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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.10.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19101020018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910102001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910102001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-10
- Tag 1910-10-20
-
Monat
1910-10
-
Jahr
1910
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Millionen und Neubant«» im König, reich Sachsen" erwiderte Dr. Eberle, dass bei den Verhandlungen im Ministerium oes Innern über da» Eubmisstonsamt die Einwendungen gegen den „Sudmtssionsanzeiger" tressend zurückgewie,en wor- oe» seien. Deshalb werde das Blatt nach wie vor erscheinen. Den wichtigsten Gegenstand der Bera tung bildete die Veranstaltung e»nes sächsische» Mittel st andstages iu Dresden. Es wurde beschlossen, dresen Tag am Sonntag, den 13. November d. I., vormittags 11 Uhr, adzuhalten und alle mittelständischen Körperschasten^in Sachsen aufzufordern, schon jeHt Delegierte zu ernennen. — Um eine nachhaltige Ausbreitung der Mittelhands ideen HU erzielen, wurde die Schaffung eines dauern den Agitations- und Pressausjchusses beschlossen. Zugewählt zum Landesvorslande wurden: Rechts anwalt Dr. Böhme-Grossröhrsdorf der Pirna, Tisch lermeister Grosch-Leipzig, Oderiustizrat Dr. Kühlmorgen-Blasewitz, Kaufmann E. Nitzschke- Leutzschbei Lerpziä und Stadtrat Hugo Seifert, Leipzig. — Die Neuwahl des gejchäftsführenden Vorstandes hatte folgendes Ergebnis: Ingenieur Th. Fritsch-Leipzig, Buchbinderovermeister Paul Unrasch-Dresden, Redakteur und Stadtverord neter Adols Böhme-Leipzig, Schornsteinfeger, meister Rernh. Engelmann-Leipzig, Maler, odermeister Engelhardt-Zwickau, Schuhmachermeister R. Graser-Plauen i. V., Kaufmann Paul Matthes- Chemnitz, Buckdruckereibesitzer Julius Möser- Leiozrg, Rechtsanwalt Han» Kohlmann-Dresoen, Trjchlerobermeister Birkner-Meihen, Bürgermeister Dr. Eberle-Nossen. Ein« Stelle cm geschäftszühren- den Vorstände wurde für eine später« Zuwahl offen gehalten. An die Tagung des Landesvorstandes schloss sich eine Sitzung des geschästssührenden Vor standes an. * Di« Justizkommisfion de» Reichstage» setzte am Mittwoch die zweite Beratung der Novelle zum Gerichtsverfassungsgesetz fort. 8 118 wird nach der Regierungsvorlage wieder hergestellt. Hiernach können in Zutunlt Voltsschullehrer nur zu dem Amte der Schöffen bei Jugendgerichten berufen werden. Die Regierung hat gewissen Wert auf die Wiederherstellung der Vorlage gelegt; namentlich trat dafür der Vertreter des preussischen Kultus ministeriums ein. * Der Entwurf eines Bersicherungsgesetze, fSr Vrivataageftellte ist nunmehr im Reichsamt des Innern fertiggestellt. Es wird beabsichtigt, ihn noch im Laufe dieses Jahres mit Vertretern der beteiligten Reichs- und preussischen Ressorts zu be raten. Sobald das König!. Preussische Staatsmini sterium sich schlüssig gemacht hat, wird der Entwurf veröffentlicht werden. * Ausreise des neuen Gouverneurs von Deutsch- Südwest. Wie mitgeteilt wird, hat Gouverneur Dr. Seitz das Reichskolonialamt verlassen und wird sich am 21. d. M. auf einem Dampfer der Woermann- Linie von Antwerpen aus nach Deutsch- Südwestafrika begeben. * Zusammentritt des