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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Noffen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, den 26. Januar l866. 4. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Non dieser geitsckrtft erscheint alle Freitage «ine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt 10 Na? und ist vorauszubezablen. Sämmllicht Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Ankuaen sollen, «erden in Wilsdruff sowohl ii« der Red°-.i°n>, als auch in der Drucktet d Bl. in Meißen bi« längstens Donnerstag VormMaas 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortig^ Beiträge, welche der Tend-nz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. Die Nedaetinn. Umschau. Der Januar geht zu Ende und wir haben noch immer Regen und Sonnenschein; Kalte und Schnee scheint's dies Jahr gar nicht zu geben. Es ist ein Winter wie im südlichen Italien. Die Knos pen des Flieders beginnen aufzubrechen, die Gärten werden grün und das Alles im Januar. Mancher alte erfahrene Mann schüttelt den Kopf — was soll daraus werden? . Wer jetzt noch an den 100jährigen Kalender glaubt, dem ist freilich nicht zu helfen. Man ver gleiche einmal die verkündigte Witterung dieses Win ters mit der Wirklichkeit und man wird fast immer das Gegentheil finden. — Die Stürme dieses Monats haben auf dem Meere fürchterlich gehaust und die Zahl der untcr- gegangenen Schiffe beträgt gegen 400. Wie viel Menschenleben find da verloren gegangen. Das Schicksal vieler Schiffe ist uns ganz unbekannt und die Sorge und Angst der Angehörigen von Passagieren dauert Monate; einige haarsträubende Ünglücksfälle werden aber jetzt schon berichtet. Einer der schönsten englischen Dampfer, London, wurde auf der Fahrt nach Australien unweit der spani schen Küsse vom Sturme gepackt, der die Rettungs boote wegriß und das Schiff nach und nach zer trümmerte. Nur 19 Mann retteten sich in einem Kadne, die übrigen 270 fanden den Tod in den Wellen. — Nach den Stürmen der letzten Tage können wir noch mehr Hiobsposten erwarten. — Das neue Jahr laßt sich an, als wolle die amerikanische Union künftig die erste Geige spielen. Man höre, wie ihr Minister Seward dem Napoleon, der das europäische Eoncert zu leiten gewohnt ist, aufspielt. Er erklärt ihm (in einer Depesche) sehr freundlich 1) wenn er seine Truppen aus Mexiko nicht zurückziehe, so sei ihm die Freund schaft gekündigt; 2) Amerika werde den Kaiser Maximilian auch dann nicht anerkennen, wenn Napoleon seine Hand von ihm abziehe; 3> er gebe überhaupt keinerlei Versprechen, das mexikanische Kaiscrthum ungestört zu lassen. — Darüber find die Diplomaten einig, daß Na poleon in der mexikanischen Angelegenheit sich stark verrechnet hat. Er war fest überzeugt, daß die Vereinigten Staaten aus den Leime gehen würden und nun fängt der Präsident (der ehemalige Schnei der) schon an, seine Befehle nach Europa zu schicken. Andere Könige reiben sich die Hände, daß dem klu gen Mann an der Seine auch einmal etwas Mensch liches pasfirt ist. — König Leopold von Belgien scheint schon lange der Meinung gewesen zu sein, daß der Thron seines Schwiegersohnes in Mexico auf Sand ge baut sei. Das Erbtheil seiner Tochter Charlotte, der Kaiserin, hat er wenigstens ganz sicher in Eu ropa angelegt und Sorge getragen, daß kein Heller davon über'S Wasser geht. Dieses Erbtheil soll an 20 Millionen Franks betragen. -- Früher wußte kein Mensch von Trichinen etwas und jetzt wird jede Woche ein Trichinenschwein ent, deckt; so jetzt in Kiel eine gewaltige Sau. Merk würdig ist dabei, daß die Ferkel, die sofort auch geschlachtet wurden, ganz frei von Trichinen waren. Mittels des Mikroskops konnten alle Besucher die Trichinen in dem frischen Fleische ei kennen. — General Prim scheint nun doch gezwungen worden zu sein, die portugiesische Grenze zu über schreiten. Wer seinen und den Marsch seiner Ver folger auf der Karte studirt, wird finden, daß man alles Mögliche gethan hqt, um den Revolutionär Nicht zu erwischen. —- <