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01-Frühausgabe Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 19.05.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-18930519018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-1893051901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-1893051901
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1893
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Monat
1893-05
- Tag 1893-05-19
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Monat
1893-05
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Jahr
1893
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und zwar selbst ohne Einrechnung der Zinsen der Anleihe, deren Betrag nicht bekannt ist, um 67,41 Proz. gewachsen. Wenn ferner berechnet wird, daß Deutschland in den 22 Friedensjahren von 1872 ab Alles m Allem über 12 Milliarden für Landesvertheidigungszwecke ausgegeben hat, so steht dem gegenüber, daß Frankreich in den 12 Jahren von 1880—1892 über S Milliarden Mark für den gleichen Zweck verausgabt hat und daß, wenn jener Aufwand in 22 Jahren bei uns auf den Kopf der Bevölkerung rund 250 Mk. ausmacht. Frank reich in 12 Jahren rund 220 Mk. auf den Kopf für Landes vertheidigungszwecke aufgewendet hat. Die finanziellen Leistungen Frankreichs für Heereszwecke überbieten daher diejenigen Deutsch lands noch mehr als die persönlichen. Die Verlobung des Kronprinzen Victor Emanuel von Italien mit der Prinzessin Feodore Helene Adelheid Louise von Schleswig-Holstein, der jüngsten Schwester der deut schen Kaiserin, soll beschlossene Sache sein. Es heißt, Kronprinz Victor Emanuel werde noch vor den deutschen Herbstmanövern, zu denen er vom Kaiser eingeladen worden ist, zur Brautschau nach Potsdam kommen. Der italienische Thronfolger steht jetzt im 24. Lebensjahre, Prinzessin Feodore aus Schleswig-Holstein vollendet am 3. Juli d. I. ihr 19. Lebensjahr. Schweres Unglück hat die Schweiz heimgesucht. Die Hoffnungen der Weinbauern sind vernichtet, der Nachtfrost vom Sonnabend, den 6. Mai zu Sonntag zerstörte fast vollständig die jungen Rebschößlinge, in Genf sowohl wie in Zürich, am Rhein und an den blühenden Ufern der Aar. Und wie viel versprechend waren siel Die Wärme, die während des Monats April überall herrschte, war ihrer Entwicklung sehr günstig, sie reiften schon der Blüthe entgegen, die sonst gewöhnlich erst im, Monat Juni stattfindet. Nach einigen überaus warmen Tagen sank das Thermometer Plötzlich am Abend des 6. Mai auf 3 Grad, eine Stunde vor Mitternacht hatte es den Gefrierpunkt erreicht. Der Himmel bedeckte sich nicht, wie in den vorange gangenen Nächten, mit kleinen Wolken, sondern war von bedroh licher Klarheit. Gegen Sonnenaufgang sank das Thermometer auf 1 Grad, auf 3 Grad, auf 4 Grad unter Null und in der Nähe von Winterthur in dem Turbenthale sogar auf 10Grao U. Die Folgen lassen sich denken. Die Rebschößlinge wurden ganz schwarz, als wären sie gekocht worden, und waren zuletzt gedörrt wie Heu; auch die Blätter und die ganzen Früchre der Nußbäume, das Grün der Gärten, die Kartoffelpflanzen, alles war abgestorben und vernichtet. In der Schweiz giebt es Thal- gründe, wo den Hauptverdienst der Bewohner die Kirschbäume liefern, von deren Früchten vornehmlich der „Kirsch" bereitet wird. Man hoffte auf eine vorzügliche Ernte, da die Bäume von Früchten strotzten. Heute