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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.10.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19101020018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910102001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910102001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-10
- Tag 1910-10-20
-
Monat
1910-10
-
Jahr
1910
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i-erren Rahmen dieses Stückes eines Preisausschreiben» für Entwürfe für eine Singakademie treffen die alte Richtung des Professors und die modern« seine» Schülers Bruno Kroll zu- sammeu. Der Professor tut den Jüngling al» talent- lo» ab, um de« aufstrebenden Stärkeren zu unter, drücken. Bruno verliert den Glauben an sich und seine Kunst. Da findet er einen Rückhalt an seinem Vater, der da» Talent seine» Sohnes erkennt und beschließt, ihn vor dem Schicksal des Berkanntwerden» zu bewahren. Der Professor hat inzwischen ganz mit seinem Schüler gebrochen und ihn sogar aus dem Hause gewiesen, angeblich, weil zwischen seiner Tochter und dem jungen Mann ein Liebesverhältnis besteht. Der wahre Grund ist aber wieder der Ehr geiz, die Furcht, von dem ausstrebenden Talent ge- stürzt zu werden. E» folgt eine Aussprache der Väter, die zur Folge hat, daß der Professor in sich geht. Im letzten Augenblick zieht er seinen Entwurf zurück und befürwortet den seines Schülers, der dann auch den ersten Preis davonträgt. Um das Maß der Güte voll zu machen, verlobt der Professor seine Tochter dem jüngeren Künstler und nimmt ibn al» Teilhaber in sein Geschäft auf. So läuft alles in Glück und Freude aus. Die Darstellung war aus gezeichnet. Der Dr. Kroll des Herrn Bugge war eine Glanzleistung und auch der Professor Strach de» Herrn Köckeritz war hervorragend. Herr Hepner als Bruno tonnte den schnellen Wechsel zwischen tiefer Niedergeschlagenheit und größter Freude nicht immer überzeugend zum Ausdruck dringen, doch war auch seine Leistung sehr gut. Die Damenrollen traten etwas zurück, Frl. Führ als Lotte hatte noch die dankbarste Rolle und löste ihre Aufgabe zur vollen Zufriedenheit. Die übrigen Damen und Herren hatten keine Gelegenheit, ,m Rahmen dieses Stückes rhr volles Können zu zeigen. * Der verband Deutscher -nndlnnasaehilfe» in Leipzig hielt am Dienstagabend im Festsaale des Zentraltheaters eine stark besuchte öffentliche Ver sammlung ab, in der Herr Wilhelm Beckmann, Mitglied des Verbandsvorstandes, über das Thema sprach: »Wie erreichen wir eine Gehaltsreform im Handelsgewerbe?" Der Redner wies darauf hin, daß die Einkommensverhältnisse der Handlungsgehilfen, wie sie gegenwärtig liegen, dringend einer Aufwärts bewegung bedürfen. Denn sie ständen in absolut keinem richtigen Verhältnis mehr mit der allgemeinen Verteuerung der Lebenshaltung. Die Lebensmittel seien bis über 30 Prozent hinaus gestiegen, die Mieten, Steuern und sonstigen Bedürfnisse bedeutend in die Höhe gegangen. Die gemachten statistischen Erhebungen der Regierung in bezug aus die Ge hälter mußten als mangelhaft bezeichnet werden. Einen besseren Einblick nach dieser Richtung hin geben die von den verschiedenen Handlungsgehilfen verbänden gemachten Eehaltsstatistiken. Danach be trug Las Durchschnittseinkommen im Jahre 1890: 1261 ^i, im Jahre 1908: 1L61 die Ge hälter der verheirateten Handlungsgehilfen stiegen von 2045 ^i> im Jahre 1896 auf 2194 ./c: im Jahre 1908. Unter solchen Verhältnissen werde den kaufmännischen Angestellten