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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 20.06.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189306205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18930620
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18930620
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1893
-
Monat
1893-06
- Tag 1893-06-20
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Monat
1893-06
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Jahr
1893
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Förster (konservativ) 4920, für Herrn Oskar Hänichen (Reformer) 11413 und für Herrn GeorgHorn (Sozialdemokrat) 14,831 Stimme« abgegeben und findet sonach zwischen Herrn Oskar Hänichen und Herrn Georg Horn eine Stichwahl statt. Die Stichwahlen finden diesmal im ganzene Reiche an einem einzigen Tage, dem 24. Juni, statt, eine Neuerung, die wir für zweckmäßig halten. Der Termin hätte auch noch ein paar Tage früher angesetzt werden können und es wäre damit die Wahlaufregung noch etwas rascher beendigt worden, in dessen ist das weiter nicht von besonderem Belang. Entsprechend der großen Zahl und Bedeutung der diesmaligen Stichwahlen wird denselben auch das Interesse der Parteien in besonderem Maße zugewendet sein. Es fragt sich nun, wie sich diereichs treuen W ä h l e r bei den Stichwahlen verhalten sollen. Dort, wo mit einem Militärvorlagegegner ein Kandidat in die Stich wahl kommt, der für die Militärvorlage im Reichstage einzu treten versprochen hat, ist ja ein Zweifel nicht möglich. Mann für Mann werden die reichstreuen Wähler für diesen bei der Stichwahl einzutreten haben und sich nicht bloß darauf be schränken, ihren Stimmzettel in die Urne zu legen, sondern sich auch bemühen, aus anderen Kreisen Wähler zur Abgabe ihrer Stimme für diesen Kandidaten zu bewegen. Wo zwei Freunde der Militärvorlage in Frage kommen, werden die anderweitigen politischen Ueberzeugungen den Ausschlag geben. Wo sich nun aber Gegner der Militärvorlage entgegenstehen, erhebt sich die Frage, ob Wahlenthaltung anzurathen sei oder ob einer der Kandidaten doch noch vor dem anderen zu bevorzugen ist. Wo Centrum und Volkspartei mit einander um den Sitz ringen, würden allgemeine Vorschriften kaum zu geben sein. Wo jedoch ein Sozialdemokrat mit einem der alten Staats- und Gesell schaftsordnung anhängenden Volksparteiler oder Ultramontanen in der Arena steht, da wäre Wahlenthaltung diesmal nicht angebracht. Gewiß wird es jedem reichstreuen Wähler schwer werden, einem Kandidaten seine Stimme zu geben, der gegen die Militärvorlage und damit gegen die Sicherheit des Vater landes nach außen sein Votum ableisten will, aber die Haltung, welche die auch die Sicherheit im Innern bedrohende Sozial demokratie einnimmt, ist doch diesmal derartig, daß den Herren Liebknecht und Bebel gezeigt werden muß, wie die staatser haltenden Parteien ihn gegenüber noch einig sind. Wie weit es mit den sozialdemokratischen Aspirationen gekommen ist, zeigt ein in Berlin vertheiltes Flugblatt. Darin fordert Herr Lieb knecht, daß in Deutschland solche Miliz wie in der Schweiz geschaffen werde, und daß jedem Milizmanne dann ein „Ge wehr mit dreißig Patronen, nach Hause gegeben werde. Die Sprache ist verständlich. Haben die Herren eine solche Miliz und damit die Waffen in der Hand, so werden sie diese auch benutzen und gegen wen, das