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34 sche Anleihe an die Börse gebracht, sand aber keine Abnehmer. Der dort erscheinende „ Freischütz" macht darüber folgenden Witz: Geh, alter Freund, mit dem Papier von hinnen Und schließ es wieder in den Geldschrank ein: Man hat zwar häufig mit dem Schweine Finnen, Doch mit den Finnen niemals Schwein. — Berlin, 20. Januar. Eine wahrhaft gol dene Praxis hat der hiesige Augenarzt Professor v. Gräfe. Man schätzt das jährliche Einkommen desselben auf 160,000 Thlr. Einer seiner Diener allein soll aus Trinkgeldern, welche ihm die häus lichen Konsultationen seines Herrn von Seiten der Patienten verschaffen, eine jährliche Einnahme von 2500 bis 3000 Tblr. baden. — In dem französischen Städtchen Saargemünd, wo das 8. Kürassieiregiment garnisonirt, kamen seit längerer Zeit jede Nacht Einbrüche vor. Alle Nachforichungen der Polizei blieben fruchtlos, dis es einem schlauen Genstarmen gelang, die Spitz buben unter den Soldaten zu entdecken. Bei der Untersuchung siellle sich heraus, daß eine ganze Schwadron betheiligt war; die Gemeinen gingen mit Borwissen der Unlcroifiziere abwechselnd auf Raub aus und theilten denselben nachher gemütblich in der Cascrne. Ter Commantant des Armeekorps hat einen geharnischten Tagesbefehl erlassen, worin er besonders bedauert, daß die edle Uniform be schimpft worden ist. Eine Explosion in Paris. Am Morgen des 25. Jan. ereignete sich auf dem Quai d'Austcrlitz, am Jardin des Plantes, ein furchtbares Unglück. Eine Gar-Explosion fand dort statt. Die Röhren, in denen das GaS sich befindet, flogen in die Lust. Ein Theil der Brücke wurde stark beschädigt und eine große Anzahl Menschen getödtet und verwundet. Eine" Stelle des Quais war mit Armen, Beinen und Köpfen bedeckt. — Ein Deserteur der Potomac-Armee bot in dem Augenblick, als ihm der Strick um den Hals gelegt wurde, all sein Geld, 80 Dollar, für einen „Stellvertreter." Merkwürdigerweise sand sich keiner. Belohnte Treue. Mansche Novelle; frei aus dem Französischen. (Fortsetzung.) Hermann — erwiderte Katharina mit sanfter milder Stimme, — empfängst Du so Deine Frau? — So ist also die Stadt erobert, mein kleiner Wilhelm von diesen Ungeheuern erwürgt und Du kommst, mein Gefängniß mit mir zu theilen? — fragte der Gefangene. — Die Stadt ergiebt sich nicht, und unser Kind lebt; es ist sicher geborgen unter dem Schutze meiner Schwester Martha! — — Unnatürliche Mutter, Du konntest Dein Kind verlassen? — — Der Vater aller Unschuldigen wird es be schützen, und um ihm seinen irdischen Vater zu erhalten, bin ich hierher gekommen. Die Stimme Gottes befahl mir, so zu handeln! Höre mich an, Hermann! Ich habe unser ganzes Vermögen mit- gebracht, vielleicht gelingt cs uns, Deine Wächter zu bestechen, oder Dich aus der Gefangenschaft loszukaufen. Wir haben Alles zu gewinnen und Nichts zu verlieren. Du weißt, ich kann ohne Dich nicht leben. Deine Liebe war das erste Glück mei nes Lebens; wie könnte ich Anstand nehmen, dieses Leben zu wagen, wenn es gilt, mein Glück zu retten. Und wenn all' meine Pläne scheitern, so habe ich doch wenigstens den Trost, Dich in meine > Arme zu schließen und Dein Schicksal zu theilen. — Ach, das ist leider schon geschehen, — sagte Hermann traurig, — Du bist in der Gewalt unsrer Feinde und gleich mir zum Tode verurtheilt. — Nein, nein! — rief Katharina mit tiefer Inbrunst, die Arme zum Himmel erhebend, -- nein, der uns diesen freundlichen Sonnenstrahl in diese düstern Mauern sendet, wird nicht zugeben, daß die Unschuld untergebe! Dann, sich an die Brust ihres Mannes werfend, fuhr sie fort: „Ich kann Dich an mein Herz drücken, und diese Gunst des Himmels wird nicht die letzte sein. Unser Ker kermeister wird nicht unbestechlich sein; ich habe mich auch einem guten Priester anvertraut, der uns seinen Beistand versprochen hat. Er hat mir schon einen Beweis dafür gegeben, da er mich mit Dir vereinigte. Glaube und hoffe, Hermann! Die Liebe ist eine Trösterin in allen Leiden, und wenn wir sterben müssen, so sterben wir muthvoll, unser Tod wird uns leichter werden, leiden wir doch zusammen. Hoffen wir, daß unser kleiner Wilhelm ein freund licheres Geschick hat, als seine Eltern, daß sein guter Engel ihn über die mühseligen Wege des Lebens fortbilft." Der Gefangene heftete auf seine vor ihm knie- enbe Frau einen Blick der tiefsten Traurigkeit. „Katharina, — sagte er, — ich fürchte für Deinen Muth und Deinen festen Entschluß! Du hast mir den bittersten Kelch gebracht, und doch muß ich Dich bewundern, kann ich Dir nicht grollen. O, Du bist die Perle der flandrischen Frauen und ich habe meinen Schatz nicht zu würdigen gewußt. Jetzt erst, wo . ich Dich für immer verlieren soll, lerne ich Dich ganz kennen! Mache Dir keine Illusionen über unser Schicksal. Ich bin verloren. Das hämische Lächeln dieses Hannibal hat mir genug gesagt. Und Du, Katharina, Du bist mit mir verloren. Wie kannst Du hoffen, uns loszu kaufen und zu befreien? Alles Geld, was Du bei Dir hast, wird unsern Feinden gehören, wenn sie Dich tödten. Und Du kennst noch nicht die ganze Grausamkeit dieser Spanier!" Katharina lächelte und zog aus ihrem Busen eine kleine Phiole mit Gift. „Das wird uns aller Leiden überhebcn, es ist ein Geschenk Deines Bru ders Raimund; mit dieser Phiole habe ich von kiesen wüthenden Ratten nichts zu fürchten!" Hermann küßte zärtlich seine Gattin auf die Stirn. „Die Ohnmacht und die Entbehrungen hatten meinen Muth geschwächt, — sagte er, — Du hast