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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 28.11.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189311288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18931128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18931128
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1893
-
Monat
1893-11
- Tag 1893-11-28
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Monat
1893-11
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Jahr
1893
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Bon den auS der französischen Kriegsentschädigung ge bildeten Reichssonds wird in nicht allzulanger Zeit wieder einer aufgebraucht sein. Es wurden im Beginn der siebziger Jahre aus der Kriegskostenentschädigung der Kriegsschatz, der Jnvaliden- fonds, der Festungsfonds, der Reichstagsgebäudefonds und der RcichseisenbahnbaufondS gebildet. Der letztere besteht nicht mehr, er ist bereits verwendet. Der Reichtagsgebäudefond geht dem selben Schicksal entgegen. Durch das Gesetz vom 8. Juli 1873 waren zur Errichtung des Reichstagsgebäudes aus der französischen Entschädigung 24 Millionen Mark zur Verfügung gestellt. Diesen wuchsen an Zinsen 4 793 963,76 M. zu, bis durch Gesetz vom 11. Mai 1877 der Zinsenzuwachs ein gestellt wurde. Von dem hiernach auf 28 719963,75 M. er höhten Fonds sind in den Jahren 1882/83 bis einschließlich 1893/94 27 925 000 Mark verwendet, bezw. durch den Reichs haushaltsetat bereitgestellt worden, so daß für 1894/95 noch 794963,76 M. verfügbar sind. Hierzu kommen allerdings noch die Erlöse aus entbehrlichen, zur Veräußerung bestimmten Bauparzellen, sowie der Gewinn bei der Verwerthung der An lagen des Fonds, so daß in den Etat für 1894/95 noch als Einnahme aus dem Reichstagsgebäudefonds die Summe von 2,1 Millionen eingesetzt werden konnte. Was den durch das Gesetz vom 30. Mai 1873 geschaffenen Festungsbaufonds be trifft, so betragen die Einnahmen, welche auf ihn zurückzuführen sind und in den Etat für 1894/95 eingestellt werden konnten, 140000 M. Der Reichsinvalidcnfonds ist noch immer der beträchtlichste der in dem Anfang der siebziger Jahre gebildeten Reichsfonds. Sein Bestand ist so günstig, daß nicht nur die bessere Unterstützung der Invaliden aus den Kriegen vor 1870, sondern auch seine Inanspruchnahme zur Erhöhung der Be triebsfonds des Reichs in Aussicht genommen werden kann. Die Zinsen dieses Fonds konnten nach dem gegenwärtigen Kapitalstande für 1894 95 noch auf 18 061000 M. veran schlagt werden. Der einzige der Reichsfonds, welcher bisher keine Verminderung erfahren hat, ist der Kriegsschatz. Sein Bestand beläuft sich auf 120 Millionen, die bekanntlich nur zur Ausgabe für Zwecke der Mobilmachung verwendet werden dürfen. In Rheinland liegen, laut Mittheilungen aus ärztlichen Kreisen, 10000 Personen an der Influenza darnieder. Die Obermedizinalbehördc in Darmstadt ordnete eine genaue statistische Aufnahme über den Verlauf jedes einzelnen Falles an. Auch in Nassau sind zahlreiche Erkrankungen gemeldet. Die Sozialdemokraten suchen jetzt unter der Maske von Haustrern in die ländlichen Kreise der Berliner Umgebung Ein gang zu gewinnen. Sw erscheinen mit Briefpapier, Bleistiften, Federn, Kästchen aus Muscheln und dergl. in den Bauern häusern und vertheilcn dann bei passender Gelegenheit sozial demokratische Flugschriften unter entsprechender Erläuterung. Im Niederbarnimer Kreise macht sich diese Art der Agitation