sind diese geschwärzt, der rauhe Nordwind pfeift durch die kahlen Zweige. Birnen- und Aepfel- bäume, besonders die, deren Blüthe noch nicht beendigt war, haben sehr erheblich gelitten. Die Wiesen und die Triften, die in anderen Jahren um diese Jahreszeit schon grün sind, waren am Morgen des 7. Mai mit Reif bedeckt; da die Waideplatze schon durch die anhaltende Trockenheit — 54 Tage lang war auch nicht ein Tropfen Regen gefallen — außerordentlich gelitten hatten, kann man annehmen, daß auch sie sich nicht wieder er holen werden. Vaterländisches. Wilsdruff. Wie unsere Herren Geschäftsleute aus dem in heutiger Nummer im zweiten Blatte befindlichen Bericht über die Sitzung des Bezirksausschusses der Königlichen Amts hauptmannschaft vom 12. d. M. in Punkt 14 ersehen, hat sich der Bezirksausschuß hinsichtlich der Abänderung der sonn täglichen Geschäftszeit im Handelsgewerbe mit dem Vorschläge der Amtshauptmannschaft, diese Geschäftszeit auf Vormittags von 10—12 Uhr und Nachmittags von 2—5 Uhr festzusetzen, einverstanden erklärt. Somit wäre einem allseitigen Wunsche der Geschäftsleute Rechnung getragen, hoffentlich zum Besten derselben. — Der Stadtauflage unserer heutigen Nummer liegt als Sonderbeilage eine Geschäftsempfehlung der Firma Eduard Wehner hier bei. — Unsere Stadtkapelle konzertirt am 1. Pfingstfeiertag in dem aufs Neue vorqerichteten Garten des Hotels zumgold- nen Löwen, am 3. Feiertag im Schützenhaus und am 4. Feier tag im Gasthof zu Groitzsch. Herrn Musikdirektor Jahn aber ist bei allen diesen Konzerten ein recht reicher Erfolg zu wünschen. — Kommenden Mittwoch, den 24. Mai, wird dem kunst sinnigen Publikum Wilsdruffs und der Umgegend abermals Gelegenheit geboten, tüchtige Künstler aus der nahen Residenz zu hören. Der vom 20. v. M. nur einem kleinen Theil unserer Musikfreunde in lebhafter Erinnerung stehende jugendliche Violinist Bachmann löst an diesem Tage sein Versprechen ein, um uns noch einmal mit seinem wirklich meisterhaften, seelenvollen und durchweg glockenreinen Spiel zu erfreuen. Außer diesem reichbegabten Künstler, der uns auch diesmal wieder mit einer eigenen Komposition beehren wird, werden wir einen Pianisten kennen lernen, der erst unlängst über den Ozean nach seiner deutschen Heimath zurückkehrte, um mit großem Erfolg eine seiner neuesten Komposition (Sinfonie O-molt für großes Orchester) im Gewerbehaus zu Dresden unter persön licher Leitung zur Aufführung brachte und über welche sich die Zeitungen Dresdens unter dem 10. April d. I. voll hoher An erkennung aussprechen. Den gesanglichen Theil des Konzertes wird die Opernsängerin Frl. Elvira Malmeds aus Dresden mit bestens gewählten Gesangsnummern zu vervollständigen suchen. Das Konzert, welches gewiß von vielen Musikfreunden freudigst begrüßt werden wird, findet im „Hotel zum Adler" statt und beträgt der Eintrittspreis im Vorverkauf 50 Pf. — Vorige Mittwoch, den 17. d. M., fand im Restaurant zu den 3 Naben in Dresden eine vom Vorstand des con- servativen Vereins im 6. Reichstagswahlkreisc einberufene Ver sammlung der Vertrauensmänner des gesammten Wahlkreises statt. Es waren ungefähr 300 Herren aus allen Theilen des Bezirks von Burkhardtswalde bis Altenberg erschienen. Der Vorsitzende des Vorstands, Freiherr v. Burgk eröffnete die Ver sammlung mit dem Hinweis auf den Ernst der augenblicklichen Lage. Der Reichstag habe aufgelöst