wird den staatserhaltenden Parteien doch wohl nicht unklar sein. Also Demagogen! Jetzt haben sie es verrathen. Jetzt aber wird es auch für jeden, der gegen den sozialdemokratischen Zuchthausstaat ankämpsen will, klar, daß er, wo ein Sozialdemokrat in die Stichwahl kommt, sich nicht der Wahl enthalten, sondern gegen den Sozialdemokraten unter allenUmständen stimmen muß, um den Größenwahn, den sich die Herren Liebknecht und Bebel hingcben, in etwas zu zügeln. — Wir stehen also jetzt unmittelbar vor einer Entscheidung, wie sie ernster und ver hängnißvoller niemals über unserem lieben sächsischen Vaterlande und dem gejammten Deutschen Reiche geschwebt hat. Es handelt sich, wenn auch nicht geradezu um unsere nationale Existenz, so doch um die Ehre, das Ansehen und die Sicherheit unseres Vaterlandes. Das Gedeihen unseres Reiches beruht auf einer starken Machtstellung in Europa und auf der eigenen Achtung und Ehrfurcht der deutschen Bürger vor ihren nationalen Gemeinwesen. Beides würde ein unglücklicher Krieg gefährden. In bedenklicher Weise mehren sich die reichszersetzenden partiku- laristischen Bestrebungen. Was die ultramontane Demagogie in Bayern und anderwärts wieder an Preußenhaß und Hetze gegen das Reich leistet, erinnerte an die schlimmste Zeit unserer natio nalen Erniedrigung. Da wird nur auf ein Signal gelauert, um in Felonie und Aufruhr gegen das Reich auszubrechen. Dem gegenüber haben die nationalen und patriotischen Parteien die ernsteste Pflicht, daß Reich in seinem Ansehen und seiner Autorität zu befestigen, alle Spekulationen und Bestrebungen nach einer Schwächung unserer Kraft und Einheit zu bekämpfen, dem auch in wohlgesinnten Kreisen eingerissenen Pessimismus entgegenzuarbeiten. Er entspringt in allem aus dem Rückschlag, welchen große Zeiten staatlicher und patriotischer Erhebung nothwendig zur Folge haben, aus der Ernüchterung und Klein lichkeit des politischen Alltagslebens nach einem gewaltigen Auf schwung der Volksseele, aus dem unfruchtbaren vergifteten Partei- treibcn, welches ein schlimmes Erbtheil unserer Nation ist, und nicht zum mindesten aus dem Druck, der auf unserem wirthschaftlichen Leben gegenwärtig lastet. In dieser Be ziehung aber können wir viel thun durch Sicherung des äußeren Friedens. Die beständige Kriegsgefahr, die über Europa schwebt und durch die wachsende militärische Schwäche Deutschlands immer mehr verstärkt wird, hat unendlich viel zum Darniederliegen jeder Gewerbethätigkeit beigetragen. Nur in einem gesicherten Staatswesen kann Handel und Wandel gedeihen. So weit die Gesetzgebung auch auf anderen Ge bieten dazu thun kann, die gesunden wirthschaftlichen Kräfte unseres Volkes zu pflegen, soll es in Zukunft mit wachsendem Eifer geschehen. Die wahrhaft produktiven und staats erhaltenden Stände, die Lanbwirthschaft und die Industrie, namentlich die kleine des selbständigen Handwerks, verdienen mehr Pflege, als sie unter den gewaltigen wirthschaftlichen Umwälzungen der letzten Jahrzehnte, unter der erdrückenden Macht drsGroßbetriebs und Großkapitals und unter dem Banne einseitiger nationalökonomischer Theorien gefunden. Der Bauer und der Handwerker sind die zwei festen Säulen des Staates und der Gesellschaft, und noch jedes Gemeinwesen ist verfallen, daß diese Grundfesten aller Ordnung und Gesittung verderben ließ. Gesunde und berechtigte wirth- schaftliche Interessen jeder Art wollen wir