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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.11.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19101101027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910110102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910110102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-11
- Tag 1910-11-01
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Monat
1910-11
-
Jahr
1910
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Nr. 30l. Iahryany. zweiten Teil heile« Gedicht» vattrag, könnt» sie d*n begeisterten Zuhörer, gar «tcki genug dielen. Daß Frau Rüsche-Eudorf auch al« Konzertsängerin hervorragende« leisten würde, war oorauszusehen: man wußte nicht, wa» man mehr bewundern sollte, die leichte, abgerundet« und Na« Tongebung oder die war» beseelt« Art de» Vortrag». Bei dieser Ge legenheit sei bemerkt, daß di« Lolkuunterhaltung«» adende die beste Gelegenheit bieten, die anerkannten Meisterwerk» unserer großen Liederkomponisten, die in Liederabenden vielleicht schon allzu abgesungen er scheinen, zu singen, den» sie sind gewöhnlich volks tümlicher al» moderne Kompositionen mit noch so volkstümlichen Texten. Gleichfalls durch Liedervor träge erfreut« Herr Kammersänger Ropp, dessen sympathischer Gesang keine» weiteren Lobes bedarf. Die Instrumentalkunst war vertreten durch Herrn Emil Robert-Hansen, den Cellisten des Ge wandhausorchester». und Herrn Organist Max Fell, die beide ganz Vorzügliches boten. Am Flügel wal tet« Konzertmeister Amadeus Nestler seines Anves. Der überreiche Beifall, der selbst nach den Zugaben nicht ruben wollte, zeigte allen Mitwirkenden, mit welcher Dankbarkeit das Publikum ihre Kunst auf- nabm. * Leipziger Verein der Kiudersreunde (Kinder- schütz). In der in der Städtischen Schule für Frauen berufe abgehaltenen 8. Generalversammlung des Vereins, der ein größerer Kreis von Mitgliedern beiwohnte, wurde zunächst über das abgelaufene Jahr Bericht erstattet. Eine umfangreiche, oft schwere, manchmal auch verdrießliche, aber säst immer erfolgreiche Tätigkeit liegt nun wieder, wie die Vor sitzende. Frau Franke-Augustin, heroorhob, nach Abschluß des achten Bereinsjahres hinter dem Verein, aber immer mehr bricht sich die Erkenntnis, daß sehr viel Kinderleid vorhanden ist und daß es heilige Pflicht ist, dieses Kinderleid zu heben und zu lindern, bei den Behörden sowohl al» auch in den weitesten Kreisen der Bürgerschaft Dahn. Aus der Tätigkeit des Vereins ist in erster Linie alle Arbeit, die mit dem Bau des Kinderschutzhause» zusammen- bängt, hervorzubeben. Der Erwerb des Bauplatzes in Leipzig Eutritzsch, an der Theresienstraße, vollzog sich in glatter Form. Die Kosten des Bauplatzes allein, die sich auf 68 630 belaufen, zehren so ziem lich das vorhanden» Kapital aus. Wenn der Verein trotzdem mutig in die Zukunft sehen und im nächsten Vereinsjahr den Bau beenden will, so tut er es in Hoffnung darauf, daß opfersreudige Mitglieder ihm auch in Zukunft zur Seit« stehen werden. Auch die Tatsache, daß er viel mehr Kinder noch in Schutz und Obhut nehmen muß, als es bei dem Platz, der ihm zur Verfügung steht, möglich ist sim Heim in Gautzsch waren fast durchschnittlich 28 Kinder, aber über 100 hätte er eigentlich aufnehmen müssen), zwingt ihn, nunmehr den Bau zu beschleunigen. Neue Mitglieoer wurden 97 geworben. Es weist da» Mitgliederkonto eine Höhe von 9871 chO ^t, da» Erziehungskonto eine solche von 2846.