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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.10.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19101020018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910102001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910102001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-10
- Tag 1910-10-20
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Monat
1910-10
-
Jahr
1910
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Sitzung üer Staüwervrüneten. * Lei»,»,. 20. Oktober. De« Hauptpunkte der Tagesordnung ytnge« einige Kleinigkeiten vorau», die ebensall» öffent liches Interesse erheischten. Zunächst sie Erbauung eines Beamtenwohnhaus«» bei dem Ga». werke H. Mit 27 gegen 26 Stimmen hatte man in der vergangenen Sitzung hierfür 74 300 .k bewilligt, allein infolge eines Versehen» bei der Abstimmung muhte der Beschluss auHehoben werden. Gestern zeigte sich nur wenig Neigung für das Projekt. Stadtv. Böhme teilte mit, dah sich nach seinen Berechnungen der Ban unter Einrechnung der Kosten des Bauplatzes auf 97 000 E stelle und nur 1250 ,k an Mieteinnahmen bringen werde, das sei ».ine Verzinsung von 1^4 Prozent. Stadtrat Traut- m ann suchte dre Angelegenheit zwar in einem etwas milderen Lichte darzujtellen, aber umsonst: mit einer fast an Einstimmigkeit grenzenden Mehrheit wurden obige 74 300 .<l abgelehnl Hierauf kam ein Unglücks kind an die Reihe: das Gebäude der Dauernden Gewerbeausstellung. Es wird heule keinen Stadtverordneten geben, der es nicht bedauerte, dah man seinerzeit nicht ohne weiteres die alte Land- sleischerhalle auf dem Plauenschen Platze abgebrochen und den dort unterbrochenen Promenadenteil in An lagen verwandelt hat. Nun will man dem Ziele da durch noch näherrückcn, dah man der Polytechnischen Gesellschaft den letzten Rest des Pachtzinses llOOO -k) für ihr Gebäude erlägt, natürlich unter der Be dingung. dah dieser Betrag zu Tilgungszwecken ver wendet wird. Im Kollegium wurde arth der Wunsch nach genauer Kontrolle ausgesprochen. Schon vor 8 Uhr konnte dann die „Piöce de resistance", die De- ratung des Haushaltplanes für 1911, in Angriff genommen werden. Das Referat lag in den Händen des Vorsitzenden des Finanzausschusses, Stadtv. Tobias. Das Hauptgewicht legte er auf die werbenden Unternehmungen der Stadt, vornehm lich Gasanstalten und Elektrizitätswerke, die ihm bei weitem nicht genug einbracbten. Möglich, dah da etwas zu viel Opulenz herrscht, namentlich in der An lage. Hoffentlich kommt man später zu besserer. Er gebnissen. Der Redner der Sozialdemokraten, Stadtv. Lüttich, brachte die Forderungen seiner Partei recht geschickt vor. Oberbürgermeister Dr. Dittrich legte allen Wünschen gegenüber das möglichste Ent gegenkommen an den Tag. Die Erträge der Gas anstalten und Elektrizitätswerke seien in Summa doch nicht so unbefriedigend, wie der Referent meine. Dann folgten noch einige Meinungsaustausche über die Löhne der städtischen Arbeiter usw., worauf gegen 11 Uhr die Debatte und auch die Sitzung ihren Ab schluß fand. Den Vorsitz führt der Vorsteher Zustizrat Dr. Rothe. Am Ratstische anwesend Oberbürgermeister Dr. Dittrich, Bürgermeister Roth, Polizei- üirektor Dr. Wagler, Stadträte Esche, Dr. Bart hol, Scharenberg, Lampe, Dr. Ackermann, Trautmann Rehwoldt Dr. Pallmann, Gangloff, Hecker, Meyer, Dr. Köhler, Dr. Limourger, Pfeiffer, Ry fiel, Francke, Cichorius, Schmidt, Seifert, Hofmann, Dr. Weber. Eingegangen