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Militairpflichtige, welche sich freiwillig zu einer 4jährigen activen Dienstzeit bei der Cavallerie verpflichten, erlangen nach z 21 der Wehrordnung die Vergünstigung, daß sie anstatt 5 Jahre nur 3 Jahre in der Landwehr zu dienen haben. Zum Eintritt als 4jährig Freiwilliger bei der Cavallerie ist aber die Einwilligung des Vaters bez. Vormundes beizubringen. Meißen, am 21. März 1876. Der Civil-Vorsitzende der Königlichen Ersatz-Commission des Aushebungs-Bezirks Nossen. Schmiedel. Von dem unterzeichneten Gerichtsamt sollen den 12. Mai d. I. die der Anna Christiane Siegert geb. Lange zugehörigen No. 19, 42 und 43 des Grund- und Hhpothekenbuches für Kleinschönberg, welche Grundstücke am 24. Februar 1876 ohne Berücksichtigung der Oblasten und zwar §o1. 19 auf 4662 Mark —„ - 42 - 90 - —„ - 43 - 240 - —„ gewürdert worden sind, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aus hängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 7. März 1876. Königl. Gerichts-Amt. vr. Gangloff. Anzeige und Dank. Die im vergangenen Winter für hiesige Arme veranstaltete Haussammlung hat einen Reinertrag von 165 Mark 75 Pfennigen er geben. Davon sind 139 Mark 50 Pfennige an 37 ältere Arme und 26 - 25 - an zwei arme Confirmanden 165 Mark 75 Pfennige 8a. nts. zur Vertheilung gekommen. Ferner konnten durch die im Laufe der vorigen Woche für die Brandcalamitosen iu Altenberg vorgenommene Hauscollecte 161 Mark 40 Pfennige an das dasige Hilfscomit« zur Absendung gelangen. Indem wir im Namen der Unterstützten allen den edlen Gebern unseren herzlichsten Dank andurch aussprechen, bemerken wir zu gleich noch, daß die speciellen Verzeichnisse der Beiträge zu Jedermanns Einsicht in der hiesigen Rathsexpedition ausliegen. Wilsdruff, am 10. April 1876. Der Stadt gemeinderath. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Die kgl. Kreishauplmannschast zu Dresden hat zu der Ver- loosung von Rassehunden, welche das Somit« für eine im Monat Juni dieses Jahres in Dresden abzuhaltende Ausstellung von der artigen Hunden mit letzterer zu verbinden beabsichtigt, Genehmigung crtheilt. Unter persönlicher Führung des Kriegsminister von Fabrice besichtigen am 8. d. die Mitglieder der 1. Kammer die Militäretablisse ments in Dresden. In Tharandt ereignete sich am 3. April ein trauriger Unfall. Eine Magd hatte auf der Straße ein Geschirr zu beaufsichtigen. Plötzlich wurden die Pferde scheu, das Mäden flüchtete sich in den von der Straße abhängig gelegenen Eingang eines Gartens und erfaßte eine der steinernen Säulen, um sich daran anzuhalten. Leider kam die Säule, jedenfalls durch den letzten Sturm gelockert, ins Weichen, das Mädchen, von Neuem erschrocken, verlor das Gleichge wicht und fiel auf den Rücken, den Gartenabhang hinab, hinter ihr her mit aller Wucht die große steinerne Säule, die der Armen an verschiedenen Stellen des Körpers so gewaltige Verletzungen bei brachte, daß sie nach wenigen Minuten den Geist aufgab. In Meißen hat sich auf dem Rathhausboden ein altes in Oel gemaltes Brustbild gefunden, das fast in Lebensgröße einen Krieger darstellt, in welchem man sehr viel Aehnlichkeit mit dem durch den dreißigjährigen Krieg bekannt gewordenen grausamen Tilly finden will. Bautzen. In Gegenwart des Kreishauptmanns v. Beust, des Generalsecretär v. Langsdorff, sowie einer Anzahl andrer distinguirter Persönlichkeiten fand am 31. März in der hiesigen landw. Schule die erste öffentliche Prüfung statt. Das Resultat der Prüfungen war, namentlich in Berücksichtigung des nur Smonatlichen Unterrichts und der, seilen der Schüler milgebrachten, zum Theil sehr schwachen Vorkenntnifse, ein überraschendes. Im Hinblick auf diebevorstehenden Wahlen verdient die Rührig keit und Energie, mit der die Socialisten schon jetzt zu rüsten beginnen, wohl allseitig die ernsteste Beachtung. In einem ihrer Hauptorgane, in Nr. 36 des „Neuen Social-Demokral" begegnen