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10 wieder auf dem Wege der Ausgleichung. In Ca na d a, an der Nvrdgreuze der Bereinigten Staaten, hatten sich Hausen von Angehörigen des Südens gesammelt, welche durch Raubzüge in das Unions gebiet vom sicheren Boden des neutralen Canada aus ihren nördlichen Gegnern zu schaden suchten. Sie rechneten dabei theils daraus, daß die canadische Neutralität natürlich gegen Freischärler schwerer als gegen die Staatsmacht der Union zu handhaben war, tbeils aber auch aus die Eifersucht und Miß gunst der Canadier gegen die benachbarten Aankees. Wirklich erlebten sie den Triumph, daß, als eine Anzahl von Unen in Canada verhaftet und vor Gericht gestellt ward, das Gericht sie freisprach, da sie sich durch ihre Freischaarenzüge gegen Canada und seine Gesetze nicht vergangen hätten. Die Antwort aus diese Herausforderung war eine Pro- clamaüon des an der Norbgrcnze befehligenden amerikanischen Generals Dix, in welcher derselbe seine Unieibefehlsbaber anwies, bei der Versolgung der Frerschaaren die canadische Grenze künftig nicht mehr zu reipectiren. Indessen ist das Urtheil des canadiichen Gerichts von der höhern Behörde ver nichte! und die Wiederverhastung der sreigesproche- neu Freischärler angeordnet worden, und zugleich hat Präsident Lincoln die Ordre des Generals Dix mißbilligt und annullirt. Durch die ferneren Ver handlungen wird der Streik wobl deigelegt werden, da die Regierungen von England und Amerika aus gleich guten Gründen gleiche Abneigung vor einem Kriege haben. — Die in Prag erscheinenden Narodni-Listy be richten über eine fast unglaubliche M o rd g eschi ch te, welche sich in der verstossenen Woche auf der Straße gegen Podebrad zugetragen Haven soll: ,,Jn einem Wirlbsbause an dieser Straße saßen einige Fuhr leute ; einer derselben vermißte, als er zahlen wollte, seine Brieftasche, in welcher sich eine bedeutende Geldsumme befand. Da fragte dem heftig Er schrocknen ein junger Mann, welcher seit längerer Zeil abseits gesessen hatte, wie dieselbe ausgesehen habe, und als dieser sie beschrieb, übergab ihm der junge Mensch die Brieftasche, welche er auf dem Wege gefunden hatte, ohne eine Belohnung von 20 Fl., die ihm der Fuhrmann anbot, annehmen zu wollen, da er eben einen Lotteriegcwinnst gemacht habe. Dagegen nahm der redliche Finder das An erbieten des Fuhrmanns, aus seinem Wagen die Strecke bis Podebrad zurückzulegen, an. Bald dar aus, als der Fuhrmann mit seinem Begleiter sich entfernt hatte, gingen aus derselben Straße zwei Gendarmen, welche auf dem Wege häufige Blut spuren entdeckten. Eie gingen denselben nach und Hollen das Fuhrwerk ein. Da sie aber auf der Strecke vor dem Fuhrwerk die Blutspuren nicht mehr fanden, kehrten sie zurück, hielten das Fuhr werk au und sanden in einer Kiste eingepackt den Leichnam jenes jungen Mannes, den der Fuhrmann aus Dankbarkeit für die redliche Uebergabe des verlorenen Gutes ermordet hatte. Der Fuhrmann ward von den Gensdarmen dem Gericht über geben." — Dem General Sherman ist sein kühner Zug quer durch das feindliche Land gelungen. Er ist glücklich an die See gekommen und hat die Festung Savannah erobert, wobei er ISO Kanonen und 30,000 Ballen Baumwolle erbeutete; die Armee der Südlichen war Tags vorher still abgezogen. Unter wegs soll Sherman für 40 Mill. Dollars Baum wolle verbrannt haben, da er sie wegen Mangel an Transportmitteln nicht mitnehmen konnte. Im Nor den von Amerika ist großer Jubel; man hofft auf baldiges Ende deS Kriegs. — Unglück in Belgien. Der „Essener Ztg." wird geschrieben: Am 3. Januar trug sich auf der Steinkohlenzeche 8ainte Oaiksrine zu Oour eine schreckliche Explosion schlagender Weiter zu. Die Bergleute wollten eben von der Arbeit gehen, als plötzlich eine starke Säule brennenden Gases aus dem Hauplschachte hervorbrach, auf ihrem Wege Alles zertrümmernd, Maschinenbetrieb und die ganze Dachung zerberstend und mit der Schnelligkeit des Blitzes sofort das ganze Schachtgebäude in eine un- gedeucre Feuergluth verwandelnd. Das entsetzliche Schauspiel, das sich nun darbot, war unbeschreib lich;— herzzerreißender Jammer! Unten in der Tiefe der Grube waren 200 Bergleute unter Strömen Feuers begraben! Ungesäumt schritt man zu Rettungsversuchen. Der aus der Grube strömende Rauch war so dicht, daß die Ersten, welche einzufahren wagten, vor Furcht, den Erstickungstod zu erleiden, bald wieder ausfuhren. Nichts destomeniger begaben sich uner schrockene Bergleute an's Werk und waren so glück lich, bis zu der Stelle zu gelangen, wo ihre un glücklichen Kameraden auf dem Boden lagen. Nach Len neuesten Nachrichten hatte man 30 Arbeiter lebend auSgesördert. Die Rettungsarbeiten wur den fortgesetzt. — Die Bevölkerung der 13 größten Städte Sachsens am 3. December 1864: 18K4. 1861. Zunahme. Dresden 145124 I28I50 13,25 Proc. Leipzig 85791 78540 9,26 r Chemnitz 54879 45432 20,79 s Zwickau 22328 20478 9,04 S Glauchau 19219 16586 15,88 s Freiberg 18943 17560 7,88 s Meerane 15722 13626 15,38 L Zittau 14310 13063 9,55 S Bautzen 12358 11237 9,98 I Reichenbach 10983 10 >98 7,70 S Werdau 10567 9347 13,05 S Annaberg 10500 9710 8,13 s Meißen 10388 9886 5,08 - Locales. Die Wintervergnügungen unserer Kinder nah men ein schnelles Ende. Kaum waren Schlittenbahnen ausfindig gemacht, als kurz daraus das eingetretene Thauwetter die Freude der Kinder zu Nichte machte.