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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Sladtrath dajelbst. Freitag, dm 6. Sprit 1806. 14. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Lon dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Prei« für den Bierteljabrgang betrat lU Rgr. und ist jedeSmal »orauSzubezahlen. Sämmiliche KLntgl. PostLmtci nebmen Bettel! u »gen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl na der Nedaciions, ats auch tn der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Lorminage 8 Uhr erdeten, Iiiscratr nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz de» Blattes entsprechen, mit großem Dank» angenommen, nach Befinden honortrt. Umschau. Mit weißen Ostern hat uns der Winter ver schont, wir feierten schwarze oder vielmehr grüne Ostern und wir können diesmal dreimal dankbar in dem Gedanken sein, daß wir nicht rothe Ostern erlebt Haden. Es hat Mancher an blutigen Ostern gearbeitet und die Gefahr des Bürgerkrieges ist noch immer nicht vorüber. Im Gegentheil, es hat in Wien und Berlin in den letzten Tagen wieder kriegerisch ausgesehen. Die feudalen Blätter be haupteten, Preußen müsse sich nothgedrungen in den Stand setzen, dem drohenden Angriff Oester reichs zu begegnen. Die Einberufung der Beur laubten, der Ankauf von Pferden und die Instand setzung der Festungen an der sächsischen und öster reichischen Grenze, das sind Maßregeln, die auf festen Entschluß in Berlin hindeuten. Die Rüstungen Oesterreichs (schreibt die ^Zeitung) sind ganz evident, und zuverlässige Nach richten beweisen, daß sie täglich an Umfang zu nehmen; sie sind so disponnt, daß sie nur gegen Preußen gerichtet sein können. In Böhmen sind schon etwa 84 Bataillone versammelt, die bereits je auf 600 Mann gebracht sind durch die Einbe rufung der vielen Urlauber. Cavallerie und Artil lerie hinzugerechnet und die etwa 20,000 Mann in Mähren, wird die österreichische Armee in sünf bis sechs Tagen so stark sein, daß über 80,000 Mann nach Sachsen marschiren könnten, und wenn dieses sich ihnen anschlösse, so könnten in Kurzem gut 100,000 Mann an unserer Grenze stehen. So schreibt die Kreuzzeitung und setzt hinzu, daß Preußen die Ansammlung einer Armee in Böh men sofort mit dem Einmärsche in Sachsen beant worten würde. Ob unser Land neutral bleiben will, oder nickt, danach scheint man in Berlin nicht fragen zu wollen. Oesterreich Hal die Ausfuhr von Pferden auS der ganzen Monarchie verboten; zahlreiche preußi sche Roßhändler sollen sich in Böhmen und Mähren aufhallen und große Ankäufe gemacht haben. Die Rüstungen Oesterreichs stehen fest; hat aber Preußen eine Ueberrumpclung zu fürch ten, wie es vorgiebt? Schwerlich. Man rüstet nicht mit so viel Aufsehen, wie es in Oesterreich geschieht, wenn man einen Gegner durch unerwarteten An griff überrumpeln will; man Ibut es schon eher, um ihm handgreiflich zu zeigen, daß man zum Kriege entschlossen sei, wenn ihn der Gegner durch aus haben will. Der König von Preußen verleugnete auch an seinem Geburtstage die nachdenkliche und dü stere Stimmung nicht, welche seiner Umgebung auffällt und von den venraulickcn Mahnungen und Warnungen des englischen Cabinets herrühren soll. Diese geheimen Eröffnungen haben in den höchsten Kreisen Berlins liefen Eindruck gemacht. Die drei Fürstlichen Frauen, welche sür eine Ver ständigung mit Oesterreich thätig sind — die Kö» nigin-Witlwe aus Sympathie sür Oesterreich, die regierende Königin aus Antipathie gegen Bismarck und aus Furcht vor den dunkeln Planen Napole ons, die-Kronprinzessin aus angebornem Wider willen gegen die reaktionären Tendenzen der Re gierung — verdoppeln ihre Anstrengungen seit dem Eintreffen jenes englischen B'iefes. Der König schwankt zwischen den entgegesetzten Rathgebern. Auf der Seile Bismarcks sollen stehen die Brüder des Königs, die Prinzen Ear! und Albrecht und der Sohn des Elstern, der Prinz Friedrich Carl, der bekannte Commandirende gegen die Dänen.