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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Sieben lehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königt. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, den 10. Februar t865. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. in der Bon dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljabrgang beträgt 10 Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtltche Köntgl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. An» ' ... . . E.... ... . zeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, weiden in Wilsdruff sowohl (in der Redaktion), als auch der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Bormillags 8 Uhr erbeten. Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. Die Motion Umschau. Lie Unverschämtheiten Preußens in der Ange legenheit Schleswig-Holsteins fangen bereits an Früchie zu tragen. Die Mittel- und Kleinstaaten, keinen Augenblick sicher, von dem großen Nachbar aufgefressen zu werden, wollen sich zusammentbun und ein Deutschland ohne die beiden Großmächte bilden. Das Dresdner Journal, welches die An sichten der sächsischen Regierung vertritt, stellt eine Vereinigung der deutschen Mittel- und Kleinstaaten in Aussicht unter Bedingungen, die man sich schon gefallen lassen kann. 1) die konstitutionellen Verfassungen sollen in diesen Landen zur vollsten Geltung gelangen; die Willkür der Regierungen soll auf immer verbannt werden; 2) ein einheitliches Militärkommando soll her gestellt werden, so daß nöthigcnfalls den Forder ungen der beiden Großmächte mit Gewalt entgegen getreten werden kann; 3) eine gemeinsame Volksvertretung, die über allgemeine Angelegenheiten Beschlüsse saßt und Ge setze giebt. Das wäre gerade, was die Volksfreunde seit langer Zeil gewünscht haben, freilich für ganz Deutschland. Nun, wenn nun die Mittelstaaten den Anfang damit machten; in Preußen ist die Stimmung derartig, daß man lieber sich an diese anschlikßen, als sich von Hrn, v. Bismarck noch länger mißhandeln lassen will. Was die Regierung in Berlin dazu sagen wird, ist eine andere Frage; treten alle deutschen Länder, außer Oesterreich und Preußen, zu dem neuen Bunde, so wird Preußen in zwei Theile zerschnitten. Vielleicht lenkt man in Berlin ein und sucht Frieden mic den Nachbarn und den eignen Unterthancn. In den Schaufenstern der Buchhandlungen in Berlin hangt eine Landkarteaus, welche Deutschland getheilt barstellt. Das Königreich Sachsen, die thüring'schen Ländchen, Kurhessen, Frankfurt, Nassau und was davon nördlich liegt bis zur Königsau ist preußisch; ferner ist Polen preußisch bis an den Bug, dafür aber Memel ruf lisch; das übrige Deutschland auf dem rechten Rheinufer ist österreichisch. Auf dem linken Rheinufer ist die Pfalz, Rheinhessen mit Mainz und der preußische Ruhrgau und der Saargau sammt Birkenfeld französisch. — Diese Karte, sagt die Rhein. Ztg., behauptet also öffentlich, die beiden deutschen Vormächte wären im Stande, deutsches Land an Frankreich zu überlassen, wenn sie sich in den Rest ungestört thcilen könnten. Wenn an einem Pariser Ladcnfcnster eine Karte sichtbar würde welche den Franzosen rieth, sich auf die Abtretung von Elsaß und Lothringen gefaßt zu machen, so bliebe dem Buchhändler schwerlich eine Fensterscheibe ganz. — Drei hannoversche Wunder. 1) Der Armee-Musikdircclor hat in der militärischen Hiera» chie nur den Rang eines Unteroffiziers. 2) Dieser Musikdirektor wurde neulich zu einem Hosballe ein geladen. Die Offiziere waren außer sich vor Ent rüstung und dieser Sturm blieb an höchster. Stelle nicht unbemerkt. Da geschah das dritte Wunder. Die Ungnade traf nicht die Offiziere, welche die Gäste ihres Kriegsherrn kritisirlen, sondern — den Redacteur der unglücklichen Zeitung, welcher die Theilnahme des Musikdirektors an dem Hofballe gemeldet hatte. Er erhielt eine polizeiliche Nase.