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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Noffen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Verichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, den 3. Februar 1865. 5. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Bierteljabrgang beträgt tO Ngr. und ist jedesmal vorauSzubezahlen. Sämmiliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl <lN der Red»action), al- auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. ^ie Rcdaction Umschau. Zwischen Berlin und Wien fliegen unange nehme Briefchen hin und her und die dicke Freund schaft ist ihrem Ende nahe. Oesterreich will dem Drängen Sachsens und Bayerns nachgeben und den rechtmäßigen Herzog in Holstein einsctzen. Herr V. Bismarck wünscht aber erst mit seinen Forder ungen an die Hcrzogtbümer vorher in's Reine zu kommen, weil er fühlt, daß später schwerlich Etwas zu erholen wäre. — Prinz Friedrich Karl, der Sieger von Düppel und Alscn, soll sehr unbefrie digt aus Wien zurückgekehrt sein, weil man ihm dort die Hcrzogtbümer nicht gegen Bismarck's Wechsel auf unbestimmte Zukunft überliefern wollte. In Wien scheint man sich wieder an die Vorgänge von 1859 zu erinnern, wo die Mittelstaaten Oester« reich helfen wollten, aber an Preußens starren Köpfen scheiterten. — In Holstein fangen die Preußen an herrischer aufzutrctrn, sie eifern gegen die treue Anhänglichkeit der Bewohner an ihren rechtmäßigen Fürsten und nennen das abscheulichen Particularismus. Die Leute dort wissen aber sehr genau, was sie thun, sie wollen das dänische Joch nicht abgeschüttelt haben, um ein preußisches Lunker regiment dafür zu erhalten. — In Leipzig erregt ein Streit auf dem Kirch hofe (Friedhöfe) zwischen dem Pastor Ahlefeld und dem Meublcur Dietz großes Aufsehen. Letzterer, ein Deutschkatholik, ließ seinen Bruder beerdigen und da dieser sich vor seinem Tode einen Grabge sang bestellt hatte, so erboten sich Sängerfreunve, ihm in's Grab zu singen, wie cs hier fast täglich vorkommt, Ahlefelv untersagte dies dem Bruder, der mit ihm im Leichenwagen saß, weil er die Be erdigung vornehmen lasse und zwar als Deutsch katholik. Dietz eröffnete dem Pastor Ahlefeld, er wolle nicht mitsingen und reichte dem Geistlichen das Liederbuch, um selbst einige Gesänge auszu- lcsen, Allein Ahlefeld wurde heftig, schlug jede Bitte ab und drohte, wenn gesungen würde, lasse er die Sänger durch den Todtengräber auseinander treiben. Unter diesen Umständen ließ Dietz den Leichenwagen halten, stieg aus und betheiligte sich nicht bei der Beerdigung seines Bruders, ließ aber den Hergang der Sache mit seiner Namensunler schrift wiederholt in mehrer» hiesigen Zeitungsblät tern abbrucken. Da Ahlefeld nicht antwortete, so forderte ihn auch die Rcdaction der Deullchcn Allg. Zeitung auf, über den Sachverhalt sich auszulassen, erhielt aber ebenfalls keine Antwort. — Dresden. Bei der jüngsten Prüfung von Telegraphisten«Aspiranten hat eine junge Dame, die Tochter einer Buchhalters, welche sich (wohl die erste in Sachsen) dem Telcgrapbendienst zu widmen gedenkt, theilgenvmmen und die Prüfung in vorzüglichster Weise bestanden. — Em neues Actienunternebmen ist in Dresden in der Bildung begriffen, nämlich eine neue Elb« dampfschifftahrtSgesellschast, jedoch nur zum Trans port von Gütern, insbesondere von Sohlen und Rohprodukten zwischen Stößig und Magdeburg. — In Bamberg wurde der Optikus Scherer aus Lonnerstadt, ein Israelite, vom Bezirksgericht wegen Bigamie zu 2 Zähren Gefängniß verurtheilt. Er hatte wirklich zwei Frauen, Gela Bernet und Rebekka Zimmermann; die erste hatte er im Jahr 186l daheim, die andere 1862 am Rbein geheirathet und beide trafen an seinem Krankenbett zusammen, wo es zu einer stürmischen Erkennung»« scene kam. — In Hamburg wurde jüngst eine Finnländi«