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42 freilich von manchen Wetterwolken zeitweilig ver, dunkelt, noch selbst gesehen: und hochgeehrt von einem edlen König, damals, als man in Preußen auch noch andere Interessen kannte als neu zu or- gantsirende Regimenter, fortdauernd umgeben und begleitet von der Thcilnabme seines Volkes ist er in dem Bewußtsein geschieden, daß sein Name in Deutschland in Ehren bleiben wird. — Ach, wären wir nur den Mitbesitzer los! klingt es heute in Berlin. Sämmtliche Kleinstaaten Deutsch lands würden dem Herrn von Bismarck nicht so viel Schwierigkeiten machen, wie dieses Oesterreich. Alle Anerbietungen scheitern in Wien, wenn auch nur deshalb, um den Preis höher zu stellen. Die SchteSwig-Hotsteiner dringen auf Einberufung der Stände und O.sterrcich würde gern darauf ein- gehen, aber Preußen kann es nicht wagen, denn rS hat den allgeme'rvn Haß auf sich geladen. Kann es e' - ezeichnendere Nachricht geben, als die vom aer Merkur der ganzen Welt aus Tönningen-Mrrathene, — „daß die zum Ab marsch fertige dortige Garnison, bestehend aus 2 Compagnien, Haltbefebl erhalten habe, weil der Bürgermeister erklärte, sich ohne Waffenge walt nicht behaupten zu können." In der Nacht vom 3. zum 4. Febr. ist auf der Leipzig-Berliner Bahn eine Frevellbat began gen worden, die leicht die schrecklichsten Folgen nach fich ziehen konnte. An verschiedenen Stellen der Bahn waren die Telegraphen-Drähte zerschnitten, Schienen quer über die Bahn gelegt und so mit Drätten und Nägeln befestigt, daß nothwendig tin Unglück hatte geschehen müssen, wenn ein Zug angekowmen wäre. Glücklicherweise hat ein Ar beiter seinen Weg nach einem benachbarten Orte auf der Badn genommen und so das Hinderniß entdeckt. Der Verbrecher müssen mehrere gewesen sein, da die Schienen gegen 4 Ctr. wiegen und 18 Fuß lang sind. Die BahnLireclion hat auf die Entdeckung der Uebelthäier einen Preis von — 10 Tdlr. gesetzt; eine Summe, die mit der Schwere deö Verbrechens gar nicht im Vcrhältniß steht. — In Leipzig wurde auf einen bereits im Gange befindlichen Zug ein Schuß abgefeuert. Die Ku gel fuhr einem Bremser so nahe am Gcsicht vor bei, daß ihm vor Schreck die Laterne aus der Hand siel. — Lie Londoner und Pariser Sitte, in den Comp toirs die Mittagsstunden über fort zu arbetten und die Geschäftsstube um 5 oder 6 Uhr Abends zu schließen, scheint mebr und mehr Eingang in Berlin zu finden. Es Haden jetzt wieder einige Handlungshäuser diese neue Tagesordnung etngetübrt. Auch einige Berliner Fabrikbesitzer lassen ihre Leute brreltS von Morgens 7 Udr an bis 5 Udr Nach- wittag» arbeiten. Tie Arbeiter sollen damit ein verstanden sein; außerdem ersparen die Fabrikbesitzer tin Erkleckliches an GaS. — In Grafenstein (Kärnthenf warf, wie die Grazer „TageSp." erzählt, ein Weib ihr Kind, da» e« nicht mehr ernähren konnte, in den Gurkfluß. Da» Kind kam ein paarmal auf die Oberfläche des Wasser» und schlug die Händchen bittend zusammen, worauf die Mutter auS Schwerz und Verzweiflung dem Kinde nachsprang und Mit ihm ertrank. Die gerichtliche Obduktion ergab, daß Mutter und Kind dem Hungertode nahe gewesen waren. — Als ein weitere» Zeichen der Noch führt daS genannte Blatt an, daß in einem einzigen Bezirke de« Lavanttbale», im Wolfsberger, mehr als 600 Dienstboten seit Neujabr dienstloS geworden sind. — In Paris bildet eine große Landsknecht« Partie, die in einem Klub gespielt würbe, daS Tagesgespräch. Sie begann Sonnla/s il^ Ubr und endete Montags Ad.nb» um 7 Uhr. Ungeheure r Summen wurden gewonnen und verloren. Ein Russe soll 170,000, ein Engländer 75,000 und ein Fran, zoie 30,000 Fr. verloren haben. Mehre gewannen 40-80,000 Fr. — Ein französischer Militärmusiker schreibt au» Mazatlan ^Mexico , daß ein entsetzliche» Schauspiel fich an der dortigen Küste zugeiragen habe. Eine Goeleite ist am 5. October aus lenem Hafen nach San-Francisco abgegangen. In der Nacht de- 6. Oct. wurde eine als Passagiere an . Bord befindliche Familie, welche aus acht Männern, den Herren und Dienern, fünf Frauen und vier Kindern bestehend, das Opfer eines gräßlichen An falls seitens dreier Vagabunden, von denen der eine ein Franzose auS der Gegend von St.-Malo ge- <e wesen sein soll, die andern ein Grieche und ein Ita liener waren. Diese Eienden haben wäbrend der Nacht die Männer mit Revolverschüssen und Dolch stichen g-tödlet. Am Morgen wurden die Frauen und drei Kinder auf bas Deck gebracht, als Schieß scheiben benutzt und fielen unter den Kugeln. Am 8. Oct. wurde das vierte Kind aukgeiunden, ein kleine« Mädchen von sechs Jahren, das vor Furcht und Hunger halb todt war, und dasselbe wurde ungeachtet des Flehens der Mannschaft, welche Gnade für diese»Kind vcrlangke, in» Mcer geworfen! Solche Unthaten kann man nur mit Schaudern wiederer- zählen. Der Kapitän eines ankern Schiffs, be merkend, daß Lie Gorle'te ihren Eurs geändert habe, schöpfte Verdacht und steuerte mit vollen Segeln auf sie zu. Ai» die Mörder sich versUgt saben, ließen fie ihr Schiff stranden und flüchteten in die Berge. Der Kapitän des verfolgenden SchiffiS legte gleichfalls an demselben Punkt an und veranlaßte eine fernere Verfolgung durch einen Trupp Indianer. Dreien gelang es, sich des Franzosen und de« Ita liener» zu bemächilgen, welche nach Mazailan zurück gebracht, gericht.t, am folgenden Tage um 7 Uhr m> rgens erschossen und dann bis 10 Uhr gehängt wurden. Im Augenblick seincs Tode» hatte der Franzose die Unvellchämideit, zu rufen: „ES lebe Frankreich!" Er halte angegeben, daß er Kapitän für lange Fabrt und 46 Jahre all fei. Der Gneche ist noch nicht anfgefunken worben. Den Antrieb zu diesen Verbrechen halte das Verlangen gcgeb.n, fich der bedeutenden Baaychast zu bemächtigen, weiche der gemordelen Familie angehörl hatte und welche die Mörder del ihr an Bord vermutheteu. —