deutschen Landwirtschaft», rates. Wie der „Inf." mitgeteilt wird, wird der deutsche Landwirtschastsrat seine nächsten Sitzungen von MitteFebruar 1911 ab abhalten. Es steht ihm in seiner nächsten Tagung ein reichhaltiges Ma terial zur Beratung zur Verfügung. * Di« Demokratische Bereinigung hat in einer zu Berlin abgehaltenen Wäblerversammlung nunmehr den Obersten a. D. Gädcke als Kandidaten für den ersten Berliner Reichstagswahlkrei, aufgestellt. Der Wahlkreis wird jetzt von dem Stadt, ältesten K 8 mp f^?rs. «M-Se-ttttten. * lleber die Atzsschreitunge» i« Breme« wird noch berichtet: Atzs-Dien»tagn«chmittag S Uhr be- gannen grössere Ansammlungen in der Nähe des Depots von Haferkamp. Gegen 6 Uhr wurde der Platz vor dem Depot durch Polizei gesäubert. Bi» 7'/« Uhr trat Ruhe ein. Um diese Zeit wurde am Spielplatz in der Nordstrahe mit Steinen und Deutsches Leich. Leipzig 2L Oktober. * Der Koni, »», Sachse» t» Re»str«lttz. Wie wir bereit» im DepeschenteU der gestrigen Abend, ausgab« meldeten, ist König Friedrich August am Mittwochmtttag in Neustrelitz -um Besuch» der Grossherzoglichen Familie einaetroffen. Nachmittag 4 Uhr sand im Schlosse Frühstückstafel statt, an der der König, der Erossherzoa, die Grossher-ogin, der Erdgrossherz oa, das Gefolge jowie der per sönliche und der Ehrendienst teilnabmen. Hieran schloss sich ein Besuch Les Schlosse» Hohen Zieritz, den der König, der Erossherzog und der Erbgrossherzog machten, und der etwa eine Stunde dauerte. Der König nahm zuerst das zu einer Gedenkhalle umgebaute Sterbezimmer der Königin Luise in Augenschein und besichtigte hieraus die anderen Räume des Schlosses, in denen sehr viele Gegenstände aus der damaligen Zeit er halten sind. Hierauf zeigte der Grossherzog seinen Gästen den Schlosspark mit dem Denkmal der Königin Luise, in denen Postament das erste Eiserne Kreuz eingemauert ist, das der König von Preussen 1813/14 verliehen hat. Die Herren unternahmen in dem prächtigen und ausgedehnten Park einen Spaziergang und traten um '/H Uhr die Rück reise nach Neustrelitz an. * Geheime, Kirchenrat 0. Meyer. Zwick«, der Vorsitzende des sächsischen Landesoereins de» Evan- gelischen Bundes und des Deutschen Hilfsausschusses zur Förderung der evangelischen Kirche in Oesterreich, vollendet am 29. Oktober sein siebzigstes Lebensjahr. Wer den Evangelischen Bund kennt und von der evangelischen Bewegung tm Habs burger Rachbarreich gehört hat^ der kennt auch O. Meyer; und wer ihn, den geinutswarmen, humor vollen Redner grossen Stils, einmal gehör» hat, der kennt den Evangelischen Bund. Mag er sich in seiner Bescheidenheit nur einen treuen evangelischen Christen und deutschen Patrioten nennen, der fern weiteres und engeres Vaterland mit gleicher Liebe umfasst, vielen Hunderttaufenden ist er rn seinem langen, arbeits- und ehrenreichen Wirken innerhalb und ausserhalb seines Amtsbereiches unsagbar mehr dis auk diesen Tag. Dem grossen Kreis derer, die am heutigen Tage seiner gedenken und ihm einen reichen Kranz aus Dankbarkeit und Liebe winden, ist er schier ein Unersetzlicher geworden, ein Führer deut scher Männer und Frauen, der sich in seinem Ver trauen zum deutschen Volk nie hat beirren lassen, «in unbestechlicher Mahner deutsch-proiestantischer Ge wissen, der, jedem