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WochevM für Wilsdruff Beilage zu No. 90. Freitag, den 10. November 1893. Lorbeer und Myrthe. Historischer Roman von Gustav Lange. (Nachdruck verboten.) Fortsetzung. Die erste Bewegung des Befreiten war, daß er mit wilder Hast nach der Waffe griff, aber auch seine Kraft reichte nicht aus, den Dolch aus dem Holze zu ziehen, sondern er brach am Hefte ab; Toro schleuderte die nunmehr nutzlose Waffe weit von sich, während er mit wuthschnaubender Stimme rief: „Hinaus! ihm nach! wir müssen ihn fangen, den Dieb des Ringes; mit seinem Blute soll er büßen, was er mir an- gethan. Wem Romas Ehre am Herzen liegt, der folge mir; alle Thore sind geschlossen und er kann also unmöglich die Stadt verlassen, er muß in unsere Hände fallen, dieser deutsche Räuber und Spion. Er stürzte zur Thür, um hinauszueilen, aber noch bevor er den Ausgang erreicht, trat ihm der alte Zizzania entgegen, seine dürren Arme ausbreitend und so ihm das weitere Vor dringen wehrend. Einen Augenblick schien Toro schwankend, ob er nicht mit starker Hand dieses Hinderniß aus dem Wege räumen sollte, aber der Aberglaube, der dem alten Traumdeuter und Zauberer übernatürliche Dinge zuschrieb und ihn im Bunde mit bösen Geistern erscheinen ließ, gewann schließlich die Oberhand und grollend blieb er stehen. „Thor, der Du bist!" rief mit dumpfer, hohler Stimme der Greis und die tief in ihren Höhlen zurückliegenden Augen leuchteten in einem so seltsamen Feuer, daß die gleichfalls dem Ausgang sich genäherten Männer und selbst der wilde Toro entsetzt zurückwichen. „Und ihr von einem Wahnwitzigen auf gereizten verblendeten Männer Roms, wollt Ihr mit Gewalt das Verderben über die Stadt heraufbeschwören und sie den Untergang weihen. Wisset, ich war im Geist mitten in der Sonne Gottes und ihre Strahlen beschienen den Jüngling, der uns eben verlaffen und siehe, er führte ein zweischneidiges Schwert, welches er ingrimmig über Euren Häuptern schwang. Hinter mir aber hörte ich eine gewaltige Stimme, gleich einer Posaune, welche sprach: „Dieser wird die Ehre Roms retten und als Lohn dafür das Beste und edelste der Stadt sich zu eigen machen!" Die Menge schaute verdutzt drein, als der Alte geendet, wurden doch seine Worte als Prophezeiung aufgefaßt. Nur Toro, der überwältigt vom bittersten Haß gegen den Deutschen, der ihn, was bisher noch keinem gelungen war, besiegt hatte, verhöhnte den Greis und schickte sich schon an denselben bei Seite zu schieben, als draußen, wo inzwischen die Eleniente der Natur in wilden Aufruhr gerathen, heftiger Gewittersturm un heimlich tobte und einzelne Regentropfen mit schallendem Ge plätscher auf die Erde niederfielen, ein weithin leuchtender Blitz strahl, gleich einer feurigen Riesenschlange das Dunkel der Nacht durchzuckte und ein furchtbarer Donnerschlag folgte, daß die Bude wackelte und die Anwesenden zu Boden stürzten, in abergläubischer Furcht zitternde Gebete zum Himmel sendend. Zizzania aber war gerade in diesem Augenblick hinausgetreten und beleuchtet von dem grellen Licht des Blitzstrahles, bot die phantastische Gestalt des Wahrsagers, mit den langen, wirr in dem ihm entgegenwehenden Gewittersturme flatternden Haaren, einen grauenerregenden Anblick und schien er, fast wie Elias, von einer feurigen Wolke hinweggetragen worden zu sein. III. Heribert von Dalberg hatte inzwischen seine Flucht fortge setzt, erst in der Nähe des Amphitheaters von Titus hielt er in seinem eiligen Lauf ein, da er keine Verfolger hinter sich hörte, wie er