ist eine Eingabe de» Ver bandes sächsischer Hebammen, in der ge beten wird, den Leipziger Hebammen ein Mindest einkommen in Höhe des nötigen Lebensunterhalte» zu garantieren. Weiter wird darum ersucht die Pension auf jährlich mindesten» 600 festzusetzen. Stvdtv. Zähne machte die Eingabe zur seinigen. Der Vertrag mit der Ortskrankenkasse für Leipzig und Umgegend über Dersorgunger- krankter Ziehkinder mit ärztlicher Hilfe und Arznei gegen Gewährung von je 5000 .kl auf die Jahre von 1911 bis 1915 fand Genehmigung. Der Vorlage, betreffend den Erweiterungs bau der medizinischen Universitäts klinik an der Liebigktraße wurde zuaestimmt. Es folgte die Beschlußfassung über die Er bauung eines Beamtenwohnhause, auf dem Gelände des Gaswerks H mit einem Aufwand von 74 300 -kl. Stadtv. Lange beantragte, die Angelegenheit nochmals an die Ausschüsse zurückzuverweisen. — Dieser Antrag wurde nach kurzer Debatte abgelehnt. Ein Antrag des Stadtv. Jahrmarkt, nur 69 300 .<1 zu bewilligen, fand keine Unterstützung. Zn der Debatte befürwortete Stadtv. Böhme die Ablehnung der Vorlage. Stadtrat Traut mann hielt dre geforderte Summ« für nicht zu hoch. Die Abstimmung ergab die Ablehnung der geforderten Bausumme. Zur Beratung gelangten darauf die Eingaben wegen Teerung oder Asphaltierung der Scharn horst st raße zwischen Süd- und Elifenstraße, bzw. wegen Asphaltierung der unteren Scharnhorststrahe bis zur Elisenstraße einschließlich der Kreuzung mrt letzterer usw. Der Tiefbauausschuß beantragte: „Die Eingaben dem Rate insoweit zur Erwägung zu überweisen, als es sich um Asphaltierung der Kreuzung Elisenstraße/Scharnhorststratze handelt, im übrigen die Eingaben auf sich beruhen zu lassen." Der Antrag wurde angenommen. Zu der Vorlage, betreffend die Vornahme bau licher Veränderungen im Gebäude der Dauernden Gewerbeausstellung und die Belassung der bereits erfolgten Herabsetzung des jährlichen Pachtzinses von 3000 °<l aus 1000 -4t oi» auf weiteres, wurde vom Tiefbauausschuß Zustimmung beantragt. Dem vom Stadtv. Dr. Struve erstatteten Referat war entnehmen, daß man im Ausschuss die baldigste Beseitigung des Gebäudes wünschte. Stadtv. Lange erklärt«, daß er und seine Freund« gegen die Vorlage stimmen würden. Stadtv. Böhme bemerkte hierzu, daß dann das Gebäude nur noch länger stehen würde. Ueber dem Unternehmen habe von Anfang an ein Unstern ge waltet. Oberbürgermeister Dr. Dittrich sprach sich ebenfalls für baldigste Beseitiguna des Gebäudes aus. Das könnte durch gänzliche Erlassung d«s Pachtzinses vielleicht noch beschleunigt werden. Stadtv. Jahne stellte einen dementsprechenden Antrag. Ctadtrat Esche teilte mit, daß der Tilgungsplan erst bis 1955, später bis 1933 ging. Vielleicht lasse sich nun ein früherer Termin erreichen. Die Abstimmung ergab Annahme des An trages Zähne, im übrigen Zustimmung zur Rats- vorlaK«. Für Veränderungen an der Klosettairlag« in der Gesangenanstalt des Polizetamt, wurden 800 .kl bewilligt. Der Vorlage Uber den Ankauf der Turn halle an derWasastraße (3000 ^l) und die Einrichtung derselben (1450 .4t) zur Unterbringung von Obdachlosen, ferner Herrichtung der Turnhalle an der Rtebeckstraße (350 .kl) und Aufstellung ran Oesen im Einquartierungshaus v (3000 ^t) wurde mit der Maßgabe zugestimmt, daß die für Behetzung des Einquartierungshauses S geforderten 3000 -kl nur als Berechnungsgeld bewilligt werden. Für die Zwecke der Arbeitslosenzähluna wurde ein Derechnungsgeld von 3000 ^t bewilligt. Der Vereinigung zur F ü r so r ge für kranke Arbeiter wurde zu den Kosten der Errichtung eine» Gebäudes in der Walderholungsstätte für männliche Lungenkranke in L.