besonders bemerkbar. Der Sturm auf dem Atlantischen Ozean hat, nachdem er drei volle Tage und fast vier Nächte in furcht barster Weise gewüthet, sich endlich zu legen begonnen, und man fängt an, das traurige Fazit der Verwüstungen zu ziehen, welche der Sturm angerichtet hat. Von der englischen Küste, dem Aermelkanal entlang, durch den Meerbusen von Biskaya, durch die Meerenge von Gibraltar bis nach Tunis hinab, sind die Küsten des Atlantischen Ozeans und des Mittelmeeres mit Schiffstrümmern und Leichen bedeckt. Die wirkliche Zahl der Opfer, welche zum größten Theile das hohe Meer verschlungen hat, wird wohl nie bekannt werden. An der Südküste Eng lands allein beträgt die Zahl der Menschenopfer über 200 und man berechnet auf über 60 die Zahl der verlorenen Dampfer, Segelschiffe und Fijcherboote, von denen einige 50 allein als Wracks auf die Küsten geworfen wurden oder in den Klippen hängen geblieben sind. Wie viel Schiffer draußen auf hoher See, angesichts der Südküste Großbrittanniens, den Untergang gefunden, weiß man noch nicht, und wird man vielleicht nie erfahren. Aber noch heute werden zahlreiche Schiffe als in großer Noth befindlich signalistrt, und auf allen Rettungs stationen herrscht fieberhafte Thätigkeit, um die meist mast- und steuerlosen Schiffsrumpfe zu bergen oder doch wenigstens die noch überlebende Mannschaft zu retten. Ebenso traurig lauten die Berichte von der französischen Küste. Noch am Morgen des 23. November zerschellte angesichts oon Cberbourg ein norwegischer Dreimaster auf dem Felsen, während die eng lische Brigg „Elisabeth" gleichzeitig mit solcher Gewalt an die Küste geworfen wurde, daß das Schiff in zwei Hälften aus einander fiel. An der Küste von Calais liegen die Trümmer von 46 Schiffen und Booten, von denen mehrere ihre ganze Mannschaft verloren haben. In der Stadt Calais allein haben 50 arme Kinder den Vater in diesem Sturme verloren, und noch weiß man nicht annähernd, wie viele Boote der zum größten Theil noch nicht in den schützenden Hafen zurückge kehrten Fischerflotte noch auf der See schwimmen, wie viele von ihnen nicht für immer mit ihrer Maunschaft auf dem nassen Grunde des Atlantischen Ozeans ruhen. Was von dieser Fischerflotte bisher zurückgekommen ist, befindet sich in denkbar traurigstem Zustande und der Verlust der Stadt Calais allein beziffert sich nach Hunderttausenden, ungerechnet die schweren Verwüstungen, welche der Sturm an den Hafenwerken und in der Stadt selbst angerichtet hat. Der östliche Leuchtrhurm am Hafeneingange ist vollständig fortgerissen, ebenso wie der Aus lugthurm und der vordere Theil der Hafenschutzmauer. Auf dem Badestrands der Stadt hat das Meer 12 Leichen ausge worfen. Seit Menschengedenken hat man einen solchen Cyklon an diesen Küsten des Atlantischen Ozeans und des Aermel- kanals nicht erlebt, selbst die ältesten Fischer und Matrosen rechnen wenigstes 50 Jahre zurück, um sich einer ähnlichen Ent fesselung der Elemente zu erinnern. So hoch gingen die Wogen, daß kaum 100 Meter vom Strande entfernt liegende große Dampfer vollständig hinter den riesenhaften Wellenwänden dem Auge der ängstlich Zusehenden verschwanden. Dasselbe Bild zeigte sich bei Dieppe, wo sogar zwei Rettungsboote mit Mann und Maus in dem Augenblicke untergingen, als sie den be drohten Post- und Passagierdampfer erreichten, dem Hülfe zu bringen sie ausgezogen waren. Auch hier zerstörte das Meer den westlichen Wellenbrecher und riß den Hafen dann einige 20 Meter weit