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Wach enblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst, ekreitag, dm 24. -fedruor 1865. 8. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Loreuz. Bon dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vterteljahrgang beträgt 10 Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redaciion). al« auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Dank« angenommen, nach Befinden honortrt. Die Redactian Umschau. Dresden. Die hohen Neuvermählten sind am 18. Februar Mittags mittelst Eztrazugs über Prag nach München abgereist. Bei der Tren nung auf dem Perron des Bahnhofs war die Ver abschiedung zwischen der Frau Herzogin Carl Theodor (Prinzessin Sophie) und ihren königlichen Aeltern wahrhaft rührend; sie bedeckte die Hande derselben, nach innigen Umarmungen, mit heißen Küssen.— Als die Kaiserin von Oesterreich auf ihrer Rückreise den Königstein passirte, wurde von der Festung mit 21 Kanonenschüssen salutirt. Die Kaiserin hat, in Erinnerung an ihren Aufenthalt in Dresden, 200 Ducaten, und Herzog Carl Theodor in Bayern 500 Thaler zu Verwendung an Arme der Stadt Dresden übergeben. — Dem Vernehmen nach steht binnen Kurzem der Erlaß einer Verordnung unserer Regierung be vor, nach welcher angesichts der gegenwärtig in er schreckender Weise zunehmenden ToUwuth der Hunde nunmehr im ganzen Lande für dieselben bas Tragen von Maulkörben angeordnet werden wird. — Tharandt. Die Akademie für Forst- und Landwirthschaft zählt im Wintersemester 1864/55 94 Studirende, von denen 67 der forstwirthschaft- lichen und 27 der landwirthschastlichcn Abthcilung angehören. Von den Forstwirthen sind 32 Inlän der und 35 Ausländer, von den Landwirthen 9 In länder und 18 Ausländer, Unter den Ausländern sind 1 aus Spanien, 1 aus Frankreich, 1 aus Schweden, 2 aus den Donaufürstenthümern, 5 aus Rußland und Polen, 4 aus der Schweiz, 2 aus Ungarn und 8 aus den deutschen Bundesländern Oesterreichs, sowie 29 aus den übrigen deutschen Bundesstaaten, — Der Franzose von guter Erziehung zeichnet sich insgemein durch ein überaus feines, ritterliches Betragen aus, deshalb läßt sich nun annehmen, daß die nachstehende Thatsache, welche vor einigen Lagen in einer Restauration der Petcrs- straße in Leipzig stattgefunden, von französi schen Sackträgern executirt wurde. Daselbst traten nämlich des Abends drei französisch sprechende anständig gekleidete Menschen ein, von denen Einer, nachdem sie eine zcitlang am Tische gesessen, sich dem Wirthe mit der Bemerkung näherte, ein so hundsföltisches, gemeines Gesicht habe er in seinem Leben noch nicht gesehen und ihn sogar anfaßte. Der Wirth, welcher den Fremden für unzurech nungsfähig halten mochte, zog sich ruhig in sein Büffet zurück, und der Franzose näherte sich einer Gruppe spielender Personen, von welchen er Einem nach kurzer Beobachtung des Spieles zuries: O, wie dumm ausgcspielt! Der gemeinte Spieler, ein Student, war rücksichtsvoll genug, den beleioigen- den Ausruf auf Rechnung eines passionirten Skat spielers zu bringen und schwieg, Aber gleich dar auf begann der Franzose wieder: „O sind Sie ein Brummochse, so ein Dummkopf ist noch nicht da gewesen!" Jetzt fuhr der Student empor, faßte den Franzosen beim Kragen, verabreichte ihm ein halbes Dutzend Backpfeifen, daß ihm Hören und Sehen verging und warf ihn krachend unter den Tisch. Da erhob sich ein Herr, der das Gespräch der drei Franzosen mit angehört hatte, und lheilte den Anwesenden mit, dieselben hätten eine Wette besprochen, nach welcher die Sachsen ein gutmülhi- ges, beschranktes Volk, unempfänglich für jede Be leidigung und duldsam wie Lämmer sein sollten. — Das Ende vom Liede läßt sich denken. Einige der gutmüthigen, duldsamen, unempfängliche»