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t h t - lk r e für Wilsdruff» Lharand, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Zml 8 bsall für das Königl. Verichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, den l3 Zprit l866. 15. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Lon dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage «ine Nummer. Der Preis für den Bierteljabrgang betrügt ii> Rgr. und ist jedesmal volau-zubezahlen. Sämmttlche Königl. Postämter nebmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl itn der Redaciioni, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längsten- Donnerstag Vormittag- 8 Uhr erdeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welch« der Tendenz de- Blattes entsprechen, mit großem Tanke angenommen, nach Befinden honorirt. Hk Redaktion ochenblatt Umschau. Der König von Preußen scheint wirklich der Meinung gewesen zu sein, daß Oesterreich baS arme Preußen überfallen und mit Krieg überziehen wolle. Als die österreichische FriebensdepesÄr kam, worin der Kaiser gleichsam persönlich versicherte, er werbe den Frieden nicht brechen, war der König freudig überrascht und sagte: Die größte Gefahr ist vorüber, es muß sehr weit kommen, ehe Preußen zum Schwert greift. — Ein Bischen eigenthüm- lich nimmt sich in der österreichischen Friedensdeprsche der Schluß aus, die kurze Bitte nämlich an Bis» marck, er möge die Depesche dem Könige übergeben. Das sieht ja beinahe wie ein Wink aus, als ob Bismarck nicht alles, was wichtig und nöthig, seinem Könige mittheile. Hat Oesterreich dem Könige selbst diesen Wink geben wollen? Man traut es Oesterreich zu; Bismarck kann schwerlich mit Oesterreich gedeihliche Unterhandlungen führen. In Berlin selbst arbeiten sehr einflußreiche Leute an Bismarck's Sturz, aber in der Gunst des Kö nigs steht er bis jetzt unerschütterlich. Der Herzog von Eoburg soll sogar auf englischen Antrieb den König zur Abdankung zu bringen suchen, was aber dis jetzt entschieden abgelehnt worden ist. Die beste Lösung des Streites wäre es allerdings. Ueberall, in Baiern, Würtemberg und be sonders am Rhein und in Westphalen erbebt das Volk seine Stimme gegen den deutschen Bruder krieg. In einer großen Versammlung in Witten wurden folgende Beschlüsse gefaßt: I) Ein Krieg zwischen deutschen Bruderstammen ist immer ein bcklagenswerthes Unglück für die Nation, und in der gegenwärtigen Lage Europa's würde er der Einmischung neidischer und ländergieri ger Nachbarn (Frankreich am Rhein) Thür und Tbor öffnen. 2) Ein Krieg zwischen Preußen und Oest rreich um die schlcswig-holstcin'sche Sach« ist um so weniger gerechtfertigt, als ein ernstlicher Versuch zu einer friedlichen Lösung unter Mitwir kung der Bevölkerung noch gar nicht gemacht ist. Das Gewissen des preußischen Volkes würde durch einen solchen Krieg sich um so schwerer belastet fühlen, als die Hauplschwicrigkeit, das Bündniß mit Oesterreich unter Ausschließung des deutschen Volkes, durch die fehlerhafte Polilik geschaffen ist, welche die Staatsregierung trotz der dringenden Abmahnung der Volksvertretung eigenwillig ver folgt hat. 3) Nur eine Regierung, welche di« verfassungsmäßige Freiheit des Landes achtel und mit dem vollen Vertrauen des eigenen Volkes auch das der deutschen Nation zu gewinnen weiß, ist stark genug, die deutsche AusgabePreu- ßens, die Bundesreform, durchzuführen. Bismarck hat auf die österreichische Frie- densnote geantwortet und folgendes ist dec Inhalt. Oesterreich bat durch seine Rüstungen in Böhmen und Schlesien die Besorgnisse einer Gefährdung des Friedens lmvorgerufcn; erst nach 14 Tagen, als preußische Provinzen ernstlich bedroht schienen, hat Preußen Gegenrüstungen getroffen. Wenn Oesterreich nicht die Adsicht hatte, Preußen anzu- grcisen, so sieht Preußen l». h. Bismarck) nicht ein, wozu Oesterreich kriegen che Maß,cgeln ergriff. Uebrigens erkläre er, Bismarck, daß auch den Absichten seines Königs nichts ferner liege als ein Angriffskrieg gegen Oe sterreich. Uebrigens werde der österreichischen Regierung es nicht an Gelegenheit fehlen, den wohlwollenden Gesinnungen des Kaisers gegen den preußischen Staat durch Handlungen Aus druck zu geben. —