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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebeulehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, den 2V. Juli l866. 29» Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Bon Lleser Zeltschrist erscheint alle Freitage «ine Nummer. Der Prei« für ten Vterteljahrgang beträgt lv Ngr. und ist jedesmal vorauSzudezahlen. Dämmltrche Äönial. Postämter nehmen Bestellungen daraus an. Knzeiaen, welch« tm nächsten Stück erscheinen sollen, «erden in Wilsdruff sowohl (in der Redaciion», ale auch in der Druckerei d. Bl. tn Meißen bt« längsten« Donnerstag Vormittag« 8 Uhr erdeten, Inserate nur gegen fosortig« Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Lendenz de« Blatte» entsprechen, mu großem Dante angenommen,nachBestndenhonortrt. gtcdaction Umschau. Ueber die Schlacht bei Königgratz gehen nun erst eine Menge Einzelheiten ein, die zum Theil die fürchterlichen Verluste und den Ausgang erklären. Besonders sind es die Berichte englischer Offiziere, die das größre Blatt der Well, die Times, auf den Kriegsschauplatz gesendet Hal, auS welchen man jirmlich sicher die Wahrheit erfährt. Preußische und österreichische Berichte werden immer mehr oder we niger gefärbt sein. Nachdem der Prinz Friedrich Karl am 2. Juli die Stellung der Oesterreich» erkundet Halle und aus den Verhauen und Verschanzungen ersah, daß dieselben eine Schlacht annehmen wollten, samle er noch in der Nacht «inen Olsizier an den Kron prinzen mit der Frage, ob und wann er ihn im Laufe des folgenden Tages unterstütz,n könne. Der Adjutant kehrte früh 4 Uhr mit der Botschaft zu rück, daß der Kronprinz Nachmittags 2 Uhr an der Schlacht theilnehmen könne. Prinz Friedrich Karl zog nun seine Armee näher heran und 6; Uhr siel der erste Schuß. Unter strömendem Regen setzten sich zwei Divisionen in Marsch, um die be« walleten Hügel zu ersteigen, die vor ihnen lagen, aber die österreichische Artillerie, außerordentlich gut bedient, richtete gräßliche Verwüstungen unter ihnen an. ZDirfer, Benatet, Mvkrowens und Dohelnitz, die in der Schlachllinie lagen, brannten und wur den von den Oesterreichcrn verlasten; düse zogen sich noch höher hinauf. Da die Preußen weder mit ihren Kanonen noch mil den Zündnadelgewehren gegen die durch den Wald und Verhaue vollständig gedeckten Oesterreich» etwas ausrichten konnten, wurde ein Bayonctlanzriff befohlen. Hier floß wodl das meiste Blut; das 27. Regiment drang 3000 Mann stark mit 90 Offizieren in den Wald und kam an der andern Seile mit nur 2 Offizieren und 3- bis 400 Mann heraus. Doch war auch mit diesem fürchterlichen Opfer noch nicht viel gewon nen; die Schlacht stand selbst dann noch, als dir Elvarmee unter Herwarth v. Bittenfeld den linken Flügel der Oesterreicher angriff. Die österreichische Artillerie riß tiefe Furchen in die Jnfanterücolonnen und höchst wahrscheinlich hätte die Armee des Prin zen Friedrich Karl den Rückzug antrelen wüsten, wenn nicht die Oesterreich» ihre Kanonen auf einer andern Seite gebraucht hätten. Der Kronprinz war so unvermulhct in die rechte Flanke der Oester reich» gefallen, daß seine ersten Kanonenschüsse bis in den Stab Benedek'ö reichten. Berge, ein tiefer Hohlweg und der Regen, der den Pulverdampf am Boden hielt, fallen die Annäherung der 2. Armee verdeckt. Die Armee des Kronprinzen hatte im Dorfe Lipa einen schrecklichen Kampf zu bestehen gehabt, hier waren die Hauser verdarritakirl, mit Schießscharten versehen, die Kanonen in Batterien gestellt, und sowohl sie wie tie Infanterie hinter Erbwerkcn postirt. Was Benedek zue Hand Haire, wurde dem neuen Feinde entgegengewarfen, aber es waren nur wenige Bataillone und der Obcr- general sah sich genölhigt, den Rückzug zu befehlen. Auf dem linken Flüg.l war Ärar Eiam tÄallas de- reils zurückgegangen, ohne die noch vor ihm kä n» pfenden Lachsen zu benachrichtigen. Diese, nun vbne jeden Anhalt, kämpften wie Verzweifelle gegen Herwarth v. Bittenfeld; der Kronprinz soll nahe daran gewesen sein, von preußischen schwarzen Hu saren gefangen zu werden, alö zu rechter Zeit die Garderciler herbeieilten und ihren Führer herauS- hieben. Die Stimmung der Sachsen soll eine sehr gereizte, besonders gegen Clam-Gallas sein; man