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10 beim Ucberschreiten der französischen Grenze abge pfändet wurde. Die Gesellschaft zahlte sofort. — In Nancy sand neulich in der Menagerie des ThierbändigerS TraverS ein Auftritt statt, der die Anwesenden einige Minuten lang in die entsetzlichste Pein versetzte. Frau TraverS, jung und schön, war in den Käsig von 2 Leoparden ge treten. Kaum war die Thür hinter ihr geschlossen, so richteten sich die blutdürstenden Katzen an der jungen Frau in die Höhe und faßten sie am Halse und im Nacken. Das Blut floß in Strömen herab und die Ungeheuer sogen immer gieriger und bohr ten ihre Zähne immer tiefer ein. Der Gatte sprang in den Zwinger und riß das eine der Thiere zu Boden; allein auch er wurde verwundet und wäh rend er mit diesem rang, hatte der andere Leopard so freieres Spiel. Zufällig ragte der Schwanz des letzteren durch die Gitterstäbe des Käfigs. Einer der Zuschauer, ein starker Mann, kam aus den glücklichen Gedanken, den Schwanz des Thieres um seine Faust zu wickeln und aus Leibeskräften zu ziehen. Während das Thier von diesem uner warteten Gegner sich loszumachen strebte und wie wüthend an den Eisenstäben sich krümmte, konnte Frau TraverS aus dem furchtbaren Verließ entrinnen, aber in einem schrecklichen Zustande. Bald folgte ihr auch ihr Gatte nach, der seinem Gegner scharf mit der Karbatsche zusetzte, während der Helfer draußen das andere Thier sesthtelt, bis auch Tra verS den Käfig verlassen hatte. — In Italien ist die Civilehe Gesetz geworden. Die Geistlichkeit hat nicht mehr daS Recht, zu trauen, thut sie e» dennoch, ohne daß vorher vor dem Richter die Ehe geschlossen ist, so giebt es bis zu 1000 Fr. Strafe. Die Führung der Familienregister ist den Gemeinderäthen anvertraut worden. Ein Schlag gegen Rom ist er noch, daß geistliche Gelübde kein Hinderniß bilden für eine Ehe. Wir können daher in Kurzem erleben, daß katholische Geistliche sich ver ehelichen, was seit Jahrhunderten nicht möglich war. Brigham Aoung, das Haupt der Mormonen am Salzsee, geht seinen Gläubigen mit gutem Bei spiel voran. Er besitzt 185 „Gemahlinnen" und ist Wittwer von 28 Frauen, 32 Kinder hat er ver loren und 213 find noch am Leben. Seine älteste Frau zählt 49 Jahre, seine jüngste 14 Jahre. Sein College Silas Röder hat 129 Frauen, Jeremia Stern 111, Röder hat seine Frauen mit Nummern be zeichnet, weil er ihre Namen nicht merken kann. Da» Volk, welches die meisten Anhänger liefert, find die Schweden, dann folgen die Dänen, Schot ten, Norweger, Schweizer und Deutschen. — Trichinenbier. In Coburg hat ein Witz bold vorgeschlagen, daß man jeder Person, die trt- chinenhaltigeS Fleisch genossen, einige Töpfchen von dem dortigen Lagerbier zu trinken gebe,! daran müß ten alle Trichinen crepiren. — Guter Tabak. Im Herzogthum Gotha bauen Pfarrer und Schullehrer auf ihren Ländereien vorzugsweise Tabak. Die Lehrerversammlung beschloß kürzlich aber, daß Niemand selbstgebauten Tabak im Dnem-locale rauchen dürse. — Des Geruch- wegen. Locales. Am 30. Dec. v. I. hat der Kettenhund des Wirthschaflsbesitzers Dachsel in Neukirchen 3 an dere Hunde gebissen und ist Tags darauf erschossen worden. Bei der durch den Bczirksthierarzt ge schehenen Section des Hundes haben sich verschie dene Merkmale der Tollwuth gezeigt und sind des halb die erforderlichen Sicherheitsmaßregeln er griffen worden; dieselben erstrecken sich diesmal nicht allein auf das Dorf Neukirchen, sondern wie von der Regierungsbehörde neuerdings angeordnet worden, auf den ganzen Bezirk des Königl. Ge richtsamts Wilsdruff. — Am 9. Januar Nachmittags 3 Uhr hat sich im Scharfeschen Stcinbruche eine unterhöhlte Wand losgelöst und den Wirthschaftsbesitzer Weichold aus Helbigsdorf, welcher dort als Steinbrecher beschäf tigt war, verschüttet, was dessen sofortigen Tod zur Folge hatte, indem der Schädel vollständig zerquetscht war. — Die Einweisung des neuen Bürgermeisters un serer Stadt, Herrn Liesche, erfolgt den 18. d. M. Vormittags 11 Uhr auf hiesigem Rathhause durch Herrn Amtshauptmann v. Vieth. — Nach langen Leiden starb am 3. d. M., 64 Jahr alt, Herr Steinert, Superintendent der Epho- rie Dresden II. (wozu auch Wilsdruff gehört), ei ner der begabtesten und beliebtesten KanzclrednerDrcs- den's. Wir erinnern uns, daß vor 15 bis 20 Jahren die Frauenkirche die Menschenmenge ost nicht fassen konnte, die herbeiströmte, wenn Herr Steinert pre digte. Sein Tod erregte überall lebhafte Theil- nahme, die sich auch beim Begräbnisse, am 7. Jan., bekundete. — Die Leitung der Ephoralgeschäfte hat einstweilen der Superintendent der Ephorie Dresden 1., Consistorialrath Dr. Kohlschüttcr, über nommen. — Cine gefolterte Seele. Novelle von Otto Schreyer. (Fortsetzung). „Stellst Du diese fürchterliche Bedingung nur, um das Duell zu vermeiden?" „Hältst Du mich für feig?" brauste Sternau auf. „Nein, durchaus nicht." „Die Chancen sind gleich, das Loos kann mich ebenso gut treffen." „Ich bereue jetzt, daß ich diesen traurigen Auf trag übernommen, denn diesen Antrag hätte ich von Deiner Seite nicht erwartet." „Und Buchner wohl auch nicht", höhnteSternau. „Ist Dein Entschluß unabänderlich?" „Unabänderlich!" „Gut denn, so will ich Buchner die Botschaft überbringen." Mit einer frostigen Begrüßung verließ Stern fels das Zimmer. Die Straße entlang gehend kam ihm Buchner entgegen. „Nun, hat er die Forde rung angenommen?" fragte er den Freund aufgeregt.