Sturm gewachsen, gelassen auf das Eehudel böswilliger Feinde herabblicken darf, ein Organisator evangelischen Kirchenwejens im öster reichischen Neuland, wo ihm ein rnovuanonturn psremüus errichtet steht. E i n Gefühl biherrschte die Tausende, die ihn zuletzt in Chemnitz körten, Heil und Segen auf den Evangelischen Bund Herabrusen — dass der Himmel noch lange den Patriarchen und Vater des Bundes erhalten möge, seinen Christian Friedrich Meyer, der, wie wenig andere, es ver stand, ihn, den Weg ins Herz des deutschen evange lischen Volkes zu bahnen. Möge dieser Wunsch Er füllung finden. * Die Mittelstandsoereiaigung im Königreich Sachse« hielt am 17. Oktober im „Künstlerhause" zu Leipzig eine Landes-Dorstandssitzung ab. Gegen wärtig gehören der Mittelstandsvereinigung über 449 gewerbliche Körperschaften als korporative Mit glieder an. Di« Zugänge waren stets grösser wie die Abgänge. Ueber die Errichtung des Sub missionsamtes sprachen Buchdruckererbesitzer Autto» Maser-Leipzig und Bürgermeister Dr. Eberly- Nossen. Mit grosser Befriedigung nahm dre Ver sammlung Kennt»»» von der vom Ministerium Les Innern getroffenen Entscheidung, ebenso so» der Mitteilung, dass man im Finanzministerium ehrlich bestrebt se», für eine handwerkerfreundliche Hand habung der Submissionsordnung die «rfordc-ktichen Garantien zu schaffen. Aus «ine Anfrage über das Erscheinen der „Nachrichten für Sr»b. Flaschen aeworfe«. Einem Polt-etwachtmeister wurde ein Kranz, einem Schutzmann Pfeffer in die Augen geworfen. Da die Menge eine drohende Haltung annahm, musste der Platz gesäubert werden, dabei sielen aus der Menge einige R«oolverschüsse. Unter dem Hinwei» darauf, dass die Beteiligten sich de» Landsriedensbruches schuldig machten, wurde di« Menge nochmals auf. gefordert, auseinannerzugehen. Als dreier Aus- forderung keine Folge geleistet wurde, schritt die Polizei ein; es mussten zehn Wirtschaften am Haserkamp, in der Nord-, Schultze-Delitzsch- und anderen Strassen geschlossen werden. Beimdritten Zurückdrängen über die Nordstrasse hinaus bis zur Jutespinnerei fielen wieder Revolverschüsse. Die Strassenlaternen von der Hanfastrahe bis zur Jutespinnerei und in den Nebenstragen wurden durch Steinwürfe zertrümmert. In verschiedenen Geschäfts häusern wurden die Fensterscheiben zerschlagen. Leim Zurückdrängen der Menge musste von der Waffe Gebrauch gemacht werden. Dadurch, dasi die Nordstrasse von der Hanjastrasse aufwärts vollständig dunkel war, wurde das Einschreiten der Beamten besonders erschwert. Viermal würde die Feuerwehr von Unbefugten alarmiert. An mehreren Stellen wurden Feuermeldelaternen durch Eteinwürfe zer trümmert. 11 Verhaftungen wurden vorgenommen. Vier verletzte Zivilpersonen wurden mittels Kranken wagens dem Krankenhause zugeführt. Ein Schutz mann ist in der Wartburgstrahe durch einen Stein- wurs am Kopf schwer verletzt worden, er wurde im Dtakonissenhause verbunden. Nachdem die Nord strasse von der Menschenmenge gesäubert war, wurde die ganze Nordstrahe von der Hansastrahe an mit faustgrosten Steinen übersät. E»n Einwohner der Nordstrahe will gesehen haben, dah Frauen und Kinder Steine von einem nahegelegenen Umbau den Lärmmachern zugetragen haben. Gegen Mitternacht war die Ruhe wieder hergestellt. An der Polizei