auf. Bi« an die dänische Küste hinauf hat der Sturm seine Opfer gefordert. Im Skagerrak und Kattegat sind allein einige 20 Schiffe und Fischerboote verunglückt und bisher sind bereits 37 Leichen geborgen. Der Dampferdienst zwischen den englischen, französischen und belgischen Häfen hatte schwer zu leiden. Von den spanischen und portugiesischen Küsten liegen bisher nur ganz allgemeine Berichte vor. Hier scheint dex Sturm seine letzten Ausläufer gefunden zu haben, denn "och am Morgen des 23. November meldete man aus Madrid, baß schwere Wirbelstürme die Hochplateaus im Inneren Spa niens schwer heimsuchten, Häuser abdeckten, Telegraphenlinien zerstörten und die Kommunikation vielfach unterbrachen. Vaterländisches. Wilsdruff. Am 6. Dezember veranstaltet der Wohl- thätigkeitsverein „Sächsischer Fechtverein" von Wilsdruff, dessen Zweck ist, durch stilles Wirken jedem wirklich Bedürftigen und Würdigen gern und freudig zu helfen und namentlich zu Weihnachten manche Thränen zu lindern, zum ersten Male eine Wohlthätigkeitsfeier. Das Programm wird durch Konzert, Theater, Gesangsvorträge und Tanz ausgefüllt werden. Der Preis ist, um auch wenig Bemittelten Gelegenheit zu geben, die Noth verzweifelnder Herzen zu mildern, auf nur 30 Pf. festgesetzt, ohne der Mildthätigkeit Zwang anzuthun. Wir können jetzt schon versichern, daß ein Kunstgenuß geboten werden wird, der sicher bei allen Theilnehmern in freundlicher Er innerung bleiben und wohl auch nicht verfehlen wird, dem Vereine Zuneigung und Beachtung in noch weiteren Kreisen zu schenken. Mögen Alle, die von Nächstenliebe erfüllt sind, nicht versäumen, durch ihr Scherflein ein leuchtendes Beispiel im Wohlthun zu sein. Es ist gerade der 6. Dezember gewählt worden, an welchem Tage eine landwirthschaftliche Versammlung stattfindet, uin auch den auswärtigen Herren Landwirthen Gelegenheit zu geben nach gethaner Arbeit sich einen Kunstgenuß zu verschaffen und zur Linderung der Armuth beizutragen. Wer Liebe säet, wird Liebe ernten: Es sei hier nochmals bemerkt, daß nur Bedürftige Wilsdruffs und Umgegend Unterstützungen be kommen. — Winke für das inserirende Publikum. DasJnseraten- wesen hat neuerdings eine Bedeutung erlangt, wie man es vor zwanzig Jahren kaum für möglich gehalten. Und wahrlich, es giebt wohl kaum ein geeigneteres Mittel für den Geschäftsmann seine Waaren dem großen Publikum zum Kaufe anzu bieten, als eine Zeitung. Aber wie man inserirt, davon hängt der Erfolg ab. Zunächst muß der Kaufmann mit dem Buchdrucker insofern Hand in Hand gehen, als er den Letzteren auf das besondere Hervor zuhebende aufmerksam macht, womöglich diejenigen Zeilen, welche durch größere bezw. fettere Lettern ausgezeichnet werden sollen, unterstreicht, damit der Setzer weiß, welchen Raum die Zeilen einnehmen dürfen. Der sichere Erfolg hängt ferner von dem Ent würfe des Inserates ab. Ist der Auftraggeber kein begabter Skizzirer, so überlasse er es getrost dem Buchdruckerund schreibe einfach auf das Manuskript: mit Einfassung, dann giebt der Setzer sich die nöthige Mühe, um das Inserat zu dem zu ge stalten, was es sein soll. Weiter ist es verkehrt, wenn der Auf traggeber das Inserat kurz vor dem Erscheinen aufgiebt, wie dies leider sehr oft geschieht. In diesem Falle kann aus dem Inserate in den meisten Fällen nichts Besonderes gemacht werden, weil die Zeit dazu mangelt. Sendet der Aufgeber das Inserat am Tage vorher, dann erhält dasselbe ein ganz anderes Aussehen. Schließlich