die Heirats möglichkeit natürlich sehr erschwert Der Redner befaßte sich dann auch mit der noch viel schlechteren Bezahlung der jüngeren Leute. In den nächsten Wochen wird man sich auf einer Konferenz über Stellenvermittelung eingehender mit den Gehalts verhältnissen usw. beschastigen. Herr Beckmann sprach sich für die Festsetzung von Mindestgehältern aus und teilte mrt, daß der Verband deutscher Handlungsgehilfen demnächst in dieser Angelegen heit geeignete Schritte tun wird. Die nachfolgen den Ausi übrungen des Vortragenden über die politischen Verhältnisse fanden eine unliebsame Unterbrechung durch Zwischenrufe; e» kam schließlich so weit, daß man die Versammlung auf einige Zeit vertagen mußte, um die Ruhe wiedcrherzustellen. Die anschließende Aussprache, in der die Redner der verschiedenen Verbände zu Worte kamen, gestaltete sich ziemlich erregt. — Die Anhänger des Deutsch nationalen Handlungsgehilfenverbandes polemisierten gegen die Ausführungen des Referenten, die ihren Verband betrafen. Der D. H.-D. habe durch jahre lange erfolgreiche Tätigkeit gezeigt, daß er die beste Interessenvertretung der Gehilfenschaft darstelle. Unter lebhaftem Für und Wider zog sich dann die Debatte hin. * Fünfzig Mark Belohnung. Am 10. Oktober 1910 nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr ist in der hiesigen Hainstrabe von einem dem Leipziger Rollfuhrverein ge hörigen Wagen, den der Ausläder ohne Aussicht hat stehen lassen, ein Ballen, gezeichnet 1-. 8. L 8. tv. 86ö1, enthaltend Pelzbezug wollschwarz im Werte von 297,85 gestohlen worden. Für die Herbei schaffung des Gestohlenen jetzt der Leipziger Rollfuhr verein eine Belohnung von 50 ./t aus. fs 2lm Typhus erkrankt. Hierzu teilten wir vor einiger Zeit mit, daß einem in der Lüyner Straße in L.-Lindenau wohnhaften Arbeiter Pohlers kurz hintereinander die Frau und vier Kinder io schwer erkrankten, daß sie alle in das Krankenhaus übergeführt werden mußten. Nachdem nun dort vor zwei Tagen die am schwersten ertränkte Frau dieser tückischen Seuche erlegen war, erkrankte der Mann selbst plötzlich so schwer, daß auch er sofort cn das Krankenhaus gebracht werden mußte. Der schwer heimgesuchte Mann konnte nunmehr nicht ein mal seiner Frau das letzte Geleit geben. Infolge falscher Feuermeldung wurde heute vormittag die Feuerwehr nach der Eisenbahnstraße alarmiert. Dieselbe rückte sofort^wieder ab, da sich herausgestellt hatte, daß die Scheibe des Feuer melders böswillig emgeschlagen war. f-f Schönefeld, IS. Oktober. (Unfall.) Auf einem hiesigen Neubau wurde der 46 Jahre alte Arbeiter Ernst Abratzky aus Lieberrwoltwitz von einem Wagen gegen einen Stoß Bretter gedrückt. Der Mann, der einen schweren Unterjchenlclbruch erlitt, mußte in das Leipziger Stadtlrankcnhaus übergeführt werden. * Schönefeld, 19. Oktober. (Aus der Ge mein d e r a t ss i tz u n g.) Ende dieses Jahres scheiden aus dem Gemeinderate aus: Elaserinelster Lehmann, Sattlermeister Prautzsch, Ober maschinenmeister Liebrng, Eärtnereibesitzer Kunze und Hefenhändler Friedemann. — Die Kgl. Amtshauptmannjchaft ist um Genehmigung zur Verlängerung der Tilgungsfrist für das Darlehen von 70 000 gebeten worden. — Mit der Leipziger Elektrrfchen Straßenbahn wird wegen Ausgabe ihre» Vorrechts auf Abgabe von elektrischem Strome weiter verhandelt werden. — Die Bearbeitung der Unterlagen für die Woh nungserhebung in Schönefeld am 1. Dezember d. I. will der Rat zu Leipzig übernehmen. — Die Untersuchung des L e i t u n gs w as s e r