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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Ä m t 5 s> t a l t für das Königt. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. HF ckreitag, den 12. Oktober 1866. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zettschrtst erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Bierteljahrgang bekL-r lv Ngr. und ist rede-mal vorauSzubezahlen. Sämmtltche Königl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Nn-etaen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl itn der Redactton), al- auch tn der Druckerei d. Bl. in Meißen bi» längsten- Donnerstag Vormittag- 8 Uhr erbeten, Inserate nur -ege» sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blatte- entsprechen, mit großem Dankt »»genommen, »ach Befinden honorirt. Umschau. Endlich kommen wieder hoffnungsreichere Bot schaften auS Berlin. Der Friede soll dem Abschlusse nah», einem Gerüchte nach sogar am 10. bereits abgeschlossen sein. Die Verhandlungen sind in der letzten Zeit so still betrieben worden, daß über di« Bedingungen noch nicht daS Geringste verlautet. — In Berlin soll ein großartiges Dankfest gefeiert werden, aber erst dann, wenn mit allen Staaten, auch mit Sachsen, Frieden geschloffen ist. Die evang. Kirchenzeitung hört nun, daß die Feier auf den 18. Octbr. festgesetzt ist. Man muß also Aus sicht haben, daß bis dahin auch der Friede mit Sachsen fertig wird. — Die Lage unserer Soldaten in Oesterreich wird immer trauriger, je naher der Winter rückt. Man bedenke nur, daß es doch meist arme Leute sind, die auch von Hause aus nicht viel Zuschuß erhalten können, wie sollen sie mit ihrer Löhnung in einer ausgesogenen Gegend auskommen. Dazu müssen viele die kalten Nachte in Scheunen zubringen; darf man sich wundern, wenn der Typhus um sich greift? Einem Brief« nach liegen von einer Com pagnie allein 58 Mann daran. — Bon Chemnitz aus wird eine Petition an den König gerichtet, worin um schleunige Zurückführung unserer Soldaten gebeten wird. Es heißt darin: „Wir nahen Ew. Maj. im Namen der Bätcr, Mütter, Gatten, Brüder und Schwestern unserer braven Soldaten und bitten Ew. Maj. um Ent lassung derselben aus einem Lande, dessen undank bare Bevölkerung sich nicht nur erkühnt, ihre mili tärische Ehre schnöde anzutasten, ihre religiösen und sittlichen Gefühle auf's Tiefste zu verletzen, sondern .hnen auch die nackte Nothdurft und Pflege versagt oder nur widerwillig gewährt; wo sie den Unbilden der Witterung und allen Gefahren der vorrückenden Jahreszeit im freien Felde auSgesetzt sind. Auch daö Mutterkerz würde aber in Sachsentreue die Thräne um das im Kampfe gefallene, in fremder Erde namen- und erinnerungslos verscharrte Kind zer drücken; auch der Seufzer und Klagen der Kran ken, Verstümmelten und Verkrüppelten, der Dar benden würde nicht geachtet werden, wenn ein ferneres Verbleiben derselben außerhalb des von fremder Macht besetzten Vaterlandes einen billigern, friedlichen Ausgleich erhoffen ließe; die tägliche Er fahrung aber erhöht nur die Befürchtung deS Ge gentheils. Zwar haben wir uns zu dem väterlichen Herzen Ew. Maj. versehen, daß nichts unterbleiben werde, was das Loos unserer armen Landeskinder lindern könne; mit Stolz und Dank haben wir eine edle Fürstin selbst an das Lager der Siechen Trost und Spende bringen sehen; aber nicht minder beklagenSwerth sind die daheim darbenden Mütter, denen der Arm deS Sohnes, die verlassenen Frauen und Kinder, denen der rechte sorgende Ernährer fehlt. Wetteifernd haben Behörden und edle Menschen freunde auch ihrer Noth zu steuern gestrebt und noch versiegt der Quell der Bruderliebe nicht ganz; doch die Noth wächst mit dem nahenden Winter, die Unentschiedenheit der Zukunft liegt lähmend auf allem Verkehr, die langbewährte Opferfreudigkeit versiegt, die schweren auf den unterstützungsbedürf tigsten Orten lastenden Einquartierungen lassen nur noch daS Gesetz der Selbstcrhaltung gelten; und so umflort sich unser Blick, ob er nach der Heimath, ob nach unsern sieben im Auslande gerichtet ist. Möchte darum Ew. Maj. unsere, auS des Herzens Tiefe kommende Bitte erhören!'An dem Tage, wo es Ew. Maj. gefallen wird, unsere Kinder, Brüder