-Stütteritz ein Beitrag von 15 000 ^l bewilligt. Der städtisch« Hau.hattpla» für 1911. E» folgte der Hauptpunkt der Tagesordnung: der Bericht des Finanzausschusses über den Haushalt plan für 1911 im allgemernen. Das Referat erstattete der Vorsitzende des Finanz ausschusses, Stadtv. Tobias. Seine Ouvertüre, so führte er aus, brächte keine neuen Melodien, nur die Rollen seien vertauscht: er fasse, rin Gegensatz zum Rat, den Haushaltplan von 1911 viel trüber aus, als den von 1910. Die Rechnung des Nates, daß 1910 3108 000 Fehlbetrag gewesen sei^ sür 1911 aber nur 1845 000 .kl, habe den Fehler, daß in der ersteren Summe die erhöhten Lehrergehälter mit 915 000 ,<l, die Einverleibungen mit 600 000 -kl und das Fehlen von Mansfeld mit 210 000 <<l stecken; diese Summen müßten aber 1911 ja auch aufgebracht werden, wo durch der Fehlbetrag 1911 ein größerer werde als 1910. Dazu träte ein in den Ueberjchußkonten auf der ersten Seite des Haushallplanes künstlich ausgerechnetes Mehrerträgnis der Gasanstalten von 3OOOOO.4t, so daß 1911 über 2 Millionen Mark mehr durch direkte Steuern aufzubringen sein würden als wie 1910. Es sei ihm angesichts besten schleierhaft, wie man mit 120 Proz. auskommen wolle, ohne den verfügbaren Kassenbestand, der 1909 2 600 000 ,4t betrug, anzugreifen. Allerdings habe man ausnahmsweise mit einigen größeren Ein nahmen nicht dauernder Natur zu rechnen. Aber wenn auch diese Einnahmen nicht seren, würde man wohl mit 120 Prozent auskommen, wer' die Stadt verordneten sich bei der Wertzuwachs steuer, dem Schulbaufonds und der An leihetilgung nicht gebunden haben und die Beträge dafür in Höhe von 800 000 -kl eventuell dem Betriebe zuführen können. Redner kritisierte denn das 31 Druckseiten lange Begleitschreiben des Rates, das kein Vorbild für Vereinfachung sei; es enthalte viele Nebensachen, die gar nicht hineingehörten. Der Referent ging bann zu Einzelheiten über. Die im Rathaus eingerichtete Bestellzentrale sür amtliche Schriftstücke habe sich bewährt, man solle diese Bestellungen nun auf alle städtischen Aemter er strecken, ferner die Pakete von der Post abholen und zum Fortschaffen von Akten sich kleiner Motorfahr zeuge bedienen, wie sie Buchhändler und viele lste- fchäste haben. Den Verwaltungsaufwand für das Neue Rathaus und Verwaltungsgebäude halte er n.r viel zu hoch, es ließe sich viel billiger machen. Es könnten nachts anstatt der Ratsdiener Nachtwächter mit Polizeihunden eingestellt werden. Weiter sei in diesem Jahre allein für Erhöhung der Lat?-"rn- wärterlöhne eine Mehrausgabe von 23 000 »ü. Man solle es machen wie in Charlottenburg und Fern zündung einrichten, das gäbe eine Ersparnis an Gas, Zeit und Arbeitskräften. Charlottenburg erspare jährlich dadurch 68 000 .kl. Aus den Ritter- aütern und städtischen Gebäuden seien viel größere Erträgnisse zu erzielen' man solle diese mal nach oe.n jetzigen Zeitwert einschätzen lassen, dann könne man ersehen, wie die Erträgnisse sich stellten. Referent ging dann zu den städtischen werbenden Unter nehmungen über. Ueber das Erträgnis des Wasserwerkes könne man noch nichts sagen, da der Einheitspreis ja erst jetzt eingefüyrt sei. Zm Elektrizitätswerk arbeiteten im ganzen 21 Millionen, nämlich 14 Millionen für do» Süd werk, die 1911 ganze 3000 „L Reingewinn erbringen sollen, und 7 Millionen für das alte Werk Nord. Der Reingewinn des Nordwerke» habe nach der Rech nung .1909 848 000 -kl betragen, der Gewinn sei jur 1911 im Haushaltplan mit 620 000 angenommen. Der Rat erwarte also einen Niedergang in diesem Werk um volle 25 Prozent, bas sei lhm unverständ lich. Das Elektrizitätswerk sei ja von 1906 bis 1908 abfallende Wege gewandelt, es habe erbracht 1906 5,58 Prozent, 1907 4,34 Prozent, 1908 3,92 Prozent. 