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3L2 und Ernährer zu den Ihrigen in die Heimath zu- rückziehen zu lassen, wird ein Freudenruf durch das ganze Land gehen und ver Name eines hochherzigen Königs von neuem aus Tausend und aber Tausend Mund gepriesen werden." — Die „Leipziger Zeitung" bringt jetzt fortlaufende Artikel über Oesterreich und seine finanzielle Zukunft. Der Verfasser ist jedenfalls mit den österreichischen Verhältnissen sehr vertraut; er weist nach, wie Oesterreich seit lange rückwärts geht, wie das Volk verarmte und der Staal allmälig eine ungeheuere Schuldenlast sich aufbürdete. Das einzige Ret- tungsmiltel sieht der Verfasser in einer Zwangs- anleihe bei der Geistlichkeit in Höbe von 4 bis ö Hundert Mill. Klöster und Geistlichkeit besitzen Grund und Boden im Werlhe von 1100 bis 1200 Mill, und jedenfalls auch hübsche Baarvorräthe. Die Aufhebung der Klöster, nach unserer Ansicht ein noch viel wirksameres Mittel, scheint der Ver fasser nicht zu befürworten. ES ist blos zu bedauern, daß diese Aufsätze nicht 5 Monate früher erschienen sind; die sächsi sche Regierung hätte dann vielleicht auch gesagt, wie Kaiser Napoleon, als ihm ein Bündniß mit Oesterreich angcboten wurde: Ich kann mich nicht mit einem Leichnam verbinden.— Nicht immer reinigen große Gewitter die Luft. Auf den Grenzen zwischen Böhmen und Schlesien ist Stickluft, die Blitze fliegen hin und her und jeder österreichische Blitz züngelt nach der preußischen Spitze wie nach einem Kirchthurm. Der Verkehr zwischen den Grenzbewohnern ist sehr ins Stocken gerathen und die Häuser und Grundstücke an den Grenzen sind um halbes Geld zu haben; denn hüben wie drüben herrscht der Glaube: es geht bald wieder los. Die Oestcrreicher bleiben übrigens dabei: nur die Zündnadeln sinds, die uns über wunden haben! — Und daß ist ein Unglück für sie; denn cs giebt in Oesterreich ganz andere Dinge zu erfinden und zu verbessern, als die Drcyse'sche Nadel. — Die Schlüssel zu den Schulhäusern des Volks in Oesterreich halten die Männer des Concordats in den Händen. Sie geben sie nur solchen Leh rern, die sie gezogen und geprüft haben. Darum liegt die Bildung des Volks so im Argen. Die Stadt Wien wollte ein Lehrerseminar gründen und gut ausstatten, der päpstliche Nuntius in Wien hat aber dagegen protestirt und die Regierung hat die sem Proteste zugestimmt. In Prag dagegen durf ten die Jesuiten unter dem Schutze des Erzbischofs ein Gymnasium errichten, obgleich die Stadt ener gisch protestirt.— Die Jesuiten haben einen sehr warmen Em pfang in Prag gefunden. Das Ständchen, das ihnen gebracht wurde, war eine Katzenmusik und statt Blumen und Kränze warf man ihnen Steine. In den Böhmen steckt immer noch ein Stück von den alten Hussiten. — Kein Land hat aber auch mehr Ursache, den Jesuiten gram zu sein, als gerade Böhmen. Ohne diese stände Böhmen wahrschein lich auf gleicher Bildungsstufe mit Sachsen. Aber die Jesuiten haben vom Beginne des 30 jährigen Krieges an mit der evangelischen Lehre zugleich alle Culturkeime auSgerottet. Die Führer auf das Schaffst schleppen und das Volk mit Hunden in die Messe Hetzen, das waren die Mittel, durch welche das unglückliche Land wieder katholich geworden ist. Eine sehr denkwürdige Aeußerung vernahm ick von einem alten russischen Offizier, der sich in Wies baden als Curgast aufhält. Er hatte die Kriege von 1812— 15 mit Auszeichnung mitgemacht u. interesfirte sich lebhaft für alles Militärische. Er ging Anfang« Juli nach Frankfurt, um sich dort und in der Um gegend die Bundesarmee anzusehen. Als er zu rückkehrte, fragte ich ihn, was er davon halte. „Sie wird geschlagen" sagte er kurz. — Aber, wandte ich ein, es find doch 130,000 Mann, das 5. und 8. ArmeecorpS zusammen, und die süddeutschen Sol daten find tapfer. — Gewiß, das weiß ich alle«, sagte der alte würdige Herr, aber erlauben Sie mir ein Gleichniß. Sie wollen ein Diner (MittagSeffen) geben, Sie kaufen die feinsten Rohstoffe, die deli katesten Speisen auf dem Markte bei dem Delikatessen händler, in der Wild- und Geflügelhalle, bei dem besten Metzger und bei dem ersten Fischhändler der Stadt. Es ist alle- vortrefflich. Dann aber be gehen sie den verhängnißvollen Fehler und übertragen die Zubereitung nicht Ihrem Koch, sondern Ihrem Kutscher. Seh'» Sie, das von diesem Kutscher ver dorbene Essen — das vortrefflichste Material, ver hunzt und unbrauchbar gemacht durch unkundige Hände — das ist die ReichSarmee. — Das ist traurig, sagte ich. — Aber wahr, sagte der Russe. - (Grenzboten.) In Folge der vielen Soldaten-Exceffe in Bayern hat das Kriegsministerium die gute Beifügung ge troffen, daß Soldaten, welche mit gezogenem Säbel an einem Raufhandel Antheil nehmen, neben der verwirkten gesetzlichen Strafe „der Auszeichnung deS Säbeltragens außer Dienst auf unbestimmte Zett" verlustig gehen. Diese Strafe wird, wenn die Person des CravallerS nicht ermittelt wird, aus die betr. Compagnie, Abtheilung «. s. w. ausgedehnt. — Am besten freilich wäre es, die Soldaten trügen keinen Säbel außer Dienst; es würde weniger Rau fereien geben und wäre jedenfalls ritterlicher, wenn der Soldat keinen Vortheil vor seinem Gegner voraus hätte. — Der 26,000 Acker haltende Schmalkaldener Wald ist die Prämie, welche Preußen dem Herzog von Gotha für seine rasche Parteinahme zahlt. Die Einkünfte dieses Waldes fließen, wie zu lesen, vom 14. Oktober an in die Gothaische Staatskasse; den Schmalkaldenern schneidet aber diese Prämie tief in« Herz und in den Geldbeutel. — Kaiserin Eugenie hat der Jungfrau Maria in Notre Dame eine prachtvolle goldne Ampel für die Genesung de» Kaisers gewidmet. Dem Grafen Bacciochi hat sie ein Reliquienkästchen geschenkt, worin ein Stück von dem Schleier der Jungfrau Maria, ein Stück von der Windel des Heilands und dergl. enthalten war und das ihr bei ihrer Niederkunft sehr gute Dienste gethan habe. Dem