wache 4 meldeten sich mehrere Personen, die durch Säbelhiebe Verletzungen erhalten hatten. Gegen eine gröhere Anzahl Personen ist Anzeige erstattet worden, weil sie den wiederholten Aufforderungen der Beamten, weiterzugehen, nicht Folge geleistet haben. Die Arbeitswilligen sind am Mittwoch morgen 5 Uhr ohne Zwischenfall zum Strassenbahn hof geleitet worden. Kuala«-. veverrelH-Ungsrn. * Die Reform der böhmischen Laudesordnung. Der Unterausschuss der nationalpolitischen Kommission setzte am Dienstag die Spezial debatte über di« Reform der Landesordnung fort. Abgeordneter Frengl stellte einen Antrag aus nationale Sektionierung des Landesausschusses. Nach langer Debatte sprachen die tschechischen Mitglieder sich gegen den Antrag aus, indem sie ihn teil» für unklar und verfrüht, teils für undiskutabel erklärten, während die Grundbesitzer sich ihr« Stellungnahme für die nächste Sitzung vorbehielten. Das Sub komitee für die Beratung über die Regelung d»s Sprachengebrauch, bei den autonomen Le- Hörden vertagte nach längerer Debatte die Derhand- lung auf Donnerstag, da eine Einigung nicht zu er- zielen war. * Au» der ungarifche« Delegation. Der Ausschuss der ungarischen Delegation für auswärtige Ange legenheiten hat da» Budget des Ministeriums des Aeussern angenommen. ^^.-4 /rankrrlltz« * Di« Verhandlung«, über die türkisch« Anleihe dauer» fort und scheinen, wie Ate „Agence Havas" an» Pari» meldet, gleichzeitig dort und in Kon- ftanttnopel jetzt auf dem besten Weg« -» sein; doch nimmt man in politischen Kreisen Frank, reich» nicht an dass di« definitive Entscheidung be- vorstehe. Es gilt indessen für ausgemacht, dass Frank. «ich bei Bestellungen der Türkei da» Recht d«r Meistbegünstigung zugestanden wird. * Die Untersuchung gegen Urheber »an Sabotage. Im Laufe de» Mittwochvormittags sanden, wie au» Paris telegraphiert wird, bei 22 Mitgliedern der revolutionären Kampforganisation, Syndikalisten «nv Eisenbahnern Haussuchungen nach Beweis stücken für die Voruntersuchung wegen der auf den Bahnen begangenen Sabotage statt. Es wurde aber kein belastendes Schriftstück gefunden. Spanten. * Spanien» Forderungen an Marokko. Zn Madrider amtlichen Kreisen behauptet man, dah die Gerüchte, die spanische Regierung verlange vou der marokkanischen Gesandtschaft «ine übertrieben hohe Summe als Kriegsentschäorauna, auf Uebertreibung beruhen. In Wirklichkeit sei die Frage weder von der marokkanischen Gesandt schaft, noch dem Madrider Kabinett bisher geprüft worden. Letzteres habe sich darauf beschränkt, El Mokri die Höhe des ausserordentlichen Kredit» mit- zuteilen, um den die Regierung die Tortes für die Land- und Seestreitkräfte in dem in Nordafrtka be setzten Gebiet ersuchte, aber es habe noch keine Be sprechung stattgefunden. Der Machsen scheint nach dem Eindruck der amtlichen Stellen «neigt, in un wesentlichen Punkten, aus welche die öffentliche Mei nung in Spanien kein Gewicht legt, nackzugeben, aber es ablehnen zu wollen, der spanischen Regierung eine Sicherheit für die Aufrechterhaltung der Ruhe in den Teuta benachbarten Gebieten oder eine ange messene Geldentschädigung für den Feldzug bet Melilla zu bieten. In den Kreisen der Politiker zeigt man sich trotzdem über den endgültigen Erfolg der Verhandlungen recht