1909 habe es nach der Ratsrechnung 11,74 Prozent erbracht. Das sei ziffernmäßig richtig, in Wirklich, leit aber falsch, da 100 000 -kt nicht verdient seien, sonder» au» dem Erneuerungsfond» genommen, und ferner ietzt nur 3 Prozent, gegen früher SA Pro- zent, abgeschrieben würden. Das wirkliche Ergebnis 1909 betrug 7,04 Prozent. Zn unseren Gas anstalten seien 20 Millionen investiert, die 935 000 ^il bringen sollen, also ganze 5 Prozent. Er habe im vorigen Zahr schon aus die Dresdner Er trägnisse hingewieien. Es gäbe ,n ganz Deutschland wohl keine Gasanstalt, die so fortwährend zurück ginge, wie unsere, in einem Jahre allein um 300 000 Mark ----- 21 Prozent. 1906 seien noch mit elf Millionen Kapital 1350 000 Ul, 1910 mit 20 Millionen nur 1130 000 Ul, also 200 000 Ul weniger, verdient worden. 1906 habe das Kapital einen lleberschuß von 12,5 Prozent, 1907 von 9,37 Prozent, 1908 von 8,13 Prozent und 1909 von 5,57 Prozent ergeben, also ein fortwährende» Falle«. Leider könne man dieses Sinken nicht al» eine vor. übergehende Erscheinung ansehen, die Aussichten für die Zukunft seien die trübsten. Zm Jahre 1910 würden an Mehrausgaben für Zinsen und Tilgungen gegen 1909 allein 425 000 ,ll gebraucht; er glaube nicht daran, daß man 1910 ein so viel höheres Er trägnis haben werde, und so ginge es dann 1911 immer noch höher werter. Der Referent hatte dann noch einige allgemeine Wünsche. Die Kräfte der vorhandenen Beamten müßten besser ausgenützt werden. Das sei auch der Wunsch der leitenden Per sonen des Rates, speziell des Oberbürgermeisters. Es sei diesem aber beim besten Willen nicht möglich, sich mit den Einzelheiten zu befassen, er habe zuviele Sitzungen, Repräsentatronspslichten usw. Es ginge ihm ähnlich wie dem Lord Mayor von London, der im letzten Jahre an 175 Versammlungen, 35 Empfängen, 184 Diners und 61 offiziellen Früh stücken teilgenommen hat. Der Kernpunkt der Aus führungen des Referenten gipfelte in der Forderung der Aenderung des Geschäftsgebarens unserer Finanzverwaltung. Eine Finanzpolitik, die einzig aus einem Anziehen der Steuerschraube beruhe, sei falsch; Balancierung der Einnahmen und Aus gaben müsse stattfinden, genau wie in Berlin, wo seit vielen Jahren nur 100 Prozent städtische Steuern genommen würden. Wenn das nicht geschähe, würden die unliebsamsten Zustände bei uns eintreten. Vor einem Jahre habe der Finanzausschuß die Ein stellung eines besonderen Kammerers angeregt, der Rar erwäge aber immer noch und käme zu keinem Entschluß, wahrscheinlich deshalb, daß nur Juristen, die ja in unserer Zeit alles beherrschen, in Frage kommen könnten. Wenn dem so sei, so würde vorae- lchlagen, das Armenamt mit dem Pflege- und Fur- sorgeamt zusammenzunehmen und beide einem «in- zigen Dezernenten zu unterstellen. Dann würde ein Stadtrat frei zur Entlastung des Büraermeisters, der wohl der gegebene für den Finanzposten sei, und zu dem man auch volles Vertrauen habe. Den Steuerzahlern dürften keine