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394 bringt, daß Ihr Preußens Ruhm, Ansehen und Macht erhöht und befestigt habt." Abends schwamm die ganze Stadt in einem Licht meere. Berlin soll noch nie eine so riesige Illumi nation gehabt haben; nur ein Haus blieb stock finster: das Hotel des englischen Gesandten. Unter den Linden hatte ein Uhrmacher ein Transparent, das die Bitte um Amnestie aussprach, damit sich an diesem Tage Alle freuen könnten. — Die sächsischen Truppen kehren in diesen Tagen zurück, aber nicht auf dem geraden Wege, sondern über Hannover, Eisenach, Hof. Die preußische Re gierung hatte den Wunsch ausgesprochen, daß die sächsischen Soldaten recht schnell aus den preußischen Bahnen befördert werden möchten, weil sie sonst Reibungen befürchte. Die sächsische Regierung thut der preußischen nun gar nicht den Gefallen, die preußischen Bahnen zu benutzen, obwohl eS nicht glaublich erscheint, daß unsere Soldaten irgendwo eine ungünstige Ausnahme finden sollten. Was können sie dafür, daß sie nicht ebenso mit Ruhm bedeckt heimkehren wie ihre preußischen und öster reichischen Kameraden? Sie haben ihre Pflicht ge- thau und würden sie vor dem Feinde ebenso gethan haben, wenn die beiden Großmächte es ihnen ge stattet hätten. In den Garnisonsorten wird ihnen ein festlicher Empfang bereitet. — Preußen tritt mit seinen Absichten auf Schles wig-Holstein immer kecker hervor. Es will den Herzog von Augustenburg, den rechten Erben, mit Geld abfinden und die Herzogthümer für sich be halten, mit Ausnahme von Rord-Schleswig, das an Dänemark geschenkt werden soll. Sonst geben Rußland und Frankreich ihre Einwilligung zu dem Handel nicht. Napoleon soll noch eine andere Be dingung gestellt haben: Abstimmung der Bevölke rung. Bis jetzt hat aber Preußen wenig Freunde in den Herzogthümern; Herr v. Bismarck müßte denn blos die Rittergutsbesitzer adstimmen lassen nach dem alten Worte: Der Mensch sängt erst beim Baron an; sonst würde er wohl keine Mehr heit' erzielen. Wahrscheinlich weiß baS auch der schlaue Politiker in Paris; er wird sich im Vor aus den Preis für seine Zustimmung ausbitten und zuckt hinterher die Achseln, wenn sich Preußen bei der Abstimmung einen Korb holt. In der Rhein provinz, hart an der französischen Grenze, liegt ein Kohlenbecken von 40 Stunden im Quadrat, wonach die Franzosen schon lange lüstern sind, da ihr Land sehr wenig Kohlen bietet; dieses Stück Land be zeichnet man als Preis für Schleswig-Holstein. Wie sich ein solcher Handel aber mit dem Worte des Königs von Preußen: Kein Fuß breit deutschen Bodens soll verloren gehen! verträgt, können wir freilich nicht begreifen. — Kurz vor der Erstürmung Alfens nahm der kurhesstsche Lieutenant v. Loßberg Urlaub, ohne zu sagen, was er vorhatte, begab sich zu den Preußen in Schleswig und erwirkte sich die Erlaubniß, an der Eroberung der Insel theilnehmen zu dürfen. Bei der Erstürmung zeichnete er sich durch persön liche Tapferkeit, Energie und tüchtige Führung seiner Leute nach dem Zeugniß der preußischen Generale und seiner Kameraden ungemnn aus. Der Kur fürst, sein KüegShecr, ließ ihn aber in Eassel vor ein Kriegsgericht stellen; der Auditeur trug auf 4 Monate Fe ang an, das Kriegsgericht erkannte auf 4 Woche' Offiziersarrest. — Es gehcu jetzt viele dänische Offiziere nach Amerika, um in der Uniousarmec Dienste zu nehmen. Es haben sich in diesen Tagen 1l ein- schiffen lassen. In der Milte dieses Monats geht noch eine größere Zahl tahin ab. — Am 28. Nov. sandte die Braunschweigische Bank vermittelst Schreibens mit declarirtem Werth 7000 Thlr. unter der Adresse „M. Caro. Ber lin" ab. Das Schreiben war für den Oester rei chlichen Eonsul M. Karo bestimmt, gelangte aber nicht an denselben. In Folge einer Rückfrage des letzter« erließ man von Braunschweig aus einen Laufzettel, wodurch sich nun ergab, daß das betref fende Schreiben am 2. d. Mts, an einen Handels mann M, Caro in der Prcnzlauerstraße ausgehän digt war, für den dasselbe in keinerlei Weise be stimmt gewesen ist und der die ihm so unerwartet zukommenve Geldsumme schnell dazu benutzte, das Weite zu suchen, hier als einzige Vermögensobjecte in seiner Wohnung einen Tisch und ein Paar Stühle^zurücklassend. Tie Frage ist interessant ge nug, wer diesen Schaden zu tragen haben wird. — Es steht zu fürchten, daß unsere Advokaten nach England auSwandern, wo juristischer Rath nach Pfunden und Ccnlnern bezahlt wird. Unter 2 Guineen — Thlr. 13 10 Groschen kann man ei>>em Advokaten gar nicht geben und wenn er nur mit dem Kopfe genickt oder geschüttelt hat; denn auch das wird als Kopfarbeit bezahlt. Und was für sonderbare Posten stehen ans englischen Advokatenrechnungen z. B. Erfrischungen. Der Advokat Parry, der Vertheidiger Franz Müllers, berechnete 88 Guin. allein für „tägliche Erfrischun gen" während der öffentlichen Schlußverhandlung. Aus Amerika wird über einen außerordentlich kühnen Zug des nordstaatlichen Generals Sherman berichtet. Mit einem nicht sehr starken Heere drang er in das Herz der Südstaaten ein; der feindliche General Hood stellte sich auf seine Rückzugslinie, um ihn Angst einzujagen; aber Sherman kehrte sich nicht daran, sondern ging immer weiter, die Vertheidigung der Nordstaaten seinen College» über lassend. Gelingt ihm sein Zug, so kann leicht dem ganzen Aufstande ein Ende gemacht sein. — Jn Newyork brach kürzlich in acht der größten Hotels Feuer aus und man vermuthete, daß Send boten der Sclavenbesitzer die Urheber seien, da die südlichen Blätter schon lange gedroht haben, die Städte Newyork und Boston an 20 Orten in Brand zu stecken. In allen Gasthäusern war es gleich- Gegen Abend stellte sich ein Reisender ein, verlangte ein Zimmer, und ging bald darauf aus, nachdem er das Zimmer verschlossen hatte, kurze Zeil darauf trannte es in diesem Zimmer, man öffnete und fand unter dem Bette ein Bündel Hobelspäne und Stroh bren nend. Da in jedem größeren Gasthause Newyorks Löschgeräthschaften vorhanden sind, wurde man überall