Volltext Seite (XML)
o ch enblatt für und H,e Umgegenden. Amtsblatt für das König!. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. -freitao, den 24. Rooemver l865. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage «ine Nummer. Der Preis für den Bierteljahraanq beträgt 10 Mr und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche König!. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. An»-ig-n. welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redaclion), als auch tn der Druckerei d. Bl. in Mcißrn bi- längstens Donnerstag Vormittags 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beitrage, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, mit großem Danke angenommen, nach Befinden honortrt. Redaktion. u m s ch a u. Die Preußen scheinen in Schleswig vollstän dig die Dänen spielen zu wollen und die tapfern Soldaten von Düppel und Alsen müsien jetzt Jagd auf verdächtige Fahnen und Worte machen. Der 16. November, der Proclamalionstag des Herzogs Friedrich, wurde von vielen Einwohnern der Stadt Schleswig dadurch gefeiert, daß man die schleswig- holsteinische Fahne wehen ließ. Das erregte nun ven Zorn der Preußen; überall mußte die Fakire herabgenommen werden, und wer es nicht selbst that, wurde zu 50 Mark Brüche veruriheilt. Ein Bürger weigerte sich, den Befehlen eines Offiziers Folge zu leisten und berief fick auf das Gesetz, wurde aber mit den pöbelhaftesten Schimpsreden übergoßen und die Soldaten erhielten Weisung, mit dem „Kerl" wenig Umstände zu machen. Drei holsteinische Zeitungen, die an dem Recht des Landes festhalten, sind in Schleswig verboten worden. Zwischen dem Herzog Friedrich und dem Gou ¬ verneur von Schleswig, v. Manteuffel, hat sich ein Federkrieg entspannen, der immer erbitterter wird. Der Herzog kann sich nicht mehr nach Schleswig wagen, ohne sich der Arretur auszusctzen und Preu ßen stachelt fortwährend an Oesterreich herum, da mit dieses den unbequemen Mann auch aus Hol stein auswcise; bis jetzt aber ohne Erfolg. — Zwei tapfere Gegner, die sich vor zwei Jabren bei der Insel Helgoland bis auf den Tod bekämpft haben, die österreichische Fregatte Schwarzen berg und die dänische Fregatte Niels Juel tra- sen sich neulich im Hafen von Athen. Die Com- mandeure Tegetthoff und Soenson statteten einander m großer Uniform Besuche ab und die Ofsiüere tauschten ihre Photographien. — Wer kann aus Oesterreich klug werden? In demselben Augenblick, wo den Protestanten die Erbauung eines Bcthauscs in Meran von dem Ministerium in Wien abgeschlagen wird, findet die Einweihung der „evangelischen Salvatorkirche" in Prag statt. Diese Kirche ist ein charakteristi sches Stück österreichischer Geschichte. Sie wurde erbaut 1614 von Andreas Schlick, einem der Häupter der böhmischen Protestanten. 1621, nach der unglücklichen Schlacht am weißen Berge, fiel das Haupt ihres Erbauers unter dem Beile des Scharfrichters und die Kirche wurde den Katho liken übergeben. Unter Kaiser Joseph wurde sie geschloffen, weil man nicht traute, sie den ur sprünglichen Eigentdümern zurückzugeben und sie doch auch nicht in ungerechtem Besitze lasten wollte. Am 5. November wurde sie ihrer ursprünglichen Bestimmung zurückgcgeben. Alle evangelischen Ge meinden Böhmens, so wie der Leipziger Gustav- Adolfs-Vcrein schickten Abgeordnete zur Einwei, Hungsfeier. Der Prager Stadtrath legte die Ein ladung sä sets, die übrigen Behörden thaten des gleichen. Aber die Schmach tbat man den Prote stanten an, daß man als Stellvertreter der Be, Hörden den Polizei-Commistär schickte. — Die hohen Herren in Wien wissen sich nicht recht in das Sparen zu finden. Neulich schick ten sie den Oberdirector Merkl nach Pesth, damit er die Labaksfabriken inspicire. Der Herr bezieht sehr hohe Diäten und hat kaum acht Tage in Pesth zu thun, wo es vortreffliche Gasthöfe giebt. Die Herren von der Finanz schickten ihn aber in keinen Gasthof, sondern wiesen ihm eine freie Woh nung und 450 fl. zu deren Möblirung an. — Den Finanzbehörden ist ein Decret zugegangen, daß künftig nur „mehre Bureaus zusammen ein Waschbecken und ein Handtuch bekommen könnten."