bisher geglaubt. Er wischte sich den Schweiß und den ihm in das Gesicht geschlagenen Regen von der Stirn und mit einem tiefem Seufzer, der sich seiner Brust entrang, warf er noch einen Blick nach dem Palaste, wo sich Chiara di Dragonito in fröhlicher Festlichkeit vielleicht dem Vergnügen hingab. Der Helle Schein der erleuchteten Fenster schimmerte nur schwach durch die schauerlich finster gewordene Nacht. „Ob sie wohl an mich denkt," flüsterte Heribert leise mit schmerzlicher Stimme, dann wandte er seinen Blick ab und eilten festen Schrittes durch die menschenleeren Gassen, wo zu weilen ein hellaufflammender Blitz ihm zeigte, in welcher Gegend er sich befand und so gewissermaßen als Wegweiser diente. Ungehindert erreichte er diejenige Stelle, wo vor Kurzem ein Erdbeben einen Theil der die Stadt umschließenden Mauer eingestürzt. In ihrer Nachlässigkeit und Trägheit hatten die Römer es noch nicht für nölhig erachtet, diese bedeutende Lückein ihrer städtischen Schutzwehr wieder auszufüllen und so war es Heribert möglich, trotzdem alle Thore verschlossen, ungehindert in der Stadt ein- und auszupassiren. Einen Augenblick blieb der Ritter horchend stehen, da deutlich jenseits der Mauer menschliche Stimmen laut wurden. Doch nur einen Moment schien ihm eine kleine Anwandlung von Furcht zu beschleichen, dann schlug er dreimal laut mit dem Schwertgriff gegen seinen Brustharnisch, dessen Ton ziemlich weithin hörbar und sofort wurde ein ähnliches Zeichen von der anderen Seite der Mauer gegeben, zugleich von einem freudigen Ausruf begleitet. Ohne große Mühe überkletterte er die Trümmer der Mauer und stand nun neben seinem Pagen, der zwei Rosse hielt; sah aber verwundet noch einen zweiten Reiter an diesem heimlichen Platze, in welchem er bei einem neuen Blitzstrahl den alten Knappen seines Waffenmeisters und Zeltkameraden Georg von Eßlinger erkannte, der bei des Rüters bekannter Stimme schnell aus dem Sattel sprang. ,Wohl Euch, Herr von Dalberg," rief der Knappe hastig, „daß Ihr kommt; Herr Georg von Eßlinger läßt grüßen und schickt Euch seinen besten Nenner, auf daß Ihr sofort aufbrechen und zum Lager zurückkehren möchtet. Seine königl. Majestät wird morgen in aller Frühe eintreffen, weshalb mit dem ersten Morgengrauen alle Mannschaften gewaffnet und gerüstet aus gestellt sein sollen; auch läßt Euch mein Herr an den strengen Befehl des Herzog Heinrichs erinnern, wonach zur Nachtzeit kein Ritter dar Lager verlassen soll." „Mein alter Freund und Waffenmeister meint es ja stets gut mit mir, wenn es auch nicht wohlgethan war, Dich so ins Blaue hineinzusenden," entgegnete der Ritter freundlich, „denn wenn mir der Zufall nicht einen hämischen und doch auch wieder glücklichen Streich gespielt, bei dem Hakenkreuz meines Schildes, Du hättest hier stehen können bis morgen früh die Sonne auf Deinem Harnisch sich wiederspiegelte! Kein Ge danke würde mich an den Herzog und sein Verbot erinnert haben." Heribert brach bei den letzten Worten in ein launiges Lachen aus und bestieg das bereits ungeduldig scharrende Roß, welches kaum den Reiter im Sattel fühlend, pfeilschnell durch das Dunkel der Nacht, der Heeresstraße, über die ebene Fläche dahinflog, sodaß die beiden Knappen Mühe hatten, auf ihren weniger feurigen Thieren dem Ritter zu folgen. Die kurze Sommernacht neigte sich bereits ihrem Ende zu und schon erhellten die ersten Lichtstrahlen der aufsteigenden Sonne den fernen Horizont, als Heribert dem Feldlager des Herzogs von Braunschweig sich näherte und an dem zum Schutze desselben