-19 auf. Hierzu kommen noch einige Zuwendungen für den Hausbau, der Ertrag der Weih nachtsbitte. sowie das Zinsenkonto und das Geschenk konto, so daß insgesamt 20 663.42 vereinnahmt wurden. Die Zahl der gemeldeten Fälle betrug in diesem Jahre 227. Eine groß« Anzahl der alten von dem Verein bearbeiteten Fäll« vielt ihn auch in diesem Jahre in Tätigkeit. Die Ursachen der Mel dungen über Kinderelend waren: b6 mal Mißhand lung bzw. schlechte Behandlung, IS mal Verwahr losung, 4 mal Ausnutzung kindlicher Arbeitskräfte, 59 mal Vernachlässigung und schlechte Pflege, 48 mal Armut und Krankheit, 16 mal sittliche Gefährdung, 21 mal Betteln und Handeln, 4 mal unregelmäßiger Schulbesuch. Mit der Vornahme von Wahlen, die die Wiederwahl der bisherigen Vorstandsmitglieder ergaben, fand die Versammlung ihren Abschluß. * Evangelisatiou«voeträg«. Infolge «ine» Un- falles ist Herr Pastor Samuel Keller behindert, die beiden ersten Eoanyelisationsvorträge in der Alberthall« zu haften. Für ihn werden «intteten am Mittwoch, den 2. November, Herr Geh. Kirchenrat 0. Jhmel, mit dem Thema: „Das religiöse Er leben als Quelle religiöser Gewißheit" und am Donnerstag, den S. November, Herr Pfarrer Hilbert au» Dresden mit dem Thema: „Der uwderne Persönltckketlrkultus". Auch die Bibel stunden dieser Woche werden durch Vertretung ab gehalten werden. — Gesellschaft „Typographta". Alljährlich pflegt die Gesellschaft „Typographta" an weit« Krerse dl« Einladung zu einem vom Gesangverein „Typo- graphia" unter Mitwirkung hervorragender Kräfte veranstalteten Konzert ergehen zu lassen, das in seinem Ergebnis einem edlen, humanen Zweck, der Unterstützung seiner Witwen, zu dienen berufen ist. So hatte sie auch für jüngsten Sonntag zu einer gleichen musikalischen Veranstaltung geladen und dem Appell an die Mildtätigkeit die Verheißung eines großen künstlerischen Genusses gegenübergestellt. Fast vor sich hatte, die vor keinem Mittel zurückschrecken, welche geeignet find, ihren Zwicken zu dienen, und das kam ihm im Grunde genommen recht gelegen. Er beschloß deshalb, sich ohne Rücksicht dem Krimi nalisten anzuvertrauen und sagte: „Die Hauptfrage ist augenblicklich, daß der heutig« Abend und der morgige Tag ungestört oorübergehen. Wenn die ser Fall ist. so habe ich den doppelten Vorteil, daß ich erstens für mindestens sechs oder acht Wochen außer Landes gehe, und -weiten», daß materiell mir nichts mehr velaren gehen kann, denn Romney ist viel zu vernünftig, um es solcher Lappalien wegen aus einen Ehescheidungsprozeß ankommen zu lassen — abgesehen davon, daß er ihn verlieren würde." „Demnach handelt «» sich gewissermaßen nur ma die Kleinigkeit von 24 Stunden?^ fragte der De tektiv. „Vorläufig ja." Marks überlegte einen Augenblick, während er seinen Auftraggeber forschend ansah. „Da» ein- sechste wäre freilich, da» Mädchen für 24 Stunden an einem Ort umerzubringen, wo es kein Unheil anstiften kann." James schüttelte zweifelnd den Kopf und fragte: „Wo wäre das?" „Den Aufenthaltsort müßten Ei« wohl oder Übel mir überlassen," erwiderte der Detektiv. Hiervon jedoch wollte der junge Mann nickt» wissen. „Sie wird sofort ahnen, von welcher Seite der Streich kommt, und die Wut darüber würde sie zum Aeußersten treiben." „Zu einer Zeit, in der Cie