Pflegen, Ausbeutung und Aufsaugung der Schwächeren durch die Stärkeren auf allen Gebieten kräftig bekämpfen. Wir wollen aber auch nicht in einseitige Bevorzugung einzelner Berufsständs. verfallen. Das wirthschaftliche Leben einer großen Nation ist heutzutage gar vielgestaltig und setzt sein Gewebe aus den verschiedenartigsten Fäden zusammen. Alle Stände und Erwerbszweige sind auf einander angewiesen; keiner kann gedeihen, wenn der andere zu gründe geht. Das Gemeinwohl die Interessen der Gesammt- heit wollen und müssen wir pflegen. — Wie wir nun bereits er fahren, haben bereits mit Konservativen und Antisemiten Ver handlungen stattgefunden, welche dahin geführt haben, geschlossen gegen den Kandidaten der Umsturzpartei vorzugehen. Auch der Bund der Landwirthe erläßt bereits durch ein Flugblatt die Aufforderung an seine Mitglieder, ausnahmslos an die Wahl urne zu treten, um Herrn Oskar Hänichen zu wählen. Also Wähler des 6. Reichstagswahlkreises beherzigt obige Ausführungen und tretet Mann für Mann, Sonnabend, den 24. Juni an die Wahlurne und gebt dem Kandidat der Ordnungspartei, Herrn Oskar Hänichen eure Stimme. — Bei völliger körperlicher und geistiger Rüstigkeit konnten in diesen Tagen, umgeben von einem reichen Kranze von Kindern und Enkeln, Verwandten und Freunden, Gönnern und Be kannten, zwei bekannte und geschätzte Ehepaare ihre goldene Jubelhochzeit feiern. Am 16. b. trafdieseS seltene glückliche Los den hiesigen Privatus Herrn Karl Traugott Schulze und Frau Friederike Christiane Schulze geb. Schubert, Schwiegereltern unseres hochgeschätzten Mitbürgers Stadtgutsbes. Uibrig allhier, — und am 6. d. der Herr Gutsbes. Karl Kühne und Frau Wilhelm. Kühne, geb. Wend, im nahen Pohrsdorf. Möge den Glücklichen auch noch die diamantene Ehejubelfeier i. I. 1903 beschicken sein. Glück auf und Glück zu! — — Morgen Mittwoch findet im Garten „Schänke zur alten Post" von der gesammten Stadtkapelle Konzert statt. Der Garten des Herrn Wehner ist in den letzten Jahren bestens gepflegt worden und bietet in den jetzigen Sommer abenden einen angenehmen und zugfreien Aufenthalt. Herrn Direktor Jahn aber wünschen wir einen guten Erfolg. — Das jetzt im Saale des Hotels zum Adler aufgestellte mechanische Theater von Preis ke, welches wir zu den besten, eristirenden wohl rechnen können, ist so interissant, daß der Unternehmer recht zahlreichen Zuspruch verdient. Die Dekora tion der Bühne und Garderobe der Figuren ist so geschmackvoll, daß jeder Besucher das finden wird, was er dort sucht. Die Verwandlungsbilder, welche in der gestrigen Kindervorstellung zur Vorführung kämm, waren überaus nett. "Den Spielern selbst aber rathen wir, auf die Aussprache des zugehörigen Textes alle Aufmerksamkeit verwenden zu wollen, da bei der Höhe und Weite des Saales eine mindergute Sprache, den Eindruck sehr beeinträchtigen kann. Wir wollen wünschen, daß Herr Preiske sich im Wilsdruffer Publikum nicht getäuscht, da wir doch glauben, daß sich hier auch Liebhaber für solche Vorführungen finden, die uns in unsere Kinderjayre wieder zurückversetzen. Röhrsdorf. Schon vor den Tagen der Wahl hatten wir erwartet, daß Herr Oskar Hänichen einmal in hiesiger Gegend sprechen würde, jedoch sahen wir ein, daß der Mann schon überall zu große Opfer gebracht hatte. Jetzt jedoch kommt er unseren Verlangen nach und wird Donnersstag Abend 8 Uhr im Gasthof zum Erbgericht hierselbst über