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für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 31. Dienstag, den 4. Juli 1876. Von dem unterzeichneten Gerichts-Amte soll den 1«. Juli 1876 das dem Holzhändler Ferdinand Damm in Helbigsdorf zugehörige Grundstück Nr. 348a des Flurbuches und Fol. Nr. 56 des Grund- und Hhpothekenbuches für Grumbach, welches Grundstück am 4. Mai 1876 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 475 Mark —- gewürdert worden ist, an hiesiger Amtsstelle nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezug nahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 8. Mai 1876. Königl. Gerichts Amt allda. — vr. Gangloff. Auetionsbekänntmachnng. In dem zum Vermögen des Schnittwaarenhändlers Herrn August Fritzsche in Reinsberg, in Firma H.. I'ritssoke, eröffneten Creditwesen soll den achtzehnten Juli 1876 und die folgenden Tage, jedesmal von Vormittags 9 Uhr an, das vorhandene gut assortirte Waaronlager, welches Klei derstoffe in Lüstre, Ganz- und Halbwolle, Thibet, Rivs, Barege, Halbseide, Lama, ferner Stoffe in Köper, Flanell, Moirs, Piqus, Mull, Bettzeuge, Jnlets, Shirtings, Barchente, Kattun, Leinwand, ingleichen Röcke, Jacken, Jaquets, Tücher in allen Sorten, Schürzen, Shwals, Strümpfe, Unterkleider, Westen, Kragen, Hemden, Vorhemdchen, Handschuhe, Gummi- und Filzschuhe, Hosenstoffe, weiter Garne, Band, Schnüre, Quasten, Franzen, Spitzen, Zwirn, Knöpfe, Nadeln u. s. W. u. s. w. in den verschiedensten Mustern enthält, nebst der Ladeneinrichtung und verschiedenem anderen Geräthe, a-uch einer Partie leerer Kisten, in dem Leute rischen*) Gasthofe zu Reinsberg, welcher nur wenige Schritte vom Hause Herrn Fritzsches entfernt ist, öffentlich meistbietend versteigert werden, was unter Bezugnahme auf das in gedachtem Gasthofe und am Ge- richtsbrete aushängende specielle Verzeichnis von welchem auch gegen Erlegung der Copialien Abschrift ertheilt wird, hier durch bekannt gemacht wird. Nossen, den 21. Juni 1876. Königliches Gerichtsam. Weidauer. *) Nicht wie im ersten Abdrucke gesagt war: im „Rüfselschen Gasthofe". Tagesgeschichte. Wilsdruff, 3. Juli 1876. Dem Steuer-Einnehmer Herrn Peter Frenzel allhier ist das Verdienstkreuz verliehen worden. Dresden, I. Juli. Der feierliche Schluß des Landtags ist heute Mittag 1 Uhr im k. Schlosse durch den König erfolgt. Dresden, 29. Juni. In einer kurzen Nachmittagssitzung be schäftigte sich die 2. Kammer mit mehren thcils aus dem Vercinigüngs- verfahren, theils aus einer ersten Berathung der andern Kammer an sie zurückgelangenden Gegenständen. Rücksichllich der Eisenbahnpe titionen trat sie den Beschlüssen der 1. Kammer bei, wonach auch die Petitionen, welche die 2. Kammer wärmer empfohlen hatte, der Re gierung lediglich zur Kenntnißnahme überwiesen werden sollen. Die Negierung hat übrigens die Anstellung von Erörterungen wegen Ausführung dieser Bahnen zugesagt. Meißen. Aus Anlaß des am 28. d. stattgefundenen Besuches des Königs in der Industrieausstellung waren die städtischen öffent- "Hen Gebäude geflaggt. Der Strike der Weber in Großenhain ist nunmehr zu Ende. Unter Nachlaß von IO"/«, des Arbeitslohnes (also zu dem von dem Fabrjka„^yerxjrw ursprünglich vereinbarten Satze) haben sämmtliche Arbeiter, über 2000 an der Zahl, ihre am 27. Mai eingestellte Arbeit Wieder ausgenommen. Es ist das der bedeutendste Strike gewesen, der IN den letzten Jahren in Deutschland stattgefunden hat. Die Ar beiter haben während dieser Zeit einen Arbeitslohn von 75,000 M. versäumt, die Fabrikanten durch den Stillstand der Etablissements gleichfalls «inen erheblichen Schaden erlitten. Im Dorfe Wehlitz bei Schkeutitz ist am 30. Juni die dem in Leipzig wohnenden Dachpappenfabrikant Weber zugehörige Pappen mühle niedergebrannt. Das Feuer brach während der Arbeitszeit plötzlich aus und griff mit so rasender Schnelligkeit um sich, daß die Gebäude vollständig ciugcäschcrt, auch bedeutende Vorräthe mit vernichtet wurden. Eine Frau, die sich vor den Flammen aus der ersten Etage nicht mehr die Treppe hinab retten konnte, wagte den Sprung durchs Fenster, büßte aber hierbei das Leben ein. In Mittel- und Süddeutschland lauten die Erndteaussichten, mit Ausnahme des Obstes, befriedigend. Auch die s.Z. durch Nachtfröste stark mitgenommenen Roggensaaten haben sich merklich erholt, so daß man sich noch einen Mittelertrag verspricht. Es ist die Wahrnehmung gemacht worden, daß einzelne Personen und ganze Familien aus dem Auslände, welche sich früher des billigen Lebens halber in Deutschland aufzuhaltcn und da ihr Geld zu ver zehren pflegen, jetzt nach französischen Städten ziehen, wo ste angeb lich in Bezug auf Kleidung, Wohnung und theilweise auch Lebens mittel wohlfeiler als in Deutschland einen bescheidenen Haushalt führen können. So soll allein Dresden in den letzten Jahren 400 fremde Familien verloren haben. Das wäre in der That ein schlimmes Zeichen; denn es hält schwer, einen einmal verlorenen guten Ruf wieder herzustelleu und eben so schwer, eine verstopfte nationale Quelle wieder flüssig zu machen. Serbien spielt mit dem Feuer auf die Gefahr hin, daß im nächsten Augenblick die Hellen Flammen emporschlagen. Der Krieg mit der Türkei gilt als unvermeidlich. Das ganze Land ist ein Kriegslager. Die Ministerien sind verödet, die Gerichte verwaist, da nur bei jedem Krcisgerichte je ein Richter zurückblieb. Die Beamten wurden theils den Artillerie-Regimentern, theils dem Fuhrwesen und der Intendantur der Armee zugetheilt. Alle Studenten stehen bereits unter den Waffen und die im Auslande studirenden Serben stellen sich in Belgrad, von wo sie unverzüglich zur Südarmee abgehen.