s hat wie derum ein gutes Ergebnis gehabt. — Die Ein wohnerzahl hat Ende September d. I. 14723 betragen. — Der Schleusenbau im Kohlwege ist, nachdem alle Voraussetzungen erfüllt worden sind, in Angriff genommen worden. — Die Pflasterarbetten für die Ploßstraße auf der Strecke von der Heinrich. Schmidt-Straße bis zur Trötzschelstraße sollen be dingungsweise an den Steinsetzmeister Schaaf in Leip zig übertragen werden. — Der Stannebcinplatz soll, soweit möglich, noch in diesem Jahre hergcstell't werden, während man die Anpflanzungen darauf und die Pflasterung der nördlichen Straße an diesem Platze erst im nächsten Frühjahr vornehmen lassen will. — Einigen Gemerndearbeitern soll ge kündigt und ein Telephonanschluß des Gemeindeamt» aufgegeben werden. — Für die Gemeinderatsmitglie der und Beamten wurden Bestimmungen über Tage gelder und Reisekosten getroffen. — Bon der Ein gabe de» Bureau» der Ernwohnerversa«»- lung vom 17. September d. I. wegen der Einver leibung wurde Kenntnis genommen. Die Ange legenheit der Einverleibung wird vom 1. Gemeinde ältesten Sanitätsrat Dr. Schmidt und von den Ge meinderatsmitgliedern Faust und Möller weiterge führt werden. — Für die beiden Staats st euer- Einschätzungskommissionen wurden fol gende Personen gewählt: 1) Für Len Bezirk nördlich von der Weststraße: Gemeindcültester Schreiber, Satt lermeister Prautzsch, Kaufmann Faust, Kaufmann Köhler, Mitglieder; Photograph Storch, Privatmann Krüger, Elajermeister Lehmann, Privatmann Ritter, Stellvertreter. 2) Für den Bezirk küdlich von der Weststraße: Privatmann Winter, Schmiedemeister Buch, Hausbesitzer Trieb«, Schmiedemeister Fritsch«, Mitglieder: Bäckermeister Obmann, Pensionär Kirch ner, Lagerhalter Schulze, Privatmann Holzhäuser, Stellvertreter. — Der Kurs zur Umwandlung des Darlehns von S3ÜV00 «« in ein tilgbares ist auf 99,25 Proz. festgesetzt worden. — In den Bauaus schuß wurde Glaser meister Lehmann gewählt. — Die Bewilligung eines Beitrages zur Leipziger Bürger- Stiftung Leipzigs Denkmäler" wurde ab gelehnt. * Leutzsch, 19. Oktober. (Kurt-Thorer-Stif- tuns.) Die dem Königlich Sächsischen Militärverein Leutzsch überwiesene Summe von 10000 zur Unter stützung bedürftiger Kombattanten, die dem genann ten Verein mindestens zwei Jahre angshören, hat im Einverständnis mit dem Geber den Namen Kurt-Thorer-Stiftung erhalten. Sie ist ge- trennt von allen übrigen Kaffen de» MUitärverein» zu verwalten. Da» über die Stiftung aufgestellte Grundgesetz hat die Zustimmung de» Stifters er fahren und wird nunmehr der nächsten ordentlichen Hauptversammlung des Verein» vorgelegt. Der hiesige Königlich Sächsische Militärverein verfügt zurzeit über ein Vermögen von rund 24 000 das sich in der Hauptsache auf Kranken- und Unter stützungskaffen verteilt und dessen Zinsenerträgniffe rn Krankheits- und Notfällen den Mitgliedern zu fließen. fs Wahren, 19. Oktober. (Unfall.) 2« de» hiesigen Musikwerken kam gestern abend ein 44 Jahre alter Mechaniker aus Altranstädt beim Ueberschreiten eines Haufens Latten zu Falle und brach den rechten Unterschenkel. Der Verletzte wurde mittels Kranken wagens in LasStadtkrantenhaus zu Leipzigübergeführt. " Großzschocher-Windvrf, 18. Oktober. (Gemein de- äl testen wähl.) In der letzten Sitzung des Ee- meinderates wurde der bisherige erste Gemeinde älteste Ziegeleibesitzer Karl Jahn nach 18jähriger Periode auf weitere 6 Jahre als Eemeindeältester gewählt. * Joghurt-Milch. Erst seit kurzer Zeit hat die Kulturwelt Westeuropas Kenntnis