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Ntr Bundesgenossen, noch in Holstein einen An griff zu besorgen hat und ihm gegen die Wieder kehr der Kriegsgefahr Sicherheit geboten wird. Diese hängt davon ab, daß in Deutschland nicht Gewalt, sondern Recht und Verträge regieren und daß Preußen Frieden und Bundesbeschlüsse achte." Preußen erklärte „seine Bereitwilligkeit zur Rück kehr auf den Friedensfuß, wenn der Bundestag Oesterreich und Sachsen zur Abstellung ihrer den Frieden bedrohenden Rüstungen bewegen und Bürg schaft gegen die Wiederkehr derartiger Beeinträch tigung des Bundesfriedens gewährt haben wird. Wenn der Bund dazu nicht im Stande ist und seine Mitglieder gegen die Einführung von B undes r e formen sind, so muß Preußen an- nehmeii, daß der Bund seiner Aufgabe nicht gewachsen ist" und wird darnach handeln. Schließlich erklärte Oesterreich, cs habe die Hoffnung aufgegeben, die schleswig-hol steinische Sache mit Preußen zum Austrag zu bringen, es überweise sie dem Bundestage und werde dessen Beschlüssen Folge leisten. Hätte das Oesterreich immer gethan, so dächte kein Mensch an Krieg. Damit hat Oesterreich sich entschieden vom Gasteiner Vertrag mit Preußen losgcsagt und sich auf den Boden des Bundesrechts gestellt. — In Brunswick bei Kiel gabs zwischen preu ßischen Seesoldaten und Matrosen und österreichi. schen Jägern und Dragonern eine furchtbare Rau ferei; die Dragoner hieben mit ihren Schlcppsä- beln, die Jäger mit ihren Haubajonetten, die Preu ßen mit ihren Seitengewehren drein. Es gab viele schwcrVerwundetc und einigeLodte. DiePreußen sollen durch Stichelreden den Kampf veranlaßt haben. — In dem reichen Hamburg ist bas Geld so zurückhaltend, daß man es kaum zu 8—10 Pro cent auf erste Hypotheken bekommt. — In den Vereinigten Staaten, die bis jetzt als Kornkammer nicht nur für Amerika, sondern auch für Europa betrachtet wurden, fehlt es dieses Jahr an Weizen. Frankreich führt jetzt Weizen und Mehl dahin aus. — In Paris sind die Werkstätten des Napoleon'- schen Feuerwerkers in die Luft geflogen, 18 Ar beiter, darunter 11 Frauen, kamen dabei ums Le ben, andere wurden gräßlich verstümmelt. — In der Garnison zu Eisenach ist die egyp« tische Augenkrankheit ausgebrochen; die Soldaten wurden aus der Kaserne entfernt und bei den Bürgern eiuquartiert. — Krieg und Industrie. Ein Kaufmann auS Pilsen (Böhmen) erläßt folgende Reclame: Die ganze Stadt wimmelt von Soldaten. Wovon aber wimmeln die Soldaten? Das ist ganz gleich, man kaufe nur mein unfehlbares „Jusictenpulver", da- Schächtelchen zu 40 Kr. — Die Verhandlungen über die Rüstungsfrage in unserer 2. Kammer haben die schönste Ueberein stimmung zwischen der Regierung und den Ständen bewiesen. Der Bericht des Abg. Mammen, worin er im Namen der Deputation der Kammer die Bewilligung der geforderten 4,650,000 Thlr. em- 178 pfähl, fand ungelheilten Beifall bei allen Parteien. Die Haltung der Regierung wurde vollständig ge billigt und nur der Wunsch ausgedrückt, das sächs. Ministerium möge darauf hinarbeiten, daß das deutsche Parlament schleunigst einberufen werde. Die Re gierung sagte das zu und zeigte sich sogar bereit, die Wahlen nach dem Reichswahlgesetze vornehmen zu lassen, was in und außer der Kammer einiges Erstaunen hervorrief, da man bisher annahm, die sächs. Regierung stehe dem preußischen Vorschläge, das Parlament aus allgemeinen Wahlen hervor gehen zu lassen, feindlich gegenüber. — Locales. Am vorigen Sonnabend gegen 6^ Uhr Abends schlug der Blitz in das Wohngebäude des Maurer und Wirthschastsbesttzer Naumann in Burkhardls- walde, in Folge dessen das Gebäude niederbrannte.— Leider steht der hiesigen Stadtcommun ein nicht unbedeutender Bau in Aussicht. Der Ratbhaus- thurm, welcher reparirt werden sollte, muß weil er durchgängig schadhaft befunden worden ist, abge tragen werden und ist hierzu, um einen etwaigen Einsturz zuvor zu kommen, schon Vorkehrung gc- troffen worden. — Die Dresdner Singspielhalle, die seit Mitt woch hier Eoncert giebt, hat den ihr vorausge- gangcnen guten Ruf in jeder Beziehung bewährt. Mit früheren Gesellschaften, die das Vertrauen des Wilsdruffer Publikums auf so arge Weise täuschten, ist gar kein Vergleich möglich. Schienen uns an fangs die Preise weder unsern Gewohnheiten noch unserm Geldbeutel angemessen, so haben wir doch am Mittwoch Abend von vielen Seiten das Urtheil vernommen: Besser hier 4 oder 6 als sonst 2^ Ngr. Fast jede Piece wurde lebhaft applaubirt, besonders errangen die Leistungen des Herrn Dreßler al» Jude und als politischer Hausknecht rauschenden Beifall. Wir machen alle unsere Leser auf die beiden noch folgenden Loncerte aufmerksam. — Maria Lilm. Eine einfache Geschichte von Karl Neumanll-Sttrla. (Schluß.) Maria's innerste Seelenkämpfe wurden derweil mit jeder Stunde entsetzlicher. Wieder und wieder stellte sie dem still schaffenden, nimmer rastenden Wilhelm den galanten aufmerksamen Graf entgegen und war bereits zu der festen Einsicht gekommen, daß ihr Leben an Wilhelm's Seite das traurigste sein würde. Sie liebte den Grafen innig und heiß und hätte dem Vater, hätte auch Wilhelm zürnen mögen, wenn sie vom Herbste sprachen und den Hochzeitstag schon im Kalender verzeichneten. Er würde, er müsse ja kommen und sie einem Fischer in's Fischerhaus folgen, sie, der das Versprechen reute, welches sie, wie sie jetzt wähnte, nur auf Wunsch des Vaters gegeben hatte. Und der Graf