bereit» mit Ihrer Gattin über die Grenze sind," vollendete der De tektiv gelassen, aber Iame» war nicht zu überreden. „Sie wird sich dann ihr« Nach« für später auf sparen," wandte er ein. Man muß auch für die Zukunft sorgen." „Wenn ick sie nun unter irgendeinem Vorwande verhaften ließe," schlug Marks wiederum vor. „Ich habe immer irgend einen kleinen Fall an der Hand, der als Vorwand dienen könnte. Da heute Sonn abend ist, würde sie erst Montag früh vor den Rickter kommen und — voraussichtlich — ihre Freiheit wiedererlangen." (Fortsetzung folgt.) celpzlyer Tsyedlstt. war e» allzuviel des Guten, was der Gesangverein „Typographta" an jenem Abend an vokalen Nummern im Theatersaale des Kristall- palaste» neben den Gaben des Fräuleins Elsa Linge, dem Streichquartett der Mitglieder des Le- wanohausorchesters, der Herren Konzertmeister Hamann, Hering, Heintsch und E. Robert Hansen, und der Lortragskünstlerin Fräulein Hedda Wardegg bot, zuviel des Schönen, Reizvollen und Unterhalten den; aber er wollte auch wieder für das Wohltun er kenntlich sein. So wurde das Konzert, an dem der Gesangverein „Typographta" in trefflichen Männer chören von Reinecke, Dünner, Jüngst, von Oltze- graven, Heinrichs glänzte, zu einer lobenswerten freudigen Tat, die, von Begeisterung erfüll:, auch wieder Begeisterung erweckte. In den einzelnen Chören gab der Verein sein Bestes und schuf durch die schöne Geschlossenheit der Stimmen einen über aus gewinnenden Eindruck, wie auch Fräulein Elsa Linge mit Wahl und Wiedergabe ihrer Lieder, denen Komoositionen von Reger, Mendelssohn, Prahms, Schuvert, P. o. Winter, F. H. Himmel, Prahms, Humperdinck zugrunde lagen, volle Sympathie und Beifall gewann. In ihren Rezitationen bewährte sich Fräulein Hedda Wardegg als Meisterin des Vortrages und als kundige Sprecherin, die ein fem:s Empfinden in ihre ernsten und heiteren Gedichte legte. Dem Streichquartett endlich war durch die Wiedergabe zweier Tonschöpfungen, D-Moll von Schubert und D-Dur von Jos. Haydn, Hobes künst lerisches Eindringen in den Geist dieser Werke und eine ausgezeichnete Technik nachzurühmen. * Jubiläums-Schauturnen des Turnvereins L.-Eutritzsch. Dem aus Anlaß des 50jährigen Be stehens am Sonntag abgehaltenen Schauturnen ging ein Festzug des Vereins unter Führung der ganzen Kapelle des 106. Inf.-Negiments voraus. Nach kurzer Pause zogen in die geräumige Halle 232 Turner zu den Vorführungen. Ehe diese begannen, hielt der zweite Vorsitzende des Vereins, Herr Franz Hermann, eine Ansprache, in der er sich an die nach Hunderten zählenden Zuschauer um weitere tatkräftige Unter stützung der vom Jubelverein vertretenen Turnsacke wendete und in der er ferner Herrn Stadtrat Lampe als Vertreter der Stadt, Herrn Kreisturnwart Striegler und die Gauturnwarte Oberlehrer Witzgall und Heinrich Goldstein als Vertreter der turnerischen Behörden begrüßt«. Die dann unter der umsichtigen Oberleitung des Turnwartes Herrn Bullmann durch genommenen Vorführungen zeichneten sich durch turne risch wertvollen Inhalt aus und ließen einen großen Vorzug darin erblicken, daß sich eine so überaus statt liche Anzahl älterer Männer in so tätiger Weise an der Turnarbeit beteiligte. Ehre dem Turnverein, der neben den rüstig aufstrebenden Iungmannschaften einen so achtunggebietenden Stamm älterer Mit glieder besitzt! Die an erster Stelle durchgeturnten