von den vorzüg lichen Eigenschaften des Joghurt, die für die diä tische Behandlung von Verdauungsstörungen von größter Bedeutung ist. Joghurt ist keineswegs mit der sich selbst bildenden Sauermilch zu vergleichen. Die Sauermilch behält ihre schädlichen Bazillen, im Joghurt sind diese vollkommen getötet und deshalb ist dem Joghurt ein so hoher Wert deizumeffen. Ein sehr gutes Produkt von Joghurt stellt zu sehr mäßigem Preise die Leipziger äoahurtmilch-Zentral- gesellschaft mit beschränkter Haftung, Scharnhorst- straße 41, Tel. 14158, her. Im übrigen sei an dieser Stelle noch besonders auf den der heutigen Num mer beiliegenden Prospekt aufmerksam gemacht. Als Mittel gegen Gicht und Rheumatismus wird Dr. Richters „Prudon" von ärztlichen Autoritäten empfohlen. Dasselbe besitzt eine geradezu frappierende Wirkung gegen diese beiden gefährlichen Feind« der Menschheit, hilft selbst in veralteten Fällen, erfordert keine Diät, ist vollständig unschädlich — kein Geheim mittel — und hat einen angenehmen Geschmack. Das Präparat gelangt nur in blauen Originalflaschen, in weißen Kartons verpackt, in den Handel. Die Preise sind derart normiert, daß sie sich in den Grenzen der Arzneitaxe bewegen und sogar noch billiger sind. Der Verbrauch ist bei dem Präparat ein äußerst sparsamer, so daß dasselbe auch in dieser Hinsicht in keinem Mißverhältnis zu anderen Medika menten steht. Hauptdevot und Versand: Mohren« Apotheke, Leipzig, Eutritzscher Straße 1. Ssulmkmmlrher Seift. Wir erhalten aus Beamtenkreisen folgende Zu schrift: „In vielen Veröffentlichungen der Tagespresse, in den Ausführungen der Redner in Volksvertretungen und Volksversammlungen begegnet man neuerdings immer und immer wceder die Auffassung, als stehe die öffentliche Verwaltung in Staat und Gemeinde nicht auf der Höhe der Zeit, als bedürfe es zu ihrer Erneuerung und Gesundung Les Eindringens kauf männischen Geistes, als sei namentlich die Einfüh rung der kaufmännischen Buchführung zur Besserung unumgänglich notwendig. Gegen diese Auffassung, in der, zwar nicht mit dürren Worten ausgesprochen, aber doch unverkenn bar, zuglccch eine Herabsetzung des Beamtenjtandes zum Ausdruck kommt, sehen wir uns genötigt, ins besondere soweit sie sich auf die sächsischen Ge- meindeoeamten bezieht, entschieden Ver wahrung einzuleaen. Wir sind der Ueberzeugung, die unfreundliche Auf fassung verkennt den grundsätzlichen Unterschied zwischen privater Erwerbstätigkert und öffentlicher Verwaltung^ sie übersieht die in der Eigenart der öffentlichen Verwaltung liegen den besonderen Schwierigkeiten und verallgemeinert endlich einzelne wirklich tadelnswerte Vorkommnisse in ungerechter Weis«. Kaufmännischer Geist — ist er denkbar ohne da» stete Streben, mit allen — wir fügen gern hinzu: erlaubten und anständigen — Mitteln einen möglichst hohen Gewinn zu erzielen? In der öffentlichen Verwaltung wäre eine derartige Anschauung durchaus nicht am Platze, ja, gerade verwerflich, denn die öffentliche Verwaltung und der in ihr tätige Beamte dient ausschließlich der allgemeinen Wohl- fahrr, sie verzichtet häufig mit dem vollen Bewußtsein auf den möglich«« höheren Gewinn im öffentliche» Interesse. Viele Gemeinden könnten de« Preis für Gas, für Elektrizität, für Trinkwasser, den Zinsfuß für die von ihren Sparkaffen auszuleihend«n Gelder weit höher bemessen, so hoch, als es eben ihre Kunden bezahlen können — wir glauben, so mancher, der heute nach dem kaufmännischen Geiste in der Verwaltung ruft, würde