das Thema: „Die bevorstehenden Stichwahlen" sprechen. Alle Wähler der Ordnungsparteicn sind zu dieser Versammlung mit Debatte freundlichst geladen. — Neukirchen. Der Gustav-Adolf-Verein für Conradsdorf und Umgegend feierte am Sonntag, 11. Juni, sein Jahresfest in der Kirche zu Neukirchen. Die Gemeinde zu Neukirchen hatte es sich nicht nehmen lassen, das Fest auch äußerlich durch Ausschmückung des schönen, altehr würdigen Gotteshauses besonders auszuzeichnen; Nachmittag 2 Uhr fand der erhebende Festgottesdienst statt. Die Festpredigt hatte Herr k. Reichel, Archidiakonus an der Kirche St. Trinitatis zu Dresden übernommen. Die über das Schrift wort: „Wir möchten Jesum gerne sehen"! gehaltene Predigt hielt die sehr zahlreich erschienenen Zuhörer in gespanntester Aufmerksamkeit und Andacht. Sic ließ tiefe Blicke thun in die kirchliche Vereinsammung und Noth unserer evangelischen Glaubensbrüder in der Diaspora, die von Katholiken umgeben und in allen Lebensverhältnissen auf sie angewiesen, sich ost kaum den Anfeindungen der römischen Kirche erwehren und dem Glauben der Väter Treue bewahren können. Andrerseits wurde allen in geordneten kirchlichen Verhältnissen lebenden Evangelischen warm an's Herz gelegt, wie es ihre unerläßliche Pflicht sei, sich der bedrängten Brüder in der Diaspora anzu nehmen und durch Gebet und Gaben dahin zu wirken, daß jene mit Wort und Sakrament versorgt und so dem Glauben der evangelischen Kirche erhalten werden können. „Wir möchten Jesum gerne sehen!" so bitten die vereinsamten Evangelischen in katholischen Gegenden, — ihnen die Möglichkeit zu ver schaffen, das ist das große Liebeswerk, das der Gustav-Adolf- Verein treibt. Die Collecte am Schluß des Gottesdienstes er gab die erfreuliche Summe von über 43 Mark. In der Nach versammlung im Gasthof begrüßte und dankte der Vorsitzende des Zweigvereins allen, die am Fest mitgewirkt hatten. Nach Erledigung des Jahresberichts über die Gustav-Adolf Arbeit im Jahre 1892 ergriff Herr k. Lange aus Hirschfeld das Wort, um vor der zahlreichen Versammlung ein ergreifendes Bild der Leiden zu entrollen, mit deren seit Jahrhunderten die Evangelischen seitens besonders der Jesuiten, (Inquisition) verfolgt wurden, aber auch der Treue, mit der zahllose Evangelische ihren Glauben bewahrten, mochte es gleich Gut und Blut kosten. Zum Schluß fand die Wahl der Gemeinde in der Diaspora statt, welche mit den verfügbaren Mitteln des Zweigvereins unterstützt werden soll. Mit dem Gesang: Ach bleib mit Deiner Gnade! schloß die Festfeier. Möge Gott dieser seiner Sache auch ferner die Herzen erschließen und seinen Segen drauf legen." , — Der ausdrücklich zu den Wahlen in Deutschland ein getroffene Berichterstatter des „Journal des Dsbats" muß von einer sozialdemokratischen Versammlung zu Chemnitz gestehen: „Ich erwartete bleiche Elendgesichter und schmutzige Jacken zu sehen. Ganz im Gegentheil, die Arbeiter waren sauber gekleidet, meist frisch rasirt; nichts an ihrem Aeußeren deutete auf Noth. Die sozialistische Versammlung glich jeder anderen öffentlichen Versammlung, die ich in Berlin gesehen. Man würde sich bei einem Odeon (Paris) geglaubt haben, nur daß sie alle fort während dem Bierseidel zusprachen." In einem früheren Briefe hatte der Berichterstatter gefunden, daß die altenburgischen Bauern sehr wohlhabend aussehen. Die wirthschaftlichen Zustände in Deutschland sind also doch besser