Volltext Seite (XML)
Erstes Blatt. MlhmM für W druff Thulundt, Uchen. Menlehn und die Umgegenden. ImtsßlM für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne t Nummern 10 Pf. Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionsvreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. No. 4». Freitag, den IS. Mai 1893. Bekanntmachung, die Beschäftigung von Arbeiterinnen und jugendlichen Arbeitern in Ziegeleien betr. Die Königliche Amtshauptmannschaft findet sich veranlaßt, die Ortsbehörden und die Betriebsleiter von Ziegeleien im hiesigen Verwaltungsbezirke auf die Seite 148 ff. des dies jährigen Reichsgesetzblattes abgedruckte, betreffs der Beschäftigung von Arbeiterinnen und jugendlichen Arbeitern in Ziegeleien von dem Reichskanzleramte unter dein 27. vor. Mts. erlassene Bekanntmachung noch besonders zur gebörigen Nachachtunq hiermit hinzuweisen. Meißen, am 13. Mai 1893. Königliche Amtshauptmannschaft. v. Airchbach. "Konkursverfahren. Das Konkursverfahren über das Vermögen -es früheren Schnittwaarenhän-lers Aarl Traugott Airscht in wils-ruff, jetzt kn Pstfchappel, wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Wilsdruff, am 15. Mai 1893. Königliches Amtsgericht. Tagesgerichte. Der Bund der Landwirthe erläßt folgenden Wahl aufruf: Der Reichstag ist aufgelöst. Schneller, als wir es erwarten konnten, wird uns die Gelegenheit geboten, zu zeigen, daß die deutschen Landwirthe fest entschlossen sind, für die Forderungen einzutreten, welche sie zur Einigung im Bunde der Landwirthe geführt haben. An alle Berufsgenossen, an alle Freunde unseres Gewerbes, an alle, welchen des Vaterlandes dauernde Blüthe höher steht, als öde Partheitheorien, richten deshalb die Aufforderung, an die Wahlurne- zu treten und Männer zu wählen, welche fest entschlossen sind, für unsere be rechtigten Forderungen einzutreten. Wir fordern vor allen Dingen: 1. Erhaltung der jetzt bestehenden landwirthschaftlichen Zölle, Ablehnung aller Handelsverträge, welche dieselben herab zusetzen bestimmt sind; 2. Sperrung unserer Grenzen gegen die Einfuhr von Vieh aus verseuchten Ländern; 3. Entschädigung für die Verluste, welche die Landwirthschaft durch die von ihr nicht verschuldeten Verheerungen der Maul- und Klauenseuche erleidet; 4. Beschränkung des Börsenspiels mit den wichtigsten Volksnahrungsmitteln; 5. Vereinfachung der Unfallversicherung, des Alters-' und Jnvaliditätsgefetzes in Bezug auf Ver billigung der Verwaltung und den Markenzwang; 6. Klärung und internationale Regelung der Währungsfrage. Zum ersten Mal treten wir Landwirthe als geschlossener, geeinter Stand in die Wahlbewegung. Schon heute sieht man sich genöthigt, mit uns zu rechnen: Laßt uns zeigen, daß wir eine Macht bilden und daß wir uns dessen bewußt sind. Dann wird man uns die in unserem Gewerbe gebührende Rücksichtnahme nicht länger verweigern können. Wir wollen keine einseitige Ver tretung oder Bevorzugung der Landwirthschaft, nur zu ihrem Recht wollen wir ihr verhelfen. Stets werden wir dessen 'ein gedenk sein, daß des Vaterlandes Macht und Größe über Alles geht, und dieselben nur erhalten werden können, wenn wir treu zu Kaiser und Reich stehen, wenn wir alle dieMigen Stände in ihrer Grundlage schützen, auf deren Blühen und Gedeihen unsere Stärke berühr, Landwirthschaft, Handwerk, In dustrie und Handel. Nur bei einer weisen und gerechten Fur- sorge für die Lebensbedürfnisse dieser produktiven Stände, nur bei Erhaltung eines gesunden und starken Mittelstandes, in- vnderheit der Bauern und der Handwerker kann unser Vater land den zersetzenden Bestrebungen der Feinde jeder staatlichen und sozialen Ordnung im Innern, dem Drohen feindlicher Nachbarn von außen mit Erfolg die Spitze bieten. Wir sehen eine Forderung der Gerechtigkeit und Nothwendigkeit in der ge nügenden Fürsorge für die Beamten, in der sozialen Gesetz- gebung zum Wohl unserer Arbeiter, aber wir wollen diejenigen Stande leistungsfähig erhalten, welche die Kosten dieser Für- sorge zu tragen haben. Auch unsere Arbeiter müssen die Wahr heit des Wortes erkennen, daß billiges Brot nichts nützt, wenn es an Arbeit fehlt. Die deutschen Landwirthe haben noch niemals ein Opfer gescheut, wenn dasselbe für des Vaterlandes Macht und Größe nothwendig ist. Sie haben den Nachweis nicht erst zu erbringen, daß sie es stets für ihre heiligste