wollen wir noch darauf Hinweisen, daß es unbedingt erforderlich ist, das Manuskript deutlich zu schreiben, besonders die Namen und eventuell vorkommende Ziffern. Werden diese Winke berücksichtigt, dann bleiben mancherlei Unannehmlichkeiten erspart. — Im Verein „Dresdner Kaufmannschaft" zu Dresden hat vorige Mittwoch Herr Professor Rudolf Falb einen Vor trag gehalten, über den die „Dr. Nachr." Folgendes berichten: Der Gegenstand des Vortrags „Welt-Entstehung und Welt- Untergang" war interessant genug, um das zahlreiche Erscheinen der Geladenen zu erklären. Denn wenn man auch füglich an nehmen kann, daß es Leute genug giebt, die sich um die Ent stehung der Welt den Kopf nicht weiter zerbrechen, so ist Vas doch eine andere Sache mit dem Untergang, wo das eigene liebe Ich eines Jeden unter Umständen mit in Frage kommen könnte. Der Herr Vortragende, der übrigens in den drei Jahren, welche zwischen seiner letzten Anwesenheit in Dresden liegen, sehr ge altert hat, ging ohne Umschweife direkt aus's Ziel los, indem er seinen Ausführungen die Frage vorausschickte: „Was war im Anfang aller Dinge? Der Raum? Diese Antwort wäre trivial, da ohne Raum die Existenz eines Körpers ohnehin nicht denkbar sei. Also vielleicht die Zeit, da es ohne Zeit weder Anfang, noch Ende geben könne. Aber die Zeit komme uns erst durch die Bewegung der Atome zum Bewußtsein, und wenn wir Augen hätten, gleich Mikroskopen, so würden wir die klein sten Bewegungen wahrnehmen, wir würden das Gras wachsen sehen und die Sekunde würde uns zu Tage werden. Aber auch die Bewegung könne nicht der Anfang aller Dinge gewesen sein, denn zur Bewegung gehöre Kraft und die Kraft brauche zu ihrer Entfaltung wieder den Raum. So komme man nicht weiter, man zerhaue deshalb einfach diesen gordischen Knoten und sage- Es gab nie einen Anfang, Zeit, Kraft, Stoff und Bewegung sind ewig. Redner ging nun auf den muthmaß- lichen Ursprung der Erde, die übrigen zu unserem Sonnensystem gehörigen Planeten und des ganzen Sonnensystems über, ge dachte des Copernikus, der den Glauben, daß die Erde sich im Mittelpunkt des Weltalls befinde und alle andere Himmels körper sich um diese bewegten, aus der Welt geschaffen habe, gedachte Emanuel Kants, der darauf aufmerksam machte, daß alle Planeten und deren Monden eine Bewegung von West nach Ost gemeinsam sei. Diese Einheit könne keine zufällige sein und sei nur so zu erklären, daß unser ganzes Sonnensystem ursprünglich aus einem einzigen großen Riesenball bestand, von dem sich infolge der sein Volumen vermindernden Abkühlung äquatoriale Ringe lösten und diese in einzelnen Theilen durch die Centrifugalkraft des Mutterkörpers abgeschlcudert wurden. Diese abgeschleuderten Theile nahmen ihrerseits wieder Kugelge stalt an und wurden zu Planeten, Erde, Saturn, Uranus rc. Redner sprach hierauf den Unterschied in Größe, Dichtigkeit und Bewegung zwischen den äußern und inneren Planeten, unseres Sonnensystems. La Place sei der Ansicht gewesen, daß die Entfernung der einzelnen Körper von einander ewig dieselbe bleiben werde. Heute sei man überzeugt, daß die Planeten, also auch die Erde, sich der Sonne mehr und mehr näherten, die Ringe werden im Laufe der Zeiten immer enger und schließ lich stürzt sich der Planet in die Sonne selbst,, wie der Nacht falter, der in immer engeren Ringen das Licht umkreist und schließlich in die Flamme fliegt. Dasselbe finde zwischen Erde und Mond statt, dessen Annäherung an die Erde in 100 Jahren 9 Fuß