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Wochenblatt für . Wilsdruff, Tharaud, Noffen, Siebrnlehn und Sie Umgegenden. Amtsblatt für das Kömgl. Verichtsamt Wilsdruff «nd den Stadtrath daselbst. ^Eog, dm l3. Juli 1888. 28. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Von dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Viertels ahrgang beträgt lv Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche KSnigl. Postämter nehmen Bestellungen darauf an. Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in Wilsdruff sowohl (in der Redaktion), al- auch in der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längsten- Donnerstag Vormittag- 8 Uhr erbeten, Inserate nur gegen sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge, welche der Tendenz de- Blatte- entsprechen, mit großem Dank« angenommen, nach Befinden honorirt. Redaktion. Umschau. Es war vorauSzusehen, daß die Preußen nach Vereinigung ihrer Streitkräfte eine Hauptschlacht wagen würden, Diese ist denn auch am 3. Juli bei Königgrätz erfolgt und so furchtbar geworden, daß man in die Riesenkampfe der napoleonischen Zeit zurückgehen muß, um Vergleichungspunkte zu finden, Die Oesterreicher und Sachsen standen, an geblich 180,000 Mann stark, mit dem Rücken an Königgrätz, auf Anhöhen, von welchen ihre Artillerie Tod und Verderben unter die anrückenden Preußen spie, Prinz Friedrich Karl kämpfte lange mit ab« wechselndem Erfolge und Ungeheuern Verlusten, da die Infanterie den Auftrag hatte, die mit Kanonen gespickten Höhen zu nehmen. Von früh 8 bis 12 Uhr hatte die Schlacht schon gedauert, ohne daß die Preußen merkliche Fortschritte gemacht, beson ders wichen die Sachsen keinen Schritt zurück, sie standen nach Preuß. Berichten „wie Mau ern." Mit Schmerzen warteten die drei Corps des Prinzen Karl auf die übrigen Preuß. Truppen: Gegen 2 Uhr traf der Kronprinz, der durch ein österreichisches Corps aufgehalten worden war, auf der rechten Flanke und General Herwarth v. Bit tenfeld, der einen weiten Marsch gehabt hatte, auf der linken Seite ein. Die Nesterreicher von vorn und auf beiden Seiten angegriffen, mußten sich nun zurückziehen. Anfangs ging der Rückzug in völliger Ordnung vor sich, nahm aber an Schnel ligkeit zu, je näher die Armee den Elbübergängen kam. Bisher waren wir genölhigt, durch Ver gleichung der Schlachtberichte in preußischen und österreichischen Zeitungen die Wahrheit Herauszu sinden, was sich ost sehr schwer zeigte, da in meh reren Gefechten beide Theile sich den Sieg zuschrie ben; über diese Schlacht und den Rückzug von Königgrätz sind die Nachrichten von beiden Theilen einig, ja die Berichte aus Wien schildern mit noch düsterern Farben. So sagt ein Brief aus dem österreichischen Heere in der Augsb. Allg. Zeitung: „Die durch die Verheerung der Zündnadelgewehre in panischen Schrecken gerathenen Truppen waren nicht mehr zu halten, stoben nach allen Seiten aus einander, stürzten über die Elbbrücke, wo ein un beschreibliches Chaos entstand. Andere Truppen- theile, welche die Brücke nicht erreichen konnten, warfen sich in die Elbe, wo eine große Zahl Sol daten ihren Tod fand. Der Feind drang heftig nach und erbeutete viel Gefangene und Kriegsma terial jeder Art. „„Gegen die Zündnadelgewehre ist jeder Muth vergeblich; wir können uns nicht wie das Vieh schlachten lassen"" — diese Worte hört man von allen Verwundeten ausrufen, welche in langen Zügen in wahrhaft herzzerreißendem Zu stande ankommen. Und wie sieht cs auf der Prag- Wiener Bahn aus? Dieses grauenhafte Durchein ander, diese entsetzten Gesichter der zahllosen Flücht linge jeden Standes und Alters, die Haufen blut befleckter wimmernder Soldaten, dazwischen Gepäck, Kanonen, Kriegsmaterial, Pferde, Hornvieh und tausenderlei Dinge in unbeschreiblicher Verwirrung — dies alles gewährt ein Schauerbild, welches unS mit eisiger Hand die Haare sträubt." Der Verlust der Ocsterreicher wird, allerdings von preuß. Seite, auf 18,000 Todte und Verwun dete und 19,000 Gefangene geschätzt, doch dürfte die preuß. Armee an Todten und Verwundeten nicht viel weniger haben. 185 Kanonen und 16 Fahnen haben die Preußen erbeutet. Der Verlust von so viel Geschütz wird von den Oesterreichern damit erklärt, daß die Kanonen zum Theil aus stark