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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Äm 1 8 vlall für das Königl. Gerichtoamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 6 -sreitag, den 9 /eücuar l8Ü6. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Lngeiwmmcn, nach Befinden honorirt. Die Redaktion. Bon dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Piet« für den Vier . gang beträgt tü Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmllichc Äönigl. Postämter nebmen Lest, :n darauf an. Anzelgen, weiche lm nächsten E lüa erfchklnen sollen, weiden in Wilsdruff sowobl «in der Re Wifion), als auch in der Druckerei d. Bl. in Mtißen bis längstens Donnerstag LormMags 8 Uhr erbeten, Jnfcralr nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, weiche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Dantt Umschau. Zu einem unumschränkten Herrscher und was mehr ist, zu dem allen Fritz, dem größten und po pulärsten Fürsten seiner Zeit, sagte sein Rachbar, der Müll.r in Sanssouci, dem er seine Windmühle wegnchmen wollte: „es giebl noch Richler in Berlin!" — Und es gab Richter, die ihm sein Recht zusprachen und einen König, der sich diesem Spruche unleiwaif. Die Preußen von heuie er innern Mil Bitterkeit an dieses stolze Work in idrer Geschichte; denn cs ist dahin. Lie höchsten Richler des Landes haben am 29. Januar das Recht nicht mehr Recht sein lassen, sondern rcn klarsten Para graphen der Verfassung, der den Abgeordneten volle Redefreiheit und Unverantwvrtlichkeit für dieselbe zusichert, umgebeutet in sein Gegentheil. Es geht nun einmal nicht! hatten die Juristen des Landes vorher gesagt, und c« ging koch —und nun fragen sie: wie war das möglich? Der Spruch des Ober« tribunals ruft Allen die Aeußcrung Twestens am 28. Mai 1885 in der Kammer in's Gedachtniß, welche lautet: „Bei dem Rücktritte des Justizmi nisters Simons habe ein preußischer Minister — es seien Zeugen dieser Aeußcrung im Hause anwesend — geäußert, Herr Simons habe viele Sünden be gangen, aber eine sei unverzeihlich: dies s.i die systematische Eorrupiion des Obertridunals." Dieses Öbertribunal hat sitzt geantwortet. Man möchte die Richter fragen: wißt Ihr, was Ihr gelbem? — Der 29. I muar wird ein verhängnisvoller Taz werdin; denn er bat den Glauben an die unbestech liche Unparteilichkeit der Gerichle im Volke furcht bar erschütlerl. 152 preußische Abgeordnete haben bean tragt, den Spruch des Obertridunals als cinen verletzenden Eingriff in die Reite des Abgeordne tenhauses zu erklär.» und im Namen kcs HaüseS und dcs Volkes Protest gegen kie Rechlsgülligkeit eines jeden Verfahrens in Folge desselben zu er heben. Der Anirag wiid öffenllich verhandelt. Der Spruch.des Obcriribunals soll mit 9 gegen 7 Slim» men und nur mit Hülle zugezogener ErgänzungS- ricbler zu Stande gekommen sein. Appellalionsgcnchlspraslbcnt v. Ammon in Köln veröffentlicht in der Kölner Zeitung einen Prolest gegen den Beschluß des Obettribunals, zu dem er sich um so mehr berechtigt fühlt, wcil der betreffende Parapaph rcr Verfassung aus seiner Feber geflossen ist. Die Z uung wurde confiscirl — Am 31. Januar starb auf seinem Gute Neu ses bei Eoburg der Dichter Friedrich Rückert, 77 Jahr alt. Das deuishe Volk wird den Mann, in dem eine unerschöpfliche Fülle geistvoller Ge danken und zartester G.füble neben reinster Liebe zum großen deutschen Vaterlande wohnte, nie ver gessen und sein Grab wie ein Heiligtbum hüten. Als die Flamme der Volksbegeisterung 1813 in Deutschland aufschlug gegen dcn fremden Unter drücker, da haben die geharnischten Sonette cingestimmt in ken Kriegßruf der Arndl, Körner und Schenkendorf. Und er erkannte, daß nach dem Sieg über den äußern Feind die glückliche Gestaltung des Vaterlandes mil schweren Kämpfen werde errungen werden müssen. O dürft ich nur, wie du Mann Gottes, Mosc, Dort da tu von Sinais Wolkmspitze Das Lant, kas tu auch turflest »icht betreten, Von ferne sähest, io im dunkeln Schooße Der Zukunft ich, hell von Prophei'sch.m Blitze Skbn deutt'cher Freiheit Land und stumm anbeien! Er hat das Aufleuchten einer bessern Zukunst,