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für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebeuleh« und die Nmgegenden. Freitag, dm l5. Ium l86b Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Loreuz. Äml 8 klall für das Königl. Verichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Von dieser Hettschrtft erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Dterteljadrgang beträgt tü Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Gämmtliche König!. Postämter nebmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Drück erscheinen sollen, werten in WilSdruss sowohl (in der Redaclion), als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz d«S Blatte» entsprechen, mit großem Dante angenommen, nach Befinden honorirt. Die Redactiou. u m sch a u. Die Vorgänge in Holstein haben nun doch den Bruch zwischen Preußen und Oesterreich herbei- geführt. Ersteres sah in der Einberufung der hol steinischen Stände eine Verletzurft; der Uebcreinkunft von Gastein, betrachtete sich auch nicht mehr daran gebunden und erklärt, eine gemeinsame Regierung für beide Herzogthümer Herstellen zu wollen, wie sie vorher bestand. Da Oesterreich verweigerte, darauf einzugehen, auch die Einberufung der Stände nicht abbestellle, so marschirten die Preußen, 20,000 Mann stark, von Schleswig her in Holstein ein. Gablenz zog seine 3800 Mann um Altona zusammen und als auch hier die Preußen cinrückten, ging er über Hamburg, Hannover und Kastel nach Oesterreich zurück, genau denselben Weg, den die Sachsen nebmen mußten, als Oesterreich noch mit Preußen zusammen auf die Mittelstädten losschlug. Der Herzog Friedrich folgte den abziehenden Oesterrei chern auf dem Fuße, weil er keinen Augenblick vor Verhaftung sicher war. Unterdessen wollten die Stände in Itzehoe ta gen, fanden aber den Saal geschlossen, sowie die Kirche, in welcher sie vor Beginn der Sitzungen dem üblichen Gottesdienste beiwohnen wollten. Der Landtagscommissar, Regierungsrath Lesser, war in der Nacht verhaftet worden, um jede Versammlung unmöglich zu macken. Die Stände haben Prolest erhoben, woran sich aber General v. Manteuffel nicht kehrt. Die Mitglieder der Civilregicrung sind entlassen und preußenfreundliche dafür eingesetzt, an ihrer Spitze der bekannte Baron Scheel-Plessen. Oesterreich hat nun seinen Gesandten in Ber lin, Grasen Karolyi, abberufen und dem preußi' scheu Gesandten in Wien, Freiherrn v. Werther, seine Pässe zugeschickt. Ob die Mittel- und Kleinstaaten in den un ausbleiblichen Krieg verwickelt werden, wird von der Haltung des Bundestages einem österreichische» Anträge gegenüber, das gesammtc Bundesheer mobil zu machen, abhängen; natürlich würde der Bund dann in erster Linie gegen Preußen vorrücken müssen. Die Abstimmung soll heute, Donnerstag, stattsinden; doch hat der preußische Gesandte gegen den Antrag wegen eines Formfehlers proteflirt. Jetzt kennt plötzlich Oesterreich den Bund wieder, den es so lange mit Preußen gemißhandelt hat, jetzt, da ihm das Bundesheer sehr erwünscht käme. Möge eS die Suppe, die cs allein einqebrockt, auch allein ausessen! Das ist unsere Ansicht. — Italien scheint mit seinen Rüstungen auch fer tig zu sein. Der König, der den Oberbefehl über nimmt, wollte den 14. zur Armee abreiscn; Gari baldi ist in Genua angekommen und sofort nach Como weiter gegangen. In den Grenzstädten wim melt es von Rothbemden, mit denen Garibaldi wahrscheinlich einen Einfall in Tyrol versuchen wird. AuS Egypten sind 600 Italiener cingetroffen, die unter Garibaldi fechten wollen, und haben noch ISO Araber mitgebracht. — Prerkhen ist nun mit seinem Bundesrcform- planc herausgerückt. Wir heben beute das Wich tigste daraus hervor: Oesterreich wird auS Deutsch land hinauszeworsen; die deutsche Marine kommt ganz in preußische Hände; das Commando über das Mililair erhält im Norden der König von Preu ßen, im Süden der König von Baiern. Eine Anzahl wichtiger Gegenstände wird den Einzel, sürstcn entzogen und nur vom Bunde aus geord net; wie Eisenbahnen, die über das Einzelgebiet