Pflicht halten werden, die feste Stutze des Vaterlandes und der Reichs regierung zu sein, aber wer Opfer bringen soll, muß etwas zu opfern haben, und die deutsche Landwirthschaft ist ohne ihre Schuld an der äußersten Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelanqt. Unsere erste Pflicht ist es deshalb, Männer zu wählen, welche Verständniß für die großen wirthschaftlichen Fragen unserer üeit baben und den ernsten Willen, ohne Rücksicht auf Frak- IwnSinteressen, aber auch ohne Scheu vor der Regierung in einer zu diesem Zweck zu bildenden wirthschaftlichen Ver- einiauna für eine nachhaltige Hebung unsres schwer bedrohten Gewerbes einzutreten. Sache der Reichsregierung ist es, den unzweideutigen Beweis zu liefern, daß sie ernsthaft gewillt ist, unseren Beschwerden schnelle und gründliche Abhilfe zu schaffen. Nicht mit schönen Worten, nur durch entscheidende Thaten wird es ihr gelingen, das in den weitesten Kreisen des Volkes durch die Gesetzgebung der letzten Jahre schwer erschütterte Vertrauen wieder herzustellen. Hier liegt der Schwerpunkt des Kampfes; denn eine Reihe der für die wirthschaftliche und soziale Ge staltung unseres Staatslebens wichtigsten Entscheidungen wird der neue Reichstag zu treffen haben. Es ist ein Kampf für unsere Existenz, für unsere Arbeiter, für unsere Familien, für unser ganzes Vaterland, welchem wir entgegengehen. Zeigen wir, daß die deutschen Landwirthe sich voll bewußt sind, der Verantwortung, welche in dieser Wahl liegt, daß das Bemühen unserer Feinde, unsere Einigkeit zu stören, künstlich einen Ge gensatz zwischen den kleinen und großen Besitzern zu schaffen, vergeblich ist. Sticht das wollen wir hervorsuchen, was uns trennt, nein, das was uns eint. Die geeinte deutsche Land wirthschaft ist das festeste Fundament unseres Vaterlandes, an oem alle feindlichen Wogen machtlos zerschellen werden. Die Blüthe der Landwirthschaft ist die sicherste Bürgschaft für des Vaterlandes Macht und Gröhe. Aus dem Königreich Sachsen wird der „Köln. ^tg." geschrieben: Wenn man jetzt von demokratischer Seite wieder zum Ueberdrusse oft die Behauptung zu hören bekommt, die Aus gaben für das Heerwesen müßten den landwirthschaftlichen Ruin unseres Volkes herbeiführen, so gewährt es einen erheitern den Trost, zu erfahren, daß dieselbe Prophezeiung von derselben Seite mit demselben Ernste bereits zu einer Zeit als Wühlmittel benutzt worden ist, wo unsere Streitkräfte und die Ausgaben für sie im Vergleich zu heute winzig zu nennen waren, und daß diese Prophezeiung schon damals ebenso gründlich durch die Thatsachen wiederlegt worden ist, wie es aller Voraussicht nach auch diesmal der Fall sein wird. In den idyllischen Zeiten des deutschen Bundes vor 1848 war für das sächsische Kontingent,, welches die 1. Division des 9. Armeekorps bildete, und eine Kriegsstärcke von nur 12 000 Mann vorgeschrieben. Dies ist etwa der zehnte Theil der Mannschaften, die Sachsen jetzt im Falle eines Krieges zu stellen, und wie ärmlich war damals in vieler Hinsicht das Heer ausgestattet! Gleichwohl wurde schon damals das demokratische Verlangen nach allgemeiner Volksbe waffnung mit der Behauptung begründet, daß das bestehende Heerwesen das Volk wirtbschaftlich ruinire, weil es an seine Steuerkraft übermäßig Anforderungen stelle. Diese demokratische Prophezeiung findet sich beispielsweise in einer Bittschrift, die von einem Theile der damals stark demokratisch bearbeiteten Be völkerung des Vogtlandes unterm 2. April 1848 an den König von Sachsen gerichtet und gleichzeitig der Oeffentlichkeit übergeben worden ist. Dort wird geklagt, „daß das bisherige Militärwesen markverzehrend an den Kräften der Nation nagt", weshalb für eine zeitgemäße Volksbewaffnung im Vaterlande gesorgt werden müsse, also diese Wehklage, wie sie auch heute wieder zu hören ist. Nun hat aber das damalige Heerwesen das Mark des Volkes nicht nur nicht verzehrt, sondern es ist seitdem trotz fortwährender Verstärkung des Heeres und Vermehrung der Ausgaben für dasselbe eine geradezu erstaunliche Steigerung der wirthschaftlichen Kräfte des Landes zu beobachten gewesen; die Steuerkraft ist außerordentlich gewachsen, und die Steigerung des Wohlstandes bestätigt eben vielen anderen schon die eine Thatsache, daß sich der Fleischverbrauch für den Kopf der Be völkerung seitdem