zuversichtlich. — Der „Petit Parisien" bespricht die von der spanischen Regierung in den Verhandlungen mit El Mokri erhobene Forderung und sagte, es sei zu wünschen, dass Spanien seine Ansprüche mässige und den freundlichen Ratschlägen Gehör schenke, die ihm von aussen gegeben würden. Man weih aus sicherer Quelle, dass die spanisch« Militärpariei von einer neuen Kriegskampagne träume, deren Ziel die Besitzergreifung von Tetuan sei. Es be stätige sich, dass 39 999 Mann unter dem Befehl der Generale Aldane und Alfau vereinigt find. Sollte dieser Feldzug unternommen werden, so werde der heilige Krieg erklärt werde«. Türkei. * Die Gefahr ei«« Kabinettskrise behoben? Den bisherigen Informationen au« Konstantinopel zu folge gipfeln die Vorschläge de» Kriegs- Minister, i« einer selbständigen Finanz verwaltung des Kriegs- und Marineressorts, sowie in der Unabhängigkeit bei Bestellungen. In dem letzten Minifterrate scheint der Kriegsminister seinen Standpunkt infolge der Einwirkung de» Gross wesirs aufg^eben zu haben und machte bezüglich sekundärer Punkte einige Konzessionen. Nach einer längeren Beratung wurde beschlossen, die Vorschläge des Ktteasminifters al» Gesetzesnovelle der Kammer zu unterbreite«. Inzwischen soll dem Kriegsministe rium da, Gesetz über den Oberrechnungshof unter stellt werde«. Nach dem Ministerrate wurde den Journalisten offiziell mitgeteilt, dah eine Verständi gung angebahnt und die Gefahr einer Krise behöbe« sei. Serbien. * Der Kr»«ptt«z »erbracht« die Nacht zum Mitt woch im Schlummer, au» dem er leicht erwachte. Das Empfindungsbewuhtsei« ist wenig klar. Der Patient verweigert jede Nahrungsaufnahme und wird künstlich ernÄk^ Griechenlsnü. * Da» «oe Kabinett bat am Mittwoch den Eid geleistet und die Geschäfte sodann über nommen. — Kallergt, hat da» Potte- vsttsulsntts Kdonnvnlsn Lunsttms. Das lehrt uns iter Schamenlter - Wettbewerb ? Die Würfel sind gefallen. Di« Preisrichter haben ihre Arbeit verrichtet und den Würdigsten me Preise zuerteilt. Wie in vielen Fällen, so ist e» auch hier gegangen. Auf der einen Seite Genugtuung und Freude über das Erreichte, auf der anderen Seite Verdruss und Verstimmung. ,Hch hab« mir doch so viele Mühe gegeben und doch nun leinen Preis be kommen", so höre ich manchen im Geiste ausrufen, der sich nun den Kops darüber zerbricht, warum er keinen Preis erhalten hat. Es wäre nun doch vielleicht für den Betroffenen interessant, wenn er sich einmal selbst vor sein Schaufenster stellen und sich dies ganz genau nach jeder Richtung bin besehen wurde. Sollte er nicht da und dort etwas bemerken, was hätte besser gemacht sein können? Man sei dann ehrlich genug, sich dies einzugestehen und oorzunchmen, es das nächste Mal besser zu machen. Sechzehn Preisrichter Haven zweiunddreihia Augen, und was der eine nicht sieht, bleibt dem anderen nicht verborgen. Die Preisrichter hatten folgende vier Punkte für ihre Beurteilung als matzgebend bezeichnet: 1)Der Gesamt eindruck des Schau fenster». 2j Die Zweckmässigkeit der Deko ration. 3) Die technische Sauberkeit der- seinen. 