Freiübungen gelangen in allen sechs Folgen sehr gut, und das sich anfllgende Gerätturnen, an dem tn neun zehn Riegen 215 Mann beteiligt waren, zeigte die Interesse erweckende Vielgestaltigkeit unserer Jahr- schen Leibeskunst, die für alle Altersstufen und für jeden Grad der Befähigung paßenden Uebungsstoff in reicher Fülle darbietet, in bestem Lichte. Die darauf von 30 Turnerinnen unter der Leitung des Turn- warts gezeigten Stabübungen mit anschließendem Darrcnturnen brachten den Beweis, daß in dem rüh rigen Iubelvercin auch dem weiblichen Turnen eine gute Pflegstätte bereitet ist. Das Höhere Kunstturnen kam am Schlüsse durch zwei Vorführungen der Vor turnerschaft. einem Darrenturnen und einem Pferd turnen, zu seinem Neckte. Alles in allem: der Jubel verein hat mit dem Schauturnen gezeigt, daß er die Pflege der Leibesübungen im Sinne der Deutschen Turnerschast mit bestem Erfolg betreibt, und daß er durch die Betonung der erziehlichen Seiten des Uebungsbetriebes und des geordneten Dereinslebens ein anerkennenswertes Stück Kulturarbeit leistet. Möge ihm die Achtung der Bewohner des Ortsteils Eutritzsch in gleicher Weise wie bisher erhalten bleiben! * Wege« verdacht« der Kollidiebstä-l« bzw. Hehlerei wurden kürzlich ein Arbeiter und dessen Ehefrau, die in der Konradstraße in L -Dolkmarsdorf wohnten, in Hast genommen. Die Ehefrau trieb «inen schwunghaften Handel mit Damen, und Herren, kleiderstoffen, sowie Wäschestücken. Alle diejenigen Personen, die irgendwelche Gegenstände von der Frau gekauft haben, werden dringend gebeten, sich behufs Angaben bei der Kriminalstelle Dolkmarsdorf — 15. Bezirkswacke — oder bei der Kriminalabteilung in der Wächterstraß« zu melden. -f-f Explosion. Ein in der Dayerschen Straße 30 wohnhafter SO Jahre alter Schuhmacher batte beim Bestreichen von Gummiabsätzen ein Fläschchen umgeworfen, tn dem sich ein« mit Benzin ver mischte Gummilösung befand. Die hierdurch ent wickelten Gase zündeten sofort durch die in der Nähe befindliche Easlampe, so daß der Arbeitstisch in Flammen stand. Der nicht wenig erschrockene Schuh- macher wollte nun mit den Händen das Feuer er sticken und verbrannte sich erheblich die linke Hand, weshalb er sofort in poliklinische Behandlung genommen werden mußte. * Schwindlerin. Eine 20 Jahre alte Arbeiterin aus Merseburg erschwindelte bei einer Vermieterin in der Ealoisiusstroße in L.-Lindenau eine Partie Klei dungsstücke «m Werte von 4V -tt, womit sie verschwand. Sie wurde bisher auch nicht wieder erwischt. Die Schwindlerin gab dabei an, sie sei in einer Fabrik in Leutzsch in eine Maschine geraten und habe sich dabet blutende Verletzungen zugezoqen, wodurch ihre Klei dungsstücke vollständig mit Blut besudelt seien. * Lebensmüde. In seiner Wohnung in der Insel straße erhängte sich in vergangener Nacht ein 60jäh- rigcr Kaufmann. Schwermut ist das Motiv der Tat. * Ein Küchenbrand fand gestern nachmittag in einer Wohnung der Kösener Straße in Lindenau statt. Er wurde von der Feuerwehr bald gelöscht. -ff Messerstecherei. In einer in L.-Plagwitz ge legenen Gastwirtschaft kamen vergangene Nacht mehrere galizische Arbeiter in Streit, der in Tällichkeiten ausartete. Hierbei wurde ein 38 Jahre aller, in der Markranstädter Straße wohnhafter Ar beiter von einem Arbeitskollegen mit dem Messer in den Kopf gestochen und so schwer verletzt, daß er in das Stadtkrankcnhaus üvergeführt werden mußte. * Gestohlen wurden aus einer Wohnung der Schletterstraße zwei Siegelringe mit den Monogrammen Hs. und XV. I-.; aus einer Woh ¬ nung der Torgauer Straße ein Geldbetrag und ein Trauring, gezeichnet O. v. 16. 