wir — schreibt die Nordd. Allg. Ztg. — z. B. unter der Ueberschrift „Parteiorgani sation und Parteipresse" einem Artikel, der in dieser Beziehung sehr wichtige Fingerzeige enthält und zugleich ein bemerkenswerlhes Streif licht auf die Situation wirft. Da wird zuerst gesagt: das Haupt- erfordcrniß für die erfolgte Organisation sei das Wirken eines jeden Parteigenossen auf den festen inneren Zusammenhalt der Partei. Die beste Waffe zur Erkämpfung eines solchen Zieles sei die Parlei- presse. In dieser bildeten die Ceütralorgane der Partei die eigentlichsten Brennpunkte der Thätigkeit. So wichtig und wünschenswerth auch unter Umständen Localblätter erscheinen möchten, so könnten sie doch nicht ein allgemeines Band der Parteigenossen schaffen oder solches ausreichend ersetzen, sie bewirken sogar mitunter eine Art Partikularis- mus der Interessen, der zu einer nachtheiligen Decentralisation führen könne. Es fei daher Pflicht eines jeden Parteigenossen auch selbst da, wo die Partei florire, immer das große Ganze im Auge zu be halten und durch ihre Mittel die Ausbreitung des Socialismus in jenen Gegenden zu unterstützen, wo derselbe bis jetzt noch schwach ist und erst Boden fassen soll, oder wo die Armuth der Bevölkerung große Geldausgabeu verhindert. Dafür gicbt es keiu besseres Mittel als die Centralorgane. Die großen Städte müßten, trotz der Local blätter, die Mehrzahl der Abonnenten schaffen. Bei den Wahlen würde sich das Resultat schon zeigen. Man müsse eben haupsächlich auf eine größere Menge Wahlkreise mit blutarmem Fabrikproletariat und einer geknechteten Landbevölkerung rechnen. Für diese bedürfe man nicht nur der Geldmittel für Flugschriften, sondern vorzüglich der Centralparteiorgane. „Es gelte das Band, welches die Gesammt- parlei verknüpft, zu befestigen; es gelte, den rheinischen Judustriekreiscn, den schlcsifchen, sächsischen und thüringischen Weberdistrikten, dem schleswig-holsteinschen, hannoverschen, hessischen und brandenburgischen Landvolke das Parteiorgan, groß, billig und erlragsfähig zu er hallen." Wie lawinenartig die Verbrechen zunchmen, zeigt der „Reichs bote" durch folgende Zahlen: 1871 zählte Preußen 23, 1872: 29, 1873: 36 und 1874: 41 Todesurtheile — trotz der Milderung der Strafgesetze; die jährlichen groben Verbrechen find seit 5 Jahren von 1800 auf 2800 gestiegen. Morde oder Selbstmorde sind schon nichts Ungewöhnliches mehr im Alter von 12, 14, 16 Jahren. Die Zu nahme der Verbrechen kann freilich bei der täglich von Agitatoren und socialistischen Organen gepredigten Mißachtung gegen die besteh enden Einrichtungen und Gesetze und Untergrabung des Sittlichkeits gefühles durch die gröbsten Schmähungen auf Religion und Glauben gar nicht Wunder nehmen. Die Verrohung gewisser Classen muß eben unter solchen Umständen Fortschritte machen. Berlin, 7. April. Dem Vernehmen nach dürften die Be strebungen innerhalb der Reichsregierung auf Vermehrung der eigenen Einnahmen des Reiches in nächster Zeit wieder ausgenommen werden, den Bundesrath beschäftigen und im nächsten Reichstag greifbare Form gewinnen. Man würde sich nicht damit begnügen, den Ver such mit der Einführung einer Biersteuer zu wiederholen, sondern man ginge damit um, die gesammte Stempelsteuer, also außer der bereits für das Reich erhobenen Wechselstempelsteuer auch die sämmt- lichen Verkehrsstempelsteuern auf das Reich zu Überträgen, um so einer Erhöhung der Matrikularumlagen vorzubeugen und auf eine Entlastung der Bundesstaaten nach dieser Richtung hinzuwirken. Das Zuchtpolizeigericht in Antwerpen hat den Geistlichen Koop mann wegen Attentates auf die Schamhaftigkeit in 82 Fällen schuldig erkannt und ihn zu 10 Jahren Zuchthaus und Verlust der Ehren rechte verurtheilt. Der geistliche Sünder ist aber entflohen und hat in einem stillen Asyl der Unschuld, in einem Kloster heimliche Unter kunft gefunden. Das auf die Weltausstellung, welche in Paris stattfinden