werden müssen infolge des unpatriotischcn Widerstands der Reichstagsmehrheit gegen das, was die Rcichsregicrung zur Sicherung des Friedens und der Vertheidigungsfähigkeit des Reichs für unumgänglich nothwendig erachtet und gefordert habe. Es gelte nun, daß das deutsche Volk durch die Neuwahlen beweise, daß es noch Vaterlandsliebe habe und die allgemeinen Interessen des Volkes und Landes über Sonder- und Parteiinteresse zu stellen wisse. — Der bis- l herige Vertreter des Kreises habe eine Wiederwahl abgelehnt. Auch ein anderes Mitglied der conservativen Partei im Wahl kreis, an das man sich gewendet, habe erklärt, eine Wahl nicht annehmen zu können. Nun sei er hocherfreut, einen gerade im Mittelpunkt des Bezirks sehr bekannten, hochgeachteten und be liebten Herrn vorstellen zu können, der erklärt habe, eine auf ihn fallende Wahl annehmen zu wollen. Es sei dies der Dirigent des Kgl. Steinkohlenwerks im Plauenschen Grunde, Geh. Bergrath Förster. Derselbe sei in jeder Beziehung ge eignet, die verschiedenen Interessen des Bezirks tüchtig und gut zu vertreten. Auch hätten schon die Vertreter anderer Ord nungsparteien im Bezirke, mit Ausnahme des Deutschen Re formvereins, insbesondere die Vorstände des Bundes der Land- wirthe und der nationalliberalen Partei erklärt, daß sie für Herrn Förster bei der Wahl eintreten würden. Der genannte Herr legte nun in eingehender Rede sein Programm vor. Er be tonte, daß er nicht blos von jeher der conservativen Partei an gehört habe, sondern auch ganz und voll auf dem neuen Programm der cons. Partei stehe, und daß er nach allen Seiten hin die in diesem Programm ausgesprochenen Grundsätze vertreten werde. Insbesondere ging der Redner auf den Schutz und die Für sorge, die der arbeitenden Bevölkerung und den einzelnen Gruppen des Mittelstandes zu gewähren sei. Er erklärte, daß er den augenblicklichen Nothstand der Landwirthschaft anerkenne und die Forderungen des Bundes der Landwirthe in allen wesentlichen Punkten für berechtigte anerkenne, daß er für keinen Handels vertrag stimmen werde, der der Landwirthschaft Lasten auferlege. Ebenso müsse mehr noch geschehen, als bisher, um den be rechtigten Forderungen des Handwerkerstands gerecht zu werden. Den Ausschreitungen, dem ungesunden Treiben der Börse sei mit Recht entgegenzutreten. Namentlich sei das Differenzspiel mit Getreide unmöglich zu machen. In der Judenfrage stehe er gleichfalls auf dem Programm der conserv. Partei. Wir ver langen christliche Obrigkeit, christliche Schule, deutsches Recht. Alles das, was wir unter jüdischem Wesen im Erwerbsleben verstehen, müsse bekämpft werden. Zum Schluffe kam der Vor tragende auf die Militärvorlage. Er wies die Nothwendigkeit einer Verstärkung unsrer Wehrkraft gegenüber der drohenden Uebermacht der beiden feindlichen Nachbarn im Osten und Westen Deutschlands nach. Wir seien es unserer Ehre, unserem Wohl stand und vor «llendem 1870 auf den Schlachtfeldern Frankreichs vergossenen Blute Tausender von Söhnen des deutschen Volks schuldig, das was sie mit ihrem Blut erkauft haben, festzu halten und was die vereinigten Fürsten zur Stärkung der Wehr kraft für unumgänglich nothwendig erklären, zu bewilligen. Ein zukünftiger Krieg, auch wenn er siegreich sei, werde viel Unglück iw Gefolge haben. Ein Krieg, der mit einer Niederlage ende, werde namenloses Elend über Deutschland bringen. Deshalb