als man sich in Paris vorstellt. — Der Vegetarierverein in Dresden verbreitete ein Flugblatt „Zur Reichstagswahl", an dessen Anfänge man liest: „Friedrich der Große: Alle Kulur geht oom Magen aus. Napoleon I.: Alle Revolutionen fangen im Bauche an." , Ein sächsisches Musterlager in Sofia. Eine Gesellschaft sächsischer Fabrikanten hat in Sofia ein Musterlager eröffnet, das das Interesse in hohem Grade in Anspruch nimmt. Dieses Musterlager enthält neben Consum- und Modeartikeln Textil- und andere Waaren, sowie die Produkte der deutschen Montan- und Maschinenindustrie. Eingeführt hat sich die Leitung dieses genannten Lagers noch vor dessen Eröffnung durch bedeutende Lieferungen von Dekorations- und anderen Gegenständen, welche in Sofia und den Kreisständten anläßlich der Vermählung deS Fürsten von Bulgarien benöthigt wurden. — Der „Dresdner Anzeiger" bringt in einer seiner letzten Nummeru folgende von Leipzig, den 15. Juni datirte Notiz: „Am gestrigen Mittwoch Nachmittag in der dritten Stunde ent leibte sich der stuck, pkil. Hugo Kr., circa 23 Jahre alt und aus Döhlen bei Dresden gebürtig, in seiner Wohnung, Katharinenstraße 27. Der Leichnam wurde alsbald polizeilich aufgehoben und einstweilen in die Anatomie gebracht. Nerven leiden soll der Grund zum Selbstmord sein. — Am letzten Sonntag brannten ca. 50 Hektar, Kiefern bestand der „Dresdner Haide" ab. Die gesammte alarmirte Garnison, sowie zahlreiche Feuerwehren konnten nur durch Ziehen von Gräben, Abschlagen und Aufwerfen von Sand Herr des Feuers werden. — Aus der sächsischen Schweiz. Eine von dem schönsten Erfolge begleitete Edelweißkultur, welche von der Akklimatisirung der reizvollen Alpenpflanzen in unserer Gegend einen überzeugenden Beweis giebt, ist bei dem Schmiedcmeister Wilh. Köllner in Cunnersdorf bei Bannewitz zu finden. Es blühen gegenwärtig dortselbst ungefähr 60 Pflanzen und giebt es darunter solche, welche bis zu 18 Blumen aufweisen. Gartenfreunde, welche durch sonnige Lage und durchlässigen Boden unterstützt werden, sollten sich, wie der Genannte empfiehlt, einer gleichen Mühe unterziehen. Ein befriedigender Erfolg dürfte, wenn die be gleitenden Umstände sich einigermaßen als günstig erweisen, ge wiß nicht ausbleiben. — Am 11. d.M. kam es in Schönhaide zwischen den Leuten zweier Erntewagen in Folge eines Wortwechsels zu einer Schlägerei, bei welcher ein Betheiligter derartige Verletzungen davontrug, daß er denselben eine halbe Stunde darauf erlegen ist. Die Thäter haben sich über die böhmische Grenze geflüchtet. — Im Königreich Sachsen giebt es gegenwärtig 53 Her bergen zur Heimath mit 1812 Betten. Diese wurden im Jahre 1892 von 319 349 Nachtgästen und 1307 Logisgästen besucht. Es konnten gegen eine halbe Million Nachtlager an die Wanderer und Arbeitslosen gewährt werden. Die innere Mission, der diese Einrichtungen zu danken sind, hat in den letzten Jahren auch Wanderverpflegungsstätten eingerichtet, welche mittellosen Wanderern entweder kostenfrei oder gegen entsprech ende Arbeitsleistung Nahrung und Obdach bieten. Man zählt jetzt bereits 64 solcher Stätten. Nach dem Vorbilde des Ge« sammtverbandes deutscher Verpflegstationen wurde bekanntlich im Februar 1892 ein Verband von Verpflegstationen im Königreich Sachsen gegründet, der bis jetzt auf recht erfreuliche Ergebnisse zurückblicken kann. — Ein trauriger Vorfall trug sich dieser Tage in einem Hause des Schloßberges