aufgeworfenen Wällen mit seinen Begleitern dahin trabte, dann durch den von einem Bewaffneten bewachten Ein gang den Zelten seiner schwäbischen Waffengefährten zu ritt. Noch herrschte überall tiefe Stille, nur das Schnauben der Streitroffe, welche in langen Reihen hinter den Zelten standen und mit weitgeöffneten Nüstern die frische, durch das Gewitter der Nacht gleichsam von allen schädlichen Dünsten gereinigte Morgenluft einschlürften und wieder ausstießcn, unterbrach den stillen Gottesfrieden, der dem Aufgang, der in majestätischer Pracht, gleich einer feurigen Kugel, am Saum des Horizontes sich höher und höher erhebenden Sonne voraufging. Vor einem der ersten und zugleich auch dem größten Zelte, das eine hohe Cypresse beschattete, ging ein ältlicher, grau bärtiger Rittersmann, fest in seinen Mantel gehüllt, langsam auf und nieder; nur zuweilen schaute sein Auge finster unter den schwarzen, buschigen Augenbraunen hervor und schweifte sein Blick wie suchend über das Lager nach dem Eingang; als er aber dort noch immer nicht entspähen konnte, was er offenbar suchte, griff er wie im Unwillen nach dem mächtigen, silbernen Becher, der auf einem Feldtische vor dem Zelle stand und that einen tüchtigen Zug aus demselben. Gerade in dem Augenblick, als Heribert von Dalberg bei der aus seine Lanze gelehnten Schildwache mit seinen beiden Be gleitern angelangt, von dieser angerufen worden und er das Feldgeschrei: „Scharf Welfensckwert!" halblaut zurückgegeben, hatte der Ritter, Heriberts Freund und Waffenmeister Georg von Eßlinger, in seiner Wanderung vor dem Zelte dem Ein gang zum Lager den Rücken gekehrt. So leise der Anruf und die ^Wiedergabe des Fcldgeschreies auch erfolgt, die Laute waren doch bis herüber zu Georg von Eßlinger gedrungen, der sich schnell herum wandte, während ein heiterer Schein über sein bärtiges Gesicht flog. Aber schon war Heribert vor dem Zelte angekommen und bot seinen Zeltgenoffen den Morgengruß. Noch etwas verstimmt erwiderte der Eßlinger denselben, aber seine Stimme klang bereits weniger unfreundlich, als er jetzt dem jungen Manne behülflich war, aus dem Sattel zu steigen. „Dank meinem Schutzpatron. Läge ein Lindwurm in seinem Blute vor meinen Füßen, so würde meine Freude nicht größer sein, als da ich Dich jetzt wieder heil und gesund hier sehe Du leichtsinniger Partisan. Laß nur den Hans laufen, er findet allein feinen Platz an der Zeltlinie, Du aber setz Dich hier auf den Feldschemmel und nimm einen Imbiß zu Dir, ich habe schon lange auf Dich gewartet; auch für einen frischen Trunk habeich gesorgt. Wie siehst du aber bleich und verstört aus vom wilden Nachtritt." Heribert that ohne Einspruch was ihm der ältere Ritter gebot, ließ es auch ruhig geschehen, wie dieser, gleich einer Amme, welche den Säugling hätschelt, ihm Schwert und Mantel ab nahm, beides dem Knappen reichend, ihn zu dem Sessel führend, dabei ihm die feuchten Locken aus der Stirne streichend und sich einen zweiten Sessel aus dem Zelte bringen ließ, welchen er nahe an den Heriberts rückte. .Siehst Du nun, was aus solchen Abenteuern werden kann," nahm nach einigem minutenlangen Schweigen in väter lichem Tone der Eßlinger das Gespräch wieder auf: „Kamst Du am Hellen Tage heim, wie gestern und vorgestern, so hättest Du gewiß alle Mannen wohlgewappnet aufgestellt angetroffen, ja es konnte der König wohl auch bereits im Lager angekommen sein. Mit welchem Schamgefühl hättest Du vor Deinem Feld herrn hintreten müssen, dessen Befehl Du mißachtest, Du, ein ehrbarer Junker und schwäbischer