4) Die künstlerische Leistung. Da» heisst soviel als: »Der Kaufmann soll mit dem Künstler gehen." Beide müssen in Harmonie miteinander arbeiten, sonst kann nichts Ganz«, zutage gefördert werden. Kaufmännische Zweckmässigkeit »ad künstlerischer Idealismus müssen sich gegenseitig ergänzen. Wie das ganze Leben au» Kompromissen zusammengesetzt ist, so müssen diese bei den Faktoren einen Kompromiss aus Leven und Tod schließen. E» wäre vielleicht richtiger gewesen, die Gesichtspunkte zwei und vier an die Spitze zu stellen. Die Zweckmässigkeit der Dekoration und di« künst lerische Leistung gehören zusammen und sind die Hauptbedingungen riir ein Schaufenster. Dann erst kommt der Gesamteindruck: die technische Sauberkeit ist selbstverständlich. Was ist Zweckmässigkeit? mied mancher kragen. Rnn, poeckmassig ist die Bescheidung, nur ynl ge gebenen Mitteln zu arbeiten. Zweckmässig ist »eiter, die «»»zustellend« Ware zur Geltung zu brin gen, tnsAngekallend, aber nicht aufdring lich. Ist da» ernmal ftftaestellt, s» versteht e» sich mm selbst, dass man jur Dekoration n » rWare ver- «e«det, die im Geschäft selbst geführt wird, d. b., man wird alle Fremdkörper, die rein dekorativen Zwecken dienen, wie -. B. Vasen, Blumen, Möbelstücke usw., a»ch wenn sie noch so kostbar find, auf jeden Fall vermeiden, wenn — ja wenn, und hier tritt da» künstlerische Moment in dl« Grscheinimg, wen» e» sich eben absolut nicht umgehen lässt, d. h. nur in I diesem Falle. Man wird es gewiss keinem Konfek- s tionsgeschäft verargen, wenn es, um eine kostbare Robe zur vollen Geltung zu bringen, diese auf eine Puppe zieht, natürlich möglichst unter Vermeidung eines Kopfes usw., eben nur aus «ine« Rumpf. Man wird auch nicht verstehen können, wenn ein Schokoladengcschäst zur Dekoration Blumen oder grüne Bäume verwendet, ebenso wie man es auch nicht zulassen kann, dah man in ein Schuhwarenfenster einen Tisch oder dergleichen stellt. Diese Sachen gehören nicht in das Geschäft und find nur geeignet, den Blick des Beschauers von dem eigentlichen Ausstellungsobjekt abzulenken. Die Jury hat mit grosser Strenge gearbeitet und alle Faktoren in Betracht gezogen, sie hat auch, ohne Ansehen der Person oder des Namen», nicht den kleinsten Verstoss gegen die Prinzipien, di« sie aufge stellt hatte, durchgehen lassen: da» beweist am besten die Zahl der ohne Preis gebliebenen grossen Firmen. Dass die Jury dennoch eine bedeutend höhere Zahl Preise verteilt hat, als eigentlich vorgesehen war, be weist wiederum, dass so viele auszeichnung-fähige Fenster vorhanden waren. Da» hat denn auch dre Jury in ihrem Expose zur Dreisverteiluna ganz be sonders zum Ausdruck gebracht, und mit vollem Recht. Der G e s a m t e i n d r u ck des ganze» Wettbewerbes war ein überraschend guter. Dass Verstösse gegen die Grundprinzipien vorgekommen sind, ist nur zu natürlich, Menschenwett wird nie vollkommen sein. Jedenfalls hat der erste Wettbewerb gezeigt, dass man auf dem rechten Wege ist. Der zweite wird voraussichtlich noch eine bedeu tend grössere Beteiligung erfahren, und wir werden dann sehen, was man vom ersten gelernt hat. Kunst UN- Dlllenlchaft. * Bom Leipziger Et»dttheater. Das Schauspiel bereitet, wie bereit« gemeldet, für den 25. Oktober Ibsens Schauspiel „Dre Frau vom Meere" vor. Dieses Werk des grossen nordischen Dichters steht be kanntlich in einem tieferen Zusammenhang mit der ^Wildente" und „Rosmersholm", welche beiden Stücke in letzter Zeit häufiger auf der