10. 06: von einem Rollwagen ein Ballen, gezeichnet 1. X. IT. 28. enthaltend Bücher: ans einein Lokal des Nordviertels ein hellgrauer Herbstüberzicher. * Bei einem „vorübergehenden" Aufenthalt in einer Wohnung der Aleranderftrahe stahl eine Un bekannte einen Geldbetrag von 130 -<t. 1s» -f-f Gaschwitz, 1. November. (Selbst Mord versuch) Eine in Großdeuben wohnhafte 17 Jahre alte Fabrikarbeiterin sprang gestern abend hier an der Brücke in selbstmörderischer Absicht in die Pleiße. Das Mädcken erreichte den Zweck nicht, es wurde dem nassen Elemente entrissen und dem Leipziger Stadtkrankenhause zugeführt. Ueber das Motiv ist nichts bekannt. Sus Lscklen. Dresden, 1. November. * Hofnachrichten. Prinzessin Johann Georg beging vorgestern, fern von der Heimat, die Feier ihres 86. Geburtstages. — Für den verstor benen Prinzen Karl Alexander zu Waldeck und Pyrmont wird bis Donnerstag am Königlichen Hofe Trauer angelegt. * Prinz Karl Alexander zu Waldeck und Pyrmont s. Hier in Dresden ist der lüjühnge einzige Sohn der verwitweten Prinzessin Albrecht zu Waldeck und Pyrmont, Prinz Karl Alexander, ver storben. Der junge Prinz wurde hier von seiner Mutter, einer geborenen Prinzessin Hohenlohe- Oehringen, in sorgfältigster Weise erzogen und ist unerwartet einem Gehirnschlag erlegen. Dor mehreren Jahren schon wurde der Prinz einmal von einem Kopfleiden befallen, mit dem der jetzige Todesfall wahrscheinlich in Zusammenhang zu bringen ist. v. Selbstmord Wallbiene«. Der nach Unter schlagung von 100 000 «tl flüchtig gewordene Prokurist Wallbiener der Firma Jähne L Co. in Dresden kehrte gestern in seine Wohnung nach hier zurück und wurde daselbst heute früh durch Leuchtgas ver giftet tot aufgefunden. * v. Meitze«, 1. November. (Ein blutiges Familiendrama) spielte sich hier in der Fried- rich-August-Straße ab. Der Porzellanarbeiter Enge au» Mügeln erschien Sonntag bei seiner hier wohnenden Frau, mit der er tn der Scheidung liegt. Nach längeren Auseinandersetzungen gestattete die Frau, daß der Mann in ihrer Wohnung übernachte. Am anderen Morgen kam es nun zwischen den bei den zu einem heftigen Streit, in besten Ver lauf Enge einen Revolver zog und auf seine Frau zwei Schüsse in die linke Brust und den rechten Arm abgab. Darauf richtete der Mann die Waffe gegen sich selbst und tötete sich durch einen Schuß. Die Frau dagegen ist, wenn auch schwer, so doch nicht lebensgefährlich verletzt. VIrosws, 1. lloormder isio. Sus Lachlens Umgebung. * Lursdorf, 1. November. (Ein gräßlicher llnglück»fall) hat sich am Montagmorgen hier zugetragen. Ein Arbeiter de, Landkrastwerkes Lerpzig war mit Stretckerarbeiten an der Hoch spannleitung beschäftigt. Er muß den Drähten zunake gekommen sein, plötzlich erhielt er «inen Schlag und war sofort tot. Die vollständig schwarz gebrannte Leiche stürzte zu Boden. * Koburg, 1. November. (Verbotene Vieh märkte.) Jnsolge Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche auch in den benachbarten fränki schen Ortschaften find die Vieh- und Schweinemärkte m Ross ach (Herzogtum Koburg) und Lichten fels bis auf weiteres aufgehoben worden. * Erfurt, 