Rittersmann? Nein, Heribert, es geziemt sich nicht für Dich, solche Thorheiten zu begehen, denn die schwüle, italienische Luft ist gefährlich, ich weiß davon zu erzählen, wie ich vor ungefähr zehn Jahren mit dem alten Kämmerer von Worms über die Alpen gezogen; darum drang ich auch stets in Dich, mich, Deinen alten Freund und Waffen meister zum Vertrauten Deines Herzensgeheimnisses zu machen, aber vergebens; nur durch einen Zufall habe ich bislang von Dir erfahren, wie Du Himmelsstürmer den Weg in die Stadt gefunden, deren Bewohner von Falschheit und Tücke erfüllt, auf deren Brust Kreuz und Stilet zugleich verborgen ruhen und wo man nicht weiß, ob cs ein Gruß oder ein Fluch ist, was sie einem entgegenmurmeln." Der junge Rittersmann hatte, indem der Aeltere sich in Ermahnungen erging, Speise und Trank sich wohl munden lassen; dann als er fertig, lehnte ec sich zurück an die mächtige Zeltstange, die den Eingang stützte und dem Zelte dem eigent lichen Halt gab und indem er wie um Verzeihung bittend dem älteren Waffenbruder die Hand entgegenstreckte, sah er ihm liebe voll und freundlich in die dunklen Augen. Gewiß, Georg, ich nehme Deine Ermahnungen hin, die ich bisher sozusagen immer für großväterliche Bevormundung gehalten, entgegnete Heribert. „Oft habe ich von fahrenden Sängern in Liedern und Gedichten gehört, wie die Jugend zu weilen über die Liebe, die Freundschaft hintenansetzt, obwohl die Liebe gewiß der Freundschaft bedarf, da sie zuweilen wacht, wenn die Liebe trunken ist im überschwenglichen, glückseligen, Empfinden, versunken in sich selbst und weil die Liebe und Freundschaft doch eigentlich eins sind, nur unterschieden durch den Namen. Wollte man diese beiden höchsten Güter, welche Gott in uns Menschen gepflanzt, auf das wir sie auf einander übertragen, vergleichen mit dem Natürlichen, sinnlich Greifbaren, so würde die Liebe die knospende Blume, die Freundschaft den vollen Kelch mit der ansetzenden Frucht veranschaulichen. Jetzt aber habe ich selbst an mir erfahren müssen, wie ich in einem unbewachten Augenblick in einer Anwandlung von Schwäche die Freundschaft über die Liebe vergessen; ich will meinen Fehler wieder gut machen, da mich die heutige Nacht nur zu sehr da ran gemahnt, wie leichtfertiges ist, wenn man treue Freundes hand von sich weist und in prahlerischer Eitelkeit vermeint, allein alle Gefahren bestehen zu können." Heribert hielt einen Augenblick inne — war es der heftige Druck, mit welchem der Eßlinger seine Hand gepreßt, oder die Erinnerung an die vergangene Nacht, die ihn innehalten ließ — dann fuhr er fort: „Du weißt, Georg, wie ich zu Worms in ernster strenger Zucht im Hause meines Oheim, des Kämmerers lebte; Du warst ja der Lehrmeister und Erzieher all der jungen Wildfänge, die der reiche, kinderlose Oheim zu sich in sein Haus genommen, um in seinen alten Tagen an den Spielen der Jugend sich zu ergötzen und die Oece und Leere seines Dasein auszufüllen. Du weißt gewiß auch noch, wie Du mich vor allen Junkern vorgezogen, denn Du kanntest mein Herz, meine Wünsche und wohl auch meine Gedanken; eines aber wird Dir wohl auch verborgen geblieben sein, es war dies eine ungestüme Sehnsucht, die mich stets ergriff, wenn wir Junker mit den Alten stumm und horchend am untern Ende der Abendtafel saßen und der Oheim, der Großkomthur und des Bischofs Oberstrittmeister oben bei vollen Bechern von dem schönen Land Italien und ihren Römerzügen erzählten und ihre Erlebnisse abwechselnd zum Besten gaben. Das Land der Citronen mit seinen herrlichen