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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Itadtrath daselbst. Freitag, den 30. Decemker 1864. 52, Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Bon dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt ly Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche König!. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl Zn der Redaction), al- auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mtt großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. Hie Redaktion Die erste Nummer dieses Blattes im Jahre 1865 wird des Fest- tages wegen schon Donnerstag, den 5. Januar, erscheinen. Anzeigen für dieselbe werden bis spätestens Mittwoch früh 8 Uhr erbeten. Umschau. Ueberall find die heimkehrenden Soldaten mit Jubel und Festlichkeiten ausgenommen worden. DreS- den hat den General v. Hake und den bisherigen Vundescommissar, Kreisdirector v. Könnerch, zu Ehrenbürgern ernannt. Die Stadt Leipzig gab den Schützen, die nach einer Abwesenheit von mehr als einem Jahre wieder in ihre aite Garnison einrück ten, ein glänzendes Fest im Schützenhause. Wir können uns nicht versagen, die Anrede des Stadt- derordnetenvorstehers vr. Joseph, des bekannten Demokraten von 1848, an die Soldaten abzudrucken, weil ste zeigt, daß in Sachsen für die heimkehren den Soldaten nur ein Gefühl herrscht, mögen sonst die politischen Ansichten noch so weit auseinander gehen. Soldaten! Eine lange Reibe von Jahren ha ben wir sehen müssen, wie ein deutscher Volksstamm von übermülhiger Fremdherrschaft, welche die in einem allzu vertrauensvoll bewilligten Frieden ge stellten Bedingungen ihrer Fortdauer nicht achtete, bedrückt und gepeinigt wurde, weil er beharrlich treu sein und bleiben wollte, was wir sind — deutsch. Ein Rückblick auf die in der Geschichte desselben weitgezogene Kette der Unbilden und Leiden, welche zu trogen hatte, zeigt, daß der Spruch jenes Danen und späteren Ministers seines Landes über Unsere Stammgenossen in Schleswig-Holstein: „er wolle ihr Deutsch ihnen mit der Gerte auf den Rücken schreiben", in schnöder Wirklichkeit an ihnen geübt und planmäßig vollstreckt werden sollte. Aber um so einmuthiger hat Schleswig-Holstein sein Recht vertheidigt, seine deutsche Sprache gewahrt, seine deutschen Sitten gepflegt, die deutsche Erziehung seiner Kinder behütet und deutsch gebetet in seinen Kirchen. — Endlich, endlich schlug die Stunde der Erlösung und der Vergeltung; das Maß des gerech ten Zorns war voll; ein letztes Wort der Mahnung und Warnung verhallte an der Hartnäckigkeit des Unterdrückers, an die Stelle des erschöpften Wortes trat das Schwert in sein Recht, und sächsische Truppen, von Deutschland gerufen und mit ehrenvollem Auf trage, in Gemeinschaft mit hannoverschen Regimen, tern, Vollzieher seines Willens zu sein, zogen aus zur Befreiung, begleitet von der Sympathie und Hoffnung des ganzen Volks. — Höher wohl mag unsern abziehenden Soldaten das Herz geschlagen haben, wenn sie sich erinnerten, daß sie die Nach folgec jener tapsern Truppe seien, welche vor 14 Jahren an dem Ostseestrande in blutigem Kampfe, den jugendlichen, ritterlichen Königssohn mitten in ihr und voran ihr, unverwelkiiche Lorbeern errang. Doch ihr Loos wurde, menschlicher Vorausberechnung entgegen, ein anderes. Entsagung, Entbehrung war ihr Theil; und die schwerste Entsagung sur den Soldaten ist es, ruhig Gewehr am Fuß dastehen zu müssen, wenn deutsche KampfeSbrüder, vorwärts stürmend, ruhmvolle Siege erringen und ihre Fahnen auf die Höhen eroberter Bollwerke pflanzen. Wenn ein Bleiben der sächsischen Truppen ihrem KampfeS- muthe nicht gleiche Ziele bot, so dürfen wir ver- muthen, daß sie leichten Herzens den Heimweg be-