1. November. (Angenehme Mie terin.) Im Hause Werderstraß» 3 kam es zwischen dem Hauswirt und der dort wohnenden verheirateten Frau Kästner zu Streitigkeiten. Als in deren Ver lauf di» Frau laut schimpfend di» Treppe hinauf stieg, lief der Hauswirt ihr nach und ersuchte sie, sich ruhiger zu verhalten. Da legte diese mit einem Revolver auf den Hauswirt an und feuerte einen scharfen Schuß ab, der glücklicher weise den Mann nickt traf, sondern nur eine Ge- ländersproste zertrümmerte. Die rabiate Frau wurde verhaftet. Gerlchtslsal. Dle „Wahrheit" vor Gericht. * Berlin, 31. Oktober. Nach zweitägiger Pause wurden heute vormittag die Verhandlungen in dem Prozesse gegen Bruhn und Genosten wieder ausgenommen. Als Erster erbittet sich der Sachverständige Kluge da» Wort, um zu seinem am Freitag abgegebenen Gutachten über den Zu sammenhang von Inserat und redaktionellem Teil zu bemerken, daß er keine absolute Bekundung ge macht, sondern nur seine subjektive Ansicht geäußert habe. Es habe mit dem Ncdaktionsbetriebe nichts zu tun. Er sei Sachverständiger für Inserate, nickt aber für redaktionelle Angelegenheiten, er habe also nur seine subjektive Ansicht geäußert und kein Gut achten abgegeben. Es habe ihm ferngelegen, den Redaktionen zu unterstellen, daß sie sich in ihren Ent scheidungen von anderen als sachlichen Erwägungen leiten ließen. — Es soll sodann die ehemalige Kam merfrau der Prinzessin Henriette von Schleswig-Hol stein, Frl. Milew » ka, jetzt verwitwete Meyer, als Zeugin vernommen werden. Sie ist jedoch nicht er schienen. Der Vorsitzende bemerkt: Die Ladung habe der Zeugin nicht zugestellt werden können, da sie sich auf Reisen befinoe. Es wird deshalb Frau Elawe, dir Schwester der Milewska, die zufällig im Gerichtssaal erscheint, als Zeugin vernommen. Diese bekundet: Ihre Schwester habe die Hilfe Bruhns erbeten. Bruhn habe auch mehrere Artikel veröffent licht und dadurch ihrer Schwester einen wesentlichen Dienst geleistet. Eine ihm angebotene Entlohnung habe Bruhn mit dem Bemerken abgelehnt, daß er nur seine Pflicht und Schuldigkeit getan habe. — Die Möbelfabrikanten Max und Leopold Ball bekunden hierauf übereinstimmend: Im Jahre 1908 sei gegen ihre Firma in der „Wahrheit" ein Artikel erschienen, der von Unrichtigkeiten und direkten Unwahrheiten strotzte. Sie hoben sich durch den Artikel aufs höchste getroffen gefühlt und sich an ihren Rcchtsbeistand, Justizrat Dr. v. Gordon, gewandt. Letzterer habe ihnen den Rat gegeben, sich mit Wilh. Bruhn persön lich in Verbindung zu setzen. Dieser sei sehr ent gegenkommend gewesen und habe versichert, paß er erst nach dem Erscheinen des Artikels davon Kennt nis erhalten habe. Er habe eine Ehrenerklärung ausgenommen, die ihnen vollkommen genügt habe. Es sei dabei weder von einer augenblicklichen noch von einer späteren Inseratenzuwendung die Rede ge wesen. Sie hätten auch die Verhandlung mit Bruhn sofort abgebrochen, wenn eine offene oder indirekte Forderung an sie gerichtet worden wäre. — Es wird sodann der Fall Israel verhandelt. Bruhn be merkt: Als das Reklame-Inserat ausgenommen wurde, sei von Verfehlungen des Kommerzienrats Israel noch nicht das mindeste bekannt gewesen. Es handelte sich lediglich um einen geschäftlichen Auf trag, den der Jnseratenaaent Sommer ganz selb ständig überbracht hatte. Als spater die Verfehlungen Israels bekanntgeworden seien und Eehlsen fortgesetzt Artikel über den Fall veröffentlichte, habe er zu Kammer, dem damaligen Lokalredakteur, gesagt: man müsse bei Gchlsen sehr vorsichtig sein. — Dert. R.