Kirchen und Palästen, mit seinem feuerspeienden Berge, schien mir das Paradies der Erde und wenn der sonst so schweigsame, hohläugige Pfalzgraf vom Rhein bei uns Einkehr hielt und beim sechsten Pokal mit vom Wein erhitzten Wangen und selt sam funkelten Augen jedes Mal die liebreizenden Frauen jen seits der Alpen leben ließ, von den madonenhaften, dunkellockigen Venelianerinnen und den Karfunkelaugen der Neapolitanerinnen erzählte, die mit ihren unwiderstehlichen Reizen den ernsten be dächtigen Männern aus dem Norden gefährlich werden und mit seinen Lobsprüchen auf dies Land kein Ende finden konnte, da wurde es mir enger unter dem Hirschknoller. Ich stahl mich dann heimlich hinweg von der Tafel und gleichsam wie um diese beiß entfachte Sehnsucht abzukühlen und meinen Gedanken eine andere Richtung zu geben, hetzte ich die Rüden durch Flur und Wald; wenn auch die Nachtkühle meinem erhitzten Hirn wohl- that, die erwachte Sehnsucht stillte sie nicht, diese wuchs viel mehr mit jedem Jahr. Aber seltsamer Weise verrieth ich diese Empfindungen keinem Menschen, weder meinen Spielgenoffen, noch Dir, meinem liebsten und treuesten Freunde; ich hütete sie gleich wie ein Gebeimniß und verschloß sie in meiner Brust. Selbst als alle Ritter Schwabenlandes aufgeboten wurden, zu unserem jetzigen Zuge nach Italien, beherrschte ich mich, ob wohl innerlich voll jauchzender Lust bei den Gedanken an die endliche Erfüllung meines sehnlichsten Wunsches, wennschon die vor Freude höher schlagende Brust fast den Panzer zu zersprengen drohte und ich kaum den Tag erwarten konute, wo der Herold alle Mannen in die Ebene von Augsburg, dem Sammelpunkt der Ritterschaar, rief, um von den öden Ufern des Lechs hin abzuziehen an die herrlichen Ufer der Po und Tiber. So wie ich hat wohl keiner von uns von der letzten Alpenhöhe herab die herrlichen Thäler, die vor unseren staunenden und bewun dernden Augen tief unten sich ausbreiteten, angestaunt und meinen Lippen unwillkürlich entrang: „Sei mir gegrüßt Du Wunderland!" War es doch, als flüsterte eine heimliche Stimme mir entgegen: „Komm herab, Heribert, wir haben schon lange auf Dich gewartet! —" Aber meine Sehnsucht und Hoffnung erlitt gar bald einen gewaltigen Stoß und legte es sich wie Mehlthau auf die auf sprossende Saat, als den Herbst der Winter folgte, und anstatt des erträumten Glückes, Mühsalen und Entbehrungen aller Art uns entgegentraten. Niel lieber wäre mir da ein Krieg mit den grausamen, heidnischen Sorben und Wenden, oder den tapfern Polen in ihren dichten Wäldern gewesen, als diese ewigen Belagerungen, wie wir sie nach unserem Eintritt in Italien zu bestehen hatten; dieses träge Leben hinter Wällen und Schanz körben, wo der Mauerbrecher und das Wurfgeschoß die Stelle des Schwertes vertraten, wurde mir in der Seele zuwider. Wo blieb das im Traume gesehene Paradies? Ein Wetter umpfing uns, wie es daheim am lieben Neckarstrande in den Regenmo naten sich nicht unertäglicher gedacht werden kann; morastige, schwerpassirbare Wege hemmten unsern Marsch und quälten unsere braven Streitrosse; keine Burg öffnete uns gastfreundlich die Thore oder labte uns mit Speise und Trank; nur elende Herbergen und ungenügende Kost war es, was wir mit Mühe und Noth erlangen konnten und mit welcher Heimtücke und Schadenfreude empfingen uns die Menschen wohin wir kamen. Wären alle meine Wünsche in Erfüllung gegangen, die ich über Italien heraufgeschworen, wahrscheinlich, dieses Land wäre längst sammt seinen Bewohnern im Golf versunken." — (Fortsetzung folgt.)