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Wochenblatt für W»ii<söruff, Dharc-rrb, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Ämt 8 blatl für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Keilug, deit 2. -feöruar l866. A Verantwortlicher Redactcur und Verleger: A. Lorenz. Anzeigen, welche un nächsten Slück rch.nen sollen we. en in "sbmen ^«"«"gen darauf an", in der Druckerei d. BI. in Mcißcil dS lLrall.ns Wltsdiuff ,owohl <m der Redacilon), al- auch sofortige Bezahlung besorgt, -u^ 'e B-iÄge^ welche Inserate nur gegen angenommen, nach Befinden honorirt. ° Tendenz des Blattes entsprechen, mu großem Danke Die Redaktion. U M I ch Ü tl. Nicht blos in unserer Gegend ist Frühlings- wctter, sondern auch in viel : 'rdlicher gelegenen Ländern. So blühen in Stockholm Primeln und Veilchen im Freien; Citronvögel und andere Schmet terlinge sind bereits gefangen. Dagegen scheinen andere Erdtheile unsern Theil Winterkalte mitzu- bekommen, So hat es in Persien fürchterlich ge schneit und viele der nicht an die Kalte gewöhnten Bewohner sind erfroren; Bären und Wölfe suchten die Ebenen auf und richteten vül Schaden an. In New-York ist vom 6.-9. Januar eine barbarische Kälte gewesen, dazu ein furchtbarer Sturm, welcher eine große Anzahl Schiffe zertrümmerte, deren Mannschaft theils ertrank, theils erfror. — Schleswig-Holstein ist aus den Zeitungen fast verschwunden; man darf aber nicht glauben, daß das Land bereits preußisch sei. Im Gegentheil sieht es jetzt aus, als ob Bismarck mit seinen An nexionsgelüsten nicht durchkommcn könne. Der Widerspruch der Kammern und der Kleinstaaten Deutschlands würde ihn zwar wenig geniren; cs müssen aber aus London, Petersburg und Paris deutliche Winke eingetroffen sein, die ihn zur Vor sicht mahnen. Napoleon verlangt Abstimmung in den Herzogthümern und das ih gerade auch der Wunsch der Schleswig-Holsteiner, schließlich wird man wohl auch in Berlin zu der Einsicht kommen, daß cs besser gewesen wäre, wenn man nur die Militärhoheit und die diplomatische Vertretung ver langt hätte. Gegen den Redacteur May ist von Neuem Verhaftung verfügt; er hat sich aber unter den Schutz dcS österreichischen Statthalters in Holstein begeben, der ihn nicht ausliefern wird. Zwischen PreiMn und Oesterreich ist die Stim mung wieder sehr flau. Oesterreichische Zeitungen weisen bereits auf den Krieg hin und bezeichnen Preußen als den Feind nicht nur Oesterreichs., son dern ganz Deutschlands. Selbst Frankreich wäre nicht so zu fürchten wie Preußen, und eher würde Oesterreich Venedig an Italien überlassen, ehe es zugcbe, daß Deutschland unter die Oberherrschaft des verhaßten Nebenbuhlers geriethe. Dann muß aber auch die österreichische Regierung auf die Deut schen mehr Rücksicht nehmen, als sie bisher gethan. Sie ist auf einmal gegen die Ungarn, Czechen, Slowaken tc. so gerecht und liebenswürdig gewor den, daß die Deutschen verzweifeln möchten. Man hat ihnen ihre vom Kaiser geschenkte Verfassung genommen, um mit den Ungarn eine neue zu ma chen, und um den Czechen in Bödmen eine Freude zu machen, zwingt man die Deutschen in diesem Lande (es sind ihrer 2r Millionen), czechisch (daS Volk sagt: stockböhmisch) sprechen zu lernen, zuerst in den Schulen, dann in den Rathhäusern, und später im Landtag und auf der Universität. Kurz, die Deutschen sind auf einmal daheim Aschenbrödel geworden, aber ihren deutschen Beruf draußen im Reich will die Regierung deshalb nicht aufgeben.— Ein Berichterstatter der Hessischen Landeszei- tung, der „mit seinem Wort für die volle Wahr heit seiner Mittheilung einsteht", erzählt folgendes unglaubliche Jesuitenstücklein: „Dem Corre- spondenten war cs durch einen absonderlichen Zu fall vergönnt, unbemerkter Zeuge einer Unterredung einer Dame mit einem Jesuiten im frommen Kleide zu sein. Die Unterhaltung drehte sich um den Ba zar des katholischen Gescllenvereins. „Ich hätte gern mehr dazu bcigetragen", sagte die Dame, „aber Sie wissen, mein Mann hält mich in solchen