müßten wir stark genug sein, den kriegslustigen Nachbarn den Frieden gebieten zu können. Es verstehe sich von selbst und die konservative Partei werde das mit Ernst erstreben, daß die Kosten möglichst ohne Belastung des kleinen Mannes und des Mittelstandes aufgebracht würden. Die Börse könne viel mehr tragen und leisten. Mit einem Hoch auf König Albert und Kaiser Wilhelm schloß der hochbegabte Redner seinen höchst in teressanten, klaren, vielfach von Beifall unterbrochenen Vortrag, an dessen Schluß ein langandauerndes Beifallklatschen den Saal erfüllte. Auf die Frage des Vorsitzenden ob jemand gegen die Erklärungen des Herrn Förster etwas einzuwenden habe, meldete sich niemand zum Worte, und so wurde der genannte Herr in vollster Einmüthigkeit als Candidat der conservativen und der sich ihr anschließenden Ordnungsparteien für die nächste Reichstagswahl aufgestellt. Noch einmal ergriff Oberamtsrichter Hermann-Döhlen das Wort, um die anwesenden Vertrauens männer zu bitten, jeder an seinem Theile bei der Wahl freudig seine ganze Kraft einzusetzen. Dann werde es am 15. Juni am Sieg nicht fehlen. Darauf brachte er ein „Hurrah", in das die Versammlung begeistert einstimmte. Herr Förster wird den Vernehmen nach, auch in unsern Wilsdruffer Bezirk einige Ver sammlungen halten. Zunächst sind Wilsdruff und Groitzsch in Aussicht genommen. (Die Redaktion der Dresdner Nachrichten fordert in ihrer Donnerstags Nummer die Leser des Blattes auf, für Herrn Förster cinmüthig zu stimmen.) — Herzogswald c. Der Frühling ist gekommen! Mit den Blüthen und Knospen kommen auch die Frühlingswünsche und Hoffnungen in des Menschenbrust. Da ist nun hiesige Gegend, welche schon lange, ach lange wünscht und hofft, daß sie auch einmal bedacht werde mit einer besseren Verbindung mit den Nachbardörfern und vorzüglich mit Meißen. Wie lange ist schon gehofft und auch gebeten worden um eine Triebisch- thalstraße als Fortsetzung der Bezirksstraße von Munzig nach Rothschönberg, Groitzsch mit Kalkbruch, Tammmühle resp. Tanneberg, dann Neutanneberg, Blankenstein und Neukirchen, weiter an den vielen Mühlen und Steinbrüchen und Kalkstein bruch Blankenstein vorbei nach Steinbach mit Kalkbruch und Rittergut, daun nach Kirstenmühle mit Dampfbetrieb, schließlich Helbigsdorf, Herzogswalde, Mohorn mit Grund. Alle ersehnen eine ebne Thalstraße, die alle diese Dörfer, Mühlen, Kalk- und Steinbrüche verbindet, da die jetzigen Verbindungsstraßen wohl im Stand, aber fast ausnahmslos über die steilsten Bergkuppen gelegt, darum schwer passirbar sind. Wie gern würden die holzarmen Niederdörfer ihr Bau- und Brennholz aus dem Spechzshausener Staatsforst beziehen, andererseits wie gern würde die hiesige Gegend mit Meißen in Handelsverbindung treten, wie lahmen die Wasserkräfte und Naturschätze an dieser Abspermng vom Verkehr. Alle und Alles hofft seit Jahrzehnten auf Erfüllung ihrer Wünsche. Hoffen wir daher auch wieder mit dem Werden des Frühlings, daß unsre Wünsche greifbare Gestalt annehmen, um ihrer Erfüllung einmal entgegensehen zu können. ). — Seeligstadt, 16.Mai. Heute früh um 3 Uhr brach in dem Wirthschafsgebäude des Gutsbesitzers und Gemeindevor standes Fiedler Feuer aus. Dasselbe verbreitete sich mit großer Schnelligkeit und legte nach kurzer Zeit das betreffende Gebäude mit den Stallungen vollständig in Asche. Mehrere Spritzen der Nachbargemeinden, sowie