMK-MklM 8tr. 6. KömH-,l()bimn 8tr. 6 Die Besucher Dresdens werden gut thun, vor beabsichtigtem Einkauf die Schaufenster meines Etablissements zu be sichtigen, sowie die Besichtigung der sehenswerthen inneren Räume und Prüfung der enormen Waarcn-Bcstände auf das Be reitwilligste gestattet ist. Jedes Angebot von Waaren, nicht im Einklang mit den Grundsätzen der strengsten Reellität, ist voll ständig ausgeschlossen. »W- Für Wiederverkäufer lohnendste Bezugsquelle "WU Nach verflossenem Pfingst Geschäft erwerbe ich alljährlich in den Fabriken die meiner zahlreichen Kundschaft von Wilsdruff und Umgegend Gelegenheit zu vortheilhaster Anschaffung guter und moderner Waaren bieten. kNIIMsilltzl- (Mviot 130 cm breit, in allen Farben, das Meter 1 Mk. 73 pfg. Elsässer Wollmousseline in unerreichter Auswahl, das Meter 70 Pfg. * 8elmiNM Uoll-KrenilämW, doppeltbreit, reine Wolle, das Meter 100 Pfg. Schwarzer Woll-Batist, doppeltbreit, welcher das Meter 2,50 Mark gekostet, das Meter t Mk. 5« Pfg. kl8Ä88M 1Vil8ell8tM in enormer Auswahl, Alles garantirt echt, in allen Preislagen, das Meter von 35 Pfg. an. doppelibreit, schwere, gut tragbare Qualität, vieler 65 I»tA. 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