Bühne de» Leipziger Stadttheater, erschiene» find. » 3», I. Abo»,rM«nt^Ko«zett der «ufikalifche, Gefellfchcrft. Unter gütiger Mitwirkung de, Riedel- Verein» veranstaltet die Musikalische Gesell, schaftam Montag, den 24. Oktober, 7Vs Uhr abends, in der Alberthalle eine Uraufführung von Händel, ..Debora h", an derselben Stelle, wo vor 1b Jahren Professor Herm. Kretzschmar und der Riedel. Verein mit dem gleichen Werk die Propaganda für Thrysanders Neugestaltung Händelscher Oratorien be gannen. Der Rietel-Verein hat diese Propaganda seitdem eifrig fortgesetzt und gehört neben der Mainzer Liedertafel zu den Vereinen, die di« grösste rliqahl Händelscher Wette iu khetzs«»der, Bear beitung ausgefühtt haben. Vor einem Monat hat er mit seiner Aufführung in der Mustksesthalle in München u. a. den Erfolg erzielt, dass sofort Regensburg und Graz sich zur Aufführung der „Deborah" entschlossen haben. Die gewaltigen Chöre, di« dramatische Handlung wie di« überau, schönen Solopartien ses sei nur an die Arie de, greisen Abinoam erinnert) machen das Werk zu einem der dankbarsten Oratorien, dessen allgemein verständliche, unmittelbar packend« Musik durch Thrysander den Deutschen erst wieder geschenkt worden ist. Da das Mett in Leipzig vor acht Jähren zum letzten Male aufgeführt wurde, steht zu hoffen, dass die Wieder- holunades Münchener Riedel-Vereins-Konzertes bei allen Musikfreunden das recht Interesse finden wird. * vom Leipziger Kunstvereiu wird uns geschrieben: Auf ein Telgramm de» Herrn Gontard, da» dem französischen Kultusminister die Eröffnung der französischen Ausstellung anzeigte, ist folgende Ant wort telegraphisch eingegangen: 1« wiaiMsr ck« I'mttraelion paklioo» - movmenr Oovtecrck prooickvut voiou ^rtistiqav ttLatisoke» Hassum I-vipsig. 3o von, remereis ck« rotrs telexramms et ck« «ntiwevt» qmil mcprimo paar Io, ovovros cko I'srt IrrmoLis qm ü?ursvt - l'orpostiou drillsvto orgauis-o par l'avioo »ttittiqn« so mosenm cko Is rill» I« sai» trä, Kourou» ck» mxreail tsit - o« oeorr« ot jo vous ptt« ck« tsirg part cko mos ro- moroimeots au eowit-o paar eot »eoeail oorckml en aorvunt pour eoos wöm« messontimenti Io« plus ckistinLuos Lasten Uv'morcquo. * Die englisch« Press« »nd die J«ter»attv»al« Hygiene-Ausstellung Dresden 1S11. Die Londoner „Daily Mail" lässt sich von ihrem Berliner Kone- wondenten schreiben: Au« Dresden kommen Klagen, die englische Regierung nehme nicht da» erwartete Interesse an der nächstjährigen Grossen Internationalen Hyaiene-Ausstellung in der schönen Residenzstadt König Friedrich August». Ich wage zu sagen, dass alle Kulturnationen, die praktisch denken, sich bereit machen, an der Ausstellung in Dresden teilzunehmen: e» ist zu verwundern, dass England noch zurückbleibt. Dresden gewährt das ganze Jahr hindurch vielen Tausenden von Engländern und Engländerinnen Gastfreundschaft. Dies« fühlen sich daher durch die Gleichgültigkeit England» gegenüber der Hygiene-Ausstellung unan genehm berührt." * Di« Direttiv» de» Auuaterg« Stadtttzeat«» scheint mit ihren Darbietungen nicht allenthalben Beifall ,u finden, wie aus den Rückblicken der Zeitungen auf die zu Ende gegangene Herbstspielzeit zu ersehen ist. Die „Oberer,geb. Ztg." stellt ver gleiche an zwischen früher und jetzt und kommt zu