zahlreiche herbeigeeilte Hilfsmann schaften mußten ihre Thätigkeit nur auf die Erhaltung der Nach bargebäude beschränken. Vor kurzer Zeit brannte in demselben Gute das Wohngebäude nieder. Ueber die Entstehungsursache ist nichts bekannt, doch wird Brandstiftung vermuthet. Dieser Verdacht lag bei dem ersten Brande ebenfalls vor. — Nossen, 16. Mai. Heute, gleich nach Mittag, ent stand am östlichen Muldenabhange im Forstreviere des Ritter ¬ gutes Augustusberg unmittelbar am Fußwege von Augustusberg nach Hirschfeld, jedenfalls wiederum durch Unvorsichtigkeit der Spaziergänger, einWaldbrand. Dem energischen Eingreifen der alle Zeit hilfsbereiten, wackeren Feuerwehr Siebenlehns, die unter der Anführung ihres Commandanten Moritz Clauß rasch mit zwei Spritzen am Brandorte erschien, hat es Herr Rittmeister v. Reinhardt-Augustusberg zu verdanken, daß der schon sehr ausgedehnte Brand seine schönen Holzbestände nicht ganz verheerte. Nach 4 Uhr rückte die genannte Feuerwehr, eine kleine Wachtabtheilung zurücklassend, wieder ab. Es ist in diesem Monate bereits der zweite Waldbrand, welcher das Augustusberger Revier betroffen hat. — Allerwärts in den Kreisen der sächsischen Armee und in den Kreisen der gedienten Soldaten resp. den Militärver einen und Kampfgenossenschaft von 1870/71 rüstet man sich, um ein Jubiläum gemeinsam zu feiern, wie es nur wenigen Fürsten und Feldherren beschieden ist — das 50 jährige militärische Dienstjubiläum Sr. Majestät des Königs. In den Garnison städten werden am 22. Oktober die Truppen mit den Vereinen Feldgottesdienste bez. Kirchgänge abhalten u. s. w.; und speziell in Dresden findet noch eine Beglückwünschungskour im königlichen Schlosse, sowie ein Huldigungszug mit Serenade statt. — Freitag Mittag wurde im Hofe des Gasthauses zum Goldenen Schiff in Meißen dem Seehund, welcher kürzlich bei Strehla in der Elbe gefangen wurde, das Fell über die Ohren gezogen. Der Konservator Donat, welcher diese Arbeit verrichtete, ist beauftragt, das Fell auszustopfen, damit das Thier später im Meißner Museum ausgestellt werden kann. Das über 150 Pfund schwere Thier hatte unter dem Fell eine Fettschicht von ungefävr 5 Centimetern. Der Magen war voll ständig leer. Nach Aussage des Schlachthofthierarztes Uder, welcher der Ausschlachtung beiwohnte, ist das Thier vollständig gesund gewesen und dürfte ein Alter von 30—40 Jahren erreicht haben. — Montag Nachmittag zwischen 3 und 4 Uhr ereignetesich in Dresden in der Schnorrstcaße ein bedauerlicher Unglücks fall. Frau B., die kaum erst von einer schweren, langwierigen Krankheit genesen ist, wurde durch Explosion einer mit Petroleum gefüllten Blechkanne im Gesicht, an den Armen, der Brust und am Rücken schrecklich verbrannt. Das Fleisch hing buchstäb lich in Fetzen herab. Ebenso wurde der Ehemann bei seinen Löschversuchen ganz erheblich verbrannt. Nach Ausspruch des Herrn Dr. Burkhardt, der wenige Minuten nach geschehenen Unfälle zur Stelle war und den beiden Verletzten die erste ärztliche Hilfe angcdeihen ließ, dürfte die Frau wohl bald durch den Tod von ihren Schmerzen befreit werden. Beide Verletzte wurden sofort in das städtische Krankenhaus befördert. — Die nationalliberale Partei in unserem 6. sächsischen Reichstagswahlkreise hat sich am Montag in einer im Gasthofe zu Coßmann sdorf abgehaltenen Mitgliederversammlung, in welcher der Vorsitzende