-A. Dr. Echwindt: Er müsse darauf Hinweisen, daß, wie sich aus dem verlesenen Artikel klar ergebe, Bruhn von Gehlsen sehr weit abgerückt sei. — Es wird hierauf der Inseratenchcf des Hauses N. Israel Meürlch Saale 8S Jahre. „von den berühmten deutschen Schauspielern steht keiner unser« Leipziger Publikum näher al» Friedrich Haase — war er doch sechs Jahre lang Direktor unseres E t a d t t he a t e r s und in den Jahrzehnten vorher und nachher ein sehr häufiger, sehr gern gesehener East, der stet» das Hau» füllte. Seitdem er nach seinem glänzenden Berliner Jubelfest von der Bühne zurückgetreten ist, um ein otiuin eurn ckxrritntt, zu genießen, hat er zur Feder gegriffen, um Aufzeichnungen aus seinem Lebe/ zu machen, oder er hat früher schon gemacht« und gelegentlich auch veröffentlichte Aufzeichnungen zusammengestellt." So schrieb Rudolf von Gottschalk vor 12 Jahren im Leipziger Tageblatt, als er Friedrich Haases be kannte Memoiren anzeigt, die damal» unter dem Titel „Was ich erlebt. 1846 bis 1896" im Buchhandel (bei Richard Bong) erschienen, und natürlich vor allem in Leipzig, an Haases alter Wirkungsstätte, regstes Interesse fanden. Der gewandte Feuille tonist, der Haase immer war, ist auch in dem heute Fünfundachtzigjährigen noch nicht schlafen gegangen. Der Jahrgang 1911 des „Theaterkalenders" (bei Oesterfeld L To. in Berlin) veröffentlicht den „jüngsten" Aufsatz des greisen Ge burtstagskindes", den wir mit gütiger Er- laubnis des Verlages unseren Lesern hier folgend mitteilen können. Er betont wieder, wie alle Geistesäußerungen des alten Haas«, in köstlicher Weis« das heitere Genrebildlich«, Anekdotische, und lautet: Var sechzig Jahren. Es mag Ihnen etwas merkwürdig erscheinen, wenn ein Schauspieler, der sich noch der besten körper- lichen und, wie ich hoffe, auch geistigen Frische er freut, von den Tagen meines unvergeßlichen Lehrers Tieck, seines eigentlichen „Entdeckers", und Alexander von Humboldt erzählt, aber ich glaube, daß solche Erinnerungen doch gerade wegen des persönlichen Tones eine besondere Bedeutung beanspruchen dürfen. Gerade die theatralischen Perioden werden durck kleine anekdotische Züge, die mit der objektiven Wissenschaft vielleicht nichts zu tun haben, noch am besten beleuchtet. Mein Lebensgang selbst ist ja hinreichend bekannt, wenngleich statt des allein rich tigen Datums, des 1. November 1825, so ziemlich alle Zahlen aus den zwanziger Jahren angezogen worden sind, um mich geboren werden zu lassen. Sie wissen, daß ich durch die Stellung meines Vaters im Berliner Königsschlosse zur Welt kam, hier eine glückliche Kindheit verlebte und aus meine dringenden Bitten eines schönen Tages bei dem Alt meister Tieck, der mir dann den weiteren Bühnen unterricht erteilt hat, an einem seiner berühmten Leseabende den „Erlkönig" vortragen durfte. Der Versuch gelang aufs glücklichste, und zwei Jahre später konnte ich, durch ein Handbillett des Königs Friedrich Wilhelm IV. empfohlen, auf Weimars klassischer Hofbühne am 14. Januar 1846 als Lorenz kindlein in Kotzebues „Armen Poet" und als Magister Lastenius in Hells „Hofmeister in tausend Aengsten" debütieren. 