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402 den Sie so eben grob behandelt haben, ist der Finanzminister und ich bin Vandal!" Unser Patron ist wie vom Blitz gerührt und wäre gern in die Erde gesunken, wenn nur der Fußboden eine Ver senkung gehabt hatte. Der Genecal-Post-Director ist unterdessen in's Bureau getreten, um mit dem Chef ein ernstes Wort zu reden. — Die folgende Scene spielt an einem anderen Bureau. „Wie viel kostet ein Brief nach China?" fragte Fould, und zwar wieder sehr höflich, was er,' nebenbei gesagt, im gewöhnlichen Leben gar nicht ist. — „Wir schicken nichts nach China", antwortete kurz weg der Beamte, diesmal ein alter, mürrischer Kauz mit blauer Brille und Tabaksdose, und schreibt weiter. — „Pardon", beginnt Fould von Neuem, „aber unser Geschwader ist noch in den chinesischen Gewässern; man muß also auch Briefe dorthin befördern können." — „Ich weiß von keinem Ge schwader", brummte der Alte, „und ich wiederhole Ihnen, wir schicken nichts nach China." — „Un begreiflich", sagte Fould, „man hat mir doch ge sagt, baß Briefe dahin befördert würden. — „Reisen Sie selbst hin", bellte der Alte und drehte ihm den Rücken. „Wer Ihnen gesagt hat, daß wir nach China expcdiren, ist ein Dummkopf." — „Ich habe es gesagt", ruft auf einmal Vandal, der aus dem Hintergründe hervortritt, „und wenn Sie keine Auskunft geben können, so kennen Sic das Regle ment nicht; jeden Mittwoch und jeden Samstag geht vom Marineministerium der Courier nach Indien und China ab. Ich werde Sie auf Wartegeld setzen lassen, Monsieur! und Sie lehren, gegen das Publicum höflich zu sein! Der Herr da ist der Finanzminister Fould, und wer ich bin, sollen Sie gleich erfahren!" Der Schluß der Scene wie oben mit demselben Versenkungswunsche. Vermischtes. r Ein weiblicher Robinson. Die kalifor nische Zeitung „Placer Times" erzählt von einer Indianer-», die 18 Jahre lang auf einer Insel al lein lebte. Im Jahre 1835 wurden fast alle Ein wohner der Insel St. Nikolaus, unweit der Insel Santa Baraba im stillen Meere, von russischen Matrosen ermordet. Nach etwa zehn Jahren wur den die wenig Uebcrlebcnden auf ihren Wunsch von einem Schiffe auf eine andere Insel gebracht. Als sie Alle an Bord waren, vermißte eine Indianerin ihr Kind und lief zurück, während das Schiff, von einem Windstoße gepackt, ins Meer getrieben ward. Nach drei Monaten suchte dasselbe Schiff vergebens nach der Zurückgebliebenen, sie ward und blieb ver gessen, bis ein amerikanisches Schiff auf der Otter jagd zufällig diese Insel berührte, menschliche Fuß- stapfen und endlich die Indianerin entdeckte. Sie nähte gerade Häute von Vögeln zu Kleidern zusam men mit Nadeln von Fischknochen und Zwirn von Wallsischsiechscn. Ihr Kind hatte sie schon im ersten Jahre durch den Tod verloren und von da an acht zehn Jahre lang allein auf der Insel zuzebracht. Genial waren ihre Angelhaken anS alten Nägeln gemacht, die sie in einem Brette gefunden hatte. Sie willigte gern ein, wieder unter Menschen zu kommen. Während der ganzen achtzehn Jahre hatte sie nicht nur keine menschliche Seele, sondern auch kein Feuer, dieses Sinnbild der Civilisation gesehen. Die tollsten Modedamen in Paris machen sich ihre Ballmusik selbst. Sie tragen an der Cri- noline verborgene Glöckchen von Glas und Silber, die bei jeder Bewegung läuten. — Was für gute Zeiten die Klosterbrüder kurz vor der Reformation in deutschen Landen hatten, geht aus einen, Sprüchwort hervor, das damals im Munde des Volkes war: „Wer einen Tag gut leben will, brate sich eine Gans, wer ein Jahr, nehme ein Weib; wer aber alle Tage und Jahre froh sein will, muß Mönch werden." — Zttrchen-Nmhrichten von Uukdluss. Am Sonntage Indira früh Herr Pastor Bauer, Nach mittags: Confirmandcn - Prüfung durch Herrn Dtac. Schmidt. Bekanntmachungen. Q Öffentliche Vorladung. Der Dienstknecht Johann August Gotthelf Kolbe aus Cuuncrsdoif früher ,n Opitz in Diensten hat sich über eine gegen ihn hier vorliegende Anzeige zu verantworten und wird, da sein gegenwärtiger Anfenlhaltsort unbikannt ist, hiermit geladen, sich binnen 3 Wochen und längstens 0l8 zum 25. ÄMi Ü I. beim unterzeichneten Gerichtsamte zu stellen. Alle Criminal» und Polizeibehörden werden ersucht, den p. Kolbe in Betretungsfalle auf diese Vorladung aufmerksam zu machen, auch von dessen Aufenthalt einige Nachricht anher zu geben. Königliches Gerichtsamt Wilsdruff, am 24. März 1865. vr. Gaugloff. 5Nir. junger Mensch, welcher die Tischlcrprosession gründlich erlernen will, findet ein Unterkommen OE vLvSSL SN bei Karl Fritzsche, Tischlermeister, beseitigt jauch brieflich) in 2 stunden gefahrlos und Löp.ergasse Nr. 242. sicher Dr. mell. Ernst in Reudnitz (Leipzig).