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für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenl-Hn und die Umgegenden. Amtsblatt fiir das König!. Verichtsaml Wilsdruff «nd de« Sladlralh daselbst. 13 ckreitag, den 3l. März l865. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. >g besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke finden h-norirt. Die Redaction. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowobl ii» m darauf an. angenommen, nachBes Umschau. Die erste Frucht der Verhandlungen der Mit- telstaaten mit Oesterreich über die schleswig-holstei nische Angelegenheit ist endlich in der Gestalt eines von Bayern, Sachsen und Hessen-Darm stadt am Bunde gestellten Antrages an'ö Tages licht getreten. Derselbe lautet: „Hohe Bundes versammlung wolle unter Vorbehalt weiterer Be schlußfassung die vertrauensvolle Erwartung aus sprechen, es werbe den höchsten Regierungen von Oesterreich und Preußen gefallen, dem E-bprinzen von Schleswig-Holstein - Sonderburg-Augustenburg das Herzoglhum Holstein in eigene Verwaltung nunmekr zu übergeben, bezüglich der wegen des HerzogtdumS Lauenburg aber unter ihnen getroffe nen Vereinbarungen der Bundesversammlung Er öffnung zugeben zu lassen." — In dem Streit über das preußische Heer, seine Starke, Zusammensetzung und Dienstzeit, gab der Kriegsminister von Roon in der Kammer fol gende wichtige Erklärungen ab: Die Stellvertre tung sei mit allen übrigen Einrichtungen des Staates, nicht vereinbar. Die volkswirthschafnicben Inter essen müßten hinter der Sicherheit des Landes zurückstehen; die 3jährige Dienstzeit s.i eine Pflicht, von der man sich nicht entbinden könne. Preu ßen müsse von der ersten Stunde an dem Feinde gewachsen sein, da künftig zähe und langwährende Kriege nicht mehr zu erwarten seien. Dazu sei allein die Reorga nisation (Neubildung des Heeres) geeignet. Die Landwehr könne nicht leisten, was ein wohlgeschul- tcs H^r leiste; das stehe fest. Ebenso seien die Landwehrrecruren nicht brauchbar, weil ihnen die Uebung im Schießen und damit daS Selbstver trauen fehle. In sechs Monaten könne man wohl einen Parabesoldaten ausexercieren, aber keinen Kriegsmann ausbilben. Das Schweizerische Sy stem sei nur in den schweizerischen Bergen und mit der schweizerischen Neutralität brauchbar und ausführ bar, sonst nicht. Die gefürchtete Gefabr für die Frei heit des Volkes sei bei einem Heere von 130,000 Mann gleichgroß wie bei einem Heere von 200,000 Mann. Der so eben verstorbene, rühmlich bekannte General v. Bonin war Kriegsminister, als die Reorganisation des preußischen Heeres im Mtlilär- kabinel des Prinzregenten entstand. Er erklärte sich gegen dieselbe und namentlich für eine zwei jährige Dienstzeit und setzte, vom Milltärkabinet gedrängt, hinzu: er könne nur in die dreijährige Dienstzeit willigen, wenn der Minister des Innern Menschen und der Minister der Finanzen Thaler genug auftreiben könne. Statt aller Antwort be kam er binnen 24 Stunden seinen Abschied. DaS machte damals viel Aufsehen, weil man den Grund nicht genau kannte. Bonin äußerte, das gebcime Mtlitärkabinet habe dem Prinzen ^jetzigen Königs vorgestellt, der KrigSminister wolle das Heer in ein Parlaments-Heer umschaffen. Vor einer großen Schüssel, die mit dcmB udg et bezeichnet ist, sitzt ein preußischer Soldat und läßt stch's trefflich schmecken. Hinter ihm steht ein ar mer Schulmeister: ach Gott, nun wird wieder nichts für mich übrig bleiben. Kladderadatsch hat das Bild dargestellt. — Der alte K a st'a n i enb a nm in dem Tuiierien- garten hat am 20. März wohl Knospen aber keine Blatter gehabt und Las betrachten die Pariser für kein gutes Omen für ihr Kaiserhaus. Der rauhe Nordwind trug die Ursache, baß die Blätter sich nicht entfalten konnten. —