dann ebenso laut über derartig« „Plus macherei", über unsoziales Verhalten und dergleichen klagen. Man darf auch nicht vergessen, daß die öffentliche Verwaltung nicht bloß die Verwaltung des Staats- und des Gemeinde vermögen» in sich schließt, sondern in ebenso großem, wenn nicht in größeren Umfange die behördliche Tätigkeit, die sich in Akten der Regierungs- und Polizei gewalt äußert. Daß auch dabei nach Möglichkeit unnötiger Aufwand vermieden werden muß, und daß bei den werbenden Unternehmungen unter Berück sichtigung des öffentlichen Interesses auch die Steige- rung der Erträgnisse immer im Auge behalten werden muß, da« ist für jeden ordentlichen Beamten fo selbst verständlich, daß es ihm nicht von außen etngeschärst zu werden braucht. Außerdem aber liege« i« der Eigenart der öffentlichen Verwaltung zahlreiche Schrote- rigkeite«, di« der kaufmännische Betrieb nicht kennt. Im kaufmännischen Betrieb herrscht ein Wille, der Kaufmann kann sich — abgesehen von Ausnahme füllen — für sich allein entscheiden, dies oder jene» zu tun oder zu lassen. In der Verwaltung aber, namentlich in der Gemecndeverwaltung, ist die kollegiale Entschließung die Regel, und daß da- durch der Geschäftsgang nicht vereinfacht wird, weiß jeder, der je an einer kollegialen Beratung teilge nommen hat. Will man die, ändern, will man de« Beamte« größeren Spielraum für sei«« eigene ver antwortliche Entschließung lassen, niemand sich darüber mehr freuen als der Beamte selbst, allein* jeder praktische Versuch, auf diesem Wege oorzugeben, wird ja neuerdings als ein -Eingriff in die Selbst verwaltung" ausgefaßt und ist damit von vornherein gerichtet. Genau so verhält es sich mit den übertriebe, ne» Kontrollvorschriften — die Beamtenschaft seufzt darunter, aber eine Vereinfachung scheitert leider nur allzu häufig an dem Widerstand der Volks- und Gemeindevertretungen. Der Kaufmann ist, abgesehen von den wenigen allgemeinen Vorschriften des Handelsgesetzbuches, von allem Formenzwange frei, in der öffentlichen Verwaltung sind die Formen vorschriften, so sehr man auch bemüht ist, sie einzu schränken. in viel weiterem Maße notwendig. Denn eine gewiße Einheitlichkeit ist hier schon des Publi- kums wegen erforderlich, aber auch deshalb, weil alle Derwaltungsmaßregeln unter einer höheren Auf sicht stehen und stehen müssen, und dies erheischt un umgänglich «in gewisse» Maß vo« Einheitlichkeit, diese aber wieder ist nnr durch Uebereinsttmmung in de« Leußerlichkeite« zu erziele«. Der langsamere Gang in der öffentlichen Verwaltung folgt aber auch mit aus der größeren Bedeutung ihrer Maßregeln. Was der Kaufmann tut, ist'in den allermeisten Fällen iu wenigen Wochen oder Monaten endgültig erledigt. Die Beschlüsse und Maßregeln der Verwaltungsbehörden aber sind häufiger, als man glaubt, von folgenschwerer Bedeutung für Jahrzehnte, ja, vielleicht für Jahrhundert« hinan». Hieraus ergibt sich auch di« Notwendigkeit zur sorg- sättigen Führung der so unbeliebten Akte«, die doch nicht entbehrt werden können. Die Akten müsse» ein vollständiges und getreues Bild alles dessen geben, was in einer Angelegenheit geschehen ist — wre sollte sonst die auswärtige Behörde, die sich daraus unter richten will, wie die Aufsichtsbehörde, die sie prüfen muß, der Gelehrte, der auf ihnen seine staatswissen schaftlichen und volkswirtschaftlichen Forschungen auf baut, der neue Beamte, der von seinem Amts vorgänger dessen Aufgaben übernimmt, sich ihrer mit Nutzen bedienen können? Ein wichtiger