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Wochenblatt für WilsSrnff, Tharaud, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath dajelbst. Freitag, deil 28. DecemOer l866. 52, Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt 10 Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redactionj, als auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Juscrate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honortrt. Rkdaction. Umschau. Der Mörder Künschner ist von Sr. Majestät zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt worden. Allen denjenigen, welche in dem Hofe desGerichts- gebäudes die Hinrichtung erwarteten, wird der Augen blick unvergeßlich bleiben, wo der Telegraphen- beamte hercinstürzte und der hundcrtstimmige Ruf: Halt! halt! den Scharfrichter in seinem schrecklichen Werke einzuhalten zwang. Sogar Künschner rich tete seinen Kopf, soweit es ging, in die Höhe. — Der Telegraphenbeamte Vetters, dessen Aufopferung cs zu danken ist, daß die königliche Gnade nicht zu spät kam, hat eine Gratisication erhalten ; da gegen ist Untersuchung eingcleitet, um zu ermitteln, durch wessen Schuld die Depesche von Berlin nach Leipzig eine volle Stunde brauchte. — Die Dresdner Banquiers sind sehr böse, daß die Regierung die neueste Anleihe größtentheils aus wärts abgeschlossen hat. Diese Anleihe bietet näm lich dem Banquier sehr bedeutende Vortheile. Es ist bei dem jetzigen Stande der 3- u. 4procentigen Staatspapiere vorherzusehcn, daß die üprocentigen bald über 100 stehen werden, der Banquier hat sie aber zu 98z erhalten. — Großenhain, 19. December. Die in dem im Pfarrhofe zuPonikau neugegrabenen Brun nen am 8. d. Mts., Nachmittags 4 Uhr, infolge Zusammensturzes verschütteten Gebrüder Muschler sind durch die angestrengte Thätigkcit der Stein bruchsarbeiter, Gebrüder Hofmann aus Ortrand und dem Brunnenbauer Sonntag aus Kmehlen, heute Abend z7 Uhr und zwar noch am Leben herausbefördert und sonach gerettet worden. Die drei genannten Arbeiter haben die Rcttungsarbciten unter eigener Lebensgefahr ausgeführt, Die Geret teten befinden sich, wie sie auch selbst sagen, wohl, den Umständen nach, auch noch so kräftig, daß sie noch gehen können. Ihrer Erzählung nach haben sie die ganze schreckliche Zeit nicht geschlafen, die ersten drei Tage auch keinen Hunger verspürt, weil sie Labak gekaut; später sei täglich Wasser durch den Sand getröpfelt, was sie in dem bei sich ge habten Pfeisenküpfen gesammelt und getrunken haben. Der Raum, in welchem sie durch die Breterver- schalung zusammcngedrückt, sei so klein gewesen, daß Einer habe knien, der Andere kauern müssen. Fast unglaublich klingt cs, daß Menschen über II Tage lang in solcher Situation verleben können.— Aus Markranstädt vom 22. Decbr. wird berichtet: „Am 21, Decbr. Nachmittags ist der fünf zehnjährige Sohn des Gutsbesitzers Sperling in Neudölzig dergestalt verunglückt, daß er die steile und ausgelaufene Holztreppe beim Heuholen herab gestürzt ist, dabei aber der Strick, welcher beim Passiren der Treppe zum Anhalten dient, sich ihm um den Hals geschlungen und so ihn erdrosselt hat. Der Verunglückte wurde mit dem Kopf nach unten, das Strickende mit der linken Hand fest gepackt, neben dem Kopfe das herabgeholte Bündel Heu, auf jener Bodentreppe liegend aufgefunden. Wie derbelebungsversuche blieben ohne Erfolg. Allgemein ist die Theilnahmc für die Hinterbliebenen bei diesem so seltenem Unglücksfall/' Aus einer Rede des Grafen Bismark über den Nikolsburger Friedensschluß entnehmen wir, daß Frankreich einen starken Druck ans Preußen aus übte. Jedenfalls ist Napoleon die Ursache, daß Preußen auf die Mainlinie beschrankt blieb, wie er cs durchsetzte, daß Bismark versprechen mußte, in Nordschleswig abstimmen zu lassen. Gegen Oest reich und Frankreich zugleich Krieg zu führen, sei