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Wochenblatt Wilsöruff, Tharand, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für -as Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freilag, den l7. Lugufl l866. 33. Verantwortlicher Redactcur und Verleger: A. Lore uz. Bon dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage «in« Nummer. Der Preis für den Vterteljadrgans^ l°Na° und ist lebesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf »^ An,, welch« im nächsten Stück erscheinen sollen, «erden in Wilsdruff s-«°hl si» der R-d-ction), -tl auch in d,r Druckerei d. Bl. in Meißcn bi» längsten« Donnerstag Vormittag« S Uhr erbeten, Jnscrate nur geg« sofortig« Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz d.« Blatt.« entsprechen, mit grotzem Dank« ""genommen, nach Befinden honorirt. Umschau. Sachsens Zukunft. Seitdem die Bedingungen bekannt geworden swd, unter welchen Preußen und Oesterreich Frieden schließen wollen, wächst die Besorgniß, was aus Unserem Vaterlande werden soll, von Tag zu Tage, und was von Unterhandlungen in's Publicum dringt, ist nicht geeignet, diese Besorgnisse zu zerstreuen über nur zu vermindern. Wir sind in einer ganz andern Lage, wie die Bewohner der übrigen von Preußen eroberten Lander. Mögen auch einzelne Hannoveraner um Erhaltung ihres Königshauses in Berlin bitten: das Volk hat dort unter der Wirth- schaft einer Adclspartei, die sich die Blindheit deS Königs zu nutze machte, so viel zu leiden gehabt, daß es der Einverleibung in Preußen mit Rube rntgegensieht; ja aus der hannöverschen Provinz Dstfriesland ist sogar eine Adresse nach Berlin ge- Sangen, die den Wunsch ausspricht, anncctirt zu werden. Noch weniger Bedauern erregt der Kur fürst von Hessen, der sein Volk seit Jahren gerade- ju gemißhandelt hat, und ebensowenig der ganz in den Händen der Jesuiten befindliche Herzog von Nassau. Sachsen aber hat einen Fürsten, der seit l2 Jahren das Land wie ein Vater regierte, und sich nicht blos die innigste Liebe seines Volkes, sondern auch die Hochachtung aller Fürsten und Völker erworben hat. Darum möchte wohl die Zahl derer, die eine Einverleibung Sachsens in Preußen wünschen, eine verschwindend kleine sein. Aber durch den Art. 5 der Friedenspräliminarien erhält Preußen daS Recht, Sachsen in den norddeutschen Bund aufzunehmen und die nähern Bedingungen mit un serm Könige selbst zu ordnen. Schmeichelten wir M vorher damit, daß Sachsen die Militärhoheit in der Weise abzutreten hätte, wie früher Altenburg und Coburg es freiwillig grthan haben, so lassen sich setzt gewichtige preußische Stimmen vernehmen, die damit lange nicht zufrieden sind. Die sächsische Armee, heißt es, die beste von allen Mittelstaaten, hat dir Stärke eines preußischen Corps; da man in Berlin recht wohl weiß, welche Gesinnungen das sächsische Volk und die Armee für Preußen hegen, so darf die sächs. Armee nicht in Sachsen bleiben, sondern dieses Land, das nach Süden hin eine von der Natur geschaffene Grenze hat, muß von Preußen besetzt werden. Dadurch erhält Preußen eine gute Grenze, Berlin wird in Dresden ver« theidigt. Gerüchte ließen schon das preuß. CörpS bestimmt sein, das zur Besatzung Sachsens dienen sollte, während die sächsische Armee ihre Garnisonen in Ostpreußen erhielte. Um nach Süden hin voll ständig gedeckt zu sein, beabsichtige Preußen, Dres den jit einer Festung zu machen; zu einer Festung, wie sie den neuen, weittragenden Geschossen ent spricht, mit großartigen Forts in 2 bis 3 Stunden Entfernung vor der Stadt. Zur Erhaltung der von Sachsen zu stellenden Truppen wollte sich die preußische Regierung auch nicht auf sächsische Bei träge verlassen, sondern die Einnahmen aus dm Zöllen, der Post, den Eisenbahnen und Telegraphen dazu verwenden. Wird unser König solche Beding ungen eingehen? Wir glauben es nicht. Welche- Gefühl müßte es für ihn sein, die Pickelhauben vor seinem Schlosse zu sehen; auf dem Wege nach Pillnitz preußische Schanzen zu passiren? Und waS würde der Kronprinz dazu sagen, der eben erst mit dem höchsten österreichischen Militär-Orden geschmückt worden ist? Nimmt aber der König diese Beding» ungen nicht an, so kann Preußen unser Land nicht etwa annertiren, sondern es droht blo-, Sachsen au-