Punkt endlich, der von den Tadler« der öffentlichen Verwaltung regelmäßig ganz außer acht gelassen wird, ist die Militäranwärter- frage. Wir erklären aus voller Ileberzeugung, daß sich in den Reihen der Beamten viele außerordentlich tüchtige Männer befinden, die Militäranwärter ge wesen sind, und daß die große Mehrzahl der Militär anwärter durch die militärischen Tugenden: Pünkt- lichkeit Ordnungsliebe, Gehorsam einen wertvollen Zuwachs für die Beamtenschaft bildet. Aber eins ist nicht zu leugnen: di« Militäranwärter kommen nach fahre- und jahrzehntelanger militärischer Tätigkeit, die in die aufnahmefähigste Zeit des Mannes fällt, in einen völlig veränderten Wirkungskreis mit einer durchaus verschiedenen Denkweise, Es wäre unbillig, zu verlangen, daß sie sich hier von heüte auf morgen anpassen, dies wird immer eine gewisse Zeit er fordern. Wir meinen, wenn ein Bankgeschäft oder ein größere» Industrieunternehmen die Hälfte seiner Angestellten au» dem Milttäranwärterstand rekru tieren müßte wie die Verwaltungsbehörden, so würden sich bei diesen ebenso Nachteile fühlbar machen wie bei den Behörden. Am schlimmsten leidet aber der Verwaltung», beamte unter de« »«gerechten Urteilen, die sich auf vereinzelt« llebel stände gründen. Niemand wird leugnen, daß es unpraktische, un- cüchlige, unfähige Beamte gibt, aber welcher Stand zählt nicht Mitglieder in seinen Reihen, die er gern durchaus entfernen «röcht«? Der Beamt« arbeitet im vollen Licht der Oeffentlichkeit, was er tut, wlrd vo« allen Augen gesehen, von jedermann kritisiert — die schlimmen Erfahrungen, die man mit anderen macht, bleiben unbekannt. Der Beamtenstand ist heute durchdrungen von der Ueberzeugung, daß es seine Ehre ist zu dienen dem Landesherrn, dem Staate, dem Volke in treuer Pflichterfüllung, mit offenem Blick für dos Gute, mag es neu oder alt sein; aber wir meinen, dafür doch verlangen zu können, daß unsere Tätigkeit nicht mit Vorurteil und Abneigung, son dern, wenn auch nicht mit Wohlwollen, so doch mit Gerechtigkeit kritisiert wird, und daß man nicht den ausführenden Beamten dafür schilt, daß er vielleicht unbequeme und unpraktische gesetzliche Vorschriften pflichtgemäß anwendet. Die Frage, ob die kauf männische Buchführung oder die bisher meist übliche kameralistische in der öffentlichen Verwaltung gebraucht werden soll, ist eine Zweckmäßig keitf r a g c, deren Behandlung in der Ocffentlich- keit kaum viel nützen wird. Das ein« kann aber wohl gesagt werden: Wer darüber urteilen will, müßte doch zum mindesten beide Arten der Buch führung genau kennen — ist das wirklich immer bei den Kritikern der Fall? Wir glauben bestimmt, wer mit unbefangenem Blick die öffentliche Verwaltung und di« Tätigkeit der öffentlichen Beamten in ihr sorgfältig prüft, der wird zu der Ueberzeugung kommen, daß durchschnitt lich ein Geist darin herrscht, der den Vergleich mit keinem andern zu scheuen braucht, und der nicht einer Auffrischung oder Belebung von außen bedarf. Wir Beamter, sind gerade in der Gegenwart mit beson derem Eifer bemüht, diesen guten Geist zu pflegen und zu stärken. Möge die Öffentlichkeit diese Be strebungen unterstützen, dies wird sicherlich größeren Nutzen für unser Vaterland schaffen als die fort währende Wiederholung eines Schlagwortes, das nur Unfrieden und Unzufriedenheit stiften kann!" Aus Lschlen. Dresden, 19. Oktober. * Klei«« Ehrmttk. Der König hat dem Kanonier der Reserve Paul Moritz Münch im Landwehr bezirk Großenhain, bisher im Fußartillerieregiment