in Meißen zu. Die Frau eines dort wohnenden Lageristen war in den Abendstunden noch mit der Fertigstellung einer Stickerei beschäftigt, welche sie einer ihrer Bekannten versprochen hatte. Plötzlich legte sie aber die Arbeit bei Seite, weil es ihr auf einmal so trübe vor den Augen wurde. Man legte dieser Erscheinung, wie das dortige „Tageblatt" meldet, keinen besonderen Werth bei, sondern hoffte, daß die eingetretene Trübung vergehen würde. Die Frau legte sich in ihr Bett und schlief auch ruhig ein. Als sic jedoch früh erwacht, hört sie, daß ihr Mann bereits aufgestanden ist und sich angekleidet. Verwundert fragt die Frau deshalb, warum er denn schon auf sei, es wäre doch noch vollständig finster. Als ihr aber der Mann erwidert, daß es bereits halb 6 Uhr und vollständig hell sei, da kommt der Frau die schreckliche Ueberzeugung, daß sie während der Nacht vollständig erblindet ist. Mit dem Schmcr- zensrufe: „O, mein Gott, ick bin erblindet!" sank die bedau- ernswerthe Frau wieder auf ihr Lager zurück. Leider mußte der bald herbeigeholte Arzt dieses traurige Schicksal bestätigen. Die plötzliche Abnahme der Sehkraft war durch den sogenannten „grünen Star" bewirkt worden. Das Charakteristische in der Erscheinung dieser trostlosen Krankheit besteht darin, daß die Erblindung, wie in diesem Falle, mitunter plötzlich eintritt. Ob es möglich sein wird, durch operatives Verfahren der un- glückichen Frau das verlorene Augenlicht wieder zu geben, bleibt eine Frage der Zeit. — Meerane. Daß das „Nenommiren" sehr kostspielig werden kann, mußte zu seinem großen Leidwesen ein Fleischer meister aus unserer Umgegend an sich selber erfahren. Er kehrte, wie die „Magd. Z." mittheilt, vorige Woche unterwegs in einem Gasthause ein und traf dort einen Berufsgenossen. Der Landfleischer schlug eine Partie Sechsundsechzig um vier Glas Bayrisch vor, ein Vorschlag, der aber von dem Anderen mit dem Bemerken abgelehnt wurde, daß seine Mittel ihm das nicht erlaubten. „Ja, die Meeraner scheinen kein Geld mehr zu haben," sagte dieser in „fideler" Stimmung. Hierauf zog er seine Geld börse hervor, entnahm derselben einen Fünfmarkschein, faltete ihn zu einem Fidibus und brannte seine Cigarre mit der größten Seelenruhe damit an. Verblüfft schauten die Gäste diesem Treiben zu,, und alle waren der Meinung, daß der Arme plötz lich den Verstand verloren habe. Als der Landflcischer später die Zeche berichtigte, zählte er seine Banknoten. Er war im Besitz von sechs Stück sogenannten „Blüthen", Geschäftsreklamen mit der Aufschrift „Fünfzig Markschein", die er sich zu solchen Späßchen gekauft hatte: den einzigen echten Schein, den Erlös für verkauftes Fleisch, batte er verbrannt. — Chemnitz. Zur Feier des 750jährigen Jubi läums unserer Stavt ist nunmehr der 9. Juli d. I., ein Sonntag bestimmt worden. — Aus dem Vogtlande wird dem „LeipzjgerTage- blatt" geschrieben: Heimkehrendc Geschäftsreisende versichern, daß in Folge der Ablehnung der Militärvorlage das geschäftliche Vertrauen und oie Kauflust im deutschen Reiche in einer Weise abgenommen habe, welche geradezu erschreckend wirkt. Der Ab satz deckt nicht die Reisekosten. Bleibt dieser Zustand, so gehr unsere hiesige Bevölkerung einer traurigen Zeit entgegen. Un gläubige mögen sick nicht bei Schwätzern, sondern bei Reisenden selbst erkundigen und sich darnach richten.
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