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18 jener unheimlichen Packele von der Polizei aufge hoben werden, die in Lumpen oder in die „Times" gewickelt — weggeworfcne Kinder enthalten. Es liest sich fürchterlich, aber es ist die Wahrheit. Ein Blatt schreibt: „Das Winseln der Säuglinge, die nicht leben sollen, klingt überall im Lande durch das Getöse des Verkehrs." Im Jahre 1864 be trug diese entsetzliche „Auslese" 3000, und soeben veröffentlicht der Coroner der Grafschaft Middclesex, vr. Lancaster, seinen ofsiciellen „Weihnachtsrapporl", in welchem es heißt: „Der Kindermord in Lon don hat so fürchterliche Proportionen angenommen, daß ich nicht im mindesten Anstand nehme, zu be haupten, wie unter je dreißig Personen weiblichen Geschlechts, denen wir begegnen, eine Mörderin — mit andern Worten — baß 12,000 Weiber in London sind, denen jenes Verbrechen zuzuschrciben ist. Meine Lodtenschau erstreckt sich unaushörlich auf tobte Kinder, die in die Garten geworfen, in Parks verkästen, auf Bahnhöfen versteckt worden. Auch Verheirathete sind oft desselben Verbrechens schuldig." — EineHeil-Anstalt für Trunkenbolde befindet sich zu Binghampton im Staate New- Uork. Bis 1864 haben sich 7245 Personen zur Aufnahme darin gemeldet, darunter 520 Opium esser. Unter diesen Trunkenbolden waren 39 Pre diger, 8 Richter, 197 Advocate», 226 Aerzte, 340 Kaufleute, 680 Handwerker, 466 Landleule, 240 Rentiers, dazu 805 Frauen, größtenteils die Töchter reicher Eltern, Niemand wird in die An stalt aus weniger als ein Jahr ausgenommen. Während dieser Zeit wird Jeder sorgfältig über wacht, zweckmäßig beschäftigt und in ärztliche Be handlung genommen. Man nimmt an, daß von 100 Aufgenommenen wenigstens 70 völlig gesund entlassen werden. — Locales. Der Hauptgewinn der 2. El. der 69. kgl. sächs. Lotterie von 12,600 Thlr. ist aus die No. 40461 in die Untercollcction von Gustav Geneis, welcher bekanntlich noch eine große Zahl Loose in Wilsdruff und Umgegend absetzt, gefallen und H davon soll dem Vernehmen nach einen Lehrer beglückt Haden. — Limbach bei Wilsdruff, tk. Januar isek. Am gestrigen Nachmittag beim Sinken der Sonne, wurde auf dem Friedhose zu Deutschen bora auch die sterbliche Hülle des dortigen Ritter gutsbesitzers, Kirchcnpatron« und Königl. Friedens richters, eines hohen Ehrenmannes, Herrn I. G- Lemriy zur ewigen Ruhe eingesenkt, nachdem der selbe am 12. d. M. in seinem 68. Lebensjahre au« einem reichen, reichen Tagewerke vom Herrn aller Herren abberufen woiden war. Was Vater Leutritz seiner Gemeinde Deutschenbora gewesen, bas gab sich in rührender Welse bei seinem Branbunglücke i. 1.1860 kund; — was er mit seiner reichen Erfahrung der Land wirthschaft gewesen, dafür spricht am unzweideutig sten wohl, daß er weit und breit als „der er fahrene Rath" angesehen und befragt wurde;— wie werth und tbeuer aber endlich um der reichen Schätze seines Verstandes und Gemüthes willen ihn Alle dielten, die ihn kannten, das bekundete der dichtgedrängte Kreis von Leidtragenden, welcher mit den zahlreichen Hinterlassenen sein Grab um stand und dessen Gefühlen der Ortspsarrer Richter und der langjährige Freund des Entschlafenen Pfarrer Richter aus Hirschfeld in ebenso ergrei fender als aufrichtender Weise beredten AuSdrgck verliehen, ehe sich nach dem Segensspruche des Pfarrers Siegel aus Wendischdora die Gruft dieses Ehrenmannes schloß. Was Freiherr von Stein auf seines Vaters Grab geschrieben, das kann auch auf dieses Man nes Grab geschrieben werden: „Sein Nein war Nein gewichtig, Sein Ja war Ja vollwichtig, Seines Ja war er gedächtig, Sein Grund, sein Mund einträchtia, Sein Wort — das war sein Siegel." Cine gefolterte Seele. Novelle von Otto Schreyer. (Fortsetzung). Franz machte eine Pause und sah mit bleichem Antlitz sinnend vor sich nieder. Die Gesellschaft hatte staunend den cigenthümlichen Phantasien des jungen Mannes gelauscht, an Stelle der Heiterkeit war eine andächtige Stimmung getreten. Franz, dies bemerkend, stimmte plötzlich ein heiteres Lied an, welches den Eindruck, den es beabsichtigte, auch nicht verfehlte. Doch der Vortrag wurde nach und nach dem Texte des Liedes ungetreu und in eine andere Melodie übergehend, sang er Frag mente aus der rührenden Composition „Jerusalem" mit großer Innigkeit und Hingebung an die Ton dichtung, so daß bei der ergreifenden Stelle „Selig sind die Lobten" sich eine unabwendbare Rührung der Gesellschaft bemächtigte. Im Hintergrund des Zimmers, durch ein Bos- quel von Blumen beschattet, stand Louise v. Wal dau, ein schönes schlankes Mädchen und lauschte mit bebendem Herzen dem wehmüthigen Gesang. Ihr Auge rudte mit Theilnabme auf dem Antlitz des Jünglings, in dessen Brust sie geheimen Kum mer ahnte, der durch die Macht der Töne sich ver- rieth. Eine Thräne zitterte in ihren schönen Augen. War es Tkeilnahme für den Unglücklichen, war es die sehnsuchtsvolle Liebe, die ihr Inneres bewegte? Wer vermochte cs zu sagen? Franz erhob sich vom Clavier und, sich gegen die Gäste verbeugend, verließ er das Zimmer. Louisens Blick folgte ivm mit inniger Theil- nabme. „Was mag ihm sein?" dachte sie, er ist nicht glücklich, sein Antlitz zeigt nicht des Frohsinns lichten Glanz." In tiefem Sinnen versunken be merkte sie nicht, daß die Gäste sich nach dem an ¬ dern war. Luch ih'e 4 „Loui und r ! und c Dir?" so p!ö! /e Nimm liche A nes B „Scha! schon i F wort a sollte g tieferer er, sich „S ich Diel nern vl so keile zurückge Art M nicht erl weich' j Und so würdig > volle L Dich, wäonst. und tan „F- Ton, T vollem in Dir c zu zerstr Heiterkei Dich wo Pbysiogl der Mer Talent r „AI unglückli „M durchaus „S zu tröste! „Di nicht."