neuen Lasten aufgebürdet werden. Man soll« auch mehr das Stammvermöaen flüssig machen, dann bekomme man Mittel und brauche nicht immer die Anleibe zu nehmen. Man könne die Häuser in der Fleischergafle verkaufen, dann hätte man gleich Geld für andere» Nötige. Auch eine ganze Anzahl Ver eine könnten den städtischen Zuschuß ganz gut ent behren. Sparsamkeit müsse die Parole sür die Zu kunft sein. (Beifall.) Als erster Redner ergriff St«dt». Lüttich da» Wort. Er bezeichnet« di« Lösung der Wahlrecht». frage als das Wichtigste im Interesse einer gedeih lichen Fortentwickelung Leipzigs. Weiter bemerkte er, daß sich im Haushaltvlane die ganzen heutigen wirt- schaitltchen Verhältnisse widerspiegeln. Redner be grüßte die vom Referenten gegebene Anregung, die Rittergüter neu einzuschätzen, mit Freuden. Die Pachtverträge müssen revidiert werden, und bei Neu verpachtungen sollten Ausschreibungen erfolgen. Redner verlangte den Uebergang aller kirchlichen Friedhöfe in die Verwaltung der politischen Ge meinde, ferner die Unentgeltlichkeit des Unterrichts in den Volksschulen, eine geregelte Arbeitslosenver sicherung usw. Oberbürgermeister Dr. Dittrich: Was die vom Vorredner erwähnte Ortsbauordnung betresse, so liege der Entwurf vor und werde demnächst dem ge milchten Ausschüße zugehen. Die Bäderjrage ruye durchaus nicht; auch hier werde man bald Näheres hören. Die Anfertigung von Kleidungsstücken, die in der Verwaltung gebraucht werden, in eigenen Be trieben geschehe, soweit das möglich sei, jo z. B. im Krankenhauje. Soweit. Uniformen gebraucht werden, jo kaufen sich diese die Beamten selbst von dem ihnen gezahlten Betteioungsgelde. Was die Notstands arbeiten betresse, jo werden solche überall da ausge- führt, wo e» angängig sei. Die llebernahme der kirchlichen Friedhose in städtische Verwaltung dürfte erhebliche Kosten verursachen, ohne daß den Ee- memüemitgliedern Nutzen erwächst. Eine Besserung in der Lage des Wohnungsmarktes herbeizuführen, sei der Rat stetig bemüht, wie der Verkauf und die Verpachtung von städtischem Land be weise. Bei der Neuverpachtung von Rittergütern trachte man immer danach, günstige Ertrage zu erziele». Der Oberbürgermeister ging dann auf das Expose des Vorsitzenden des Finanz ausschusses näher ein. Wenn dieser behaupte, der Rat male zu rosig, so wolle er bemerken, daß das nur sür 1911 der Fall sei. Daß große Ausgaben für die Zukunft bevorsiehen, sei auch dem Rate bewußt. Aber der Abschluß sür 1911 sei nicht jo ungünstig, wie ihn der Vorsitzende des Finanzausschusses oargestellt habe, denn er habe außer Belrachr gelassen, daß 50v000 Mark für Schulbauten und Anleihetilgung neu ein gestellt wurden. Dem weiteren Ausbau der Bestell zentrale stimm« der Rat völlig zu. Die Ausgaben sür Unterhaltung des Rathauses und neuen Ver waltungsgebäudes werden sich kaum mindern lassen. Den Ausführungen des Kommerzienrats Tobias über die Verwaltung der Gaswerke könne er nicht bei pflichten. Die Sachlage sei folgende: Der Verbrauch an Beleuchtungsgas sei prozentual zurückgegangen, weil sich viele dem elektrischen Licht zuwenden. Ge stiegen sei nur der Heizgaskonsum, aber bei dem Preise von 12 Pf. pro Kubikmeter werde so gut wie nichts verdient. Daher der Rückgang in der Ver zinsung des Anlagekapitals. Diese sei aber doch, wenn man den Maßstab einer Aktiengesellschaft an lege, höher als der Referent angenommen habe, lleberschuß, Verzinsung und Tilgung ergeben eine Verzinsung des