über die gegenwärtige Lage einen aus führlichen Bericht erstattete, dahin ausgesprochen, daß die Wahl des Konservativen, Bergrath Förster zu Zauckeroda zu unter stützen sei. Maßgebend war hierbei der Umstand, daß dieser voraussichtlich der einzige Kandidat ist, der für die Militärvvr- lage stimmen wird und daß die Konservativen die Kandidatur des Dr. Oertel in Leipzig zurückgezogen hatten, der wegen seiner Angriffe auf die nationalliberale Partei keine Sympathien gewinnen konnte. Für die Militärvorlage einzutreten, hält die Partei von ihrem nationalen Standpunkte aus für geboten-, eine alte liberale Forderung, die zweijährige Dienstzeit bei der Infanterie wird dadurch ihrer Verwirklichung zugeführt; die Deckung der Kosten durch Erhöhung der Branntwein- und Biersteuer unter thunlichster Schonung der Erzeugung einfachen Bieres hält die Partei für den geeignetsten Modus um die Mehrforderungen am mindesten fühlbar zu machen. — Ein hübscher Zug von der Leutseligkeit und Liebens würdigkeit Ihrer kaiserlichen königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Louise wird dem „Chemn. Tgbl." erst jetzt bekannt. Fräulein Marie Jahn, Oberin der staatlich anerkannten Nähfachschule in Chemnitz, hatte sich am Montag Abend entschlossen, Ihrer kaiserlichen königlichen Hoheit eine Freude zu bereiten und arbeitete mit ihren Lehrerinnen während der Nachtstunden ein Kleidchen aus elfenbeinfarbiger Bastseide, mit Handarbeiten verziert, und ein Käppi nach eigenem Geschmack für den jungen Prinzen Georg. Am Dienstag früh ^9 Uhr trug Fräulein Jahn die Gabe nach dem „Römischen Kaiser", übergab die selbe der Oberhofmeisterin Freifrau von Reitzenstein und legte ein Gedicht bei. Ihre kaiserliche königliche Hoheit nahm die Gabe entgegen und ließ die Ueberbringerin derselben zu sich be scheiden. Als Fräulein Jahn eintrat, empfing sie die hohe Frau mit herzlicher Freude und Jubel, drückte das Kleidchen an sich und sagte: „Für meinen herzigen Buben! Das muß ich ihm gleich anprobiren, wenn ich nach Hause komme!" — Eine jugendliche Diebesbande ist von der Polizei in Werdau ermittelt worden. Die Gesellschaft der Diebesbande besteht aus fünf Knaben im Alter von neun und dreizehn Jahren, die in einem Zeitraum von einem Jahre nicht weniger als 56 Diebstähle ausgeführt haben. Das Feld ihrer Thätigkeit waren hauptsächlich Verkaufsgegcnstände und Läden, und zwar verfuhren sie immer so, daß sich einer von ihnen eine Kleinigkeit kaufte, während die anderen stahlen, was sie er reichen konnten. Die gestohlenen Gegenstände waren haupt sächlich Zuckerwaaren, Fleisch und Cigarren. Die Beute wurde jedesmal nach erfolgtem Diebstahl getheilt und verzehrt. Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Am 1. Pfingstfeiertag Vorm. 8 Uhr: Gottesdienst. Predigt über Apostelgesch. 2, 1—13. Am 2. Pfingstfeiertag Vorm. 8 Uhr: Gottesdienst. Predigt über Apostelgesch. 2, 14—18. An beiden Feiertagen wird an den Kirchthüren eine Collecte für den sächsischen Kirchenfond eingesammelt werden. Rirchenmnfiken Pfingsten 18Y5. 1. Festtag: Pfingstkantatc op. 139 für Sopransolo mit Horn- und Orgelbegleitung v. Gast. 2. Festtag: Hymnus „Jauchzend erhebt sich die Schöpfung" für Männerchor und Orchesterbegleitung von Mohr. Den Gesang haben die Gesangvereine „Liedertafel" und „Anakreon" freundlichst übernommen.
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