betrage. Es sei aber vor der Hand kein Grund zu Be- sornissen vorhanden, da in 24,000 Jahren die Annäherung erst 2000 Fuß betrage. Größere Gefahr liege in einem möglichen Zusammentreffen mit einem der vielen im Weltenraume herum- vagabondirenden Kometen. Und dies sei bereits am 13. Nov. 1899 mit Sicherheit zu erwarten. Der Herr Vortragende be ruhigte aber ängstliche Gemüther sofort durch die Erklärung, daß oie Kometenschweife nachgewiesenermaßen aus einem so leichten flockigen Gefüge bestehen, daß sogar Sterne Hindurchschimmern. Durch die Spectral - Analyse sei in den Kometen eine Kohlen wasserstoffverbindung nachgewiesen, sodaß bei einem ernsten Zu sammentreffen mit der Erde höchstens das Petroleum billig werden würde. Wenn wirklich ein Zusammensturz des Welt alls stattfände, so würde sich dabei eine so große Wärme ent wickeln, das alles wieder in Urnebel gelöst und der Prozeß einer Weltbildung von Neuem beginnen würde. Das letzte Glied sei das erste, der Welt-Untergang sei der Welt-Anfang. Damit schloß Herr Falb seinen interessanten, mit außerordentlichem Bei fall aufgenommenen Vortrag. — Als dieser Tage Arbeiter im Großen Garten mit Zu sammenrechen von Laub beschäftigt waren, fanden sie unter einem Haufen versteckt, den unteren Theil einer zerbrochenen thönernen Bierflasche, welche 2700 M. in Gold enthielt. Auf welche Weise das Geld dahin gekommen, ist noch nicht aufgeklärt, jedenfalls rührt es von einem Diebstahl her. — Crimmitschau. Einen gelungenen Versuch, der die landwirthschaftlichen Kreise interesstren wird, hat ein hiesiger Einwohner, H. Görschel, mit der Züchtung von Kartoffeln ge macht. Derselbe hat im Jahre 1891 durch Zusammenbinden der blühenden Stengel nebeneinander stehender Stöcke eine Blüthenkreuzung zwischen der rothen Reichskanzler und der weißen bayrischen Kartoffel vorgenommen. Der Samen von drei dieser Kreuzung entstammenden Knollen (sog. Kaulern) wurde im Früjahr 1892 ausgesäet und ergab nahezu 3 Liter kleine haselnußgroße Samenkartoffeln. Dieser Samen wurde im Frühjahr 1893 wiederum gelegt und wurde damit eine Ernte von 3 Centnern meistens vollständig ausgewachsener Kartoffeln erzielt. Der Versuch, welcher auf der einen Seite die ganz bedeutende Vermehrungsfähigkeit der Kartoffel beweist, hat andererseits aber vor Allem den Erfolg gehabt, in dieser Kartoffel eine vollständig krankheitsfreie Kartoffel zu erziehen, die bei neuer Aussaat eine gute Speisekartoffel liefern wird. Der Samen ist, wie dies nach der Kreuzung zu erwarten war, theils rein weiß, theils rein roth und theils gemischt gefallen. Interessenten ist H- Görchel gern bereit, die neue Kartoffel vorzulegcn. — Bei der letzten Sitzung des Eisenbahnrathes soll dem „L. T." zufolge der sächsische Regierungsvertreter erklärt haben, daß, wenn die anderen, besonders die süddeutschen Regierungen für die Verlängerung der Giltigkeitsdauer der Fahrkarten auf 10 Tage sich aussprechen sollte, Sachsen der Neuerung sich nicht widersetzen würde. — Eine die allseits mit dem größten Interesse verfolgte Schmuggler-Angelegenheit betreffende Mittheilung des „P. A." besagt, daß die Zollhinterziehungsstrafen ungeheure Summen ausmachen und deshalb mehrere in Frage kommende Geschäftsleute faktisch an den Bettelstab gebracht werden, da auch bei dem Verkauf des gekämmten Besitzthums die Strafen noch nicht gedeckt werden können. Es herrscht an der Grenze eine unbe schreibliche Aufregung. — Am 19. August d. I. erschien der Handarbeiter Karl