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66 kein Gastwirt!) wollte seinen Saal der schwarzen Gesellschaft überlastens dann als sie ansingen, auf die Kctzerstadt zu schimpfen, begann der Kampf, zuerst mit den Straßenjungen. Ein katholischer Geselle zog sein Messer; er wurde niedergeschlagen und gefangen; seine Genossen suchten das Weite, wobei man die Erfahrung machte, daß die Geist lichen eifrig nach Droschken liefen, um dem Tu multe zu entfliehen und das arme verführte Volk im Stiche zu lassen. Aber sie wurden gezwungen, zu Fuß die Stadt zu verlassen. Die römisch-katho lischen Priester, welche an der Spitze ihrer mit Knütteln bewaffneten Bauern ihren Einzug hielten und den gerechten Unwillen des gereizten Volks erfahren haben, werden nun von ihren Schlupf winkeln aus über Mannheim ihren Fluch ausspre chen, diese Stadt als ein Sodom und Gomorrha schildern und sich als Märtyrer ihrer heiligen Sache geberden. Zur Charakteristik dieser Hctren könnten wir eine Menge Einzelheiten ansühren, wenn es nöthig wäre, diese Art von Leuten noch zu schil dern, die unter dem Vergeben, die Freiheit der Familie, des Glaubens, der Kirche zu vertheidigen, das Volk aufwiegeln, das leider thcilweise noch in arger Finsterniß lebt. Ein paar Priester hatten sich nicht abschiecken lassen, nach Beendigung der Straßendemonstralion noch in Mannheim sich her umzutreiben. Nachdem sie von einem öffentlichen Local zum andern gewandert waren, nahm sie der Wirth eines höchst anständigen Gasthauses unter der Bedingung auf, daß sie sich anständig und ruhig verhalten möchten, und verbürgte sich für seine zahlreichen Gäste, daß dieselben sie bei Erfül lung dieser Bedingung unangefochten lassen würden. Die Geistlichen ließen sich hierauf ein Abendessen bringen, tranken Wein, den sie schon reichlich ge nossen zu haben schienen, und verlangten das Frem denbuch, um außer deren Namen und Charakter eine schlecht stilisirte, von Gemeinheiten strotzende Schimpfrede hineinzuschreiben, welche der Aufmerk samkeit der Gesellschaft nicht entging. Nachdem der Wirth ihnen erklärt halte, sie infolge dieser schriftlichen Ungezogenheit nicht länger im Hause dulden zu wollen, ergriff man die Herren beim Kragen und setzte sie, nicht ohne Widerstand von ihrer Seite zu finden, unsanft vor die Thür, um sie den draußen harrenden Polizeidienern zu über geben, welche ihnen ihren Schutz gegen einen Volks haufen angedeihen ließen, der ohne diese Hülfe wohl noch unsanfter mit ihnen verfahren wäre. Einer dieser betrunkenen Priester tröstete sich laut mit der Berufung auf den Heiland, wurde aber von einem Gassenjungen bedeutet, er solle sich schämen, so etwas zu thun, denn er könne ja nur noch lallen. Um so geläufiger wird seine Zunge am nächsten Sonntag Zeter schreien. — In Braunschweig ist das erst nach dem Brand von 1830 neu aufgebaute prächtige Resi denzschloß des Herzogs bis auf den linken Flü gel niedergebrannt. Das Feuer kam bei einem Hosballe in dem Arbeitszimmer des Herzogs aus. Bei der furchtbaren Schnelligkeit, mit der das Feuer überhand nahm, konnte nicht viel gerettet werden. An Wasser fehlte es, der kleine Arm der Ocker, der hinter dem Schlosse sich hinzieht, war zugefroren. Auch in den Löschapparaten stellten sich große Män gel heraus. Die herrliche Victoria, das Meister werk Rietschels, die seit Jahren auf der Mitte des Schlosses prangte, ist geschmolzen. Die Zei tung für Norddeutschland berichtet noch: Der Her zog hat die Gewohnheit, beim Verlassen seines Ar beitszimmers dasselbe abzuschließen und einen Lakai als Wache davor zu postiren. Am Ballabend hört dieser Lakai, vielleicht etwas spät, das Knistern im Zimmer und meldet es; der Schlüssel jedoch steckt in dem Paletot des Herzogs, welcher zwischen die Mäntel der übrigen Gesellschaft gerathen ist. So vergeht wieder Zeit mit Suchen nach dem Schlüssel und das Feuer hat schon ziemliche Ausdehnung, als man iw das Zimmer gelangt. Auch ist vielleicht die ser Aufenthalt schuld, daß das Feuer (welches durch die Röhrenheizung entstanden ist) im Innern der Wände unbemerkt sich sehr ausbreitete und an ent fernter Stelle wieder ausbrechen konnte, nachdem man es gelöscht zu haben glaubte. Des Herzogs Papiere im „feuerfesten Schrank" sollen sämmtlich verbrannt, die Goldstücke in Klumpen geschmolzen, die Diamanten unversehrt sein. — Eine schreckliche Feuersbrunst ist in der Nacht vom 7. auf den 8. Februar in Philadel phia ausgebrochen. Auf einem offenen Platze in der Nähe von Washington-Street lagen 2 — 3000 Fässer Petroleum aufgespeichert; durch einstweilen nicht bekannte Ursachen entzündete sich eins der Fässer mit ungeheuerer Schnelligkeit, fast als ob cS Schieß pulver gewesen wäre, verbreitete sich die Flamme. Das brennende Ocl ergoß sich mit hoch ausschla- gender Lohe und von schwarzen Rauchwolken über schwebt in die benachbarten Straßen, alles Lebende auf seinem Pfade verwüstend. Washington-, Ells- worth-, Federal- und Ninth-Street waren von ei nem Feuersee überschwemmt; 47 Häuser sind gänz lich zerstört; wie viele Menschenleben verloren wor den, hatte sich noch nicht nachweisen lassen. Wer etwa sich durch diesen Unglücksfall vom Gebrauche des Petroleums abhalten ließe, wäre sehr thöricht; denn gereinigtes Petroleum kann sich nicht so leicht entzünden. Die Amerikaner sind nur zu bequem, um das Erdöl selbst zu rei nigen, sie versenden es ohne weitere Mühe nach Europa, wo es erst raffinirt wird. Hätten die Stadlräthe in Amerika die nothwendige Gewalt, so dürften nicht so bedeutende Quantitäten dcS gefähr lichen Stoffe- in den Straßen aufgehäust werden. — Die Bewohner der Insel Sicilien sind in gro ßen Aengsten. Der Ausbruch des Aetna scheint gefährlicher werden zu wollen, als man anfangs be fürchtete. Es hat sich ein neuer Krater gebildet in der Höhe von etwa 6000 Fuß (der Berg ist 10,800 Fuß hoch), aus welchem fdje glühende Lava un ter donnerähnlichem Getöse ausfließt. Die Ab hänge deS Berges sind überall herrlich angebaut; wer den Berg besteigt, durchwandert erst prachtvolle Gärten von Mandelbäumen, Apfelsinen, Citronen,