1848 kam ich dann an das brave kleine Theater in Potsdam, das damals unter Louis Huths Leitung schon eine selbständige Hststenz führte und nicht mehr auf die umständlichen Wagen fahrten der Berliner Hofschauspicler angewiesen war. Hier habe ich bereits Bonvivant- und Charakter rollen gespielt. Dann stand eines Tages Anno 1849 auf dem Zettel des Berliner Königlichen Schauspielhauses' ^Aus Königlichen Befehl Gastspiel des Herrn Haale." Der König hatte mich tn Potsdam im „Galanten Abb6" gesehen und an mir Gefallen gefunden. Der Intendant Kllstner, der nur noch zwei Jahre feines Amte» walten sollte, war aber weniger entzückt von meinen Leistungen. Ein unglücklicher Zufall, der mich als Dr. Wespe den Stuhl zu weit an die Rampe rücken ließ und mich damit beim Fallen des Vor- Hangs von den Mitspielern abschloß, machte meiner Berliner Karriere ein rasches End«. Da» Genie eines Döring, der übrigens einen Narren an mir gefreßen hatte, und seines unversöhn lichen Feindes Destoir binderte den jugendlichen An fänger. der unter der absprechenden Kritik von Gubitz und Nötscher ohnehin zu leiden hatte, am Empor kommen, und so zog ich es vor, das Jahr hernack (1850), am 13. Februar, als Carlos im „Tlavigo" in Prag ein neues Engagement anzutreten. Schon hier von der Gunst des Publikums getragen, habe ich doch erst nach der Karlsruher und Münchener Zeit in Frankfurt unter der Direktion von Roderich Benedix, der den Widerstrebenden zu halten wußte, meine schönsten Erfolge errungen. Mit einer meiner bekanntesten Nollen, dem Kvnigsleutnant, fst es mir sehr merkwürdig ergangen. Gutzkow, von meinem Niccaut angeregt, drang in mich, doch auch den ebensogut das Deutsche radebrechenden Grafen Thorane zu spielen. Ich war von der Nolle und dem Stück nicht sonderlich begeistert, habe sie zuerst auf einem Gastspiel in Fürth und Nürnberg gegeben und bin erst allmählich in sie hincingewachscn. Dawison, der bekanntlich alles spielen wollte, hat es ebenfalls mit dem Könrgsleutnant versucht, aber «ine« Tages kam er zu mir und erklärte sehr ernsthaft: „Diese Rolle spiele ich nie wieder, denn da. hast du etwas vom lieben Gott selbst mitbekommen." In diesen fünfziger Jahren wurde meine Ent wicklung als Schauspieler abgeschlossen. Ich weiß, daß man mir mehr als einmal den Vorwurf des Virtuosentums und der allzu häufigen Gastspiele ge macht hat. Den ersten Vorwurf kann ich schon des halb ruhig hinnehmen, weil er so ziemlich keinem be deutenden Talent erspart worden ist, und was den zweiten anlangt, so habe ich nie ein Hehl daraus ge macht, daß ich unter Bewahrung meiner künst lerischen Ambitionen mit meiner Kunst auch Geld verdienen wollte, um im Alter gegen jede Not ge sichert zu sein, und heute noch nicht einzusehen ver. mag, weshalb ich das Geld, das mein Talent ein bringt, in fremde Kassen fließen lasten soll. IUvckrieh Haase. * Linen munteren Gruß, der dem alten Haase heute an seinem Geburtstage unter Tausenden am meisten gefallen wird, ruft ihm der „Kladderadatsch" zu, der oft bei solchem Anlaß das rechte Wort, den rechten Ausdruck trifft: „Ich bitte dich, den lieben Alten, Der fünfundachtzia Jahr gehalten: Steh' fest im Lebenssturmgebraus And halt' noch fünfzehn Jahre aus. Du immer Frischer, immer Reger, Steh' fest, du wackrer Fahnenträger, Nie war dein Banner, wissen wir. Des Hasen weltbekannt Panier,
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