gerade verdoppelt hat. So ist „das Mark des Landes durch den Militarismus verzehrt" worden! Wer sich der E'nsicht nicht verschließt, daß die Ausgaben für das Heerwesen nicht ins Wasser geworfen werden, sondern im Lande bleiben und durch tausend Äederchen dem Gewerbe und Handel wieder Leben und Kraft zuführen, der wird sich aus diesem geschichtlichen Rückblick die Lehre selbst zu ziehen vermögen. Wie ein Berichterstatter wissen will, soll beschlossen die Militärvorlage dem neuen Reichstag in der dem Antrag v. Huene entsprechenden Fassung zu unterbreiten. Die erforder liche Deckung soll unter Verzicht auf die früher in Aussicht genommene Erhöhung der Branntwein- und Brausteuer beschafft werden. Die „Post" bringt den folgenden, „Zahlen zur Heeres verstärkung" überschriebenen Artikel: Deutschland hat ein Friedens heer von durchschnittlich 510 000 Mann einschließlich der Offiziere, Frankreich ein solches von 549 000, Rußland von 1 034 000 Mann. Deutschlands Heeresstärke bleibt daher um 39 000 Mann hinter Frankreich, um 524 000 Mann hinter Rußland zurück. Das Friedensheer des Dreibundes beziffert sich auf 1065000 Mann gegenüber den 1583 000 Mann Rußlands und Frankreichs, mithin um 518 000 Mann niedriger. Land heer und Flotte zusammengerechnet, stellt sich der Vergleich noch ungünstiger für Deutschland: 530 000 Mann gegenüber 662 000 Mann in Frankreich und 1 063 000 Mann in Rußland, mit hin in Deutschland 91 000 Mann weniger als in Frankreich, 533 000 Mann weniger als in Rußland. Der Dreibund hat zusammen 1 118 000 Mann zu Wasser und zu Lande unter Waffen, Rußland und Frankreich zusammen 1 685 000 Mann, mithin der Dreibund weniger 567 000 Mann. Alle diese Zahlen sind der Anlage 8 des Berichts der Militärkommission entnommen mit der Maßgabe, daß bei Deutschland rund 20 000 Mann als die erfahrungsmäßige Differenz zwischen Maximal- und Durchschnittsstärke in Abzug gebracht sind. Deutschland stellt 183 000 Rekruten und Freiwillige ein, Frankreich 230 000, Rußland 280 000 Mann. Das Rekrutenkontingent der letzt genannten beiden Staaten ist daher beinahe dreimal so stark, wie dasjenige Deutschlands. Mit jedem Jahre wächst daher dies Material an gleichmäßig ausgebildeten Soldaten für die Kriegöarmee in dem gleichen Verhältniß stärker in jenen Ländern als bei uns. Während 24 Jahrgänge des heutigen Rekruten kontingents bei Annahme von 25 Proz. Ausfall ein Kriegsheer von rund 3,5 Millionen ergeben, stellt sich das Ergebniß für Rußland und Frankreich zusammen auf über 9 Millionen, für Frankreich allein auf 4,1 Millionen Mann. Die sieben Jahre der Linie und Reserve ergeben bei 10 Proz. Ausfall in Deutschland rund 1 150 000 Mann, für Frankreich und Rußland zusammen 3 150 000 Mann, für Frankreich allein über 1 400 000 Mann. Der gewaltige Vorsprung, welchen Rußland und Frankreich mit jedem Jahr nicht nur in Bezug auf die Stärke der Kriegsmacht überhaupt, sondern vor Allem in Bezug auf die zu Kriegs formationen für die Offensive in Feindesland vorzugsweise ge eigneten Mannschaften gewinnt, ist klar. Die Ersatzrcserve ändert daran wenig. Denn erstens kommen, weil die Ersatz reservisten in der Regel erst mit dem 6. Jahre des dienstpflichtigen Alters ihre 20 Wochen geübt haben, nur 18 Jahrgänge zu 17 300 Mann in Rechnung und dann sind auch die Ersatz reservisten ein geringwerthigercs Material und nicht für die un mittelbar vor den Feind bestimmten Truppentheile, sondern lediglich zur Ergänzung der Ersatztruppen einigermaßen brauchbar. Nach dem Hueneschen Anträge soll die durchschnittliche Friedens präsenzstärke Deutschlands 557 000 Mann, das Rekruten kontingent jährlich 242 000 Mann betragen. Das macht bei 24 Jahrgängen ein Kriegsheer von 4 350 000 Mann, an Linie und Reserve über 1500 000 Mann. Mithin würden also Linie und Reserve zu soviel unmittelbar für den Feldkrieg be stimmten Kriegsformationen ausreichen, wie zur Zeit unter Heranziehung der Landwehr bis in den dritten Jahrgang hinein aufgestellt werden können. Die Kosten der Landeövertheidigung sind seit 1880 einschließlich einmaliger Ausgaben und Zinsen der für Heereszwecke aufgenommenen Anleihen in Deutschland zwar etwas stärker angewachsen, als in Frankreich, und zwar um 44,67 Proz. gegen 32,29 Proz., aber in Rußland ist der sein, Aufwand für die Landesvertheidigung inzwischen sehr viel stärker,