Nr. 12 in Metz, für die von ihm unter eigener Lebensgefahr bewirkte Errettung eines Kameraden vom Tod« des Ertrinken» die silberne Lebens rettungsmedaille verliehen. — Der bisher auch am hiesigen Hofe beglaubigt« portugiesische Ge- sandt« in Berlin, Vikomt« de Pindella, wird nicht in den Dienst der Republik übertreten. — Auf der Wachsbleichgaff« lief ein 12j ihriger Knabe in ein Kraftfahrzeug hinein und wurde von diesem umgerissen. Der Führer des Wagen» fuhr das Kind, das einen Bruch de« rechten Ober schenkels erlitten hat, nach der elterlichen Wohnung. — Der Oberhofprediger und Vizepräsident des Evangelisch-lutherischen Landeskonsistorium, Herr l>. Ackermann legt seine Aemter nunmehr am 30. November d. I. nieder. Seine letzte Predigt beabsichtigt er am kommenden Reformatwnstag« m der evangelische« Hofkirche -» halten. — Der Präsident de» sächsischen Landesmedizinal- kollegium«, Herr L«h. M«diztnalrat Professor Dr. Friedlich Renk, feiert Donnerstag in voller Frische seine« 70. Geburtstag. — Vom 29. bis 31. Oktober findet in Dresden die sächsische Tagung für Ferienwanderungen der Volksschuljugenb statt Der Ausschuß für Ferienwanderungen der Ortsgruppe Dresden vom Deutschen Verein für Volkshygrene hat in de« Herbstserien 2074 Kinder in 54 Abteilungen nicht nur in die nähere Umgebung Dresdens, sondern auch weiter hinaus in Sachsens Gauen geführt. Es wurden 41 eintägige, 30 mehr tägige und 3 freie Wanderungen unternommen. Aus den ärztlichen Untersuchungen von Knaben und Mädchen ließ sich der überaus günstige Einfluß des Wanderns auf die Kinder deutlich erkennen. (:) Die Bekämpfung der Tuberkulose in der Schule. In der amtlichen Hauptversamm- luua der Lehrerschaft des Schulauf sichtsbezirks Dresden Hl hielt Herr Dr. med B e s ch o r ne r - Dresden einen bedeutungs vollen Vortrag über das Thema .^Tuberku lose und Volksschule". Der Vortragende ist der Meinung, daß die jetzige auffallende und konstante Abnahme der Tuberkulosesterblichkeit eine Folge der Fürsorge des Staates ist, der durch die soziale Ge setzgebung, die Arbeitersürsorge, Fabrrkhygiene, Nah- rungsmittelkontrolle und durch «'ne große Anzahl sonstiger Maßnahmen das soziale Elend der breiten Volksschichten gebessert habe. Als Maßnahmen zur weiteren Bekämpfung der Seuche empfiehlt der Redner die Einführung der Gesundheitslehre als be sonderes Lehrfach, sowie Schuluntersuchungen. Ferner fordert er: tuberkulös erkrankte Kinder sollen dauernd vom Schulbesuch befreit sein und tuberkulöse Personen müffen vo» Lehrrrberufe ausgeschloffen bleiben. * ss Borna, 19. Oktober. (Spielen mit Schuß waffen.) Im Gasthofe zu Neukirchen-Wyhra hantterte ein Gast mit einem geladenen Revolver, der sich plötzlich entlud. Einem 24 Jahre alten Bau techniker, der in der Nähe saß, drang der Schuß in den rechten Oberschenkel ein. Der Verletzte mußte sich behufs Entfernung des Geschoßes in die Leipziger Klinik begeben. * Werda«, 19. Oktober. (Tragischer Selbst mord.) Infolge drohender Erblindung hat sich der unverheiratete Bahnhossgendarm H. Hennig in seiner Wohnung gestern nachmittag erschoßen. d.Planitz, 19.Oktober. (Unfall beim Karussell fahren.) Aus einer sog. Zeppelin-Reitschule, bei der die einzelnen Schiffe bst der Umdrehung schräg stehen, stürzten mehrere Kinder. Ein Knabe wurde bewußtlos vom Platze getragen und mußte in ärztliche Behandlung gebracht werden. * Waldenburg, 19.Oktober. (Lebensrettungs- medaille.) Der Seminarist Otto Erich Ebert aus Thalheim erhielt für die mit