investierten Kapitals für 1906 mit 20 Pro-., 1907 16 Proz^ 1908 15 Pro-, und 1909 12,4 Proz. Das sei noch eine ganz hübsche Verzinsung. Aehnlich stehe es mit dem Elektrizitätswerk. Die Ermäßigung der Tarife dürfte weiter zur Erhöhung des Konsums beitragen. Zn betreff des Steuerwesens strebe der Rat ebenfalls nach Stabilität, und die Frage der Anstellung eines Kämmerers werd« durch aus nicht aus den Augen gelassen. Der Oberbürger meister betonte zum Schluß, daß das Hauptgewicht auf ein ersprießliches gemeinsames Arbeiten zu legen sei. Dabei werde da» Wohl der Stadt seine beste Förderung finden. (Beifall.) Stadtv. Pollender sprach zunächst über die Lohnaufbesserungen bei den städtischen Arbeitern, die manchmal knapp geraten seien, und wendete sich dann entschieden gegen die beabsichtigte Grünoung einer Znnungskrankenkasse im Gastwirtsgewerbe, die völlig dem immer betonten Zentralisationsprinzip ent gegenstehe und trotzdem vom hiesigen Eewerbeamt befürwortend begutachtet worden sei. Oberbürgermeister Dr. Dittrich erklärte dem Vorredner gegenüber, daß die Lohnaufbesserungen bei den städtischen Arbeitern sehr bedeutend gewesen seien. (Redner belegte das ziffernmäßig.) Jeden falls leien die Löhne in den städtischen Betrieben so hoch, daß sie in privaten Betrieben kaum erreicht werden. Stadtv. Tobias: Heber die Zahlen des Ober bürgermeisters wolle er nicht rechten, aber jedenfalls verzinsen die privaten Beleuchtungswerke die ange legten Kapitalien angemessen. Bei unserem neuen Elektrizitätswerk läge der Fehler darin, daß es zu groß angelegt sei. Bei den Gasanstalten stehe jeden falls fest, daß es trotz des größeren Betriebskapitals jetzt 200 000 ^t weniger bringe. Stadtv. Klemm: Die Erhöhung der Beiträge bei der Ortskrankenkasse erfolgte gegen den Willen der Arbeitgeber. Wenn sich diese letzt selbständig machen wollen, so könne man es ihnen nicht ver denken. An der weiteren Debatte beteiligten sich Stadtv. Pol len der, Oberbürgermeister Dr. Dittrich, Stadtv. Ornth. Damit erreicht« die Debatte über den Haushaltplan ihren Abschluß. Es folgte eine nichtöffentliche Sitzung. Spart. Pferdesport. Renne« zu Le Tremblay am 19. Oktober. (Eigene Drahtmeldung.) Prix Edgard Gilloi» 30000 Fr. Für Drei jährige. 2600 m. Mons. A. Aumonts' „Aloös III", 57 kg (CH. Childs), 1., Mons. W. Darlings „MMa- dis", 53'/, kq, L, Mons. I. de Bremonds „Seig- neurie ll", 48'/, kx. 3. Tot.: Sieg 46 : 10, Platz 20, 23, 22 : 10. 8 liefen. Rennen zu Gatwick am 19. Oktober. (Privattel.) Bridge Handicap. 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Dänemark herübergekommenen .Thestala" die Internationalität gewahrt wird, ist ein Handi- kap und, seinem Charakter enlttrewend, ziemlich assen. Un scheinen .Svatzvoqel", .Per ie", „Pcinina" und Ouiproono", die über Hürden schon recht achtoar« Letstungen vollbracht haben, und di« beiden dteldersprechenben Dreijährigen .Lido' und .Manila" in erster Linie sür den AuSgang in Betracht zu kommen. Ueber da- Verhältnis der älteren Hürdler zu einander liefert der Preiz v»n Cladow auf der Grünewald- »ahn. de« .Quivraao," gegen .Emsig N" und .Per-se" ge- «tnt»a «nhnll-tznukM. «wähl sich die Gewichte nur ei, Pfund zugunsten van .Per-ke" verschoben haben, so glauben wir doch, dah der Sechsjährige an seinem Bezwinger Revanche nehmen wird, da die Distanz um 100« Meter weiter ist. Das «bschnerden von .Emst« ll" t, lener Kvnkurren« wirst et» gnte» Licht aus die «Hance, van .Pannua". Konnte