Rob. Wollmann in Freiberg auf dem dortigen Standesamt und zeigte daselbst an, daß Tags zuvor seine Ehefrau verstorben sei. Dabei hat er einen Versicherungsschein vorgelegt, welcher ihn für den Fall des Ablebens seiner Ehefrau berechtigte, von der Begräbnißkasse der Wahl-Schulzenf cken Lebensversicherungs- Gesellschaft als Beitrag zu den Begräbnißkosten 60 M. zu er heben. Auf den Einwand des Standesbeamten, daß ihm dieses Papier zur Ausstellung der Sterbeurkunde nicht genügen könne, hat Wollmann das Trauzeugniß geholt. Daraufhin ist ihm die Sterbeurkunde ausgehändigt worden. Auf Grund dieses Schriftstückes ließ sich Wollmann von der Versicherungsgesell schaft die 60 M. auszahlen, mit denen er sich nach Hamburg begab, um nach Amerika auszuwandern. Die ahnungslose Ehe frau, welcher es gar nicht eingefallen war, zu sterben, hatte er mit den Kindern in Freiberg zurückzelassen. Nach mancherlei Irrfahrten an den deutschen Küstenstädten kehrte er nach Ham burg zurück, da er keine Gelegenheit fand, nach Amerika zu ent kommen, und in Hamburg erfolgte seine Verhaftung. Am Sonn abend stand Wollmann, der sich übrigens auch des Diebstahls einer Taschenuhr schuldig gemacht hatte, vor dem Schwurgericht zu Freiberg. Er wurde zu 1 Jahr 3 Monaten und 1 Woche Zuchthaus vcrurtheilt. — Zittau. Der in den letzten Tagen ausgetretene scharfe Frost hat im benachbarten Warnsdorf bereits ein Menschenleben als Opfer gefordert. Am 23. November wurde auf dem dortigen alten Kirchhofe ein Mensch erfroren aufgefunden. Der Leich nam deö Unglücklichen wurde nach der Todtenhalle des Warns- dorfer Friedhofes überführt. Wie sich herausstellte, ist der Er frorene ein in Warnsdorf wohnender Bettler namens Müller. Derselbe hatte sich am Abend zuvor an der Kirchhofsmauer niedergelassen und war, von der Müdigkeit übermannt, einge schlafen. Er sollte nicht wieder erwachen, die bittere Kälte machte seinem Leb-n ein Ende. — Zittau. Ein junges Mädchen wurde am Vormittag des 22. November auf dem Wege von hier nach dem nahege legenen Grenzstädtchen Grottau von zwei Strolchen, die sich im Gebüsch verborgen gehalten hatten, angefallen und eine Strecke weit mit fortgeschleppt. Glücklicher Weise wurde ein in der Nähe auf einem Patrouillengange befindlicher österreichischer Grenzaufseher durch die Hilferufe des zum Tode erschreckten Mädchens aufmerksam und eilte der Ueberfallenen zu Hilfe. Bei seinem Erscheinen ergriffen die frechen Wegelagerer schleunigst die Flucht; leider ist ihnen gelungen, unerkannt zu entkommen. Ohne das rechtzeitige Dazwischentreten des Grenzaufsehers wäre der Ueberfall für das arme Mädchen sicher recht übel verlaufen. Hoffentlich gelingt es noch, die beiden Schurken zu ermitteln und ihre Bestrafung herbeizufübren. - Der Plan, in Alt- und Neugersdorf eine Cen- tralstation für cletrische Beleuchtung und Kraftübertragung zu errichten, gewinnt jetzt greifbare Gestalt. In einer Versammlung konnte Herr Branddirektor Oeser, welcher die Sache angeregt, bereits mit nöthigen Anschlägen dienen, wonach als Minimum für d,e Rentabiltät des Unternehmens eine Lampenzahl von 2000 u 600 Brennstunden nöthig sind, wobei der Preis vor aussichtlich 3^2 Pf- Pro I6kerzige Lampe und Brennstunde be trage. Zur Aufbringung der Kosten von ca. 200000 M. ist leine Genossenschaft in Gründung begriffen. — Großenhain. Aufsehen erregt das Verschwinden deö hiesigen Maschinenfabrikanten Unger. Wie verlautet hat
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