Mut und Entschloßen- und nicht ohne eigene Lebensgefahr ausgeführte Rettung eines Seminarvorberettungsschülers vom Tode des Ertrinken» die silberne Lebens rettungsmedaille auegehändtgt. b. Zwickau, 19. Oktober. (Bezirkstag.) Am 30 Oktober findet hier der 1. Bezirkstag des landes kirchlichen Blauen Kreuzes statt, verbunden mit der Feier des Stiftungsfestes des Zwickauer Orts vereins vom Blauen Kreuz. * Hainsberg, 19. Oktober. (Fabrikbrand.) In vergangener Nacht ist die auf Deubener Flur ge legene Korksteinplattenfabrik von Gebrüder Fichtner niedergebrannt. In den großen Lager beständen fand das Feuer reiche Nahrung, so daß sich ein gewaltiger Brand entwickelte. Uever die Ent stehungsursache verlautet noch nichts. 8 Zittau, IS. Oktober. (Zum Zittauer Schaufenster-Wettbewerb) haben sich bis jetzt 80 Firmen angemeldet; die Beteiligung wächst von Tag zu Tag. Namhafte Preise sind bereits vom Stadtrat und verschiedenen Vereinen gestiftet worden. Aus Lachlens Umgebung. * Dessau, 19. Oktober. (Gastwirtsgewerb liche Ausstellung.) Anläßlich der hier statt findenden „Gastwtrtsgewerblichen Ausstellung", auf der auch einige ansehnliche Leipziger Firmen ver treten sind, werden sich Saalinhaber von Berlin, Halle, Leipzig, Magdeburg usw. am Mittwoch, den 19. Oktober in Deßau ein Rendezvous geben, um gemeinsam die Ausstellung zu besichtigen. Hierauf soll im ..Kristallpalast" eine Versammlung abgehalten werden. Vom Leipziger Saalde sitzer verein haben u. a. die beiden Vorsitzenden, Her mann Mosemann und Karl Orlin, ihr Erscheinen zu gesagt. * Arnstadt, 19. Oktober. (Don der Liebfrauen kirche.) Die Frage der Restaurierung des nord westlichen Turmes der Liebfrauenkirche ist nun endgültig gelöst. Nach dem Beschluß des Kirchen- und Schulvorstandes soll der etwa 50 m hohe Turm bis auf 5 m Höhe niedergerißen und dann wieder aufgebaut werden. Die Kosten hierfür sind früher auf über 80 000>« veranschlagt worden. Wahrschein lich werden dieselben durch eine Geldlotterie auf gebracht. * Eorbach, 18.Oktober. (Das neue Zweigwerk der Mitteldeutschen Eummiwaren fabrik Louis Peters A.-G.) wurde hier unter zahlreicher Beteiligung feierlich eingeweiht. Die Firma, die auch ihr Frankfutter Werk schon erweitert hat, schafft sich durch das Corbacher Wett die Möglichkeit, ihren Betrieb wesentlich zu erweitern. In Frankfurt sollen ausschließlich Automobilreifen, im Corbacher Werk Vollreifen, Fahrradreifen und Gummistoffe fabriziert werden. Das neue Fabrikgebäude bietet in drei Etagen Arbeitsräume von zirka 15 000 Quadratmeter, und es können bei entsprechender Ausdehnung de» Betriebe» bis 3000 Arbeiter beschäf- tigt werden. * Magdeburg, 19. Oktober. (Auszeichnung.) Die auf dem Weltmarkt führenden Patent-Herß- dampf-Lokomobilen von R Wolf.Magdeburg-Buckau, wurden auf der Zentenar-Ausstellung Buenos Aires mit einem Grand Prix ausgezeichnet. kW läeil« iliüktWngmittel Wohlgeschmack und Bekömmlichkeit bietet t« der Re konvaleszenz nach überstandener Krankheit, Schwächezu- ständen die Natur in dem ärztlicherseits erprobten und empfohlenen „St. Raphael-Wein". Er wird mit Recht als der wahre Krankenwein bezeichnet, und sollte über all da, wo es gilt, die geschwächten Organe zu stärken, -- angewandt werden. In allen Apotheken und Drogerien Z erhältlich. M. 4.- per Masche. » Mn» nadle bdtm Lftttrn«5n»kckl» Mnrn« ^t. Anpbnal". p» eisern» virck »eit dviunbv Lvckndreu »Nttacttff ran vnck Le»tt»Ai-nt»n empkadieol »IM—
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