doch der Johfnl-Sohn im Wettiner Hürdenrennen in Dresden mit seiner gleichaltrigen Stallgefährtin nicht leben. E« bleibt sonach von de, alleren Pserden .Gpabvogel" der geführltchste Gegner sür .Pamtna". Rach dem Au-gange de- Groben Berliner Hürden- rennen- müßte .Gpabvogel" vor der Stute etnkommen. Allein die Saint-Serf-Tochter hat seitdem so grob« Fortschritte er- kennen lassen, dos, wir ihr heute den Vorzug geben. Die meisten Schwierigkeiten sollten unserer Erwählten noch .Lido" und .Manila" machen, wenn ihnen die Distanz nicht zu wett wird. Wir weise» speziell aus .Manila" hin, die t« Märkischen Hürdenrennen in Karl-Horst ein grobe« Rennen gegen .Anker" lief. In -Parisienne" und .Fast King" der- suchen sich zwei erprobte Steepler über Hürden, und eS ist eine Ueberraschung ihrerseits nicht ausgeschlossen, während di« Aus- sichten von „Thessala" unserer Ansicht nach keine allzu rosige« find. .Burwood", einer unserer besten Hürdler, dürfte durch sein hohes Gewicht erdrückt werden. — Im einleitenden Reinickendorfer Hürdenrennen über 2700 Meter halten wir zu .Avanti". Die Stute muh nach dem Aus gange des Werder-Preises in Grünewald „ArminiuS" wieder sicher halten. .Dahabhe" und „Jttvan" sind wettere gefähr lich« Konkurrenten. Kan» di« debütierend« »Riobe N" einiger- maben spring«», so sollt« sie beim End« dabei sein. — I« Preis von Oschatz, einem Jagdrennen über 4000 Meter, ist .Red Girl" schwer zu schlagen. »Hatto N" und „Tenagua" haben schon vor acht Tagen im Manöver-Jagd- rennen die Ueberlegenhett der Stute anerkennen müssen, wäh rend „Mr. Girdle" seine alte Form noch nicht wiedergefunden hat. Gefährlich werden kann der EechSiährigen höchstens „Veautiful Sve", für di« ihr Sieg im Preis von Möckern in Magdeburg spricht. — Das Grünewald-Jagdrennen sollte „Ci tat" siegreich sehen, da „Ritterschlag" ,n Dresden wie ein müdes Pferd lief. .Lootse" hat formgemätz wieder hinter dem Kirkconnel-Sohn zu ende». — Im Vergleichs. Jagdrennen über 4000 Meter ist der MSnchSbeimer Stall mit „Sternberg" gut gerüstet. Freilich «inen leichten Stand wird der Fünfsährig«, der unter dem Höchstgewicht ins Rennen geht, gegen „DinaS", die sich im Postillion-Jagd rennen auf derselben Bahn nur vor „Vel-Vel" zu beugen hatte, und .Antocha", die i« «ladiatorenprei» hinter „Tal- dello", „Grünspecht" und .Dana," de» vierten Platz belegte, nicht haben. — Kommt .Brigg aw" im Fenelon- Jagdrennen über 3600 Meter beraub, so sollte es dem Vierjährigen gelingen, seine Maidenschaft abzulegen. In seiner Abwesenheit dürfte .Instruktor" vor einem Erfolg« stehen. Der Fünfjährige hat »s in erster Linie mit „Radium" und .Oos" zu tun. — Recht ^»bkreich wird da» Rekru- tierungS-Renne«, eine Zweijährigenkonkurren, über 1000 Meter, bestritten. Hier erwarten wir .Hazelgreen", der sich das Zugvogelrennen in Grünewald mit „Drakon" teilen mutzte, in Front vor .Südpol", »Sprudel", „Mandoline", „Herzog ll" und .Mattraoum". Radspott. 8 Radfahrer-Verein „Schwalbe-, Leipng-Siid. Bahnrennen in Halle a. S. am Sonntaa, den 23. Oktober. 1. Meisterschaftsfahren. 1200 m. 2. Vorgabefahren, 1600 m. 3. Stundenrennen. 4. Trostfahren. Zusammen 12 Ehrenpreise. Nen nungsschluß Freitag, den 21. Oktober. Fnßballsport. 8 Gesellschaftsspiel. Am kommenden Sonntag stehen sich di« ersten Mannschaften von Lipsia 93- und „Elf- auf dem Lipsiaplatze an der Wittenberger Straße im Gesellschaftsspiel gegenüber. „Lipsia" spielt in neuer Aufstellung, da einige der besten Spieler ihrer Militärzeit genügen. Das Spiel beginnt um 3 Uhr. Luftfchiflahtt. 