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370 Bekanntmachung, die Verpflegung für die auf Privat-, Zorst- und Mrschutz commandirten Anlerossiziere und Sotüaten ketressenü. Auf Anordnung des Königlichen Kriegs-Ministeriums wird hiermit bestimmt, daß die tägliche Verpflegung für die auf Privat-, Forst- und Flurschutz commandirten Unteroffiziere und Soldaten vom I. künfligen Monats an ebenso wie die in dem Gesetze vom 21. September d. I. vorgeschriebene Marsch verpflegung von den Unteroffizieren an abwärts, in einem Frühstück von Kaffee ober Suppe, einem Mittagsessen von H Pfund Fleisch mit Gemüse und Salz, und einem Abendessen von Suppe und 1 Loth Butter zu bestehen hat und dafern sie in natura nicht verabreicht wird, dem Manne ohne Unterschied des Grades, mit monatlich 5 Thlr. oder mit täglich 5 Ngr. zu vergüten ist. Dresden, am 8. November 1864. Königliche Krei s-D i r e c t i o n. von OppeH Lingke Umschau. Nach Auswechselung der Ratification des Frie« dcnsvertrags marschiren die Soldaten Preußens und Oesterreichs aus Schleswig zum größten Theile ab. Seit 3 Lagen werden fortwährend Oesterreicher durch Dresden befördert. Die Frage, ob Holstein noch länger von den Bundestruppen besetzt bleiben soll, ist noch nicht entschieden; Preußen will die Sache erst beim Bundestage betreiben; hilft das nicht, so — läßt Bismarck mit dem Sabel rasseln. Die Berliner Blätter sind Gift und Galle, beson ders gegen Sachsen; gehen die sächsischen Truppen nicht bald aus Holstein, so würde die Execution vom Bunde nicht mehr bezahlt werden. Die säch sische Regierung bleibt fest: nicht den Preußen, sondern dem rechtmäßigen Herzoge übergeben wir das Land. — Oesterreich steht zum Frühjahre nichts Gutes bevor. Die Italiener rechnen darauf, daß der Krieg zwischen Italien und Frankreich einer- und Oester reich andererseits wieder losbricht und Benedig zum Königreich Italien bringt. Eine Anzahl Heißsporne hat das Frühjahr gar nicht erwarten können und in den venetianischen Bergen die Fahne des Auf ruhrs entfaltet. Einem Gerüchte zufolge wäre Garibaldi aufgefordert worden, das Commando dieser Revolutionäre zu übernehmen und hätte zu gesagt. Wenn es auch diesen kaum einige hundert Mann zählenden Banden nicht gelingen kann,' Benetien zu erobern, weil die Oesterrcicher sich auf bas bekannte Festungsviereck stützen, so können sie doch die Truppen in Allarm erhalten und vielleicht in kleinen Abtheilungen, wie in Polen und Neapel, als Räuberbanden großen Schaden stiften. Oester reich hat sich bereits genötbigt gesehen, über den Bezirk den Belagerungszustand zu verhängen. Während in Italien eine neue Catastrophe sich vorzubereiten scheint, nicht zur guten Stunde für Oesterreich, schickt sich der Fürst von Montene gro an, gegen die Türkei loszuschlagen. Er hat durch eine Proclamation die ganze streitbare Mann schaft der „schwarzen Berge" zu den Waffen ge- rufen. Man nimmt an, er handle im Einver- ständniß mit den Serben, welche gleichzeitig loß zubrechen versprochen hätten. Mag auch dieses Unternehmen sich nicht unmittelbar gegen Oester reich richten, so wird es das Letztere doch zu kost spieligen Schutzmaßregeln in Kroatien und Dal matien nöthigen, und es ist bekannt, daß der Fürst von Montenegro mit dem Hofe Napoleons in ver trauten Beziehungen steht. — In Benedig war's seit vielen Jahren nicht so leer von Fremden wie jetzt, und sogar viele Einheimische bringen sich und ihre Siebensachen in Sicherheit und gehen auf's Festland. Daran ist der berühmte französische Wetterprophet Matthieu de la Drüme Schuld; er hat furchtbare Stürme und Wasserfluten für die letzten Tage des Novem ber prophezeit und zu verstehen gegeben, das letzte L-tündlein der Lagunenstadt könne leicht gekommen sein. Das Unglück für Beliebig ist, daß sich der Mann mit seinen bisherigen Prophezeiungen in einen gewissen Respect gesetzt hat. Bis jetzt ist ein gut Tkeil seiner Prophezeiungen schon eingetroffen. In ganz Oberitalien gießt der Regen in Strömen herab; die Unzahl von Bächen und kleinen Flüssen ist ausgetreten und der Verkehr gänzlich gehemmt. Die Eisenbahnen haben zum Theil sehr bedeutenden Schaden; noch ist keine Linie fahrbar und die Posten nach Mittel- und Süditalien, nach Florenz und Neapel müssen zur See über Livorno beför dert werden. - Während Nachrichten über tödtliche Verun glückungen von an der Eisenbahn Angestellten in lchreckenerregender Weise leider immer häufiger wer den, wird auch wieder von einem entsetzlichen Un glück berichtet, das sich in der Nacht zum 1S. Nov. bei Kemmelbach auf der Bahnstrecke Wien-Linz zugetragen hat. Zwei an den entgegengesetzten Seiten abgegangene große Güterzüge stießen hier aus einander, so daß die beiden Maschinen fich tief in die Erde einwühlten, gänzlich unbrauchbar wurden und 18 Waggons vollständig, 16 mehr oder weni ger zertrümmert wurden und sich hoch über einander thürmien. Fünf Menschen wurden auf entsetzliche Weise zerrissen und sechs andere schwer verletzt. Bei dem Anprall ward ein Zugführer von der Maschine aus weit über die Waggons hinwcgge- schleudert und glücklicherweise nur an den Händen und Füßen leicht beschädigt. Der aus derselben Maschine gleichfalls fich befindende Heizer wurde unter