folgendem Schlug: Man überblicke die zu Ende ge gangene Spielzeit und man wird mit wenig Aus nahmen feststellen müssen, jenen Instinkten, welche da» Volk nicht adeln, ist zu breiter Spielraum ein- aeräumt worden. Ob an einer die Aftermuse pflegenden Grossstadtbützne ein Stück 100 »der 1«v «al gegeben worde» ist, darf nicht massgebend fein für leine Auf führung in der Provinz, wo meistens in jeder Stadt nur ern Theater besteht auf das jedermann an gewiesen ist. Sobald die Eltern mit ihren er wachsenen Kindern ohne erröten zu müssen, wieder da» Theater werden besuchen können, werden auch diejenigen wieder zu ständigen Theaterbesuchern zählen, welche den Kreisen angehören, denen der schön« Annaoerger Musentempel zu danken ist. — Derselben Direktion wurde in Zittau von Amts wegen der Unwillen ausgedrückt, weil sie dort sür eine volkstümliche Vorstellung ein Stück gewählt hatte, das Stadtoerordnetenvorsteher Neumann in öffentlicher Sitzung als eine „Zote" bezeichnete. * 2u der Berliner Nationalgalerie wurde ein Eduard-Hildebrandt-Saal neu eröffnet. Es find 280 Aquarelle von der Weltreise des bekannten Berliner Malers Eduard Hildebrandt (1818—18W), die ein« Stiftung des Kommerzienrats Hoffbauer in Potsdam darstellen und im vorigen Sommer an die Nationalgalerie ausgeliefert wurden. Der neue Direktor der Galerie, Dr. Iusti, hat die chwierige Frag«, wie eine so grosse Anzahl Aauarellc ür den Beschauer gut sichtbar unterzubringen ei, in mustergültiger Weise dadurch gelöst, dass er die Kunstblätter unter Glas und Rahmen brachte und immer je etwa ein Dutzend Aouarelle hinter einander in ein an der Wand aus Augenhöhe an gebrachtes. gutgefichertes Metallgestell einordnete, und zwar so, dass der Kunstfreund die Tafeln, die er zu sehen wünscht, ohne Mühe herausziehen und studieren kann. Bei dem notorischen Platzmangel, der in der Berliner Nationalgalerie herrscht, ist diese Art der Ausstellung eine Neuerung, die sich in der Praxi» sicher ausgezeichnet bewäyren wird. Alle Blätter sind gleichermassen leicht zugänglich, und der Raum, in dem sie hängen, wird nicht unnütz überladen. * Di« Z«iebelw«ge am Gotthehmr«. Aus Anlass de, letzten Weimarer Zwiebelmarktes, der sich vom Frauenplan bis zum Schillerhause erstreckt, er blickte man, wie uns geschrieben wird, dieser Tage am Eoethehause eine mit buntem Zierat reizvoll ausgestattetc Zwiebelwage mit der aus das gross herzogliche Wappen garnierten Zahl 25. Als im Jahre 1885 das Goethehaus in den Besitz des Staate» übergegangen war, batte da» muntere Völkchen der Planburschen es nicht versäumt, altem Brauche ge mäss, wonach jede» neu«, tm Bereiche de, Zwiebel- markte» erbaute oder jedes den Besitzer wechselnde Haus durch Verleihung einer schmucken, aus Zwiebelrispen gebildeten Wage ausgezeichnet wurde, das Goethehaus mit dieser Zierde zu versehen. Da- mala äusserte der verstorbene Grossherzog Karl Alexander, ein Freund alter thüringischer Sitten, fein« besondere Freude über den lustigen Ein- fall, und spendete den Gebern ein ansehnliches Ge schenk. Auch Heuer bleibt dem Eigentümer de» Goethe-Nationalmuseums wohl nichts andere» übrig, als fick durch einen opulenten Festtrunk etwa von dem ^erliche« Antzüngfel -» löse».
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