8 Der Leipziger Verein „Aoiata" hält morgen, Freitag abend '/-9 Uhr im Lehrervereinshause die zweite diesmonatliche Mitgliederversammlung ab, zu der alle Freunde und Interessenten des Flug wesens willkommen find. Ein Frekballon-Match zwischen Deutschland und Dänemark wurde von Kopenhagen aus aus getragen. E» beteiligten sich Ballon ^Eloulh IV", Führer Graf Frederick Moltke, für Dänemark und Ballon „Berlin", Führer Ingenieur Krebs, für Deutschland. Assessor Sticker-Berlin hatte einen Ehrenpreis ausgesetzt. Sieger blieb der Ballon „Berlin", der 550 Km zurücklegte, während Ballon „Elouth IV" bereits nach einer Fahrt von 255 km landete. Winterspott. u. u. X. vom Brocken, 19. Oktober. Die Anlage eines neuen Skiweges auf dem Brocken wurde am Dienstagabend in der Hauptversammlung zuHalbcr - stadt des „Wintersport-Vereins Brocken^ beschlossen. Der neue Skiweg, der sofort mit Unterstützung der Fürstlich-Stolbergschen Verwaltung in Angriff ge nommen werden wird, soll vom botanischen Garten vom Brocken aus im Bogen nach der Brockenstraße geführt werden, diese durchschneiden und in einer nach Westen weit ausbiegenden Kurve nach Schierke auslaufen. Die Bahn erhält ein« Länge von nahezu 1 km und wird 5—10 m breit. WettsfdeodaMungen io l.eipÄg. >As m über virted«^ MS VL5E- »91V älruid mm I'l- >smov" krtiik s!siu< c,N meeU- pwi -ima- nrv- »1«»- Ee 18. 8 UV lbs.l -i- S 4 SS 8» deäer. iwcksn 19. !5SI> k UI>- kS3 2 > k.1 so 3 r üüds. Vocks» IS azokm. 2 UV k S.2 14 7 bü L» 3 Usjisc, voekss ismzowuiw-iromo ZM 18. Ulltodoc Zvsoos - U5r L<Unw koinzorzioc 4 13,b. Uslzw Ismoowloc. -j- 3,5 « ui»s° >w 2ü. n-n,e,vl»o- beilew «»<1 vocim»« »itiocene. Xölugl.8äok8. l.LllükZ-Weltei'vvlli'ls ru 0i"e8den. iltoriiii- io 8»ol>8on »m 18. Oktodei- 1910. m VW« «evixo Nwimom Us-so« >15 * 138 ck- 42 8u 2 tswriz IU -b 13.- -s- 3.6 8 2 — ösolis» 202 -i- >4.4 4 4.7 5» 2 — 22U -j- 13.2 4- 4 3 U« 3 — kälzs 25U -1- ».7 4- 2.8 8 6 Lcemoitt u27 14.U -b 3.' UN 1 — ^isoso 381 4- 12.5 4- 4.7 3 3 — 3Si 1- 12.U 4- 5.6 N 2 öcSosebsrz 435 -f- 13.4 4 2.' N 2 — büU S.5 4- 0.0 « 1 Zoosd«« 521 4- 12.0 4 8N 2 —- »Uvidve lbl 4 W.5 4 3.4 N 1 Ssttisolwji 77o -I- 10.« 4 2.1 8« 1 — fjMsüww 1213 4- 6.8 4 r.o * 2 — IVltterunqsvorlrlut io 8»vb8vo vom 18 —l 9. Oktober. Aaclnlem «m 18. Oktober noeb völlia beiteros Wetter im Lanzen Tamlo ^eberr-ekt batte, stellte sieb io 6er Kaebr r:um 19. Oktober öevölkuoq eio, klis verciorelt aucb i-u Xieckersoblax kübrte. Ois Temperatur blieb normal. Im Oeb rqe traten bereits ^laokltröste ein Oie Winnie viben aus 8 bi- LW. Heute trüb lieqt im Oebir^e starker dledel, vökrevck äio Tieklullästationoo Tau m, läeo. Oer I-uktckruok ist nocb üderoormal, beginnt aber leiebt rn kallen. Im Luftschiff von Pari» nach London. Das Luft schiff „Clement-Bayard il", welches die sensationelle Fahrt von Paris nach London mit 7 Mann Besatzung innerhalb 6 Stunden vollfuhrte, ist aus Eonti- nental-Dallonstoff gefertigt. Auch für die Hülle des Luftschiffes des Amerikaners WeUman, das sich zurzeit über dem Ozean auf der Fahrt nach Europa befindet, ist zum Teil Continental-Ballonstoff verwendet worden. Herr Lindpaintner gewinnt in der Nationalen Berliner Flngwoche den großen Preis des König!. Isreuß. Kriegsministeriums von 25 000 auf einem Flugapparat mit Continental« Aeroplanftoff. ^4«
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